Da gibt es beispielsweise, um ein paar Beispiele zu nennen, BaE. Das bedeutet Förderung einer Berufsausbildung in einer außerbetrieblichen Einrichtung. Dann gibt es BREB, das sind Berufseinsteigerbegleitungsprogramme, BvB, das sind berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen, BVB-Pro, das sind berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen mit produktionsorientiertem Ansatz. Dann gibt es EKO, das ist eine Einstiegsqualifizierung. Dann gibt es die „Initiative Inklusion“, „Job 4.000“, XENOS, „Integration durch Qualifizierung“, BOP, das sind Berufsorientierungsprogramme, „Integration durch Bildung“, JOBSTARTER, JOBSTARTER-CONNECT und vieles mehr. 4 Milliarden Euro werden jährlich in dieses wirklich ineffiziente Übergangssystem gesteckt. Das ist aus unserer Sicht nicht nur volkswirtschaftlicher, sondern es ist auch bildungspolitischer Irrsinn.
Wir GRÜNE wollen daher die klassische duale Ausbildung hier in diesem Land weiterentwickeln. Wir wollen diese ineffizienten Maßnahmen des Übergangssystems grundlegend reformieren. Sie sollen in Bestandteile einer betriebsnahen Ausbildung überführt werden, die die klassische duale Ausbildung ergänzt. Die frei werdenden Mittel sollen in den Ausbau sogenannter überbetrieblicher Ausbildungsstätten fließen, die dann als Träger der betriebsnahen Ausbildung zusätzliche Ausbildungsplätze nach dem dualen System anbieten. So wollen wir allen einen Ausbildungsplatz anbieten, bei dem die Ausbildung dann auch auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmt ist.
Diese betriebsnahe Ausbildung wollen wir so gestalten, dass es bei jedem Qualifizierungsschritt auch einen Anschluss gibt, dass diese Schritte aufeinander aufbauen und vor allen Dingen auch angerechnet werden und bei einem späteren Wechsel in ein betriebliches Ausbildungsangebot nicht wieder bei null begonnen werden muss. Unabhängig davon, dass das Übergangssystem reformiert werden muss, brauchen wir aber auch eine bessere Unterstützung der Jugendlichen während ihrer Ausbildung. Insbesondere hier im Saarland ist die Zahl der Ausbildungsabbrüche viel zu hoch. Sie liegt bei 27,3
Sinnvolle Instrumente sind hier die assistierte Ausbildung, ausbildungsbegleitende Hilfen und die rechtskreisübergreifende Zusammenarbeit, wie sie im Konzept der Jugendberufsagenturen im Übrigen auch vorgesehen ist. Sie müssen aber abgesichert und ausgebaut werden und allen ausbildungswilligen Jugendlichen offen stehen unabhängig von ihrer Herkunft und ihrem Aufenthaltsstatus. Genau das aber hat die Große Koalition im Deutschen Bundestag leider versäumt. Denn zu den Maßnahmen der Ausbildungsförderung sollen nur Menschen mit guter Bleibeperspektive in diesem Land Zugang haben.
Dabei kann unser duales Ausbildungssystem ein hervorragendes Mittel gerade zur Integration von geflüchteten Menschen und insbesondere von geflüchteten Jugendlichen werden. Dieses System könnte sogar zu einem echten Integrationsmotor werden. Hier gilt es aber zunächst, Aufklärungsarbeit zu leisten und die geflüchteten Jugendlichen von unserem Ausbildungssystem auch zu überzeugen. Denn viele haben Vorbehalte gegenüber der Ausbildung. Sie denken, sie müssten in Deutschland erst einmal eine Universität besuchen, um in diesem Land eine echte Perspektive zu haben. Wir alle wissen, dass das oft nicht der Fall ist, weil gerade die berufliche Ausbildung auch sehr gute Karrierechancen in diesem Land bietet.
Auch wenn es hier insbesondere dank des Bundesrates aufenthaltsrechtliche Verbesserungen im Integrationsgesetz gibt, bleibt eine Rechtsunsicherheit bestehen - sowohl für die Geflüchteten als auch für die Unternehmen, die den Geflüchteten einen Ausbildungsplatz anbieten wollen. Statt nur einer Duldung während der Ausbildung - wie es der Deutsche Bundestag beschlossen hat - brauchen wir einen gesicherten Aufenthaltstitel für die Zeit der Ausbildung, aber auch einen gesicherten Status für die Weiterbeschäftigung. Das ist sinnvoll, denn die Unternehmen wollen die Leute nicht nur ausbilden, sondern brauchen sie später auch als Arbeitskräfte.
