Ich stelle fest, dass der Antrag der Fraktionen von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, CDU und FDP, Drucksache 17/1902 (neu), angenommen worden ist.
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir steigen wieder in die Beratungen ein, die Sitzung ist wieder eröffnet. Bevor wir zu Tagesordnungspunkt 43 kommen, teile ich Ihnen Folgendes zur Tagesordnung mit: Die Parlamentarischen Geschäftsführer haben sich darauf verständigt, die Tagesordnungspunkte 6, 16, 44 und 46 von der Tagesordnung abzusetzen und in der November-Tagung zu beraten. Außerdem sollen die Tagesordnungspunkte 20 und 24 ohne Aussprache zur abschließenden Beratung an den Ausschuss überwiesen werden.
Bericht über die Unterrichtssituation an den öffentlichen allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen im Land Schleswig-Holstein im Schuljahr 2010/2011
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wie erwartet zeigt der Bericht über die Unterrichtssituation im Schuljahr 2010/2011 für fast alle Schularten in SchleswigHolstein bessere Zahlen als im vorhergehenden Schuljahr. Damit belegt dieser Bericht schwarz auf weiß, dass wir ein zentrales bildungspolitisches Vorhaben dieser Landesregierung erfolgreich umsetzen. Wir sorgen dafür, dass mehr Unterricht erteilt wird.
Nun zu den konkreten Zahlen. An den allgemeinbildenden Schulen sind im Berichtsjahr 444.300 Unterrichtsstunden erteilt worden. Im Jahr zuvor waren es 436.800 Stunden. Im Vergleich zum Vorjahr sind im Berichtsjahr also 7.500 Unterrichtsstunden mehr erteilt worden.
Im Schuljahr 2010/2011 sind an den berufsbildenden Schulen 85.800 Unterrichtsstunden erteilt worden. Im Jahr zuvor waren es 83.200 Unterrichtsstunden. In diesem Bereich haben wir also einen Zuwachs gegenüber dem Vorjahr von 2.600 Unterrichtsstunden zu verzeichnen.
Insgesamt sind also im allgemeinbildenden Bereich 7.500 und im berufsbildenden Bereich 2.600 Unterrichtsstunden mehr als im Vorjahr ereilt worden. Die Zahl der erteilten Unterrichtsstunden ist also um gut 10.000 angewachsen bei einem Rückgang der Schülerzahl im Berichtsjahr um 6.400 Schülerinnen und Schülern. Prozentual ausgedrückt bedeutet das, dass wir im Berichtsjahr rund 1,6 % weniger Schüler gehabt haben, aber gute 2 % mehr Unterrichtsstunden erteilt worden sind.
In den zurückliegenden Jahren ist die Zahl der Lehrerstellen in Schleswig-Holstein auf Rekordhöhe angewachsen, während zugleich seit mehreren Jahren beginnend mit den Grundschulen ein Rückgang der Schülerzahlen eingesetzt hat. Diese Entwicklung begann bereits vor mehreren Jahren und geht jetzt weiter.
Darüber hinaus haben wir die Zahl der Pflichtstunden für Lehrkräfte an Gymnasien und berufsbildenden Schulen auf den Bundesdurchschnitt angehoben. Auch dies trug zur Verbesserung des Unterrichtsangebots bei. Den Lehrerinnen und Lehrern
gebührt unsere Anerkennung dafür, dass sie durch mehr Unterricht mitgeholfen haben, dieses gute Ergebnis zu erreichen.
Lassen Sie mich einige bemerkenswerte Entwicklungen im Berichtsjahr zusammenfassen. Erneut sehen wir, dass sich der demografische Wandel in Schleswig-Holstein im Schulbereich vollzieht. Im Saldo gibt es an den Schulen insgesamt 6.400 Schülerinnen und Schüler weniger. An den Grundschulen beispielsweise betrug der Rückgang 3.500 Schülerinnen und Schüler. Von dem insgesamt zu verzeichnenden Schülerzahlrückgang entfällt also ein erheblicher Teil auf den Grundschulbereich.
Im berufsbildenden Schulwesen ist der starke Zuwachs, der in den Jahren zuvor festzustellen gewesen ist, gebremst worden. In diesem Bereich ist die Schülerzahl sogar leicht um rund 700 zurückgegangen.
Beim Übergang zur weiterführenden Schule ist das Bild jetzt klarer geworden, weil die Gesamtschulen im Berichtsjahr in Gemeinschaftsschulen umgewandelt worden sind. Dies war übrigens eine Vorgabe der Novellierung des Schulgesetzes aus dem Jahr 2007. Beim Übergang in Klasse fünf sind 44,6 % der Schülerinnen und Schüler an Gemeinschaftsschulen aufgenommen worden. Die Gemeinschaftsschulen sind damit die Schulen, die die meisten Schüler aufnehmen. Auf konstant hohem Niveau folgen die Gymnasien mit 38,5 %. Zu den Regionalschulen wechselten 13,5 % der Schülerinnen und Schüler.
