Bildung ist in dieser Hinsicht ein wichtiger Rohstoff der Gesellschaft. Das Leben in einer offenen, pluralen Gesellschaft erfordert auch die Fähigkeit zum verantwortlichen Umgang mit Freiheit und zur Toleranz auf der Basis der Grund- und Menschenrechte. Dies macht Werteorientierung zu einem integralen Bestandteil der schulischen Bildung.
Wissenserwerb, Kompetenzentwicklung und Werteorientierung stehen im Mittelpunkt von Bildung und Erziehung an sächsischen Schulen. Junge Menschen sollen zu einer selbstbewussten und verantwortungsvollen Lebensgestaltung sowie zum Mitwirken in der demokratischen Gesellschaft befähigt werden. Nur so können sie sich den Herausforderungen in der Gegenwart und in Zukunft stellen.
Das Schulsystem Sachsens mit der Grundschule sowie Mittelschule und Gymnasium als weiterführende Schulen und den Förderschulen bilden die Grundlage für die erfolgreiche Arbeit und die guten Ergebnisse sächsischer Schüler. Die zentralen Prüfungen Sachsens sind ein wesentliches Instrument der Qualitätssicherung und garantieren die Gleichwertigkeit der Abschlüsse.
Dies gilt vor allem für das Herzstück des zweigegliederten sächsischen Schulsystems, die Mittelschule. Sie ist mittlerweile ein Modell für Deutschland.
Eine wesentliche Säule im sächsischen Schulsystem sind neben den allgemeinbildenden Schulen die berufsbildenden Schulen. Sie vermitteln berufsqualifizierende und studienqualifizierende Abschlüsse bzw. bereiten auf eine berufliche Ausbildung vor.
Durch die abgestimmte Arbeit zwischen den Gemeinden, Landkreisen, kreisfreien Städten und der Kultusverwaltung ist die Schulnetzplanung im Wesentlichen abgeschlossen. Das gilt auch für die notwendigen Anpassungen des Schulnetzes an die Entwicklung der Schülerzahlen.
Mit einer gezielten Förderung durch Schulhaus- und Sportstättenbau, Informations- und Kommunikationstechnik an unseren Schulen und von Ganztagsangeboten sichern und entwickeln wir Qualität. Für Lehren und Lernen schaffen wir so noch bessere Voraussetzungen.
Mehr als 90 % der sächsischen allgemeinbildenden Schulen bieten Ganztagsangebote an. Ganztagsangebote werden in Sachsen nicht verordnet, sondern entstehen vor Ort in Zusammenarbeit von Schule, Hort, Eltern und außerschulischen Partnern.
Eltern, Schüler und Lehrer entscheiden, ob sie verpflichtende oder offene Ganztagsschulen entwickeln. In den zurückliegenden Jahren wurden dafür umfangreiche finanzielle Mittel aus dem Landeshaushalt bereitgestellt. Durch die Ganztagsangebote in Sachsen gibt es insbesondere mehr Fördermöglichkeiten für Schüler mit Bildungsdefiziten und für solche mit besonderen Begabungen.
Aktuell findet die sächsische Bildungspolitik Bestätigung im Abschneiden beim Bildungsmonitor 2008. Zum dritten Mal in Folge belegt der Freistaat Sachsen Platz eins.
Sachsen bietet seinen Schülern deutschlandweit die besten Lernbedingungen und wird bereits als die „Nachwuchsschmiede für Ingenieure“ bezeichnet.
Zudem spielt in Sachsen die soziale Herkunft der Schüler für gute Lernleistungen nur eine geringe Rolle.
Dieser erste Platz ist Beleg für Chancengerechtigkeit im sächsischen Schulsystem und eine große Verpflichtung für die weitere Arbeit von Schule, Eltern und Politik, um den Bildungsstandort Sachsen zukunftsfähig zu gestalten.
