Nur, meine Damen und Herren, Herr Vahrenholt - und der Umweltminister war auch bei den nachfolgenden Diskussionen anwesend - hat gerade letzte Woche klipp und klar gesagt - und Herr Vahrenholt als Chef der REpower systems AG ist immerhin ein von Ihnen anerkannter Fachmann -, dass der Anteil der Windenergie nie mehr als 20 bis 25 % betragen werde und ein höherer Anteil Quatsch sei. Das musste sich auch Herr Müller immer anhören und Herr Vahrenholt ist nicht unbedingt jemand, der der CDU zuzurechnen ist.
Klipp und klar wurde auch gesagt, die Kernkraft sei zurzeit unverzichtbar. Er sagte, für die Entwicklung und Erforschung alternativer Energien bräuchten wir zehn Jahre. Das Beispiel der Offshore-Technik in Dänemark hat gezeigt, dass Dänemark noch nicht so weit ist. Diese zehn Jahre seien erforderlich und auch die Windenergie brauche noch zehn Jahre, um wettbewerbsfähig sein zu können. Das dürfen wir doch nicht vergessen, meine Damen und Herren.
Vielleicht darf ich auch diesen oder jenen noch einmal daran erinnern: Schleswig-Holstein hat sein Wachstum in der Industrie und Wirtschaft erst entfalten können, als wir die Kernkraftwerke im Norden bekamen. Dies gilt genauso für den damaligen Push für Hamburg; das dürfen wir nicht vergessen. Preiswerte Energie, die wettbewerbsfähige Firmenstandor
Insofern sollten wir diese Diskussion vernünftig führen. Es geht nicht um „Kernkraft gegen Wind“, sondern es kommt auf den Mix an. Lasst uns vernünftig für die Zukunft planen! Anders kommen wir nicht weiter.
Zu einem Kurzbeitrag nach § 56 Abs. 4 der Geschäftsordnung erteile ich dem Abgeordneten Manfred Ritzek das Wort.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Zwei Zahlen mögen verdeutlichen, dass es unzweifelhaft ist, dass sich alle darum bemühen, den Anteil der regenerativen Energien zu erhöhen und den der fossilen Rohstoffe zu senken.
Wir verzeichnen heute weltweit einen Treibhausgasausstoß von 25 Milliarden t und der Energiebedarf wird zu 90 % von fossilen Rohstoffen gedeckt. Die fossilen Rohstoffe sind endlich, der Ausstoß von Treibhausgasen muss reduziert werden.
Die regenerativen Energien in Deutschland decken gerade einmal 3,1 % des gesamten Energiebedarfs von 480 Millionen t Steinkohleeinheiten. Die Windkraftenergie ist einer der kleinsten Anteile innerhalb der 3,1 %, allerdings werden etwa 8 % für den Strombedarf bereitgestellt. Das ist richtig.
Ich bitte darum, nicht so zu tun, als wenn die Windkraftenergie das Heil der Welt ist. Wir müssen hier wirklich aufpassen. Der Kollege Matthiessen ist leider nicht da - er sagte, die CDU kümmere sich nicht um regenerative Energien. Die CDU oder die CSU waren die Ersten, die die Wasserkraft als regenerative Energie ausgenutzt haben. Diese Kapazitäten sind erschöpft. Deshalb ist es normal, dass wir hier oben, wenn wir Wind haben, die Windkraft nutzen. Nur: Es muss sinnvoll, effizient und effektiv gemacht werden.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es muss noch einmal deutlich gemacht werden, dass vor allem die CDU, aber in Teilen auch die FDP mit einem künstlichen Gegensatz versucht, sich herauszureden, und gar nicht merkt, dass sie einiges versäumt hat. Es geht nicht allein um die Windkraft, Herr Kerssenbrock. Die Windkraft ist eine bestehende, ausgereifte Technologie, die wird ihren Erfolgsweg weitergehen. Wir müssen uns jetzt den weiteren erneuerbaren Energien zuwenden.
Auch die standen im Mittelpunkt der Konferenz in Bonn, zu der Sie mit dem Flieger an- und abgereist sind, was ich sehr passend finde, Herr Kerssenbrock.
- Ich bin mit der Bahn gefahren. - Diese kleine gemeine Bemerkung am Rande musste ich loswerden. Sie sind überhaupt nicht in der Lage, die gesamte Dimension dieses Themas aufzunehmen.
Herr Eichelberg, wenn wir nicht mit der vorausschauenden Vision, Schleswig-Holstein mit 50 % in der Stromenergie aus Wind zu versorgen, an die ganze Aufgabe herangegangen wären, hätten wir niemals das 25 %-Ziel längst erreicht und wären niemals auf das 50 %-Ziel 2010 hinmarschiert.
Wir brauchen auch ein bisschen den Ausblick in die Zukunft und die Zukunft heißt, dass wir 100 % aus erneuerbaren Energien im gesamten Wärme-, Energie- und Verkehrsbereich werden haben müssen, weil uns die fossilen Energien ausgehen, weil auch das Uran eine endliche Ressource ist, die im Übrigen nicht unbedingt in Deutschland vorzufinden ist, sondern aus Australien, Südafrika und was weiß ich woher kommt, Herr Kerssenbrock. Diese Abhängigkeiten möchte ich nicht haben, abgesehen von den ungeklärten Fragen der Entsorgung.
Sie kommen mir manchmal vor wie ein Don Quichotte - aber das ist ja schon an anderer Stelle gesagt worden -, der jetzt nicht mehr gegen alte Getreide- oder sonstige Mühlen, sondern gegen unsere Windkraftwerke anläuft. Kein Wort über Biomasse, kein Wort über Photovoltaik, kein bisschen über Geothermie,
kein bisschen über Wellenkraft und nur ganz wenig über Energiesparen. Das sind die Energiequellen der Zukunft. Für diese Energiequellen der Zukunft haben wir Schleswig-Holstein durch einen beispiellosen Rush im Bereich der Windenergie fit gemacht.
