(Beifall der Abgeordneten Martin Kayenburg [CDU], Dr. Ekkehard Klug [F.D.P.] und An- gelika Birk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])
um gerade in Mangelbereichen zusätzlich ausbilden zu können. Dem Problem des Übergangs von der zweiten Ausbildungsphase in die Schule muss genauso begegnet werden wie dem der ersten Phase vom Studienabschluss zum Referendariat.
Das ist ein wichtiger Punkt, über den wir weiter beraten müssen und der in den nächsten Wochen und Monaten haushaltsmäßig unterfüttert werden muss.
Zu den Unterrichtsergänzungsfonds! Was die F.D.P. vorschlägt, wollen wir gern sehr offen prüfen. Wir haben eine ganze Reihe von Fragen, weil das im Rahmen eines solchen Antrags natürlich immer sehr holzschnittartig aufgeschrieben werden muss. Das scheint uns ein sinnvoller Weg der Ergänzung zu sein, um konkrete Probleme zu lösen.
Der ganze Bereich von Seiten- und Quereinsteigern ist in der Tat eine umfassende Diskussion wert. Die Kürze der Zeit macht es nicht möglich, auf die verschiedenen Aspekte einzugehen. Viele Punkte sind völlig unstreitig, wo es darum geht, Leute mit einem Diplomabschluss im Berufsschulbereich ins Referendariat zu lassen. Wir sind uns in dem einig, was passieren muss. Wir haben aber noch Diskussionsbedarf und sind nicht mit allem einverstanden, was die Frage angeht, welche Qualifizierungswege im Einzelfall beschritten werden müssen, um diejenigen aus anderen Berufen herauszuholen, die einen Studienabschluss haben. Sie müssen sehr passförmig nachqualifiziert werden. Da muss man etwas offener sein, als das bisher von Lehrerverbänden und Lehrergewerkschaften formuliert worden ist. Auch das sollten wir im Ausschuss konkret weiterberaten.
Lassen Sie mich als Vorletztes noch ein Wort zum Thema Flensburg sagen. Ich will nicht die Startprobleme in Abrede stellen, die die Teilkonzentration der Lehrerausbildung in Flensburg mit sich gebracht hat. Meines Erachtens ist es aber unakzeptabel und unseriös, wenn man jetzt so tut, als ob es jetzt in Flensburg keine Trendwende gegeben hat. Wir haben im letzten
Wintersemester in Flensburg, alle Lehramtsfächer zusammengenommen, eine Steigerung der Erstsemesterzahlen um 24 % zu verzeichnen.
(Vereinzelter Beifall bei SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und SSW - Martin Kay- enburg [CDU]: Und absolut?)
- Sie mögen das lächerlich finden, ich halte das für eine enorme Leistung, die die Flensburger hier durch ihre Werbung für Studienplätze erreicht haben.
(Vereinzelter Beifall bei SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und SSW - Zuruf des Ab- geordneten Lothar Hay [SPD])
Ich will diesbezüglich noch auf die Ausführungen des Kollegen Klug eingehen. Ich finde, man sollte darüber nachdenken, ob bei technischen Studiengängen im Berufsschulbereich die Kompetenzen, die beispielsweise bei der Technischen Fakultät in Kiel vorgehalten werden
- ich komme zum Schluss, Herr Präsident, möchte aber diesen Satz gern noch zu Ende führen -, in irgendeiner Form in die Hochschulausbildung einbezogen werden können. Ob das möglich ist, wollen wir gern ergebnisoffen prüfen. Ansonsten bleiben wir dabei: Die Entscheidung für Flensburg wird nicht zurückgedreht. Wir wollen die Hochschule nicht kaputtreden, sondern wollen ihr eine Entwicklungschance geben. Alles Weitere können wir im Ausschuss besprechen.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Etwas mehr Aufmerksamkeit als bei manch anderem hier im Saal kann ich beim Finanzminister und selbstverständlich auch bei der Bildungsministerin feststellen. Das ist gut so.