Meine Damen und Herren, deshalb ist zu erwarten, dass unsere Abiturientenquote weiter anwachsen wird. Anders als es der zuletzt veröffentlichte Bildungsmonitor glauben machen will, haben wir hierbei bereits jetzt eine positive Entwicklung. Derzeit erreichen fast 37 % eines Jahrgangs das Abitur gegenüber knapp 29 % im Jahr 2005. Hinzuzurechnen sind diejenigen Schulabgänger, die die Fachhochschulreife, also auch eine Hochschulzugangsberechtigung, erreichen. Wenn man diese hinzurechnet, kommen wir im Berichtsjahr auf einen Wert von 48 %.
Die Schulklassen in Schleswig-Holstein sind meistens immer noch kleiner als im Bundesdurchschnitt. Die Durchschnittswerte liegen fast durchweg unterhalb der Bemessungsgrößen für die Lehrerzuweisung, die bei 22 für den Grundschulbereich beziehungsweise bei 25 für die Regional- und Gemeinschaftsschulen liegen.
Von den Schülerinnen und Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf besuchen erstmals mehr Schüler eine Regelschule als ein Förderzentrum. Das bestätigt Schleswig-Holsteins Vorreiterrolle bei der inklusiven Bildung unter den deutschen Ländern. Ein weiterer Punkt: Es werden nur noch 1,1 % der Erstklässlerinnen und Erstklässler verspätet eingeschult. Von der Möglichkeit der Beurlaubung aus gesundheitlichen Gründen wird vergleichsweise wenig Gebrauch gemacht. Die Grundschulen stellen sich stärker als bisher auf unterschiedliche Entwicklungsstände der Kinder ein. Auch das ist eine Leistung, die unseren Respekt verdient.
Meine Damen und Herren, erfahrungsgemäß ist die Debatte über den Bericht zur Unterrichtssituation immer auch Anlass, die gegenwärtige Situation zu bewerten. Die Opposition wird wahrscheinlich gleich erklären, dass im laufenden Schuljahr alles ganz anders aussehe als im Berichtsjahr. Auch dazu will ich noch etwas sagen.
Die positiven Tendenzen in der Unterrichtsversorgung verhindern leider nicht, dass gelegentlich örtliche Engpässe auftreten können. Wer anderes erwartet, der muss eine nebulöse Vorstellung von unserer Aufgabe haben.
Es ist eine Traumwelt, in der angehende Lehrerinnen und Lehrer genau die Fächer studieren, in denen sie nach ihrer Ausbildung gebraucht werden, in der es ihnen auch völlig egal ist, in welchem Ort in Schleswig-Holstein sie unterrichten dürfen und in der Schulämter und Ministerium für alle Eventualitäten an den Schulen sofort eine passende und dauerhafte Lösung herbeizaubern können, weil sie per Knopfdruck voll ausgebildete Ersatzkräfte an jeden beliebigen Ort dirigieren können.
Ich habe beispielsweise eine Schule in der Stadt Rendsburg vor Augen, die vor Kurzem auch Objekt der Medienaufmerksamkeit gewesen ist. Eine kurzzeitig aufgetretene Häufung von Krankheitsfällen bei einem Drittel des Kollegiums hat in der Tat dazu geführt, dass es für eine gewisse Zeit Probleme im Ausgleich dieser krankheitsbedingten Unterrichtsausfälle gegeben hat. Aber solche Situationen wird man generell nicht ausschließen können, wenn sich in einem Lehrerkollegium, zumal in einer sehr kleinen Schule, Krankheitsfälle häufen. Wenn diese Schule es sich dann mit ihrer Personalausstattung leisten kann, beispielsweise als Grundschule im vierten Schuljahr drei Parallelklassen ne
beneinander - einmal mit 15 Schülern, einmal mit 16 Schülern und einmal mit 19 Schülern - einzurichten, dann werden Sie daraus ablesen können, dass diese Schule jedenfalls grundsätzlich personell nicht schlecht versorgt ist.
Meine Damen und Herren, zur Ehrlichkeit gehört auch, dass das allgemein befürwortete Prinzip „Kurze Beine, kurze Wege“ Grenzen hat und dass es im Einzelfall, wenn sich an kleinen Schulen krankheitsbedingte Ausfälle häufen, auch Probleme in der Unterrichtsversorgung geben kann. Auch das ist übrigens ein Grund dafür, dass man behutsam weiter auf eine Bildung bildungsökonomisch vernünftiger schulischer Strukturen hinwirkt, dass wir uns also sukzessive zusammen mit den Schulträgern darum bemühen, tragfähige Schulstrukturen, die auch die weitere demografische Entwicklung im Blick haben, in unserem Land, besonders in den ländlichen Regionen, herbeizuführen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, abschließend zum Unterrichtsausfall: Trotz des leichten Anstiegs bleibt es bei einem niedrigen Wert. Auf einem anderen Blatt steht, dass Ersatzlösungen natürlich nicht immer befriedigen können, so sehr sich auch die Kolleginnen und Kollegen in den Schulen, in den Schulämtern und im Ministerium dafür einsetzen.
