Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Vorweg auch von uns ein klares Bekenntnis zum Meister
brief, und deshalb, Herr Kollege Guth, Sie haben es schon vorweggenommen, wird es wohl heute dazu führen, dass wir Ihrem Antrag unter Ergänzung unseres Änderungsantrags, sofern Sie dem auch folgen wollen – so habe ich Sie verstanden –, dann auch zustimmen werden,
Die Problematik ist, die EU will den Zugang zu bestimmten Berufen innerhalb Europas vereinheitlichen. Das deutsche Handwerk befürchtet deshalb die weitere Aufweichung des Meisterbriefes, was schon einmal erfolgt ist.
In Deutschland gibt es 41 Berufe, in denen Handwerker sich nur dann selbstständig machen können, wenn sie den Meisterbrief in der Tasche haben. Das möchten wir auch, soweit es möglich ist, erhalten wissen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, warum ist der Erhalt des Meisterbriefes für uns in Deutschland und Rheinland-Pfalz so wichtig? – Das Handwerk ist in Rheinland-Pfalz ein bedeutender Wirtschaftsfaktor und leistet einen wichtigen Beitrag für Ausbildung, Beschäftigung und Wohlstand in unserem Land. Rund 52.000 Handwerksbetriebe in Rheinland-Pfalz beschäftigen doch sage und schreibe 261.000 Menschen mit 22.000 Auszubildenden bei einem Jahresumsatz von 25 Milliarden Euro. Dafür ist aus unserer Sicht auch eine große Grundlage genau der Erhalt dieses Meisterbriefes. Er garantiert eine hohe Ausbildungsquote, sichere und qualitativ hohe Handwerksprodukte sowie stabile Arbeitsplätze, und er ermöglicht, unabhängig von einer akademischen Bildung, hervorragende Aufstiegs- und Verdienstmöglichkeiten.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, das dem Meisterbrief zugrunde liegende System der dualen Ausbildung bietet vielen Jugendlichen eine berufliche Perspektive, gleichzeitig wird das duale Berufsausbildungssystem, das die theoretische Berufsausbildung in den Schulen und in den praxisorientierten Berufsbildungen in Unternehmen kombiniert, als der zentrale Grund für die im europäischen Vergleich niedrige Jugendarbeitslosigkeit in Deutschland angesehen.
Ich darf betonten, viele andere Länder in Europa beneiden uns um dieses System, das wir auf keinen Fall in irgendeiner Form schwächen dürfen.
Was will jetzt die EU-Kommission? – Natürlich zunächst einmal im Weitestgehenden alles in Europa vereinheitlichen. Aber nicht alles Gleiche ist auch gleich. Deshalb ist es so wichtig, dass wir ein klares Bekenntnis zum Meisterbrief, der eine ganz andere Grundlage in der Ausbildung hat als die Ausbildung in anderen europäischen Ländern, abgeben.
Was tun wir, um dem entgegenzutreten, Herr Kollege? – Da darf ich zunächst darauf hinweisen, dass wir von der Union auf Bundesebene darauf gedrungen und den Vorschlag gemacht haben – es wurde von Ihrer Partei mit aufgegriffen –,
dass es im Koalitionsvertrag aufgenommen wird. Es wurde im Europawahlkampf immer wieder in den Mittelpunkt gestellt, und wir haben auch bei unseren Bundesvorstandsklausuren und Mittelstandsvorstandsklausuren der Union immer das Bekenntnis abgegeben. Der Bundesrat hat zwischenzeitlich einen Beschluss dazu gefasst, und auch der Zentralverband des Deutschen Handwerks steht ausdrücklich zum Erhalt des Meisterbriefes in der jetzigen Form.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, nun zu unserem Änderungsantrag. Da hat sich das jetzt etwas relativiert. Ich freue mich darüber, dass auch Sie dem doch sehr wichtigen Punkt zustimmen wollen, den wir in einen solchen Antrag mit hineinbringen müssen, dass gerade im Bereich der Gleichwertigkeit und Durchlässigkeit der beruflichen Ausbildung ein ganz entscheidender Schwerpunkt gesetzt werden muss. Wir wissen alle, in der Öffentlichkeit gibt es – ich will es nicht sagen – einen Akademisierungswahn, aber so eine Akademisierungsrate, die sich immer wieder breitmacht.
