Protokoll der Sitzung vom 21.06.2002

(Wolfgang Kubicki [FDP]: Wir haben 1 : 0 gewonnen!)

Mir fällt zu diesem Spiel und nach diesem Spiel nicht so wahnsinnig viel ein;

(Martin Kayenburg [CDU]: Die Qualität ist besser als das Niveau von vorhin!)

es sei denn, dass ich sage: 1 : 0. Und damit ist die Sache in Ordnung.

(Beifall bei CDU und FDP)

Also gehen wir zur Tagesordnung über. Heute liegt Ihnen ein CDU-Entschließungsantrag zum Thema Schulsport vor. Es mag zwar ungewöhnlich sein, dass ein einzelnes Schulfach hier im Landtag eine so herausragende Rolle genießt.

(Monika Heinold [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN]: Bei Musik haben wir das auch schon gehabt!)

- Das war mir vorher nicht klar.

Gerade der Schulsport hat es schwer, im Rahmen der stattfindenden Bildungsdebatten den ihm gebührenden Platz zu erkämpfen; er muss schon ein Stück darum kämpfen. Ich denke, im Jahr des Schulsports, Frau Erdsiek-Rave, ist es notwendig, sich auch Gedanken über die Fortentwicklung des Schulsports zu machen.

Körper und Geist, behaupteten schon die Römer, gehören zusammen.

(Wolfgang Kubicki [FDP]: Ach! Da kommt auch die Ministerpräsidentin!)

Nicht ohne Grund, Herr Kubicki, war das Gymnasium in der griechischen Antike eine Stätte zum Üben von Körper und Geist. Nicht nur traditionell gehört der Schulsport zu einem wesentlichen Bestandteil unseres Bildungsangebotes. Der Schulsport bietet nämlich mehr.

(Wolfgang Kubicki [FDP]: Disziplin!)

Er bietet unseren Kindern und Jugendlichen alles das, was durch PISA nicht abprüfbar war, aber in allen Lehrplänen als Schlüsselqualifikation genannt wird: Teamgeist, Verantwortungsgefühl für sich und andere, Austarieren der eigenen Leistung

(Wolfgang Kubicki [FDP]: Kampf!)

(Sylvia Eisenberg)

- na ja, das war heute nicht ganz so der Fall -, Fairness und Toleranz, aber auch die Erfahrung - eine Mannschaft musste diese Erfahrung heute machen -, Erster oder Letzter sein zu können,

(Holger Astrup [SPD]: Wie bei Landtags- wahlen!)

mit Erfolg und Nichterfolg fertig zu werden, sich auch einmal zähneknirschend, Herr Astrup, irgendjemand anderem zu beugen und auch einmal den Mund zu halten, entweder einer Obrigkeit, dem Lehrer, oder aber eben, wie in diesem Fall, dem Schiedsrichter gegenüber. Ich denke, das alles bietet der Sport unseren Kindern und Jugendlichen.

(Beifall bei CDU und FDP)

Nebenbei trägt er auch noch ein gut Teil zu einer ganzheitlichen Persönlichkeitsentwicklung bei.

Aus berufenem Munde - Frau Erdsiek-Rave, nicht lachen - darf ich zitieren:

„Sport tut nicht nur gut; Sport ist nicht nur aus vernünftigen Gründen empfehlenswert. Sport ist auch schön“,

stellte die Ministerin anlässlich der CAU-Tagung am 4. Juni fest.

(Wolfgang Kubicki [FDP]: Damit kann sie sich nur selbst gemeint haben!)

Damit es nicht nur bei diesen Worten der Ministerin bleibt, sondern der gesamte Landtag in SchleswigHolstein die Möglichkeit bekommt, sich positiv zum Schulsport zu äußern und aus dieser Position heraus auch etwas für den Schulsport zu tun, haben wir unseren Antrag gestellt.

Die Werbung für Sport und Bewegung muss schon früh beginnen - das wissen wir alle -: in den Elternhäusern, im Kindergarten, in der Grundschule. Wenn den Kindern schon im jüngsten Alter die Abneigung gegen sportliche Betätigung oder Bewegung anerzogen wird - wie das häufig in den vergangenen Jahren passiert ist -, so wird der Sport zum Zwang und den Kindern wird die Möglichkeit genommen, ihren Kopf frei zu machen, Stress abzubauen und Sport als das zu erfahren, was er ist, nämlich Spaß. Der Schulsport ist die Voraussetzung dafür, dass alle Kinder mit dem Sport in Berührung kommen, dass sie sich bewegen lernen, die Sportarten und die sportartenunabhängigen Bewegungsformen kennen lernen, dabei Erfahrung sammeln, und er ist auch die Voraussetzung dafür, dass sie hier unterschiedliche Bindungen finden, um sich auch nach Abschluss der Schule weiterhin sportlich zu betätigen.

Auf die gesundheitspolitischen Aspekte des Sports brauche ich, glaube ich, an dieser Stelle nicht einzugehen.

Allerdings sieht die Realität etwas anders aus. Im Fach Sport wird in unserem Lande am ehesten in den Schulen gekürzt, wie unsere Große Anfrage vom letzten Jahr ergeben hat. Im Grundschulbereich wird Sport zu einem hohen Prozentsatz von dafür nicht ausgebildeten Lehrern gegeben. In den allgemeinbildenden und den berufsbildenden Schulen besteht ein erheblicher Mangel an qualifizierten Sportlehrern und die vorhandenen Sportlehrer sind fast zur Hälfte über 50 Jahre alt. Das heißt, eine gezielte Werbung für Sportlehrer hat schnellstens zu beginnen. Eine fachspezifische und dem Alter und den Interessen der Jugendlichen entsprechende Fortbildung der Sportlehrerinnen und Sportlehrer ist notwendig. Didaktik und Methodik des Sportunterrichtes müssen ständig überprüft und den Ansprüchen angepasst werden.

