Unter diesen Voraussetzungen ist - jedenfalls mir - durchaus verständlich, weshalb es bereits vor vielen Jahren in der damals noch IPTS genannten Einrichtung eine Vorgabe gegeben hat, dass im Regelfall für Fortbildungsseminare für Lehrer Referentenhonorare von maximal 100 DM einkalkuliert werden sollten. Wer sich auf dem Weiterbildungsmarkt auskennt, weiß, was man für ein solches großartiges Angebot an
Dozentenleistungen erhalten kann. Das ist dürftig, dürftig, dürftig, was im Bereich der Lehrerfortbildung zurzeit geleistet wird.
Wir haben bei Haushaltsberatungen bereits wiederholt versucht, den Haushaltsansatz für die Lehrerfortbildung wenigstens einmal zu verdoppeln. Sie haben auf die 97er-Vereinbarung hingewiesen. In der 97erVereinbarung zwischen dem Land SchleswigHolstein und den Gewerkschaften - das können Sie nachlesen, Herr Höppner - ist als Orientierungsgrößenordnung für das Volumen an Fortbildungsmitteln der Prozentsatz von drei, bezogen auf die gesamten Personalkosten, genannt. Im Lehrerbereich wird unter 0,1 %, unter 1 ‰ eingesetzt. Von daher sollten Sie die 97er-Vereinbarung zur Fortbildung vielleicht nicht als glorreiches Beispiel in die Diskussion einführen. Es ist eher peinlich, wenn man die Messgröße 3 % der Personalkosten für das, was man eigentlich für Fortbildungsmaßnahmen ansetzen sollte, in die Diskussion einbringt.
Meine Anregung ist, dass wir das Thema in der Berichterstattung über den Bereich Lehrerfortbildung zusammen mit den Kolleginnen und Kollegen im Bildungsausschuss näher ansehen, bevor - mutmaßlich mit Ihrer Mehrheit - ein Antrag beschlossen wird, in dem nun wirklich überhaupt nichts an Vorgaben und Anforderung drinsteht.
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die ständige Fortbildung aller Lehrkräfte ist entscheidend für guten Unterricht und die Weiterentwicklung der Schulen. Da sind wir alle uns wohl einig. Wir als Grüne erwarten, dass die Umstrukturierung der zentralen Fortbildungsinstitution des Landes, des IQSH, strategisch genutzt wird, um die wesentlichen Reformelemente in den Schulen zu verankern. Gleichzeitig erhalten die Schulen mehr Verantwortung für das Fortbildungsprofil ihrer Lehrkräfte. Nicht nur die einzelne Lehrkraft, sondern die Schulen sollen zukünftig entscheiden, welche Weiterbildungsveranstaltung mit Priorität von wem besucht wird. Das bewährte Element der selbst organisierten Fortbildung an den Schulen, die SCHILF-Tage, sollen in ihren Ergebnissen transparent für das IQSH sein,
Wir gehen also davon aus, dass das IQSH sein Planungs- und Berichtswesen an diesen Zielen neu orientiert und erwarten deshalb einen ausführlichen Bericht der Landesregierung. Im Gegensatz zu Ihnen, Frau Eisenberg, haben wir die Gliederung so angelegt, dass das Bisherige dargestellt werden soll - wir gehen davon aus, dass das IQSH sowohl über die Dinge, die es vom IPTS vorgefunden hat, berichtet, als auch über das, was es bisher schon an Neuerungen gegeben hat -, dass wir einen Iststand für das vergangene Schuljahr erhalten und dass wir einen Ausblick in die Zukunft erhalten. Wir möchten nämlich schon wissen, nach welchen Kriterien Statistiken geführt werden. Wir werden unser Urteil, ob uns dies sinnvoll erscheint und reicht oder ob wir als Parlamentarier Anregungen für diesen Bereich haben, der zweifelsohne ein typisches selbständiges Handeln der Exekutive ist, sich aber dennoch unserem Urteil stellen muss, von dem abhängig machen, was uns vorgelegt wird.
Der CDU-Antrag hingegen zielt auf eine bloße statistische Abfrage. Aus Antworten auf diese Fragen wird ein strategisches Profil nur schwer zu erkennen sein. Mit Fliegenbeinezählen, Frau Eisenberg, allein ist uns nicht gedient, denn dieses Thema verdient mehr als populistische Diskussion.
