Wie kann ich Gesundheit fördern und pflegen, mein Wohlbefinden und damit meine Lebensqualität steigern, damit ich auch im Alter noch geistig und körperlich fit bin, selbstbewusst und selbstbestimmt leben kann? Das fragen sich viele Menschen, denn niemand will krank sein.
Ratschläge gibt es en masse, in Presse, Funk und Fernsehen, Sportstudios, Kochsendungen, Frauenzeitschriften, Ärztejournalen und nicht zu vergessen die Apotheken Umschau. Alle bieten sie Tipps rund um die Gesundheit an und das ist prinzipiell auch nicht schlecht, aber subjektiv gesehen - so empfinde ich es - wird jeden Tag eine neue Diät angepriesen, ein noch gesünderes Lebensmittel, die beste schonende Sportart etc. Alles für unsere Gesundheit, und das sind viele Informationen, die man auf sich einwirken lässt, die man filtern müsste: Eine große Herausforderung.
„Du bist, was du isst“, das ist ein Spruch, den jeder von Ihnen kennt. Das Thema gesunde Ernährung ist eigentlich nicht neu und es müsste auch nicht neu erfunden werden. Die Generationen vor uns ernährten sich von Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten, saisonal natürlich, oder kauften - das hat Eugen Roth angesprochen - im Tante-Emma-Laden um die Ecke. All das ist fast verschwunden aus unserem Alltag mit seiner Schnelllebigkeit, leider.
In Schulen und Kitas stellen wir fest, dass immer mehr Kinder kein Frühstück dabeihaben oder zu Hause keines eingenommen haben. Die Box mit Pausenbrot und Obst sucht man oft vergeblich. Eine Lehrerin hat mir einmal erzählt, dass ein Kind tatsächlich als Frühstück eine Dose Ravioli mitgebracht und die dann in der Pause gegessen hat, kalt, versteht sich. Das kann und darf nicht sein. Wir müssen schauen, dass sich das Bewusstsein auch hier verändert.
Aber es gibt auch hoffnungsvolle Beispiele. Erst letztens sah ich einen Beitrag im Aktuellen Bericht im SR über das Kinderhaus in Malstatt, welches von der Diakonie Saar in Kooperation mit dem Sozialen Dienst und der fachlichen Beratung durch das ISPO Institut Saarbrücken betrieben wird. Täglich besuchen dort rund 30 Kinder, hauptsächlich aus sozial schwachem Umfeld, diese Einrichtung. Neben Hausaufgabenbetreuung und Sport, Spiel und Spaß steht hier auch die gesunde Ernährung auf dem
Plan. Gemeinsam einkaufen, gemeinsam kochen und in Gesellschaft zu Mittag essen - das gehört zum Stundenplan und ist für viele Kinder ein erstmaliges Erlebnis. Die Kinder sind begeistert und erlernen so spielerisch, was gesunde Ernährung ausmacht und wie man günstig dafür einkaufen kann.
An der Stelle muss ich Ihnen, Frau Schramm, leider widersprechen. Ich sehe es etwas anders. Es kommt bei gesunder Ernährung nicht nur auf den Geldbeutel an, nein, auch mit wenigen Euros kann man sich gesund ernähren, kann man günstig gesunde Lebensmittel kaufen, verarbeiten und kochen. Ein Argument, das häufig umstritten ist, aber ich bleibe dabei. Ernährung hat in Deutschland leider nicht mehr den Stellenwert wie früher. Früher hat man die Hälfte seines frei verfügbaren Geldes dafür verwandt, Lebensmittel zu kaufen. Heute macht es gerade noch ein Drittel aus. Wir brauchen nur kurz über die Grenze zu springen, dann sehen wir im Cora oder sonst wo, dass die Franzosen eine ganz andere Einstellung zu ihrer Ernährung, zu ihren Lebensmitteln haben. Dort hat das Ganze einen ganz anderen Stellenwert.
Regionales und/oder saisonales Obst und Gemüse ist kostengünstig. Frisch zubereitet kann dem kein einziges Fastfood- oder Fertigprodukt, egal in welcher Form, das Wasser reichen oder es gar ersetzen, liebe Kolleginnen und Kollegen. Und dass es den Kindern aus dem Kinderhaus in Malstatt Freude macht, hat man in diesem Beitrag gesehen. Sie haben sich wohl gefühlt und die selbst gekochten gesunden Gerichte haben ihnen geschmeckt. Das konnte man anhand der Aussagen im Bericht erfahren, aber auch spüren. Ein tolles Beispiel, dem wir Wertschätzung entgegenbringen sollten und dem Dank gebührt, liebe Kolleginnen und Kollegen.