Wir halten den Antrag der Großen Koalition nicht für falsch und werden ihn somit auch nicht ablehnen. Aber er ist uns nicht fordernd genug, er greift zu kurz. Und vor allen Dingen schönt er schlichtweg die Situation. Wir greifen aber Punkte aus Ihrem Antrag auf und reichern sie mit weiteren konkreten und brauchbaren Forderungen an. Deshalb bitte ich um Unterstützung auch unseres Antrages. Vielen Dank.
Ich eröffne die Aussprache. - Das Wort hat der Abgeordnete Bernd Wegner von der CDU-Landtagsfraktion.
Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich bin sehr froh, dass wir auch heute im Plenum über berufliche Bildung und die Situation der Ausbildung in diesem Land sprechen. Ich glaube, wir haben das in der Vergangenheit viel zu selten getan und häufig den Fokus auf andere Bereiche gelegt. Wenn man sich die Entwicklung in Deutschland insgesamt und auch im Saarland ansieht, so ist es meines Erachtens sehr wichtig, dieses Thema in den Mittelpunkt zu stellen.
Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, Eric Schweitzer, hat in der IHKZeitschrift erklärt, man verzeichne in diesem Jahr etwa 120.000 weniger Schulabgänger als vor zehn Jahren. Im Jahr 2003 hat etwa ein Drittel eines Jahrgangs eine akademische Ausbildung begonnen, heute liegen wir bei etwa 60 Prozent an akademisierungswilligen jungen Menschen. Herr Ulrich, Sie haben eben gesagt, wir haben im Ausbildungsbereich eine sehr hohe Abbrecherquote. Das ist richtig. Die Zahlen, die Sie genannt haben, sind allesamt offiziell bestätigt. Aber wir haben auch im akademischen Bereich bei 500.000 jungen Menschen rund 100.000, die das Studium abbrechen. Also haben wir auch in diesem Bereich eine ähnliche Entwicklung, die auch damit zusammenhängt, dass junge Menschen in dieser Lebensphase von Schule zu Beruf erstens vielleicht nicht ausreichend informiert worden sind oder zweitens falsche Vorstellungen von dem haben, was sie letztlich wählen. Das sind wichtige Aspekte. Wenn man die eine Zahl nennt, muss man ihr auch die andere Zahl gegenüberstellen.
Diese Balance zwischen Facharbeitern und Akademikern ist etwas, was uns in der Tat Sorge machen muss. Wenn man den Prognosen des IAB halbwegs vertrauen kann, so werden wir in zehn Jahren etwa eine Million Akademikerinnen und Akademiker mehr haben, die einen Job suchen, jedoch nicht adäquat zu dem fündig werden, was sie studiert haben. In der gleichen Größenordnung werden wir zu wenig Facharbeiterinnen und Facharbeiter haben. So stellt sich die Situation dar. Deshalb ist es richtig, dass die Koalitionsfraktionen genau dieses Thema heute hier im Plenum wieder aufgerufen haben.
Ich habe mir Ihren Antrag genau angeschaut, sehr geehrter Herr Kollege Ulrich. Sie haben recht, er enthält sehr wichtige Ansatzpunkte und ich hätte mich gefreut, wenn Sie auf uns zugekommen wären und wir einen gemeinsamen Antrag hätten formulie
ren können. In Ihrem Antrag sind sehr viele Ansätze, die ich richtig finde und die ich unterstützen kann.
Sie sprechen aber davon, dass die Warteschleifen unnötig und ohne Sinn sind. Das würde ich so aber nicht unterschreiben, das kann man so nicht stehen lassen. Vor fünf oder sechs Jahren sind alle Politiker dieses Hauses in die Unternehmen gegangen und haben dafür geworben, dass überproportional ausgebildet wird und wir die jungen Menschen, die auf den Arbeitsmarkt gedrängt haben, in eine Ausbildung hineinbekommen. Wir haben das nicht immer geschafft, aber die Unternehmen haben diese Aufforderung wahrgenommen und zum großen Teil über ihre Bedarfe hinaus ausgebildet.