An Herrn Dr. Klug gerichtet: Wir sind uns durchaus im Klaren über die Problematik der viel zu niedrigen Fortbildungskosten. Aber um hier zum Beispiel Akzente setzen zu können und sich auch in den zähen Finanzverhandlungen gegenüber anderen Anliegen durchzusetzen, ist es natürlich wichtig, dass man einen Bericht hat, aus dem man genau erkennen kann: Das wird strategisch geleistet und hier sind die Desiderate noch da.
Ich glaube, dass das überzeugender ist, als wenn wir nur allgemein sagten: Wir brauchen irgendwie mehr Geld.
Ich gebe Ihnen Recht: Der Vergleich mit Großunternehmen der Industrie mag einen vor Neid erblassen lassen, aber ich darf daran erinnern, dass es viele kleine und mittelständige Firmen gibt, die wahrscheinlich noch nicht einmal 10 € für die Fortbildung pro Mensch und Jahr aufbringen. Das soll uns nicht Vorbild sein, aber ich möchte auch die Kirche im Dorf lassen, was die Möglichkeiten der Wirtschaft, insbesondere in der Krise, betrifft.
Ich möchte an dieser Stelle zum Beispiel ein Thema nicht verhehlen; ich sage das, um auf einen inhaltlichen Punkt einzugehen. Wir haben ja mit der Umstrukturierung des IQSH auch eine Neustrukturierung
der gesamten Medienfortbildung und insbesondere auch des Medienverleihs. Hier erwarte ich natürlich schon angesichts der Tatsache, dass sich Kinder und Jugendliche nicht nur mit dem Computer vertraut machen, sondern nach wie vor leider - so kann ich nur sagen - einen erheblich hohen Fernsehkonsum aufweisen, für dieses Segment eine Strategie, wie können wir Lehrerinnen und Lehrer, die in ihrer Ausbildung mit dem Thema Medientheorie und insbesondere praktische Anwendung für den Unterricht keine theoretischen und praktischen Erfahrungen sammeln konnten, fortbilden können, damit sie sich mit dem Thema nicht nur auskennen, sondern auch moderne Medien zur Verfügung haben, die sie im Unterricht einsetzen können.
Ich weiß, dass die bisherigen Landesbildstellen und die Regionalbildstellen den Anforderungen an ein modernes Handling nicht genügen konnten, aber wir müssen hier zu Alternativen kommen. Ich denke, das ist nur ein Beispiel für die Notwendigkeit, dass wir Akzente setzen müssen, überlegen müssen, wie wir mit unseren knappen Ressourcen gut umgehen können.
So glaube ich, dass auch die anderen Themen, die wir im Rahmen von PISA vermehrt diskutiert haben, Eingang in die moderne Fortbildungsstruktur des IQSH gefunden haben. Ich bin auf den Bericht gespannt. Wenn wir ihn dann auswerten, Frau Eisenberg, können wir uns wieder treffen. Sollten dann noch Fragen offen bleiben, sind wir gern bereit, uns weiterhin in eine vertiefte Diskussion zu begeben und vom Bildungsministerium neue Informationen zu fordern.
Das Wort für den SSW im Schleswig-Holsteinischen Landtag erteile ich jetzt seiner Sprecherin, der Frau Abgeordneten Anke Spoorendonk.
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir haben es heute mit zwei Berichtsanträgen zu tun. Das soll heißen, aus unserer Sicht macht es wenig Sinn, jetzt in eine großartige inhaltliche Debatte einzusteigen. Das können wir, wenn der Bericht vorliegt, im Ausschuss tun.
Ich möchte auch noch einmal in Erinnerung rufen, dass wir uns in der letzten Landtagstagung ausführlich mit der zweiten Phase der Lehrerbildung befasst haben und auch da schon mit dem Bereich Fortbildung.
Daher in aller Kürze: Um den neuen Anforderungen in der Lehrerbildung gerecht zu werden, ist es aus unserer Sicht richtig, die Fortbildungsstruktur auch neu zu organisieren. Ich sagte letztes Mal, die Regionalseminare haben gute Arbeit geleistet. Das ist wirklich nicht das Thema. Aber die regionale Struktur reicht aus unserer Sicht künftig nicht mehr aus. Das zeigt sich daran, dass es uns nicht weiter helfen wird, einfach nur aufzuschreiben, wie viele Veranstaltungen in welchen Zeiten mit welchen Zielen durchgeführt worden sind.
