Protokoll der Sitzung vom 12.09.2002

Ich erteile dem Abgeordneten Jensen-Nissen das Wort.

Ich glaube, Herr Kollege Nabel, Sie sollten sich hier nicht so laut äußern. Auch Ihre Zwischenrufe gehören in diese Kategorie.

Liebe Kollegen, ich denke, wir haben eine Debatte, die den Gegebenheiten so nicht gerecht geworden ist.

(Beifall bei der SPD und vereinzelt bei der CDU - Karl-Martin Hentschel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das kann man wohl sa- gen!)

Es sollten vor allem die nicht klatschen, die 14 Jahre Zeit hatten, diese Dinge im Lande zu regeln.

(Beifall bei CDU und FDP)

Es geht hier überhaupt nicht um Schuldzuweisungen an Frau Franzen, Herrn Buß, Herrn Wiesen oder Frau Ministerpräsidentin Simonis, nein, meine Damen und Herren. Es ist richtig, dass wir 14 Jahre darüber gestritten haben, die drei Kernelemente, die mit Wasser zu tun haben, in diesem Lande zu regeln.

(Konrad Nabel [SPD]: Abkommen!)

Das war zum einen der Küstenschutz. Da gibt es, glaube ich, eine große Einigkeit in diesem Haus. Es war der Hochwasserschutz, der eben nicht durch die GAK gedeckt war, aber aus der GAK hätte finanziert werden müssen. Dazu haben wir einen seriösen Vorschlag gemacht.

(Beifall bei CDU und FDP)

Es geht in diesem Land auch um die Binnenentwässerung.

(Zuruf des Abgeordneten Konrad Nabel [SPD])

- Seien Sie einmal ruhig, Herr Nabel, und hören Sie zu! - Wir haben in diesem Lande in jedem Jahr Überschwemmungen und wir wissen, dass a) die Pumpenleistungen nicht ausreichen und b) die Deiche marode

(Peter Jensen-Nissen)

sind. Dies hat sich immer weiter fortgesetzt und Sie haben in diesem Lande nichts dagegen getan.

(Beifall bei CDU und FDP - Zurufe von der SPD)

- Auch Dithmarschen war 1998 dabei. Dort waren wir mit Herrn Buß. Die Pumpenkapazitäten reichten nicht annähernd aus, sodass wir in einer Schnellaktion Pumpen aus Holland bestellen mussten wie diesmal auch. Warum haben wir diese Sache nicht geregelt? Das frage ich Sie.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, Schneekatastrophen und Starkwasserregenfälle hat es in diesem Lande immer wieder gegeben. Ich erinnere mich noch daran, als ich als Kind in Alberstedt in Nordfriesland acht Tage lang von meinem Vater zur Schule gebracht worden bin, weil er durch das Wasser musste und nicht weg konnte. Wir haben in den letzten 40 Jahren in Riesenanstrengungen versucht, das vernünftig zu regeln. Natürlich gibt es nun andere Voraussetzungen und Erkenntnisse. Diese sollten wir in eine moderne Wasserbewirtschaftung einfließen lassen.

(Beifall bei der CDU - Zuruf von der CDU: Sehr richtig!)

Ich sage Ihnen, Frau Gröpel - deshalb war Ihr Beitrag so unangemessen wie nur irgendetwas -: Es geht doch nicht darum, dass Retentionsflächen grün, rot oder schwarz sind, sondern wir müssen uns gemeinsam bemühen, sie vertraglich so zu sichern, dass wir sie haben.

(Beifall bei CDU und FDP - Zuruf von der CDU: Bravo!)

Lieber Rainder Steenblock, so sehr ich Sie auch schätze, muss ich doch sagen: Grüne Umweltpolitik hat in diesem Land dazu geführt, dass wir die geringste Neuwaldbildung haben, die es jemals gegeben hat. Das ist doch wahr.

(Beifall bei CDU und FDP - Glocke des Prä- sidenten)

- Ich komme gleich zum Schluss.

Herr Abgeordneter, kommen Sie bitte zum Schluss.

Ja! - Ich finde, dazu gäbe es viel zu sagen. Ich möchte es dabei belassen.

(Zuruf von der SPD: Das ist auch gut so!)

