Protokoll der Sitzung vom 14.09.2011

................................................................................................................................... 401, 405 Abg. Bracht, CDU:......................................................................................................................................... 426 Abg. Dr. Braun, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:............................................................................................... 405 Abg. Dr. Konrad, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:............................................................................................. 425 Abg. Frau Blatzheim-Roegler, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:................................................................ 422, 430 Abg. Frau Brück, SPD:.................................................................................................................. 408, 414, 427 Abg. Frau Dickes, CDU:........................................................................................................................ 409, 414 Abg. Frau Ganster, CDU:.............................................................................................................................. 420 Abg. Frau Neuhof, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.......................................................................................... 400 Abg. Frau Ratter, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:............................................................................................ 415 Abg. Frau Spiegel, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.......................................................................................... 411 Abg. Fuhr, SPD:..................................................................................................................................... 406, 417 Abg. Guth, SPD:............................................................................................................................................ 402 Abg. Henter, CDU:......................................................................................................................................... 435 Abg. Hering, SPD:................................................................................................................................. 421, 425 Abg. Köbler, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:............................................................................................ 418, 429 Abg. Licht, CDU:............................................................................................................................................ 428 Abg. Noss, SPD:............................................................................................................................................ 430 Abg. Ramsauer, SPD:................................................................................................................................... 437 Abg. Schreiner, CDU:............................................................................................................................ 442, 443 Abg. Steinbach, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.............................................................................. 440, 443, 445 Abg. Wansch, SPD:....................................................................................................................................... 444 Abg. Weiner, CDU:................................................................................................................................ 415, 424 Beck, Ministerpräsident:................................................................................................................................ 422 Dr. Kühl, Minister der Finanzen:.................................................................................................... 432, 441, 446 Frau Ahnen, Ministerin für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur:.............................................. 412 Frau Höfken, Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten:............................. 403 Frau Lemke, Ministerin für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung:...................................... 407 Lewentz, Minister des Innern, für Sport und Infrastruktur:.................................................................... 419, 431 Präsident Mertes:................................................................................... 400, 401, 402, 403, 405, 406, 407, 408............................................................................................................................... 409, 411, 412, 413, 414, 415 Vizepräsident Dr. Braun:....................................................................... 415, 416, 418, 419, 420, 421, 422, 424............................................................................................................................................... 425, 426, 427, 428 Vizepräsident Schnabel:................................................................................ 439, 441, 442, 443, 444, 445, 446 Vizepräsidentin Frau Klamm:................................................................................ 429, 430, 431, 432, 435, 437

9. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz am 14. September 2011

Die Sitzung wird um 14:00 Uhr vom Präsidenten des Landtags eröffnet.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich darf Sie alle herzlich zur 9. Plenarsitzung begrüßen. Frau Demuth und Herr Haller werden mich hier oben als schriftführende Abgeordnete begleiten.

Entschuldigt sind die Kollegen Herr Günther, Frau Sahler-Fesel und Herr Seekatz wegen Krankheit oder Unfall.

Entschuldigt wird wegen einer anderen Verpflichtung auch Herr Staatssekretär Griese sein.

(Wiechmann, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Thomas ist doch da!)

Geburtstage hatten wir in dieser Zeit auch, und zwar ist Herr Hartenfels am 20. August 45 Jahre alt geworden. Da sitzt er. Sie sehen, er sieht für die 45 Jahre putzmunter aus.

(Beifall im Hause)

Das gilt auch für den runden Geburtstag unseres Kollegen Norbert Mittrücker. Er ist jetzt in die Klasse geraten, in der schon viele sind. Ich kann Ihnen nur empfehlen, suchen Sie ganz genau, was Sie wirklich wollen, und was Sie nicht wollen, machen Sie einfach nicht. Das ist die beste Empfehlung.

(Beifall im Hause)

Herr Licht hatte gestern Geburtstag. Für Sie gelten natürlich die besten Wünsche als Nachbar im Hunsrück.

(Beifall im Hause)

Herr Staatssekretär Griese hatte am 11. September seinen 55. Geburtstag. Ebenfalls alles Gute für Sie!