Auch in der Länderauswertung zur OECD-Veröffentlichung „Education at a Glance“ – Bildung auf einen Blick – hat Sachsen gute Noten bekommen. So sind die Studienanfänger im Freistaat mit durchschnittlich zwanzig Jahren am jüngsten. Der Anteil der 20- bis 64-jährigen Bevölkerung, die mindestens einen beruflichen Abschluss, eine Hochschulzugangsberechtigung bzw. einen Hochschulabschluss erreicht haben, ist mit 95 % in Sachsen deutschlandweit am höchsten. Zum Vergleich: Für ganz Deutschland beträgt dieser Anteil 83 %, und der EU-Durchschnitt liegt bei 69 %.
Seit Anfang Oktober liegt der 1. Sächsische Bildungsbericht vor. Der Bericht gibt in sachlicher und objektiver Form einen umfassenden Überblick über das sächsische Schulsystem. Er geht insbesondere auf wichtige Lehr- und Lernprozesse an Schulen ein und informiert über die in den vergangenen Jahren erreichten Ergebnisse. Erstmals liegen mit dem Bericht für Sachsen umfassende empirische Daten, kompakt und grafisch aufbereitet, vor.
Der Bericht bestätigt: Unsere Schulen sind leistungsfähig. Sächsische Schüler absolvieren ihre Schulzeit größtenteils ohne zeitliche Verzögerung und erhalten zu einem hohen Prozentsatz den für sie bestmöglichen Abschluss.
Der Anteil von Schülern an allgemeinbildenden Schulen, die ein Jahr wiederholen, liegt bei 2,1 %, deutschlandweit bei 2,7 %.
Der häufigste Schulabschluss ist der mittlere Abschluss. 50,3 % aller Schulabgänger in Sachsen erreichen den Realschulabschluss – die Spitzenposition in Deutschland; bundesweit sind es 41 %.
Auch innerhalb der Mittelschule wechseln zunehmend mehr Schüler vom Hauptschul- in den Realschulausbildungsgang.
Der Anteil der Schüler, die Abitur machen, ist in den vergangenen vier Jahren von 24 auf 31 % gestiegen. Derzeit hat rund ein Drittel der Schulabgänger Abitur. Das heißt: Unsere Anstrengungen, mehr Schüler zu höheren Schulabschlüssen zu führen, zeigen Erfolg.
Neben der Absicherung der guten Ergebnisse wird aber auch weiterer Handlungsbedarf sichtbar. So gilt es, die im Bericht aufgezeigten regionalen und geschlechtsspezifischen Unterschiede zu verringern. Das wird nicht mit Aktionismus, sondern nur mit einem langen Atem gelingen.
Durch frühzeitige sowie bedarfsgerechte individuelle Angebote soll für alle jungen Menschen der Schulerfolg ermöglicht werden. Zwar ist der Prozentsatz derjenigen, die ohne Abschluss die Schule verlassen, in den letzten vier Jahren von etwa 10 % auf 8,7 % gefallen. Mit vielfältigen Maßnahmen, auf die ich später noch eingehen werde, soll diese Zahl weiter reduziert werden.
Im Bildungsbericht werden zum ersten Mal Ergebnisse der externen Schulevaluation zu Fragen der Unterrichtsqualität veröffentlicht. An 100 repräsentativ ausgewählten allgemeinbildenden öffentlichen Schulen wurde die Unterrichtsqualität bewertet. Besonders gut gelingt es demzufolge den Lehrerinnen und Lehrern, die Klasse effektiv zu führen, die Schüler am Unterrichtsgeschehen zu beteiligen sowie eine positive und freundliche Lernatmosphäre zu schaffen. Damit werden die Bedingungen für Schüler erleichtert, sich aufmerksam und konzentriert den Lerninhalten zu widmen.
In regionalen Veranstaltungen werden die Ergebnisse des Sächsischen Bildungsberichtes, des Bildungsberichtes Deutschlands sowie die Mitte November vorliegenden Ergebnisse aus dem PISA-Ländervergleich weiter ausgewertet und in einem nächsten Schritt erfolgreiche Strategien und spezifischer Unterstützungsbedarf ermittelt.