Dabei ist aber auch deutlich geworden, dass viele junge Menschen - damit komme ich auf das Thema der hohen Abbrecherquote zurück - in diesem Alter noch nicht wissen, welchen Weg sie einschlagen sollen, ob sie in den Facharbeiterbereich gehen, ob sie mit Metall oder Holz arbeiten wollen oder ganz andere Neigungen haben. All das ist häufig in diesem Alter noch nicht klar ausgebildet. Aus der betrieblichen Praxis kann ich Ihnen sagen, dass wir auch damit zu kämpfen haben, dass viele junge Menschen, die zu uns kommen, noch nicht ausbildungsreif sind. Es geht hier eigentlich nicht um Warteschleifen, sondern um Qualifizierungszeiten, wo junge Menschen in ihrem jeweiligen Entwicklungsstadium unterstützt werden, wo ihnen Hilfen geboten werden, damit sie den richtigen Weg für ihre berufliche Laufbahn finden.
Der Kollege Krutten hat sehr ausführlich und zutreffend die Maßnahmen, die Projekte dargestellt, die diese Problematik sehr gut aufgreifen und mit denen den jungen Leuten geholfen wird, wo sie auch während der Ausbildung betreut werden. Aber wir haben natürlich auch die Situation, dass diese jungen Menschen ihren Weg noch nicht gefunden haben. Hinzu kommt, dass wir sehr viel mehr Stellen zur Verfügung haben als Bewerberinnen und Bewerber. Das heißt, die Zahl 3.183, die Sie in Ihrem Antrag genannt haben, Herr Ulrich, umfasst auch solche jungen Leute, die noch nicht wissen, was sie wollen, die noch nicht ausbildungsreif sind und deshalb in diese sogenannten Warteschleifen kommen. Daher müssen wir die Qualität der Ausbildung - das gilt für die Handwerksbetriebe genauso wie für den Bereich der Industrie- und Handelskammer und alle anderen Unternehmen auch - verbessern und zusehen, dass wir attraktiv sind für junge Menschen, damit sie diesen Weg wählen und sich auch bewerben. Man kann nie sagen, darin sind wir gut und sind am Ende. Vielmehr ist das ein ständiger Prozess, denn das Berufsleben unterliegt einem ständigen Wandel.
Wir von der Handwerkskammer sind im Moment dabei, ein Projekt zu beschließen. Wir wollen in alle Schulformen hineingehen und sogenannte Botschaf
ter für eine berufliche Ausbildung hinschicken. Ich nenne das Beispiel des Dachdeckermeisters, der hingeht und das Schuldach mit einer Drohne ausmisst und letztendlich den jungen Menschen zeigt, dass die Ziegel eben nicht mehr nur noch mit irgendwelchen Wägelchen oder von Hand und mit Kraft bewegt werden müssen, sondern dass da auch ganz viel Hightech dabei ist und darin viele Möglichkeiten und Entwicklungschancen stecken.
Das ist also ein lebender und sehr spannender Bereich. Ich glaube, dass die Ansätze, die wir hier in unserem Antrag gewählt haben, gut und richtig sind. Sie drehen sich in dem Bereich hauptsächlich um die jungen Menschen, die Nachholbedarf haben und gefördert werden müssen.
Ich meine, dass die Industrie- und Handelskammer, die VSU und die Handwerkskammer des Saarlandes gerade in diesem Jahr ganz viel gemacht haben, um bei jungen Menschen für eine fachliche Ausbildung zu werben. Ich kann vonseiten der Handwerkskammer sagen, dass wir am 31.08.2016 bei einem Plus von 2,2 Prozent liegen. Wir liegen in den vergangenen Monaten eigentlich immer im Plus, sodass ich hoffe, dass wir das bis Jahresende durchhalten werden. Obwohl jetzt, wie wir eben richtig gesagt haben, die Ausbildungszeit anfängt, haben wir immer wieder Fälle, wie Sie sie eben angesprochen haben. Diese jungen Menschen brechen ab und entscheiden sich für einen anderen Handwerksberuf, sodass das ein ständiger Prozess ist, der sich noch bis Jahresende fortsetzen wird. Von daher glaube ich, dass wir zumindest in diesem Jahr eine positive Trendwende geschafft haben.