Das Bewusstsein, sich gesund und ausgewogen zu ernähren, wird durch Kitas und Schulen gefördert. Ziel ist es, diese Erkenntnis bei den Kids sprichwörtlich in Fleisch und Blut zu bringen. Mit der Muttermilch geht es leider noch nicht. Aber wenn man es schafft, durch diese Aufklärungskampagne in Kitas und Schulen das zu vermitteln und es wirklich so aufgesogen wird, ist das ein großer Erfolg. Dann wird die Entwicklung auch nachhaltig beeinflusst.
Ebenso muss die Pflegesituation in den Senioreneinrichtungen genau analysiert werden und gehört auch auf den Prüfstand. Denn wir alle wissen, wie wichtig es im Alter ist, sich mit genügend Vitaminen, Ballaststoffen, Spurenelementen und ausreichend Flüssigkeit zu versorgen. Deswegen müssen die Qualitätsstandards nach DGE in den Schulkantinen und in Kitas gewährleistet werden.
Wünschenswert wäre aus meiner Sicht auch, dass Kantinen in der Arbeitswelt sich umstellen und gesunde und regionale Produkte anbieten - auch hier im Landtag.
Lebensmittel aus Übersee sind der Klimakiller Nummer 1. Fast 52.000 Tonnen Nahrungsmittel werden jährlich nach Deutschland eingeflogen. Würde man nur Lebensmittel importieren, die bei uns vom Klima her nicht wachsen, wie etwa Bananen, Kaffee, Tee, Kakao - man könnte die Liste unendlich fortführen -, könnte man 22 Prozent der Emissionen einsparen. Brauchen wir wirklich Rindfleisch aus Argentinien? Brauchen wir Lamm und Äpfel aus Neuseeland? Kartoffeln aus Israel? Nein, denn das alles und vieles mehr gibt es bei uns und in unseren europäischen Nachbarländern auch zur Genüge. Nicht schlechter, eher besser. Deshalb sollten wir diese Lebensmittel von der Speisekarte der Gaststätten, Restaurants und Kantinen langfristig verschwinden sehen - nicht „lassen“, sondern „sehen“, denn es geht nur gemeinsam. Das wäre ein ganz großer Schritt, wenn wir das gemeinsam mit den Gaststätten und allen Beteiligten hinbekämen.
Die Vernetzungsstellen in Kindergärten oder Kitas und Schulen sind schon angesprochen worden. Vernetzungsstellen für Kinder und Senioren leisten wertvolle Arbeit im Bereich gesunde Ernährung. Diese müssen aber auch, wenn wir es wirklich ernst meinen, weiterhin finanziell unterstützt werden, liebe Kolleginnen und Kollegen.
Werbung begleitet uns permanent durch unser Leben. Im Fernsehen, im Radio, in Zeitungen, auf Plakatwänden. Niemand kann sich dem entziehen. Auch wenn man selbst oft der Meinung ist, ich habe alles im Griff, ich bin immun, muss ich Sie enttäuschen: Werbung manipuliert unser Unterbewusstsein. In einer Studie von HubSpot, die ich im Internet gelesen habe, wird eine Werbung, die sich um Schokolade dreht, unter die Lupe genommen. Mit Elementen aus Musik, einfachen Bildern und Emotionen wie Spaß und das Streben nach Freiheit wird der Spot im Unterbewusstsein verankert und unser Kaufverhalten beeinflusst, ohne dass wir uns dessen bewusst sind.
Sie sehen, wie schwierig es schon für uns ist. Aber wie schwierig ist es erst für Kinder? Kinder im Vorschulalter können nämlich nicht zwischen Werbung und allgemeinem Programm unterscheiden. Sie sin
gen die Werbeslogans nach und lieben die kleinen bunten Filmchen. Also keine Chance! Apropos: Ertappen Sie sich nicht auch manchmal dabei, dass ein Werbeslogan bei Ihnen im Kopf festsitzt und sich immer wiederholt? Ich glaube schon, dass das jeder von uns schon mal erlebt hat. Deshalb wollen wir Werbung für Lebensmittel mit hohem Fett-, Salz und Zuckergehalt, die speziell an Kinder gerichtet ist, einen Riegel vorschieben, dieser Manipulation entziehen. Erstens durch Verbot, zweitens durch Aussortierung dieser Lebensmittel in schulischen Einrichtungen. Ein wichtiger und richtiger Schritt zum Schutz unserer Kinder, meine ich, liebe Kolleginnen und Kollegen.