Ihr Änderungsantrag, liebe Kollegen von der Mehrheitsfraktion, zeichnet sich dadurch aus, dass er jedenfalls zum Teil - das ist das Positive - inhaltlich mit unseren Aussagen übereinstimmt, allerdings die notwendigen Schlussfolgerungen daraus, wie ich sie eben genannt habe, nicht für erwähnenswert hält. Sie drücken sich wieder einmal vor konkreten Aussagen. Das ist schade; ich bedauere das außerordentlich. Damit beweisen Sie leider wieder einmal, dass Ihnen auch der Schulsport nicht besonders wichtig ist.

(Holger Astrup [SPD]: Na, na!)

Das Jahr des Schulsportes sollte eine Bewusstseinsänderung in der Gesellschaft bewirken; nicht umsonst ist dieses Jahr zum Jahr des Schulsports ausgerufen worden. Aber ich denke, dafür müssen auch wir als Politiker etwas tun, und zwar das, was in unserer Macht steht.

(Glocke des Präsidenten)

- Ich komme zum Schluss, Herr Präsident. Also, packen wir es an und stimmen Sie unserem Antrag zu!

(Beifall bei CDU und FDP sowie der Abge- ordneten Silke Hinrichsen [SSW])

Das Wort für die Fraktion der SPD erteile ich jetzt dem Herrn Abgeordneten Dr. Henning Höppner.

(Wolfgang Kubicki [FDP]: Sehr gut! Das ist der Mann für die Zukunft!)

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Das Jahr 2002 ist zum Jahr des Schulsports erklärt worden. Unsere Bildungsministerin hat aus diesem Anlass eine Broschüre herausgegeben, die uns deutlich macht, welch hohen Stellenwert der Sport in unserem Lande genießt. Der Sport hat in unserem kleinen Bundesland ausgesprochen günstige Standortvoraussetzungen. Dieses Land ist kleinteilig strukturiert. Das trifft nicht nur auf die Gemeinden zu, sondern auch auf die Vielzahl der Schulstandorte im ländlichen Raum. So gut wie jede Schule des Landes verfügt über eigene Sportanlagen, in der Regel sogar über eine eigene Sporthalle. Die Voraussetzungen für den Schul- und für den Vereinssport sind also von den äußeren Rahmenbedingungen her in unserem Lande als ausgesprochen günstig zu bezeichnen.

Das Jahr des Schulsports läuft in allen Veranstaltungen mit ausgesprochen großem Erfolg. Dennoch gibt es heute immer mehr Kinder mit mangelhafter körperlicher Entwicklung, mit motorischen Problemen und anderen Einschränkungen. Daher steht im Mittelpunkt des Sportunterrichts vor allem der Aspekt der gesundheitspädagogischen Vorsorge.

Meine Generation, die in den 60er-Jahren zur Schule gegangen ist, findet in den Schulzeugnissen immer noch den Begriff der „Leibeserziehung“, der versuchte, dies etwas genauer auszudrücken.

(Holger Astrup [SPD]: Das hat aber nicht viel geholfen!)

Sport muss auch in Zukunft fester Bestandteil einer ganzheitlichen Bildung sein. Deshalb kommt der Schule als einziger Institution, die alle Kinder und Jugendlichen erreicht, eine besondere Bedeutung zu. Hierüber sind wir uns alle einig. Wir wollen den Schulsport nicht nur in seiner gegenwärtigen Bedeutung stützen, sondern auch weiter nach vorn bringen.

(Vereinzelter Beifall bei der SPD)

Die CDU-Fraktion hat einen entsprechenden Antrag eingebracht. Leider - ich sage: leider! - konnten wir nicht zueinander kommen und hieraus einen gemeinsamen Antrag machen, obwohl wir Ihren Antrag in seiner Zielsetzung und in seinen Kernaussagen mittragen können.

(Holger Astrup [SPD]: Schade!)

Für Sie gab es leider einige unverrückbare Satzgefüge in Ihrem Antrag. Sie wollen das Unterrichtsfach Sport möglichst in seinen kleinsten Bestandteilen durchdeklinieren. Das kann man nachvollziehen, wenn man sich als Antragsteller die Vorstellungen eines Fachverbandes zu Eigen macht.

(Beifall der Abgeordneten Monika Heinold [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Wohl aus diesem Grund wird eine typische Forderung nach vorn getragen nach dem Motto: Nur wissenschaftlich ausgebildete Sportpädagogen dürfen oder sollen Sportunterricht an den Schulen betreiben.

(Holger Astrup [SPD]: So ein Unfug!)

In diesem Zusammenhang klassifizieren Sie die Fortbildung in den Sportvereinen leider als weniger qualifiziert, und das sogar im Zusammenhang mit den Trendsportarten. Dabei werden Trendsportarten in der Regel nicht innerhalb des Schulbetriebes entwickelt. Sie entstehen außerhalb der Schulen. Sportpädagogen müssen sich ihr Know-how in der Regel außerhalb der Schulen holen.

Wer auf die Kooperation von Schulsport und Vereinssport setzt, sollte die Leistungen des Vereinssports in Schleswig-Holstein nicht unterschätzen. Letztlich arbeiten Schule und Vereine meist mit den Kindern und Jugendlichen, die schulpflichtig sind.