Wenn Lehrerfortbildung künftig genau evaluiert werden soll - das ist ja das, was wir wollen -, dann macht es wirklich viel mehr Sinn, erst einmal ein Fundament zu schaffen, das heißt, eine Antwort auf die Frage zu erhalten, welche statistischen Erhebungen sind bisher eigentlich geführt worden, nach welchen Methoden ist man eigentlich vorgegangen. Das ist mir überhaupt nicht klar.
Wichtig ist aus unserer Sicht auch, dass diese Erhebungen dann unter den Gesichtspunkten Wirksamkeitsteuerung und Qualitätsteuerung bewertet werden. Ich habe das ungute Gefühl, dass es hier auch noch viel zu tun gibt. Wir haben zum Beispiel ein Interesse daran, nicht nur zu erfahren, wie viele Lehrkräfte sich an Fortbildung beteiligt haben, sondern auch zu sehen, was hinterher in den Lehrerkollegien passiert. Wir haben ein ganz entschiedenes Interesse daran zu sehen, was das IQSH künftig plant.
Aus unserer Sicht bringt es also zu wenig, einfach Daten abzufragen, die sich dann nur darauf beziehen, was gewesen ist. Das kann interessant sein, das kann natürlich auch in politischen Diskussionen genutzt werden. Dann kann man sagen, guckt einmal, hier ist zu wenig Effizienz aufgezeigt worden, hier ist nicht zielgerecht gearbeitet worden. Alles das kann man natürlich mit solchen Daten machen. Aber wenn es darum geht zu sagen, wie wollen wir uns künftig Fortbildung vorstellen, wie wollen wir evaluieren und wie wollen wir Qualität steuern, dann - so denke ich - reicht es nicht aus, solche Daten abzufragen.
Kierkegaard hat einmal gesagt, dass die Menschen dazu verdammt sind, das Leben vorwärts zu leben, aber rückwärts zu verstehen. Bezogen auf den CDUAntrag heißt das: Wir lernen ganz einfach zu wenig, wenn wir nur - wie ich vorhin sagte - Daten abfragen, ohne dass diese dann vor dem Hintergrund dessen betrachtet werden, was wir uns eigentlich für die Zukunft vorstellen.
Ich finde es gut, dass wir das noch einmal im Ausschuss miteinander erörtern können. Im Grunde genommen könnte man den Antrag von SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN auch mündlich im Ausschuss erledigen. Dann kann man sehen, ob man gemeinsam noch weitere Anforderungen stellt oder welche weiteren Fragen man noch hat. Ich denke, da gibt es auch einige pragmatische Möglichkeiten, ohne dass wir jetzt alles noch einmal bis in alle Details schriftlich erhalten.
Zunächst hat zu einem Kurzbeitrag nach § 56 Abs. 4 der Geschäftsordnung Herr Abgeordneter Jürgen Weber das Wort.
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Auch wenn wir nach wie vor der Auffassung sind, dass wir keine Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen für unterbeschäftigte Ministeriumsmitarbeiter brauchen, sondern die Dinge abfragen wollen, die uns für die weitere Gestaltung der Lehrerausbildung von Nutzen sind, sind wir dennoch sehr gern bereit, beide Anträge im Ausschuss noch einmal zu beraten, um zu sehen, ob wir zu einer gemeinsamen vernünftigen Fragestellung kommen. Wir bestehen deshalb nicht auf einer Abstimmung in der Sache. Das könnte das Verfahren nachher vereinfachen.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich will mich auch kurz fassen und mich auf einige wenige Bemerkungen beschränken. Weil das Stichwort hier gefallen ist, eine kurze Bemerkung zum Stichwort „Jede Stunde zählt“. Das ist ein Programm zur Vermeidung von Unterrichtsausfall, das den Bereich der Fortbildung mit einbezieht. Der Grundsatz heißt, durch Fortbildung soll kein Unterricht ausfallen. Diese Veranstaltungen, die wir selbst zu verantworten haben - über das IQSH oder über das Ministerium selbst -, sollen in Zukunft möglichst außerhalb des Unterrichts stattfinden. Wir müssen dabei mit gutem
Beispiel vorangehen. Aber wir befinden uns im Moment noch in einer Übergangsphase. Das heißt, es gibt Veranstaltungen, die ganz lange geplant waren, für die Räume gebucht worden sind, für die Referenten eingekauft worden sind.