(Beifall im Hause)

Meine Damen und Herren, zur Tagesordnung:

(Unruhe im Hause)

Vielleicht darf ich Ihre Aufmerksamkeit ein bisschen erringen, damit wir die Tagesordnung gemeinsam hinbekommen. Sonst unterbrechen wir noch, damit Sie Ihre Gespräche zu Ende führen können, weil man immer entgegenkommend ist.

Also zur Tagesordnung:

Die Beschlussempfehlung zu Punkt 3 der Tagesordnung wurde am 13. September verteilt. Die Frist zwischen der

Verteilung und der zweiten Beratung ist mit der Feststellung der Tagesordnung abgekürzt.

Die fehlenden Drucksachen zu den Punkten 10 bis 14 der Tagesordnung wurden am Freitag fristgerecht verteilt. Änderungsanträge und Entschließungsanträge werden bei den jeweiligen Tagesordnungspunkten gesondert aufgerufen.

Meine Damen und Herren, haben Sie Hinweise über die vereinbarte Tagesordnung hinaus? – Wenn das nicht der Fall ist, stelle ich die Tagesordnung fest.

So sind wir schon mitten in der Arbeit. Ich rufe Punkt 1 der Tagesordnung mit dem ersten Thema auf:

AKTUELLE STUNDE

„Potenziale der Windkraft im Wald“ auf Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Drucksache 16/308 –

Die Aktuelle Stunde ist dreigeteilt. Das heißt, für jedes Thema haben wir in der ersten Runde fünf Minuten und in der zweiten Runde zwei Minuten. Da die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Antragsteller ist, darf sie auch beginnen. Frau Neuhof, Sie haben das Wort.

Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Damen und Herren! Die Energiewende ist eines der wichtigsten Themen der Zukunft. Sie bietet Entwicklungsmöglichkeiten für das Land und für die Kommunen. Die Pläne zum Ausbau der erneuerbaren Energien sind ambitioniert, ehrgeizig und umsetzbar. Ein konsequenter Ausbau der erneuerbaren Energien lässt folgende Ziele erreichen: Wir wollen bis 2030 100 % Strom aus erneuerbaren Energien. Bis 2020 wollen wir den Strom aus Windkraft verfünffachen.

Rheinland-Pfalz ist bis jetzt Vorreiter in der Erzeugung von Windenergie. Aktuell stehen bereits heute 10 % der insgesamt 1.125 Windenergieanlagen in Rheinland-Pfalz im Wald, davon allein 47 im Vorderhunsrück in den Forstämtern Kastellaun, Simmern und Boppard. Ich habe mir das selbst ansehen können. Es ist sehr überzeugend, wie das Konzept „Windenergie aus dem Wald“ dort umgesetzt worden ist.

Es gibt viele Anfragen von Forstämtern, Verbandsgemeinden und Kreisen, die insgesamt ein großes Interesse und eine große Akzeptanz für diese neue Form der Energiegewinnung aus dem Wald verbunden mit der regionalen Wertschöpfung erkennen lassen. Der Wald ist auch gut geeignet für die Windenergie. Ein Grund dafür ist, dass die technische Weiterentwicklung so weit fortgeschritten ist, dass die Kapazität der einzelnen Anlagen erhöht worden ist und die Bauhöhen es möglich machen, dass die Rotoren über dem Kronendach drehen. Dies verringert den Flächenverbrauch in den Waldbeständen. Die Topografie unseres Landes mit den windhöffigen Höhenlagen, den meist ortsfernen Lagen und der Einbettung der Anlagen in die Waldkulisse und

die damit verbundene Einschränkung des Landschaftsbildes sind weitere gute Gründe für den Standort Wald.

Es gibt eine große Einschränkung, nämlich besonders sensible Landschaftsbereiche scheiden als Windkraftstandorte aus. Das ist ganz selbstverständlich für uns. Wir wollen den Naturschutz natürlich beachten, und wir wollen auch diese sensiblen Waldgebiete schützen.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

Allerdings kommen Naturschutzgebiete und Kernzonen von Biosphärenreservaten nicht in Betracht, aber Gebiete wie „NATURA 2000“ werden einer Verträglichkeitsprüfung unterzogen. Es wird in vielen Gebieten mit einer Einzelfallprüfung auch möglich sein, Windkraftanlagen zu installieren.