Nach wie vor glaubt man hierzulande, dass hohe Akademikerquoten Wohlstand, Wissen und Zukunft unseres Landes sichern. Wenn man es aber genauer betrachtet, ist es genau so nicht.
Wir haben in Deutschland zwischenzeitlich – das ist eine eigentlich schon erschreckende Zahl – 17.000 verschiedene Bachelor- und Masterstudiengänge, alle haben inzwischen wohlklingende, oft fantasievolle englische Bezeichnungen, weil es international angeblich die Berufschancen eröffnet und verbessert, aber umgekehrterweise ist die Frage zu stellen, ob die immer so zielführend für die Zukunft eine Wertigkeit haben.
Leider sind wir drauf und dran, genau diesen Weg der immer mehr geforderten Akademisierung zu gehen. Ich glaube, deshalb müssen wir genau dieses Signal Richtung Meisterbrief setzen, der absolut gleichwertig zu einer akademischen Ausbildung zu setzen ist.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, der Meisterbrief sichert im Handwerk einen hohen Qualitätsstandard – wir wissen das als Verbraucher – und eine fundierte Ausbildungsleistung. Er schützt Verbraucher und verhindert Insolvenzen von Betriebsinhabern.
Die Landesregierung sollte sich deshalb – deshalb stimmen wir heute zu – bei der Europäischen Union nachdrücklich für den Erhalt des Meisterbriefs als hoch qualifikationsgebundenen Berufszugang starkmachen.
Wir können nur in dieser Runde sagen, wir als CDULandtagsfraktion, aber auch in unseren Funktionen auf Bundes- und Landesebene in anderen Gremien, werden uns mit Nachdruck für den Erhalt und die Stärkung des Meistertitels einsetzen. Wir freuen uns über Ihre Zustimmung zu unserem Änderungsantrag. Damit signalisiere ich auch – damit ist der Antrag rund –, dann werden wir selbstverständlich auch Ihrem Antrag zustimmen.
Als weitere Gäste auf der Zuschauertribüne begrüße ich Schülerinnen und Schüler der 8. Jahrgangsstufe der Realschule plus Haßloch. Seien Sie herzlich willkommen im Landtag!
Jetzt hat Frau Staatsministerin Lemke das Wort, nein, Herr Abgeordneter Schlagwein. Ich freue mich auf Ihre Rede, bitte schön.
(Alexander Licht, CDU: Machen Sie aus Ihrem Herzen keine Mördergrube! – Christian Baldauf, CDU: Platz 2 ist schon besetzt!)
Meine Damen und Herren, ich komme jetzt zum Thema. Als ich das erste Mal in meinem Leben mit einem Meister konfrontiert wurde, geschah das über ein Hörspiel des Bayerischen Rundfunks. Da ging es um einen Kobold, der in einer Münchener Tischlerwerkstatt hängen geblieben war. Seitdem ist für mich Meister sehr positiv besetzt. Ich war damals zehn oder elf Jahre alt.
Zu diesem Respekt, den man als Kind für handwerkliche Qualität ohnehin schon entwickelt, kommt inzwischen die Wertschätzung, die Möglichkeit eines Erwachsenen zu bewerten, was mit dieser Qualifikation des Meisterbriefes insgesamt alles verbunden ist und was das Meisterhandwerk gerade auch hier in Rheinland-Pfalz an wirtschafts-, bildungs- und sozialpolitischer Bedeutung mit sich trägt.