Thema Kennzeichnung Lebensmittel. Eine Kennzeichnung, die die Qualität eines Lebensmittels einfach und klar und für jedermann erkennbar abbildet, muss das Ziel sein, außerdem standardisiert, einheitlich. Wir befinden uns in einem Dschungel an Etiketten, so mein Empfinden. Discounter und Supermärkte überbieten sich mit eigenen Labels auf eigenen Marken über Herkunft, Verarbeitung und Qualität, extrem verwirrend und oft auch nicht nachvollziehbar oder verfolgbar. Ein geeintes Etikett mit einfacher Darstellung von Informationen zum jeweiligen Produkt ist hilfreich für jeden Verbraucher und soll Sicherheit zu den Angaben bieten.
Unser Anliegen: Erstens, Nährwertkennzeichnung. Hier läuft im Moment eine Studie über die Bundesregierung als Verbraucherbefragung noch bis September. Diese Studie soll zeigen, was bevorzugt wird. Es sind vier Modelle im Angebot. Die Tendenz ist, so Foodwatch - die hatten auch schon eine entsprechende Studie durchgeführt -, der Nutri-Score. Das ist die Ampel, aber mit fünf verschiedenen Farben. Dieses Modell läuft in Europa in vielen Ländern schon sehr erfolgreich, ist auch in Frankreich ein Erfolgsmodell. Im September soll die Studie ausgewertet werden. Unsere Ernährungsministerin Julia Klöckner hat gesagt, dass bei dem Modell, das ein mehrheitliches Votum hat, dieses als Etikett auch umgesetzt wird.
Zweitens ein verpflichtendes staatliches Tierwohllabel. 2020 soll ein staatliches Tierwohllabel auf den Markt kommen, ein erster Schritt, den die Bundesregierung getan hat. Aber das Tierschutzlabel ist sicherlich noch verbesserungsfähig. Dafür wollen wir uns auch auf Bundesebene einsetzen. Durch solche Maßnahmen können die Menschen selbst entscheiden, welchen Lebensmitteln sie den Vorzug geben, denn - und es ist mir wirklich wichtig, es hier zu sagen - ich gehöre nicht zu der Partei, die einen Veggie-Tag oder die fleischfreie Woche verordnen möchte, die Schwenken, Grillen, Knabberzeug,
Schokolade oder Süßigkeiten verteufelt - ich esse es selbst hin und wieder gern -, gewiss nicht, liebe Kolleginnen und Kollegen! Mann und Frau sollen ja auch noch Spaß am Leben haben.
Erwähnenswert - und das haben wir auch hier schon im Plenum gehabt - ist im Saarland der Ökolandbau. Der Ökolandbau war heute sogar Thema in der SZ und gestern schon in den Nachrichten. Er hat einen positiven Trend. Wir im Saarland sind schon Spitzenreiter beim Ökolandbau, mit 16 bis 17 Prozent. Nun gibt es 26 Landwirte, die sich entschieden haben, ihren Betrieb ab 2020 ebenfalls auf Ökolandwirtschaft umzustellen. Das bedeutet, wir steigern uns von 16 bis 17 Prozent auf 19 Prozent. Unser Ziel, 2025 25 Prozent zu stellen, rückt immer näher. Wir sind immer noch an der Spitze von allen Bundesländern. Ich glaube, das soll auch so bleiben und das werden wir auch so verfolgen und anstreben.
Hier müssen die finanziellen Mittel verstetigt werden. Es sind finanzielle Mittel da, aber um diesen Weg beenden oder zumindest das Ziel erreichen zu können, müssen weitere Mittel bereitgestellt werden. Der Schwerpunkt der ganzen Geschichte ist nicht die Quantität, also dass es immer größere Betriebe gibt, die dann immer mehr anbauen, sondern der Fokus ist ganz klar auf Qualität gesetzt. Dort wollen wir hin, das ist unser Ziel.
