Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! In der Tat gehört die Tourismuspolitik zu den Politikfeldern, bei denen wir uns in den Debatten hier im Haus eigentlich sehr einig sind und häufig sehr kollegial zusammenarbeiten. Das ist nicht selbstverständlich. Ich darf sagen: Liebe Regina Poersch, es hat auch damit zu tun, dass Du diese Kultur ein Stückchen geprägt hast. Als ich vor 13 Jahren in diesen Landtag hineinkam, habe ich mitbekommen: Ob man Opposition oder Regierung ist, in der Tourismuspolitik steht man zusammen und handelt gemeinsam, wenn die Not da ist. Das haben wir in den Jahren immer praktiziert. Auch dafür noch einmal meinen herzlichen Dank an Dich persönlich. Du hast diese Kultur geprägt.
Ich habe tatsächlich vier Anläufe für diese Rede gebraucht. Beim ersten Mal Anfang Dezember 2021, muss ich zugeben, war ich verhalten optimistisch.
Wir standen nicht nur gegenüber anderen Bundesländern gut da, sondern waren spitze. Ich habe auch gedacht: Mensch, das Weihnachtsgeschäft wird gut. Wir wissen, wie wichtig das für viele Tourismusdestinationen ist. Es ist wichtig, dass das jetzt ein wichtiges Zeichen an die Tourismuswirtschaft ist.
Dann kam der 24. Dezember 2021. Die Älteren unter uns erinnern sich: Eine Fete im Club Rotes Kliff in Kampen, eine neue Virusvariante, Omikron, war aufgekommen, und es ging wieder abwärts. Damit komme ich zu meinem zweiten Entwurf meiner Rede im Januar 2022. Da war ich verhalten pessimistisch, geradezu skeptisch, weil ich natürlich auch die Sorgen mitbekommen habe, die diese Coronakrise verursacht. Man weiß eben nicht, wann und wie und mit welcher Heftigkeit dieses Virus zuschlägt. Die Tourismusbranche ist die, die es am härtesten und am ersten schmerzlich erlebt, wenn es dort nicht weitergeht und so ein Virus eine Branche bedroht.
Dann kam die dritte Rede, eigentlich für heute, in der ich wieder verhalten optimistisch war, weil die Landesregierung Öffnungsszenarien hat. Die Welle hat uns zwar getroffen, aber - Gott sei Dank, kann ich nur sagen - die Intensivstationen waren nicht voll. Ich habe gedacht: Das ist genau der Punkt, da anzusetzen und weiterzumachen. - 24 Stunden später musste ich diese Rede wieder überarbeiten. Ich stehe hier schon mit einem Kloß im Hals, wenn ich an die Situation in der Ukraine denke.
Quo vadis? - So ist ja der Titel dieses Berichts. Die Frage ist in der Tat nicht einfach zu beantworten. Sie haben das auch in Ihrer Rede am Anfang deutlich gemacht. Ich denke immer an diesen Monumentalfilm von 1951 - den kennt Ihr wahrscheinlich auch alle -, in dem Peter Ustinov die Tränen über den Brand in Rom weint. Manchmal denkt man schon: Es ist zum Heulen, wenn man sieht, mit welchem Engagement und Herzblut Menschen im Tourismus - gerade auch in meinem Heimatkreis - tätig sind und wie gerade junge Leute sich fragen: Ist das für mich überhaupt noch ein Beruf oder eine Karriere, die ich anstrebe, die Gastronomie von Vater oder Mutter zu übernehmen und mich langfristig auf die Gastronomie einzustellen? Habe ich da
überhaupt eine Zukunft, vielleicht ist es in anderen Berufen viel einfacher, dort ist man in der Krise geschützt?
Krisenfest ist der Tourismus jedenfalls in den letzten zwei Jahren nicht gewesen. 160.000 Menschen und immerhin 260 Millionen € Steuereinnahmen aus dem Tourismus, 9 Milliarden € Umsatz. Ich sage immer: Der Tourismus ist für Schleswig-Holstein so etwas wie die Automobilindustrie für Niedersachsen oder Bayern. Wir reden jedenfalls über eine Branche und eine Wertschöpfung, die nicht klein ist, sondern vielen Menschen Brot und Arbeit bringt. Deshalb ist natürlich die Frage für uns wichtig - darauf geht der Bericht ein -: Was können wir in der Zukunft tun, und wie können wir den Tourismus absichern?
Da haben Sie im Bericht viele gute Punkte gesetzt. Sie sind aber geradezu ein Minister - wenn ich das einmal so sagen darf -, der Herzblut für dieses Thema Tourismus hat. Nicht nur, dass Sie es im Namen führen; Sie sind ja Tourismusminister -
- Ja, häufig waren vorher Staatssekretärinnen und Staatssekretäre dafür zuständig. Ich kann sagen: Hier kümmert sich jemand und macht es, wie ich finde, in ganz wunderbarer Weise.