Lassen Sie mich im Folgenden auf ausgewählte Schwerpunkte der sächsischen Bildungspolitik eingehen: Bildung und Erziehung eines jeden Einzelnen. Großes Potenzial besteht in der frühkindlichen Bildung. Das Gehirn lernt von Beginn an, und es lernt immer.
Dieser Prozess wird von Kindertageseinrichtungen unterstützt, begleitet und um Bildungsangebote wirkungsvoll ergänzt. Durch die Verlagerung der Zuständigkeit für die Kindertagesbetreuung an das SMK ab 1. Januar 2009 wird der ganzheitliche Bildungsansatz, der vom Sozialministerium verfolgt und vor nunmehr vier Jahren durch Kooperationsvereinbarungen von Sozial- und Kultusministerium untersetzt und bestätigt wurde, weiter gestärkt. Insofern wird mit der Übertragung des Arbeitsgebietes auf das Kultusministerium der gleitende Übergang von der Kindertagesstätte in die Schule mit den
Elementen Bildungsplan, Schulvorbereitungsjahr und der flächendeckenden Kooperation von Kindergarten und Grundschule konsequent fortgeführt.
Insbesondere das Schulvorbereitungsjahr ist bundesweit einmalig und wie der Bildungsplan bereits Teil der Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern. Eltern sind als wichtige Partner noch stärker in die Kooperation von Kita und Grundschule einzubeziehen.
Die Qualität der Kooperation vor Ort soll weiterentwickelt werden. Dies geschieht etwa durch die Vertiefung inhaltlicher Fragen – beispielsweise zur Förderung der Mehrsprachigkeit.
Im Mittelpunkt einer Evaluationsstudie steht die Überprüfung der Einführung des Sächsischen Bildungsplanes und der Maßnahmen zur Verbindung von Schulvorbereitungsjahr und Schuleingangsphase.
Auch für ein weiteres zukunftsträchtiges Vorhaben gilt es Voraussetzungen zu schaffen. Wir unterstützen die Idee von Bildungshäusern, in denen benachbarte Kindertageseinrichtungen und Grundschulen unter einem Dach enger kooperieren können. In Bildungshäusern können Kinder von null bis zehn Jahren künftig gemeinsam aufwachsen sowie voneinander und miteinander lernen. Ich möchte die Kommunen ausdrücklich ermutigen, die Entstehung von Bildungshäusern in diesem Sinne zu initiieren und zu fördern.
Die individuelle Förderung von Kindern wird nach der Schuleingangsphase nahtlos fortgesetzt. Jedes Kind soll in Sachsen seine individuellen Fähigkeiten stärken und Talente bestmöglich entwickeln können. Das sächsische Motto „Jeder zählt“ ist Auftrag und Anspruch zugleich. Dabei sind Fördern im Sinne von Vorwärtsbringen und Fordern im Sinne von etwas Verborgenes ans Licht holen grundlegende Prinzipien einer leistungsorientierten sächsischen Bildungspolitik. Die Basis, um diese Prinzipien umzusetzen, bilden nationale Bildungsstandards, die Kriterien für sächsische Bildungspolitik und unsere Lehrpläne.
Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf besuchen in Sachsen zum einen Förderschulen, an denen sie adressatengerecht und individuell gefördert werden. Zum anderen können sie sehr integrativ in allgemeinen Schulen unterrichtet werden. Handlungsorientierter Unterricht, kooperative Lernbegleitung und entdeckendes Lernen auf der Grundlage der Lehrpläne, individueller Förderpläne und Entwicklungsberichte sind Bausteine eines lern- und entwicklungsfördernden Unterrichts. Zukünftig soll die Anzahl verbindender Kooperationen zwischen allgemeinen Schulen und Förderschulen erhöht werden.
Lehrer erhalten flächendeckend die Möglichkeit, sich berufsbegleitend zum Thema „Integrativer Unterricht“ fortzubilden. Wir wollen die Bandbreite präventiver Maßnahmen, individueller Hilfe und förderpädagogischer Beratung verstärkt nutzen. Dazu müssen alle Beteiligten, auch vorschulische Einrichtungen, Förderstellen, Jugend- und Sozialämter, eng zusammenarbeiten.