Wenn wir uns über die berufliche Bildung unterhalten, müssen wir noch etwas in die Debatte einbringen. Wir tun immer so, als würden wir über ganz junge Menschen reden. Ich glaube, diese Zahl ist in dieser Debatte noch nicht gefallen: Im Jahr 2015 lag das Durchschnittsalter beim Einstieg in eine Ausbildung im Saarland bei 20,3 Jahren. Wir reden also nicht mehr über den Jugendlichen, sondern über den jungen Erwachsenen, der ins Berufsleben hineinkommt. Von daher sind die Ansprüche und Vorstellungen natürlich ganz andere. Ich glaube deshalb, dass wir es mit den Veränderungen, die die Landesregierung und die Wirtschaftskammern mit ihren Programmen angehen, schaffen können, diesen Trend fortzusetzen, damit mehr junge Menschen in die berufliche Bildung hineinkommen.
Ich bin sehr dankbar, dass auch die OECD endlich erkannt hat, dass die berufliche Bildung einen anderen Stellenwert hat. Wenn Sie sich die Studien der OECD in der Vergangenheit angeschaut haben, so werden Sie festgestellt haben, dass dort die berufliche Bildung nicht vorkommt. Sie ist einfach nicht gewertet worden. Nur das Abitur und andere berufliche Maßnahmen sind dort erfasst worden. Mittlerweile
ist erkannt worden, dass gerade die berufliche Bildung im deutschsprachigen Raum ein wichtiger Bereich ist und dort die Anerkennung hat. Kollege Krutten hat eben richtigerweise gesagt, die duale Ausbildung hat nicht nur in Deutschland, sondern europaweit und weltweit einen sehr guten Ruf. Viele versuchen, sie zu kopieren, ohne die eigentlich notwendigen Rahmenbedingungen zu haben: einen Mittelstand, eine Struktur, die bereit ist, in Jugend zu investieren. Es gilt nämlich, in eine Ausbildung dieser jungen Menschen zu investieren. Das haben wir in Frankreich und vielen anderen Ländern nicht. Deshalb müssen diese Dinge aufgebaut werden.
Wenn ich hier an dieser Stelle die Gelegenheit habe, dann möchte ich mich ganz herzlich bei allen Unternehmen bedanken, die sich für Ausbildung engagieren. Ich möchte mich aber noch mehr bei denen von der IHK und der Handwerkskammer bedanken, die sich in Gesellenprüfungsausschüssen oder Meisterprüfungsausschüssen ehrenamtlich engagieren, dass wir ein so gutes System haben.
Es ist natürlich zu Recht angesprochen worden, was die Arbeitskammer zu Missständen veröffentlicht hat. Natürlich gibt es bei so vielen Unternehmen immer welche, die sich nicht an Regeln halten und die nicht die Dinge einhalten, wie sie in den Curricula der Berufsbildung stehen. Sie bezahlen keine Überstunden und gehen dazu über, jungen Leuten Überstunden zuzumuten. Das ist natürlich nicht der richtige Weg, aber es ist auch nicht so, dass wir deshalb die Situation infrage stellen müssen, denn 99 Prozent unserer Unternehmen machen hier eine tolle Ausbildungsleistung.
Ich sage Ihnen, dass das Saarland in jedem Jahr an den Bundesleistungswettbewerben beteiligt ist. Wir liegen proportional weit über dem Durchschnitt bezüglich der Bevölkerung und der Anzahl der Unternehmen. Wir haben immer Bundessieger und Spitzenleute, die Weltmeister werden. Auch darauf können wir stolz sein, denn die Qualität der Ausbildung im Saarland ist in diesem Bereich sehr gut.