Aber es gibt die Herausforderung: Was können wir in den nächsten Jahren noch besser machen? - Dazu möchte ich als Grüner sagen: Die Mentalität und Einstellung der Menschen zum Urlaub hat sich durch die Coronakrise fundamental verändert. Die Leute suchen Entschleunigung. Sie suchen Ruhe. Sie fahren gerne Rad. Sie wollen im Urlaub etwas von Freiheit zurückgewinnen, und sie wollen im Urlaub nicht Massentourismus, sie wollen Qualitätstourismus.
Wenn ich auf der letzten Tourismusmesse nicht richtig aufgepasst hätte, hätte ich fast das Gefühl gehabt, auf einem Grünenparteitag zu sein.
Ich habe zumindest das Gefühl gehabt, dass sich die grünen Ideen von Nachhaltigkeit auch dort verbreiten. Es wurden SDGs gefordert, es wurden SlowTourism-Konzepte gefordert, es wurde ein Abkommen zur Wachstumslogik gefordert. Das sind im Grunde genommen alles Dinge, die wir hier im Haus seit Jahren fordern.
- Ja, lieber Kollege Vogt. Ich erinnere mich an den Kollegen Kubicki, der mich ausgelacht hat, als ich hier vom Wandern, vom Kanufahren und vom Erlebnis in der Natur gesprochen hab. Da hat er mich ausgelacht. „Angepöbelt“ würde ich jetzt nicht sagen.
- Ja, genau. Deshalb sage ich an der Stelle: Da hat sich ganz viel verändert - zum Glück. Das sind die Nachhaltigkeitsthemen im Tourismus, die wir bereits seit zehn Jahren hier im Haus immer wieder nennen.
Lieber Kollege, Professor Dr. Tietze, es sind hochinteressante Ausführungen, an denen Sie uns hier teilhaben lassen. Ich weiß nicht, ob sich das mit der Wachstumslogik in der Tourismusbranche so durchsetzt, aber sei es drum. Ich wollte nur sagen: Der Kollege Kubicki wird in den nächsten Tagen 70. Das heißt, vor zehn Jahren war er so alt, wie Sie jetzt dankenswerterweise geworden sind. Vielleicht gibt es auch 60-Jährige, die noch aktiver als Sie sind.
- Ich glaube, das war eher so eine Selbstbetrachtung und ein Rückblick auf die letzten zehn Jahre. Ich will das nicht kommentieren.
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Drei Strategien, die im Bericht angedeutet werden und die wir verstetigen müssen, sind Ökologie, Ökonomie und soziale Nachhaltigkeit. Das sind die großen Chan
Natürlich ist der Binnentourismus nicht so voran gegangen, wie wir es uns gewünscht haben. Ich weiß, dass meine Heimatinsel Sylt in der Statistik die einzige Urlaubsdestination in Deutschland ist, die sogar knapp positive Zahlen hat.
In der Wirtschaftsentwicklung hätt es noch immer jot jejange, wie man in meiner Heimat, im Rheinland, gesagt hätte. Hier ist aber deutlich geworden, dass tatsächlich die Küsten besser aus der Krise herausgekommen sind als der Binnenlandtourismus. Deshalb erwarte ich, dass wir den Binnenlandtourismus jetzt voranbringen.
Ich finde es großartig, Herr Minister, dass Sie den wunderschönen Radweg, der am Ochsenweg durch unser Land führt, jetzt auch in die Radwegestrategie hineingenommen haben, und zwar nicht irgendwann, sondern jetzt. Sie sehen da die Potenziale, die wir auch sehen. Das finde ich richtig und gut. Lassen Sie uns das mit Bed-and-bike-Angeboten weiterentwickeln, vielleicht auch mit neuen Angeboten im Service, indem man das eine oder andere dort kulturell einbinden kann. Ich finde die Idee großartig. Wir werden unser Schleswig-Holstein auch mit solchen Maßnahmen wieder attraktiv machen, weil wir damit einen Trend aufgreifen.
Wer sich heute ein E-Bike kauft, stellt fest: Es ist fast so teuer wie ein Kleinwagen. Sie wissen das wie ich. Es ist aber eben so:
Mit dem E-Bike kommt man weiter, kann wesentlich größere Tagesziele erreichen und Tagesetmale zurücklegen. Deshalb ist das so attraktiv, und deshalb sehen wir hier eine wunderbare Verbindung zwischen Radwegebau, Radwegestrategie und Tourismus.
Ich habe noch einmal herzlich zu danken, wünsche Ihnen allseits gute Fahrt und gutes Gelingen für die Tourismuspolitik und bedanke mich für die Aufmerksamkeit.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kollegen und Kolleginnen! „Quo vadis Schleswig-Holstein-Tourismus?“, fragt die SPD mit ihrem Berichtsantrag, und die Antwort kann nur sein: in bonum modum mit uns natürlich nur bergauf!
Bevor ich einsteige, möchte ich aufgrund der Aktualität noch einmal besonders unserem Tourismusminister Dr. Bernd Buchholz dafür danken, dass er nach den Sturmschäden an unseren Stränden sofort reagiert und sich dafür starkgemacht hat - und die Landesregierung dem geschlossen gefolgt ist -, dass wir unsere Sandstrände wieder aufpimpern und die zum Teil erheblichen Sandverluste wieder ausgleichen können.