Wir haben weiterhin große technische Fortschritte im Bereich von Schallschutz, Schattenschlag, Vogelschlag und Fledermausschutz erreicht und haben damit einen erhöhten Schutz für die Umwelt und für die Waldverträglichkeit. Somit können auch mögliche Konflikte mit Vögeln, geschützten Tierarten, Fledermäusen und vielen anderen Tierarten im Wald extrem verringert werden. Das bedeutet eben auch, dass bis 2030 eine gute Chance besteht, unser Energieziel zu verwirklichen.

Ein zweiter, ganz wichtiger und wesentlicher Bereich zur Ausweitung der Windenergie ist die kommunale Wertschöpfung für den ländlichen Raum. Es zeigt sich auch, dass viele Kommunen in Kooperation mit Grundstückseigentümern und Projektierern eine hohe Akzeptanz für diese neue Form der Energiegewinnung entwickeln.

Des Weiteren ist es zwingend notwendig, dass Solidarpakte institutionalisiert werden, weil das die Möglichkeit bietet, die Lasten gerecht zu verteilen und eine Wertschöpfung auch für Kommunen zu erschließen, die selbst nicht über die geeigneten Standorte verfügen, und somit durch die Konzentration von Windenergieanlagen an den geeigneten Standorten auch eine Verspargelung der Landschaft größtenteils reduziert wird.

Es lohnt sich also wirklich, zur Gewinnung von Energie aus Windkraft in den Wald zu gehen. Ich meine, es lohnt sich oft und wirklich und ist sehr erholsam, in den Wald zu gehen, aber die Energie aus dem Wald zu holen, bedeutet eine Vorreiterfunktion für Rheinland-Pfalz für diese Art der Energiegewinnung.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

Bei allem, was ich bis jetzt über Windenergie aus dem Wald bei Fachvorträgen gehört habe, kann ich nur zu dem Entschluss kommen, dass Rheinland-Pfalz auf einem wirklich guten Weg ist.

Danke.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD)

Ich erteile Herrn Kollegen Billen das Wort.

(Ramsauer, SPD: Er spricht für die CDU-Fraktion!)

Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Wind aus dem Wald holen bzw. Energie aus dem Wald holen ist ein schöner Begriff, aber wir müssen zumindest einmal sagen, wie das geschehen soll. Frau Kollegin, jetzt haben Sie von einem Konzept gesprochen. Ist das möglicherweise ein Geheimkonzept? Zumindest dem Plenum ist es bis jetzt nicht zugänglich.

(Beifall der Abg. Frau Klöckner, CDU)

Wir sind uns einig, wenn wir den Ausstieg aus der Kernenergie gemeinsam gestalten, dass sich dann das Landschaftsbild in der Bundesrepublik und auch in Rheinland-Pfalz verändern wird.

Das geht nicht zum Nulltarif. Eine windräderfreie Landschaft und trotzdem ein Ausstieg aus der Kernenergie werden nicht funktionieren.

Jetzt ist die Frage: Wohin stellen wir die Windräder, nach welchen Kriterien stellen wir die Windräder auf, und wer macht welche Vorgaben? – Das ist der Punkt, über den wir uns unterhalten und auch – glaube ich – im wohlverstandenen Sinne streiten müssen. Es ist nicht so einfach zu sagen, in ein Biosphärenreservat stellen wir keine Windräder.

(Dr. Braun, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Das hat ja keiner gesagt!)

Es könnte sein, dass das Biosphärenreservat sehr windhöffig ist, es keinen Menschen stören wird, nicht einmal das Landschaftsbild. Warum sagen wir dann Nein? Ich könnte Ihnen viele andere Beispiele nennen, wo die Frage gestellt wird: Warum sagen wir hier Ja und da Nein?