Ich glaube, dass es richtig ist, was gesagt worden ist. Wir müssen gerade bei der fachlichen Ausbildung noch viel mehr junge Frauen werben und sie für diese Berufe interessieren. Ein wichtiger Punkt im Antrag ist, dass wir Perspektiven für junge Flüchtlinge haben. Es gibt das PerjuF-Programm. Wir haben die Situation, dass sich die Wirtschaft mit ihren Netzwerken in hohem Maße für eine Betreuung dieser jungen Menschen engagiert. Trotzdem muss man sagen, dass das nicht die Lösung für unsere Facharbeiterprobleme ist, denn es dauert, bis diese jungen Menschen so weit sind. Es ist die sprachliche Situation zu klären. Das Verständnis für die Berufe
ist noch nicht da. Es sind auch noch nicht die Perspektiven bei diesen jungen Menschen erkennbar, welchen Weg sie gehen, um letztendlich hier ihr Brot zu verdienen. Da haben wir noch sehr viel des Weges zurückzulegen.
Das, was Sie, Herr Ulrich, mit der Bleibe-Perspektive gesagt haben, habe ich hier vor einem Jahr auch noch gesagt. Ich habe damals gesagt, dass das ein wichtiger Punkt ist. Das ist es auch, aber es ist nicht der zentrale Punkt, denn heute brauche ich zunächst einmal die jungen Leute, die mit ihrem sprachlichen Hintergrund und ihrer Auffassungsgabe so weit sind, dass sie überhaupt in eine Ausbildung hineingehen können. Das müssen wir zuerst schaffen. Um diese jungen Menschen zu Facharbeitern zu machen, brauchen wir mindestens fünf bis zehn Jahre. Diese Zeit muss man diesen jungen Menschen geben.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir haben hier einen Antrag, für den ich um Unterstützung bitte. Wir werden den Antrag der GRÜNEN-Fraktion ablehnen, weil er so, wie er ausgeführt worden ist, nicht passt, wenn auch einige gute und richtige Dinge drinstehen. Berufliche Ausbildung, Anschluss direkt, Ausbildung jetzt, lückenlose Betreuung und PerjuF - all das sind die richtigen Maßnahmen, die ich Ihnen ans Herz legen möchte. Ich bitte um Ihre Unterstützung. - Vielen Dank.
Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Dass das Thema Ausbildung ein zentrales Thema ist, das auch diesen Landtag beschäftigen muss, steht wohl außer Frage.
Ich glaube, wir alle sind uns darüber im Klaren, dass das System der dualen Ausbildung einen Vorteil darstellt und dies ursächlich ist dafür, dass wir in der Bundesrepublik Deutschland eine doch geringere Jugendarbeitslosigkeit haben als in vielen anderen europäischen Ländern. Das liegt sicherlich auch am dualen System. Aber dennoch gibt es eine Reihe von Problemen, die wir deswegen hier diskutieren, denn wir haben die eigentlich etwas paradoxe Situation, dass auf der einen Seite viele Betriebe darüber klagen, dass sie ihre Ausbildungsplätze nicht besetzt bekommen, und es auf der anderen Seite nach wie vor zahlreiche Jugendliche gibt, die keinen Ausbildungsplatz haben.
Ich glaube, das ist das Grunddilemma, bei dem angesetzt werden muss. Das ist auch der Punkt, der im Zentrum des Arbeitskammerjahresberichtes 2016 steht, bezogen auf den Ausbildungsmarkt. Er trägt dort die Überschrift „Ausbildungsmarkt weiter auf Talfahrt“. Eines der zentralen Probleme ist in den Beiträgen der Kollegen angesprochen worden, ich darf hier noch einmal die entsprechende Pressemitteilung, bezogen auf den Arbeitskammerbericht, mit Ihrer Erlaubnis zitieren, Frau Präsidentin: „Aus Sicht der Arbeitskammer ist es nicht hinnehmbar, dass sich 30 Prozent der ausbildungsinteressierten Jugendlichen im Saarland in einem Übergangssystem wiederfinden. Ursächlich hierfür ist vor allem die mangelnde Ausbildungsintegration von Jugendlichen mit einem Hauptschulabschluss, einem Migrationshintergrund oder einem Unterstützungsbedarf. Noch immer sind Betriebe nur begrenzt bereit, solche Jugendliche auszubilden.“ Der Kollege Ulrich hat in seinem Beitrag auf diesen Missstand hingewiesen und auch diese Zahl genannt.