Ich komme zum Schluss. Wenn wir es mit unseren Ideen und Aufklärungsmaßnahmen schaffen, dass die Verbraucherrinnen und Verbraucher sich noch umfassender und genauer mit ihrer Ernährung auseinandersetzen, haben wir schon viel erreicht. Wenn sich dann auch noch der Blick auf die Auswirkungen des Verbraucherverhaltens auf Umwelt und Klima, Wirtschaftsfaktor und Arbeitsplätze, Landwirtschaft, Tierwohl und Bodenressourcen schärft und entsprechend niederschlägt, wäre das ein großer Erfolg für uns alle. Das wollen wir mit diesem Antrag erreichen und deshalb bitte ich um Ihre Zustimmung. Ich bedanke mich für Ihr aufmerksames Zuhören zu später Stunde.
Danke, Frau Abgeordnete. - Das Wort hat nun Herr Fraktionsvorsitzende Josef Dörr für die AfD‑Fraktion.
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Als ich den Antrag in der Hand hatte und die erste
Seite gelesen habe, habe ich gedacht, das könnte ein Beitrag von der Apotheken Umschau sein. Dann habe ich auf der zweiten Seite schon die ersten Lobpassagen für die Regierung gelesen und auf der dritten Seite steht dann: Der Landtag des Saarlandes fordert die Landesregierung auf (…). - Das kommt ja im Grunde von der Regierungskoalition. Ich frage mich bei solchen Anträgen immer: Wieso braucht die Regierung von der Regierungskoalition eine Aufforderung, etwas zu tun? Ich gehe mal davon aus, dass die schon von selbst wissen, was sie machen sollen. Wenn es nicht so wäre, wäre das natürlich sehr schade.
Wenn es allerdings darum geht, dass Redezeit gewonnen wird, bin ich schon der Ansicht, dass der Fachminister im Parlament die Gelegenheit haben sollte, von Zeit zu Zeit über seine Erfolge zu berichten und einen Ausblick zu geben, was in Zukunft geplant wird. Wenn das mit einer Aussprache verbunden ist, finde ich das wirklich in Ordnung. Das wäre ehrlicher. So wie es jetzt ist, sehe ich es als Propagandaantrag. Die Ausführungen waren ja insoweit alle in Ordnung, aber für mich waren sie eine Zwangsbelehrung in Ernährungsfragen. Ich bin mit einer Frau verheiratet, die sehr ernährungsbewusst kocht und einkauft. Ich werde seit Jahrzehnten beraten. Sie lebt mir einen gesunden Lebensstil vor. Sie ist rank und schlank und sportlich. Ich versuche, ihr einigermaßen nachzueifern. Ich brauche so eine Zwangsbelehrung in Ernährungsfragen nicht.
Danke, Herr Fraktionsvorsitzender. - Das Wort hat nun der Kollege Dr. Magnus Jung für die SPD‑Fraktion.
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Zunächst einmal möchte ich auf das eingehen, was Herr Dörr gesagt hat, welchen Sinn es haben soll, dass das Parlament etwas beschließt, um der Regierung seine Meinung mitzuteilen. Genau das ist der Sinn von Parlamentarismus! Heute Morgen konnte ich feststellen, dass Sie nicht wissen, was das ist. Sie haben es heute Abend wieder bestätigt. Sie sind zwar Abgeordneter, aber Sie haben die grundsätzlichen Aufgaben eines Parlamentes nicht verstanden,
Themen aufzugreifen und über Themen zu diskutieren und dann einen Beschluss zu fassen. Hier sind sehr viele konkrete Dinge drin, Dinge, die bundesweit umstritten sind, zwischen den Bundesländern und zwischen Land und Bundesregierung. Der saarländische Landtag wird sich heute festlegen, wie er mehrheitlich zu den verschiedenen Bereichen steht. Das ist dann eine demokratische Entscheidung, am Ende nennt man das „parlamentarische Demokratie“.
Ansonsten kann ich natürlich nicht hier stehen und zum Thema gesunde Ernährung reden und dabei verschweigen, dass ich mit einem gewissen Maß an selbstkritischer Reflexion an dieses Thema herangegangen bin. Ich glaube aber, dass mich das dafür prädestiniert, zu diesem Thema zu sprechen, denn jemandem, der immer alles richtig macht, fehlt vielleicht das notwendige Problembewusstsein, das man gerade bei diesem Thema braucht. Am Ende geht es ja nicht nur um die Verhaltensprävention, also um die Frage, wie bringen wir den Einzelnen dazu, sich klug, bewusst und gesund zu ernähren, sondern wir müssen auch erkennen, es geht um die Verhältnisprävention, also darum, dass wir die Verhältnisse gestalten. Wir wollen den Menschen durch einen klugen Politikansatz helfen, bei dem Thema gesunde Ernährung ein bisschen bessere und gesündere Entscheidungen zu treffen. Es geht nicht um Perfektion.