Aber nicht nur wir organisieren Fortbildungen, Frau Eisenberg. Deswegen ist das formulierte Prinzip, dass Fortbildung nicht während der Unterrichtszeit stattfinden darf, so gar nicht durchzuhalten. Es gibt jede Menge anderer Anbieter, die Universität, die Wirtschaft, die Gewerkschaften, die Verbände selber. Wir können nur appellieren, dass diese sich an dasselbe Prinzip halten. Das tun wir auch und ich hoffe, dass das auch so umgesetzt wird.
Meine Damen und Herren, wir wollen eines natürlich nicht erreichen: dass die Fortbildungstätigkeit der Lehrerinnen und Lehrer dadurch nachlässt. Ich hoffe sehr, dass das nicht eintritt. Meine Erfahrung ist aber auch, dass Fortbildungen, die außerhalb der Unterrichtszeit, etwa am Beginn von Ferien, stattfinden, sehr gut nachgefragt werden. Mich lässt dies hoffen, dass das in Zukunft verstärkt wahrgenommen werden wird.
Einen Bericht, wie er von der linken Seite des Hauses gefordert wird - es gibt ja auch noch ein bisschen Bewegung in der Frage, was denn in diesem Bericht stehen sollte -, betrachte ich durchaus als eine gute Möglichkeit, um über die Verwendung der Ressourcen Rechenschaft abzulegen, vielleicht auch um die Qualität zu überprüfen und zukünftige Bedarfe zu erkennen.
Die dritte Phase der Lehrerbildung wird ja in Zukunft deutlich bedarfsgerecht- und nachfrageorientiert organisiert werden. Schulen verstehen sich mehr und mehr als lernende Organisationen und greifen übrigens nicht nur auf das IQSH zurück, sondern bilden selber Qualitätszirkel, organisieren sich selber Partner in der Fortbildung. Deswegen wäre es verkehrt, den Blick auch in diesem Antrag nur auf das IQSH zu verengen. Vielleicht kann man im Ausschuss darüber noch einmal reden. Weiterbildung ist heute ein Markt. Zunehmend suchen sich Schulen oder einzelne Lehrer die Fortbildung durch andere Stellen als über IQSH. In Zukunft kann nicht mehr alles angeboten werden. Deswegen sollte man diesen Aspekt vielleicht auch noch einmal im Ausschuss diskutieren und mit aufnehmen. Im Rahmen von IQSH wird ja derzeit an einem Entwurf für ein neues Fortbildungskonzept gearbeitet. Vielleicht schaffen wir es, dass der Bericht noch als Grundlage hierfür dienen kann.
Abschließend möchte ich noch auf Sie, Frau Kollegin Birk, zurückkommen. Sie beklagen eine mangelnde Medienkompetenz der Lehrerinnen und Lehrer. Die mediendidaktische Ausbildung, die Ausbildung in Medienkompetenz ist allerdings in die neue Prüfungsordnung aufgenommen worden. Sie ist zukünftig für Lehrer aller Schularten in der Prüfungsordnung vorgeschrieben. Das ist auch dringend notwendig.
Ich bin also gerne bereit, an der Erarbeitung eines umfassenden Antrages im Bildungsausschuss mitzuwirken. Ich sehe in ihm auch für uns eine gute Arbeitsgrundlage.
Es ist beantragt worden, den Antrag der Fraktion der CDU, Drucksache 15/2834 (neu), sowie den Antrag der Fraktionen von SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Drucksache 15/2921, zur Beratung an den zuständigen Bildungsausschuss zu überweisen. Wer dem zustimmen will, den darf ich um sein Handzeichen bitten. - Gegenprobe! - Stimmenthaltungen? - Das ist vom Hause einstimmig so beschlossen und damit ist Tagesordnungspunkt 11 erledigt.