Wir werden als Energieland Nummer eins in der Bundesrepublik genannt. Wir wurden auf der Parlamentarierkonferenz immer wieder zitiert, ob es afrikanische, amerikanische oder asiatische Kolleginnen und Kollegen waren, die deutlich gemacht haben: In Fragen der Energie von Schleswig-Holstein lernen heißt, auch siegen lernen.
Herr Abgeordneter Hentschel, bevor Sie sich zu Wort gemeldet haben, hat sich eine andere Rednerin zu Wort gemeldet. Zunächst gebe ich der Frau Abgeordneten Aschmoneit-Lücke nach § 56 Abs. 4 der Geschäftsordnung das Wort. Dann sind Sie dran, Herr Hentschel. Ladies first!
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Kollege Nabel, ich habe eben - wie immer - deutlich zugehört, als Sie gesprochen haben. Sie haben gesagt, die Windkraft sei eine ausgereifte Technologie. Da kann man Ihnen zustimmen oder auch nicht. Aber wenn Sie das sagen, ist eines jedenfalls klar: Dann braucht es keine Anschubsubventionen mehr,
die wir nach wie vor haben über das EEG - ob Subvention, Unterstützung oder wie auch immer Sie das nennen wollen. Sie haben doch selbst immer gesagt, das EEG habe dazu geführt, dass die Windenergie in Schleswig-Holstein so boomt.
Ich wollte eigentlich zum Kollegen Harms etwas sagen. Herr Kollege Harms, gerade der SSW sagt ja immer, wir sollten den Blick über den Tellerrand heben, und zwar immer in Richtung Dänemark. Ich muss mich doch sehr wundern, dass keiner von Ihnen, auch Sie nicht, zum Thema Offshore irgendetwas gesagt hat, dass der größte Offshore-Windpark vor Dänemark in der Nordsee alle 80 Geräte abbauen muss, weil die Geräte der Nordseeluft nicht standhalten. Sie sagen gar nichts dazu, Sie stellen sich hierhin und reden über Offshore-Windkraft und sagen,
Windkraft sei etwas ganz Tolles, und verlieren kein Wort dazu. Das kann ich überhaupt nicht verstehen.
Eines sollten wir daraus zumindest lernen, dass Versuche an Land für die Offshore-Windkraft nicht ausreichen. Wir versuchen das im Moment ja. Das ist ja die Idee. Versuche an Land werden uns nicht die richtigen Ergebnisse bringen - davon bin ich fest überzeugt.
Nun noch einmal zu der Konferenz in Bonn! Es gab große Hoffnungen bei den Teilnehmern, insbesondere aus den afrikanischen Ländern. Das habe ich gesehen und gehört, sehr eindrucksvoll. Was ich übrigens sehr eindrucksvoll fand, war, dass diese Länder ganz offensichtlich ihre allerbesten Leute dorthin geschickt haben. Das war eine Konferenz, die uns allen sehr gut getan hat.
Ich habe mich an dem Abend mit einzelnen Vertretern unterhalten, zum Beispiel aus Papua Neuguinea, zum Beispiel aus Mali. Da ist mir Folgendes gesagt worden, gerade aus Mali: Es ist ja sehr schön, nur, da werden uns Windräder auf die Riesenfläche, die wir haben, hingestellt - wir haben auch genügend Wind - und dann gehen die Leute wieder, in diesem Fall Frankreich - Mali ist ja früher eine französische Kolonie gewesen -, und lassen die Windräder da stehen. Die verrotten innerhalb kürzester Zeit, weil wir weder das Kapital noch das Wissen haben, mit dieser Technologie überhaupt umzugehen.
- Darf ich bitte einmal ausreden? Wir dürfen die Hoffnungen dieser Länder doch nicht irgendwo als Luftblase zerplatzen lassen.
Der Kollege Graf Kerssenbrock hat etwas über Biomasse gesagt. Wir müssen uns schon überlegen, was wir gerade diesen Ländern anbieten wollen. Sicherlich nicht Kernkraft, aber sicherlich auch nicht irgendeine Technologie, mit der diese Menschen nicht umgehen können oder für die sie kein Geld haben.
Bitte lassen Sie uns wirklich ernsthaft mit dem Thema umgehen. Gerade diese Länder haben unsere volle Aufmerksamkeit verdient.
(Beifall bei FDP und CDU - Karl-Martin Hentschel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war ein peinlicher Beitrag zur Entwick- lungspolitik! - Weitere Zurufe)
Bitte kein Dialog von Bank zu Bank, sondern nutzen Sie die Möglichkeit des Mikrofons! In diesem Sinne hat jetzt Herr Abgeordneter Karl-Martin Hentschel die Möglichkeit, einen Dreiminutenbeitrag nach § 56 Abs. 4 unserer Geschäftsordnung zu leisten.
Wir wissen mittlerweile in der Entwicklungspolitik sehr gut, dass die Voraussetzung für den Einsatz von modernen Technologien die Ausbildung von einheimischen Fachkräften ist. Das ist die Grundlage für eine erfolgreiche Entwicklungspolitik. Wenn Sie das nicht leisten, werden sie - egal, welche Technologie Sie dort hinbringen - innerhalb kürzester Zeit verrotten. Das wissen wir. Deswegen ist eine vernünftige Entwicklungspolitik auch so angelegt, dass die Ausbildung die Grundlage ist. Das haben wir übrigens auch gestern in „Ecopolicy“, dem schönen Computerspiel, wieder gelernt.