Bei der diesjährigen Meisterfeier der Handwerkskammer Koblenz Anfang des Jahres hielt Frau Professor Dr. Edda Müller die Festrede, Frau Professor Dr. Müller von Transparancy International, also Transparancy bei der Handwerkskammer, das wollte ich einmal erwähnen.
Erwähnen wollte ich aber auch, was sie in ihrer Festrede gesagt und angesprochen hat. Sie hat das Thema Ethik im Wirtschaftsleben angesprochen. Sie sprach über Globalisierung, über zunehmend anonyme Märkte, über die Intransparenz der Märkte und setzte den Wert der persönlichen Beziehung, des Vertrauens, der Glaubwürdigkeit
Damit hat die Vorsitzende von Transparancy eine grundlegende Qualität des wirtschaftlichen Austausches angesprochen, die wir hier gemeinsam verteidigen und hochhalten sollten. Glaubwürdigkeit und Vertrauen sind der goldene Boden des Handwerks. Diesen Boden bereitet die Qualität der dualen Ausbildung mit dem Abschluss des Meisterbriefes als Gütesiegel der handwerklichen Leistung.
Wenn wir heute mit Jungmeisterinnen und Jungmeistern sprechen, dann machen sie deutlich, es geht ihnen neben den beruflichen und wirtschaftlichen Motiven auch um eines, nämlich die gesellschaftliche Anerkennung des Meisterbriefes. Deshalb geht die Europäische Kommission in die Irre mit ihren anhaltenden Versuchen, diesen Standard infrage zu stellen. Sie stellt die Dinge gewissermaßen auf den Kopf. Die handwerkliche Berufsqualifizierung, die duale Ausbildung ist nicht die Ursache von, sondern eine wirksame Waffe gegen Jugendarbeitslosigkeit zum Beispiel. So herum ist es richtig.
Wer die gute Qualifikation als Beschränkung des Berufszugangs, als Gefahr der Marktverzerrung oder auch, so die EU-Kommission, als Gefahr höherer Preise missversteht, der sei daran erinnert, dass die deutsche Sprache eine feine, aber wichtige Unterscheidung, nämlich zwischen billig und preiswert, kennt.
Gerade auch im Sinne der Nachhaltigkeit ist handwerkliche Qualitätsarbeit der richtige, nämlich der preiswertere Gegenentwurf zu billigen Wegwerfwaren. Nebenher muss ich sagen, finde ich es schade, dass sich in einem Land mit unserer Brotkultur Backfactorys breit machen, die mit Handwerk nichts und mit Brot nur noch sehr wenig zu tun haben.
Wer nach Fachkräftesicherung fragt, dem sei gesagt, dass die Ausbildungsleistung des deutschen Handwerks im dualen System die allererste Grundlage der Fachkräftesicherung ist und nicht ihr Hindernis. Dieses Ausbildungssystem gehört nicht abgeschafft, sehr wohl ergänzt und flankiert. Es sind einige Stichworte wie Meister-BAföG und Coaches für betriebliche Ausbildung genannt worden.
Gerade die Coaches für betriebliche Ausbildung will ich erwähnen; denn wir werden auch in Zukunft mehr und mehr auf Menschen zurückgreifen müssen, die von außerhalb unseres Landes den Weg zu uns gefunden haben oder noch finden werden. Auch da federn die Coaches für betriebliche Ausbildung die besonderen Problemlagen dieser Nachwuchssicherung ab.
Letzte Anmerkung: Kein Weg wird als flankierende Maßnahme daran vorbeiführen, in diesem Land endlich vom Gestrüpp eines Einwanderungsverhinderungsrechts hin zu einem Einwanderungsgesetz zu kommen.
Denn warum sollte – um zum Anfang zurückzukommen – nicht jene Münchener Tischlerwerkstatt eines Tages von sagen wir einem syrischen Flüchtling übernommen werden, der sich hier im Land eine Existenzgrundlage aufgebaut,