- Er ist im Augenblick zwar abgelenkt, aber bei den Worten des Abgeordneten Weber war die Aufmerksamkeit gegeben, insbesondere, als es darum ging, mehr Referendariatsplätze und mehr Plätze für vorzuziehende Neueinstellungen bereitzustellen. Zu
Recht stellen wir finanzielle Fragen an den Anfang unserer Überlegungen. Dieses Land hat schon in der Vergangenheit große Anstrengungen unternommen, um den Bildungsbereich attraktiver zu machen, und kann sich da im Bundesvergleich durchaus sehen lassen. Wir haben uns nun nach langen Diskussionen in den Regierungsfraktionen zu dieser Forderung entschlossen, aber nicht so, wie es bei der CDU offensichtlich nach dem Motto: „Wer bietet mehr?“ zu sein scheint. Wenn man sich auf eine zehnjährige Oppositionszeit einrichtet, dann kann man ja auch locker einmal die Einstellung von 500 Lehrern auf einen Schlag fordern.
Aber da wir vorhaben, noch länger zu regieren, fragen wir natürlich: Wer soll das bezahlen? Deshalb sind wir mit unseren Forderungen etwas vorsichtiger.
(Martin Kayenburg [CDU]: Das haben wir doch nachgewiesen, wie das geht! - Thomas Stritzl [CDU]: Geben Sie der Wahrheit eine Chance!)
Ich stimme allerdings mit Herrn Weber überein - das entspricht auch unserem Forderungspapier, das wir schon Ende Januar zum Thema Lehrerversorgung und zum Thema Qualifizierung der Schulen vorgelegt haben -, dass eine genaue Bedarfsprognose nötig ist. Ich freue mich, dass diese Forderung, die wir Ende Januar sehr dezidiert vorgetragen haben, nun endlich auch bei allen Fraktionen Schule macht. Es ist natürlich schwierig; das gebe ich zu. Es geht mir auch nicht darum, aufs Komma genau zu sagen: So viel Lehrer brauchen wir morgen und soundso viele übermorgen. Es geht mir vielmehr darum, dass die Parameter, die die Entscheidungen regional oder aufgrund von Befürchtungen beeinflussen, wie die Angst, an Hauptschulen gehen zu müssen, oder eine Teilzeitquote, genauer durchleuchtet werden. Das dient nicht dem Ziel, sie auf ewig zu verfestigen, sondern dazu, unter Umständen gegensteuern zu können.
Herr Weber und ich sind da ganz einer Meinung. Eine Antwort darauf ist uns die Landesregierung in der Tat noch schuldig. Ich erkenne aber an, wie schwierig diese Aufgabe ist, weil eine Änderung bei der Einstellung von Lehrerinnen und Lehrern aufgrund des Generationenwechsels nicht nur eine Frage des Geldes und von nackten Zahlen ist, sondern weil dabei auch „weiche“ Faktoren eine Rolle spielen. Hier ist also mehr zu tun.
Ein weiterer Punkt ist ganz zentral: Es müssen endlich die Tore für Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger aufgemacht werden.
Ich freue mich, dass sich hier auch die Opposition unserer Auffassung vorsichtig annähert, obwohl die Vorstellung, jemanden, der schon viele Jahre nach einem akademischen Abschluss einen Beruf ausübt, erst noch in ein Studium und dann ins Referendariat zu schicken, nicht dem entspricht, was ich mir unter passgenauer Fortbildung vorstelle.
Ich glaube aber, dass Sie es sich nicht klarmachen, obwohl Sie es als Vertreter einer Partei, die der Wirtschaft nahe steht, wissen müssten, wie viele differenzierte Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten es in der Industrie gibt: berufsbegleitend, berufsunterbrechend. Warum kann man nicht von diesen Wegen lernen? Ich meine, die Kommission, die nun Vorschläge zur Lehrerbildung gemacht hat, über die wir sicherlich auch an anderer Stelle noch ausführlicher diskutieren werden, hat hier eine ganze Reihe von neuen Gedanken zusammengefasst. Ich denke, dass wir davon noch profitieren werden.