Aber wenn beispielsweise heute in einem Artikel des „Hamburger Abendblatts“, auch bezogen auf den Bericht zur Unterrichtsversorgung, für den Kreis Pinneberg davon gesprochen wird, dass ein Anstieg des Unterrichtsausfalls um 0,08 % gegenüber dem Vorjahr ein großes Drama offenbare, dann muss man wirklich fragen, ob da noch alle Leute vernünftige Maßstäbe walten lassen, die in Redaktionen sitzen oder solche Argumente einem Journalisten präsentieren. Man muss da wirklich einen vernünftigen Maßstab heranziehen. Dieser ist ganz klar: Wir haben eine gute Unterrichtsversorgung, und die krankheitsbedingten Unterrichtsausfälle, die punktuell einmal Probleme bereiten, sind auf das ganze Schuljahr gerechnet nicht so dramatisch, dass man das nicht in unserem Schulwesen mit einer guten Gesamtausstattung verkraften kann.
Frau Präsidentin! Sehr verehrte Damen und Herren! Zunächst möchte ich dem Minister und seinem Team für den vorgelegten Bericht herzlich danken. Dieser ist immer mit einigen Mühen und Aufwendungen verbunden. Ich hoffe, Herr Minister, Sie geben den Dank der CDU-Fraktion an Ihr Haus weiter.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir beraten heute den Bericht zur Unterrichtssituation in SchleswigHolstein 2010/2011, also den des letzten Schuljahres. Ich habe mir einmal den Bericht zum Schuljahr 2005/2006 danebengelegt, um festzustellen, was sich in den letzten Jahren in unseren Schulen verändert hat, insbesondere seit die CDU in diesem Land Regierungsverantwortung trägt. Ich kann Ihnen sagen, ich bin zu einigen durchaus erstaunlichen Erkenntnissen gelangt, die ich Ihnen an dieser Stelle nicht vorenthalten will.
Dass wir seit dem Schuljahr 2006 kontinuierlich weniger Schülerinnen und Schüler in unseren Schulen haben, wird hier niemanden überraschen. Bis zu diesem Schuljahr sind es rund 16.000 Schülerinnen und Schüler, die wir weniger beschulen. Dennoch wurden in den letzten Jahren 1.200 zusätzliche Planstellen geschaffen.
Das hat zu einer deutlichen Verbesserung der Unterrichtssituation in Schleswig-Holstein geführt. Dabei haben sich die durchschnittlichen Klassenfrequenzen seit dem Jahr 2005 kaum verändert. Sie sind in der Tendenz sogar leicht sinkend.
Nehmen wir das Beispiel der Grundschulen. Da hatten wir 2005 noch rund 5.500 Klassen mit durchschnittlich 21,8 Schülerinnen und Schülern; im Jahr 2010 sind es fast 4.800 Klassen mit durchschnittlich 21,5 Schülerinnen und Schülern. Ganz ähnlich sieht es in den anderen Schularten aus. Verändert hat sich die Anzahl der Klassen, diese werden weniger, aber nicht die Höhe der Klassenfrequenz. Der immer wieder erhobene Vorwurf, die Klassen in unserem Land würden immer größer, ist damit widerlegt; er ist falsch. Die Klassengrößen liegen insgesamt im Länderdurchschnitt. Lediglich in der Sekundarstufe I des Gymnasiums weichen
sie signifikant vom Länderdurchschnitt ab. Dieser liegt bei 27 Schülerinnen und Schülern pro Klasse, in Schleswig-Holstein sind es nur 25,4 und damit weniger als im Bundesdurchschnitt.
Die Zahl der erteilten Unterrichtsstunden an den allgemeinbildenden Schulen hat in den vergangenen Jahren - trotz rückläufiger Schülerzahlen - um 7.500 zugenommen. Der Anstieg macht sich insbesondere an den aufwachsenden Regional- und Gemeinschaftsschulen bemerkbar, aber auch an den beruflichen Schulen.
Lassen Sie mich an dieser Stelle einen Vergleich zum Schuljahr 2005/2006 ziehen: 2005 wurden an den Realschulen 1,31 Unterrichtsstunden pro Schüler erteilt, 2010 waren es an den Regional- und Gemeinschaftsschulen zwischen 1,66 und 1,78 Unterrichtsstunden pro Schüler. Ähnlich sieht es an den anderen Schularten aus. Wir verzeichnen also eine deutliche Verbesserung der Unterrichtsversorgung. Gegenüber 2005 haben sich in SchleswigHolstein die erteilten Unterrichtsstunden pro Schüler um über 8 % erhöht. Das sind Unterrichtszeiten, die bei unseren Kindern definitiv ankommen!
Liebe Kolleginnen und Kollegen, besonders erfreulich ist die Entwicklung bei den berufsvorbereitenden Maßnahmen der beruflichen Schulen. Diese gelten den Schülerinnen und Schülern, die nach dem Besuch der Schule unversorgt bleiben. Hier verzeichnen wir eine Reduzierung gegenüber dem Vorjahr um 13,7 %. Das ist auch ein Erfolg der Ausbildungsoffensive der Landesregierung und der Wirtschaft in Schleswig-Holstein.