Protokoll der Sitzung vom 13.12.2002

Strecke bleiben, darf angesichts leerer Haushaltskassen an sich niemanden verwundern.

Auch wenn Lärm über lange Zeit nicht direkt als Umweltbelastung anerkannt wurde, kommt ihm doch neben anderen Umweltbelastungen eine immer wichtigere Rolle zu. Lärmminderung in allen Bereichen muss künftig viel weiter oben in der Agenda der zu vermeidenden Belastungen stehen. Dies hat die Landesregierung bereits erkannt und einen Leitfaden „Lärmminderung“ herausgegeben. Diesen Schritt begrüßen wir ausdrücklich, denn die Große Anfrage macht deutlich, dass Lärm und die damit verbundenen Gesundheitsschäden in vielen anderen Bereichen zu einem Problem geworden sind.

Auch wenn sich erste Verbesserungen im Bereich des Gewerbelärms abzeichnen, sind der Freizeitlärm und die daraus resultierenden Schäden bei Kindern und Jugendlichen Besorgnis erregend angestiegen. Die Zeit reicht hier leider nicht aus, um weiter auf diese Probleme einzugehen. Daher sollten wir dieses komplexe Thema unbedingt im Ausschuss weiter erörtern.

Abschließend - obwohl der allseits geschätzte Wirtschaftsminister gar nicht zugegen ist - kann ich es mir natürlich trotzdem nicht verkneifen, darauf hinzuweisen, dass die größte Lärmschutzmaßnahme des Landes der Verzicht des Flughafenausbaus in KielHoltenau wäre.

(Beifall beim SSW)

Mit dem frei werdenden Geld könnten wir viele leisere Projekte fördern.

(Beifall beim SSW und vereinzelt bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Meine Damen und Herren, weitere Wortmeldungen liegen nicht vor. Damit schließe ich die Beratung. Ein Antrag ist nicht gestellt. Ich schlage vor, die Antworten auf die Große Anfrage der CDU dem Umweltausschuss zur abschließenden Beratung zu überweisen. Wer damit einverstanden ist, den bitte ich um das Handzeichen. - Gegenstimmen? - Enthaltungen? - Das haben wir so beschlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 45 auf:

Einführung des Fallpauschalensystems (DRG) an schleswig-holsteinischen Krankenhäusern

Landtagsbeschluss vom 15. November 2002 Drucksache 15/2242

Bericht der Landesregierung Drucksache 15/2316

In Absprache der Fraktionen schlage ich Ihnen vor, diesen Bericht ohne Aussprache dem Sozialausschuss zur Beratung zu überweisen. Wer damit einverstanden ist, den bitte ich um das Handzeichen. - Gegenstimmen? - Enthaltungen? - Das haben wir einstimmig so beschlossen.

Ich rufe den letzten Tagesordnungspunkt, den Tagesordnungspunkt 21, auf:

EURATOM-Vertrag aufheben - Erhöhung der Finanzmittel ablehnen

Antrag der Fraktionen von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und SPD

Drucksache 15/2288

Das Wort zur Begründung wird selbstverständlich nicht gewünscht. Dann eröffne ich die Aussprache und erteile zunächst Herrn Abgeordneten Malerius das Wort. - Herr Abgeordneter Matthiessen wird ins Rennen geschickt. Bitte sehr, Sie haben das Wort.

(Heiterkeit - Claus Ehlers [CDU]: Er zieht den Antrag zurück!)

Ich versuche, mich kurz zu fassen. Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Meine Damen und Herren!

(Beifall bei CDU und FDP - Klaus Schlie [CDU]: So viel Beifall kann er gar nicht wieder kriegen!)

45 Jahre nach In-Kraft-Treten von EURATOM gibt es keinen Grund, in der Europäischen Union weiterhin an der Förderung der Atomenergienutzung, wie es der EAG-Vertrag vorsieht, festzuhalten.

(Wolfgang Kubicki [FDP]: Das ist Unsinn!)

Die anstehende EU-Erweiterung hat die Unzulänglichkeit des EURATOM-Vertrages im Hinblick auf die nukleare Sicherheit in der Gemeinschaft verdeutlicht. Von 1957 bis heute ist es nicht gelungen, eine europäische nukleare Sicherheitsnorm zu definieren.

Die Risiken der Atomenergie sind bekannt genug: Havariegefahr mit 10 Billionen € Folgekosten, Atommüll auf ewige Zeiten, Proliferation, das heißt die Ausnutzung für militärische Zwecke. Das Beispiel Pakistan: Direkt abgekupfert von einem pakistanischen Wissenschaftler in Amelo, Holland, und in Hameln in den Anreicherungsanlagen. Es ist von dort schwarz importiert worden. Der Mann wird heute

(Detlef Matthiessen)

international gesucht und fühlt sich in Pakistan hervorragend wohl. Und die haben eine Atombombe.

(Wolfgang Kubicki [FDP]: Was hat das mit EURATOM zu tun?)

Dazu kommen aus aktuellem Anlass die militärische Bedrohung und die terroristische Bedrohung. Alles dies sind Gründe genug, mit Atom Schluss zu machen.

(Beifall bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, SSW und vereinzelt bei der SPD)

- Das hat mit EURATOM insofern zu tun, weil EURATOM im europäischen Maßstab große Mittel der Atomkraft zur Verfügung stellt.

(Dr. Heiner Garg [FDP]: Für Forschung!)

Das heißt, wir haben es hier mit einem Wirtschaftsprozess zu tun.

(Wolfgang Kubicki [FDP]: Mit Forschung!)

- Beschäftigen Sie sich einmal mit EURATOM, bevor Sie so dazwischenreden!

(Zuruf des Abgeordneten Dr. Heiner Garg [FDP])

- Die anstehenden Kredite sind doch nicht für Forschung, mein Lieber.

Ressourcenproblem! Wir haben weltweit nur noch für 35 Jahre, maximal 40 Jahre Uran zur Verfügung

(Wolfgang Kubicki [FDP]: Auslaufendes Modell!)

und das bei einem Niveau von weltweit 6 % generierten Strom aus Atom. Das heißt also, weniger als 2 % der Weltenergie wird atomar erzeugt.

Außerdem ist es unwirtschaftlich. Das zeigt: Neubauten sind weltweit nicht in Auftrag gegeben. Das zeigt, dass die einzige private Gesellschaft, British Energy, die neun AKWs betreibt, dick am Tropf der Regierung des Vereinigten Königreichs hängt.

AKWs sind nicht versichert. Das heißt, sie haben eine sehr begrenzte Deckungssumme. Allein, wenn wir verlangten, dass sie sich versicherten, wäre sofort Unwirtschaftlichkeit da, gar nicht zu reden von den steuerfreien Rückstellungsmilliarden, die - wie sich die Monopolkommission ausdrückt - eine Kriegskasse zum Aufkauf von Unternehmen darstellt.

(Wolfgang Kubicki [FDP]: Zum Thema!)

Die Förderung der Atomwirtschaft auch in anderen Ländern greift massiv in den Wettbewerb im Elektri

zitätsbinnenmarkt und die Kompetenz der Mitgliedstaaten ein.

(Peter Jensen-Nissen [CDU]: Das müssen wir den Mitgliedstaaten beibringen!)

- Sagt mal: Was ist denn los?

(Lachen bei CDU und FDP)

- Was soll denn das Dazwischengequatsche?

(Lachen bei CDU und FDP - Herlich Marie Todsen-Reese [CDU]: Das merken Sie sich mal selber!)

Dann stellt doch eine Zwischenfrage.