Nun komme ich aber zu den in diesem Zusammenhang vorliegenden Anträgen. Ich muss sagen, dass ich schon etwas enttäuscht bin, weil in dem Antrag der Koalitionsfraktionen im Grunde genommen nur beschrieben wird, was ist, und keine wirklichen zentralen Forderungen enthalten sind. Der Kollege Ulrich hat meines Erachtens zu Recht darauf hingewiesen, dass es etwas merkwürdig ist, hier einen Antrag einzubringen, der im Grunde genommen keine Forderungen enthält. Es gibt eine ganze Reihe von begrüßenswerten Maßnahmen, die sind beschrieben worden, die gibt es bereits. Die Frage ist, was man weiter macht. Wenn ich mir den Antrag der Koalitionsfraktionen anschaue, dann haben wir nicht einmal eine Forderung, sondern wir haben eine Reihe von Bitten, die sich in Appellen an Unternehmen und Eltern und auch an die Landesregierung erschöpfen. Ich denke, in einem Parlament sollte die Regierung nicht unbedingt gebeten werden - das Parlament ist kein Bittsteller -, sondern der Landesregierung sollte schon konkret gesagt werden, was sie zu tun hat.
In dem Zusammenhang halte ich den Antrag der GRÜNEN auch für wesentlich konkreter. Herr Kollege Wegner, über einzelne Maßnahmen kann man reden, das eine kann man annehmen, das andere kann man ablehnen. Aber das ist doch eine Diskussionsgrundlage, an die man anknüpfen kann. Es geht darum - das ist doch unser gemeinsames Anliegen -, dass in der Tat diese missliche Situation, dieser Widerspruch aufgegriffen wird und dass wir das begleiten und konkrete Maßnahmen haben. Das ist wirklich außerordentlich wichtig. Ich will auch gar nicht in Abrede stellen, was gemacht wird. Auch das unterstützen wir. Aber es muss intensiviert werden,
das müssen dann auch konkrete Forderungen sein. Ich finde, dass in dem Zusammenhang der Antrag der GRÜNEN eine gute Diskussionsgrundlage bildet, um über weitere Maßnahmen zu diskutieren.
Ich finde es auch richtig, dass in der Tat über das Thema der Integration der Flüchtlinge geredet wird. Hier hat sich herausgestellt, dass das anders, als es am Anfang einmal aussah, kein Allheilmittel für den Arbeitsmarkt ist, sondern dass es erheblicher Anstrengungen bedarf, um eine Perspektive gerade für die Flüchtlinge zu eröffnen, weil hier eine Reihe von Voraussetzungen, angefangen bei der Sprache, geschaffen werden müssen, um sie in Ausbildung und später in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Ich glaube, wir sind uns einig, dass die Integration in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt zentral ist, dass das für eine Perspektive ausschlaggebend ist.
Ich möchte noch auf einen Punkt hinweisen, der auch in den Beiträgen zum Ausdruck kam: Das ist das Thema der Qualität der Ausbildung, das dürfen wir auch nicht außen vor lassen. Hier gibt es auch Studien des DGB - dass die Wirtschaftsverbände und natürlich auch die Arbeitskammer dem zum Teil widersprochen haben, weiß ich auch -, in denen die Rede davon ist, dass es in vielen Betrieben, die mit der Situation zu tun haben, erheblichen Druck auf die Auszubildenden gibt, dass es zu unerträglichen Überstunden kommt und dass auch die Bezahlung nicht immer dem entspricht, was man bei einem Ausbildungsplatz erwarten darf. Daher bin ich der Auffassung, dass das Thema Qualität der Ausbildung - das ist auch eine der zentralen Forderungen der Arbeitskammer - in dieser Debatte aufgegriffen und auch umgesetzt wird.
Ansonsten denke ich, dass es ganz wichtig ist, es nicht bei diesen Anträgen zu belassen, sondern entsprechend zu handeln und konkrete Forderungen zu entwickeln, wie sie beispielsweise im Antrag der GRÜNEN enthalten sind, wie sie aber auch dem Jahresbericht der Arbeitskammer zu entnehmen sind. Das muss aufgegriffen, weitergeführt und umgesetzt werden. Ich glaube, wir sind uns darüber einig, dass das Thema Ausbildung ein zentrales Anliegen für uns alle ist, dem sich der Landtag auch mit der entsprechenden Ernsthaftigkeit widmen muss. Vielen Dank.