Abschließend möchte ich noch etwas zum Wasserverbandsgesetz sagen: Dass meinem Nachbar für 25.000 € der Keller voll gelaufen ist, weil der Wasser- und Bodenverband aufgrund des Wasserverbandsgesetzes keine Regelung schaffen konnte, damit das Wasser nicht mehr in das Haus hineinläuft, gehört auch zu den Merkwürdigkeiten dieser Regierungspolitik.

(Beifall bei CDU und FDP)

Ich habe noch fünf Wortbeiträge und eine angekündigte persönliche Erklärung aufzurufen. Ich rufe den Wortbeitrag des Abgeordneten Hay auf.

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Erstens. Gegenseitige Schuldzuweisungen, die hier in dem hohen Hause die letzten Minuten beherrscht haben, helfen den Menschen, die dringend unsere Hilfe brauchen, überhaupt nicht.

(Beifall bei SPD, CDU und SSW)

Zweitens. Ich glaube, wir sind uns in diesem Hause einig, dass wir den Menschen schnell und unbürokratisch helfen müssen.

(Vereinzelter Beifall bei der SPD)

Wir alle sind froh, dass der Deich in Lauenburg gehalten hat und bedauern die Schäden, die es in anderen Bundesländern gegeben hat. Diese Menschen brauchen auch unsere Hilfe. Diese müssen wir leisten. Das habe ich auch gestern im Rahmen meiner Haushaltsrede gesagt.

(Beifall bei SPD, CDU und SSW)

Drittens. Wer den Menschen sagt, wir können so weiterleben wie vor der Flutkatastrophe, der muss auch akzeptieren, dass wir als Sozialdemokraten sagen, dass wir das für einen Irrweg halten.

(Beifall bei SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Wir müssen den Menschen sagen, dass sich das Leben verändern muss, wenn wir in Zukunft solche Flutkatastrophen verhindern wollen. Dazu gehört ein verändertes Konsumverhalten und ein verändertes Verhalten in vielen anderen Bereichen. Darüber sollten wir sachlich in diesem hohen Hause streiten und wir sollten nicht die Einigkeit kaputtmachen, dass wir den Menschen helfen wollen, und zwar möglichst schnell und unbürokratisch, damit sie wieder ein Leben führen können wie vor der Flutkatastrophe. Das

(Lothar Hay)

sollten wir diesen Menschen vermitteln. Das ist einer Demokratie würdig und aus meiner Sicht der richtige Weg.

(Beifall bei SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN und SSW)

Das Wort hat die Frau Ministerpräsidentin.

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Naturkatastrophen, wie wir sie erlebt haben, eignen sich meiner Meinung nach nicht für parteipolitische Auseinandersetzungen.

(Beifall bei SPD und SSW)

Man muss schon fast froh sein, dass uns hier nicht alle zuhören können. Was wir zum Schluss geliefert haben, finde ich nicht überzeugend, um es vorsichtig zu formulieren.

(Dr. Heiner Garg [FDP]: Das gilt auch für Ihre Partei!)

Wir alle waren uns doch in den Zielen einig, dass wir dort, wo wir können, so schnell wie möglich helfen. Es gibt jedoch ein Problem. Es gibt leider Gottes keinen absoluten Schutz gegen Naturkatastrophen. Allerdings gibt es auch keinen Naturkatastrophenfonds, in dem man Geld ansammelt, damit man allen helfen kann. Es wird zu Ungerechtigkeiten kommen, dass die einen davonkommen, eventuell mit einem blauen Auge, und andere mit Schäden fertig werden müssen. Das wissen wir. Man kann aber nichts anderes versprechen. Wer das macht, gibt den Menschen eine falsche Sicherheit.

(Klaus Schlie [CDU]: Richtig! Schönen Gruß an Schröder! - Weitere Zurufe von der CDU)

- Ja, das sage ich ja. Das wird passieren. - Ich stimme ausdrücklich Herrn Hay zu, der gesagt hat, wir müssen den Menschen sagen, dass das so nicht weitergeht. Wir wissen nicht, woran was im Einzelnen liegt. Aber es gibt übereinstimmende Hinweise, dass sich in unserer Welt etwas ändert, zum Beispiel am Klima, an bestimmten Bedingungen, an der Wärme. Das kann auch schon im 18. Jahrhundert so gewesen sein. Aber nun häuft es sich. Das ist das Erschreckende. Es häuft sich ringsum in der Welt und das macht uns Sorgen.