Dabei ist doch eigentlich ganz klar, die gesündesten Lebensmittel sind die, die biologisch und in der Region produziert werden. Auf der anderen Seite wissen wir auch, je stärker die Produktion von Lebensmittel industriell umgesetzt wird und je stärker der Preis dafür ausschlaggebend ist, wie ein Lebensmittel auf den Markt kommt, desto schlechter wird die Qualität sein. Das weiß und schmeckt man. Deshalb ist auch die Frage, wie wir die Landwirtschaft organisieren, eine, die direkte Auswirkungen auf die gesunde Ernährung der Bürgerinnen und Bürger hat. Damit ist nicht nur der Einzelne in der Pflicht, sondern es sind auch Politik und Landwirtschaft in der Verpflichtung, einen Beitrag zur gesunden Ernährung der Bürgerinnen und Bürger zu leisten. Das heißt, wir müssen die Landwirtschaft - wir haben bisher grundsätzlich schon in anderen Debatten, auch in der letzten Landtagssitzung, über die Rolle der Landwirtschaft gesprochen - anders organisieren. Dann machen wir es den Menschen auch leicht, bessere Produkte zu kaufen.
Was an der Stelle gut für den Menschen ist, ist auch gut für die Nutztiere, Artenvielfalt, Böden, Luft und
Wasser ist. Die einfachen Stichworte dazu sind: Pflanzenschutzmittel in Lebensmitteln, Antibiotika in Lebensmitteln, Nitrat im Grundwasser und vieles andere mehr, was die gesunde Ernährung der Menschen beeinträchtigt, aber am Ende auch sehr stark mit den Produktionsbedingungen zu tun hat.
Ich will einen weiteren Gedanken hinzufügen. Die Stelle, an der wir nach meiner Auffassung strukturell ansetzen müssen, ist die Frage der Weiterverarbeitung von einfachen Lebensmitteln beziehungsweise Nahrungsmittelgrundprodukten zu weiterverarbeiteten Produkten. Mehr als die Hälfte der Nahrung, die die Bürgerinnen und Bürger in unserem Land zu sich nehmen, besteht nicht aus Speisen, die selbst zubereitet wurden, zum Beispiel aus Mehl, Eiern und Milch und Fleisch, wie das früher üblich war. Früher war es so. Man ging ins Geschäft, kaufte diese Dinge, ging nach Hause und kochte dort etwas daraus, das dann gegessen wurde. Die meisten Dinge, die heute gekauft und verzehrt werden, sind schon fix und fertig vorproduziert oder zumindest in Teilen so vorproduziert, dass diejenigen in der Lebensmittelindustrie, die diese Dinge herstellen, den entscheidenden Einfluss darauf haben, was die Menschen letztlich tatsächlich zu sich nehmen.
Damit die Menschen das künftig besser überblicken können, benötigen wir in jedem Fall eine größere Transparenz durch eine bessere Kennzeichnung der Lebensmittel. Wir brauchen aber auch ein grundsätzliches Mitziehen aufseiten der Lebensmittelindustrie: weniger Salz, weniger Fett, weniger Zucker. Entweder wird es diesbezüglich eine klare Selbstverpflichtung der Industrie geben oder aber wir werden dazu klare Zielmarken festsetzen müssen, müssen das gesetzlich fixieren, am besten auf der Bundesebene oder noch besser auf der europäischen Ebene, damit die Produkte auch europaweit gehandelt werden können. Andere Länder in Europa sind uns insoweit schon ein gutes Stück voraus. Bei uns steht im Moment die Bundeslandwirtschaftsministerin noch etwas auf der Bremse, wenn wir aber heute gemeinsam in diesem Sinne entscheiden, werden wir einen guten Schritt auf dem Weg zum Ziel der besseren Lebensmittelgesundheit zugunsten der Bürgerinnen und Bürger vorangehen.
Ich bin sehr dankbar, auch das will ich noch einmal sagen, lieber Reinhold Jost, dass das saarländische Umweltministerium beim Thema gesunde Ernährung an vielen Stellen hervorragend tätig ist. Das sei einmal als Eigenlob gestattet, das darf am Ende auch einmal sein. Ich bitte um Zustimmung zu unseren Antrag.