Meine Damen und Herren, auch wenn der Baulärm quasi ein Schutzschild darüber legt, herrscht mir im Moment doch zu viel Zerstreutheit im Plenum.
Unterschiedliche Meinungen bestehen in der Tat über die Höhe der Hürde für die Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger.
Außerdem haben wir in unserem Forderungspapier sehr deutlich mehr Flexibilität im Personalmanagement und die berühmte Forderung „Geld statt Stellen“ - nicht erst seit Januar - in den Vordergrund gestellt. Dass sich auch die Opposition endlich diesem Anliegen öffnet, finden wir gut.
Natürlich ist auch die Umsetzung dieser Maßnahmen im Detail nicht so einfach. Es darf nicht zu Ungerechtigkeiten zwischen einzelnen Schulen kommen, es darf nicht dahin kommen, dass alle gern Aushilfsunterricht in Kiel machen, aber niemand auf Sylt oder in Dithmarschen. Man muss sehen, dass es diese Probleme gibt, und sie entsprechend bekämpfen.
Trotzdem bleibt es richtig, dass die einzelne Schule ein Budget braucht, um Unterrichtsausfall kurzfristig zu beheben. Wir glauben, dass das ein Beitrag ist, um den langfristigen Unterrichtsversorgungsbedarf besser abschätzen zu können, weil sich dadurch kurz- und langfristige Perspektive - Eltern können immer nur eine auf bestimmte Fälle begrenzte Sicht haben - entmischen können. Hier sind ein Budget für die Schule einerseits und bessere Prognosen andererseits ein Mittel, um mehr Sachlichkeit in den Diskurs zu bringen.
Flexibilität im Personalmanagement heißt aber auch da sind wir, glaube ich, noch auseinander, Herr Klug -, dass in Zukunft Quereinsteiger und Leute, die aus anderen Berufen an die Schule kommen, nicht einen Qualitätsverlust mit sich bringen - ich erinnere an den berühmten pädagogischen „Volkssturm“, von dem Sie vor einigen Wochen gesprochen haben -, sondern einen Gewinn darstellen. Sie können nur dann ein Gewinn für die Schulen sein, wenn sie auf Didaktik und den Umgang mit Kindern und Jugendlichen vorbereitet werden und sich darin bewähren.
Ich bin hier aber weniger ängstlich als manch anderer hier im Saal. Ich glaube, dass es sehr viel mehr pädagogische Talente in nichtpädagogischen Berufen gibt, als mancher meint. Mancher, der „auf Lehramt“ studiert hat, muss ja aufgrund unserer bisherigen starren zweigeteilten Ausbildung feststellen, dass er für die Schule doch nicht so viel taugt. Aufgrund der Beamtenlaufbahn sieht er dann aber meistens keine andere Möglichkeit. Insofern wäre es gut, hier mehr Flexibilität hineinzubringen.
Nun haben wir uns auf ein Vorgehen verständigt. Ich finde es richtig, dass man jetzt, nachdem die Opposition Vorschläge gemacht hat, auch die Regierung ihre Vorschläge schon öffentlich vorgestellt hat und wir unsererseits schon im Januar an die Öffentlichkeit getreten sind, in eine Sachdebatte im Ausschuss eintritt.
Schon in der vergangenen Sitzungswoche haben wir eine ausführliche Bildungsdebatte geführt. Auch hier hat Rot-Grün gemeinsame Vorschläge vorgelegt und der Regierung Aufträge mit auf den Weg gegeben übrigens auch solche, die weit über das Thema Berufsbildung hinausreichen. In diesem Punkt unterscheiden wir uns von der Opposition. Es macht keinen Sinn, wenn wir auf jeder Landtagssitzung über die gleichen Anträge sprechen.
Wir werden die Punkte, in denen unser Antrag über das Bisherige hinausgeht, im Ausschuss gemeinsam besprechen und hoffentlich zu einem gemeinsamen Ergebnis kommen. Ich freue mich auf die Sachdebatte in dieser Frage und hoffe, dass wir schon zu Beginn des Schuljahres im nächsten Sommer gemeinsam neue Fakten auf den Tisch legen können.