schließe darin ausdrücklich die Erzieherinnen und Erzieher mit ein, die im Wesentlichen den Schlüssel für die Zukunft dieses Landes in der Hand halten. Deshalb geht es um diese beiden Berufsgruppen.
Zwei Punkte sind wichtig: zum einen die Kapazitäten und zum anderen die Qualität. Die Kapazitäten müssen wir in ausreichendem Maße in Zukunft schaffen und an unseren Universitäten vorhalten. Wir wissen – auch das ist in der Debatte zum Ausdruck gekommen –, dass wir ab 2012/2013 einen erhöhten Bedarf an Lehrerinnen und Lehrern haben, und zwar in den Schularten Grundschule und Mittelschule.
Es gibt eine weitere Lehrerart, die in der heutigen Diskussion leider keine Rolle gespielt hat, die ich aber an dieser Stelle besonders erwähnen möchte: Wir brauchen auch Förderschullehrer, Lehrerinnen und Lehrer, die sonderpädagogisch ausgebildet sind. Sie leisten einen wichtigen Beitrag im Freistaat Sachsen. Ihrem Engagement und ihrem tagtäglichen Einsatz ist es zu verdanken, dass Kinder bestmöglich in die Gesellschaft und in die Arbeitswelt integriert werden. Deshalb geht mein herzlicher Dank besonders an diese Gruppe.
Meine Damen und Herren, zum zweiten Punkt, zur Qualität. Selbstverständlich steht die Qualität im Vordergrund. Ich bin dankbar, dass Sie in dieser Debatte den Fokus auf die Qualität in der Lehrerausbildung gelegt haben. Sachsens Schulen sind spitze und Sachsens Lehrer sind spitze.
Das soll so bleiben und deshalb müssen wir uns selbstverständlich mit der Qualität der Ausbildung auseinandersetzen und darüber streiten.
In den Jahren 2006 und 2007 haben wir die Bachelor- und Masterstudiengänge in Dresden und Leipzig eingeführt. Dieser Prozess ist zugegebenermaßen noch nicht zum Abschluss gekommen, aber er ist evaluiert worden und wird evaluiert. Ich bin den ausbildenden Universitäten dankbar, dass sie dies getan haben.
Mehr noch: Wir haben uns auch mit den Betroffenen unterhalten – es schadet nichts, wenn man mit denjenigen spricht, für die wir unsere Politik machen –, nämlich mit den Studentinnen und Studenten im Bereich der Lehrerausbildung. Es ist höchst interessant, was sie sagen.
Der wichtigste Punkt ist schon zum Tragen gekommen. Es geht um die Polyvalenz, also die Frage: Was mache ich eigentlich, wenn ich einen Bachelor habe? Der Bachelor soll ein erster berufsqualifizierender Abschluss sein. Aber ich frage mich: Was mache ich eigentlich mit einem Bachelor? Im Lehramt kann ich nicht arbeiten. Einen anderen Beruf kann ich nicht ergreifen. Also ist die Polyvalenz im Bereich der Lehrerausbildung – schlicht gesagt – unsinnig.
Der zweite Punkt: Selbstverständlich ist die Dauer der Ausbildung ein wichtiges Argument für die Attraktivität. Diese Frage müssen Sie mir einfach beantworten: Wenn ich beispielsweise bei der Grundschullehrerausbildung die Ausbildungszeit in der Universität von 3,5 auf fünf Jahre verlängere, was soll denn, bitte schön, besser werden? Welche Inhalte sollen hinzukommen? Was ist die zusätzliche Qualität?
Wenn man sich mit den Studenten unterhält, dann kommt zum Tragen, dass sie im Wesentlichen, wie ein Gymnasiallehrer, beim polyvalenten Bachelor die gleiche Mathematik absolvieren müssen. Was will ein Grundschullehrer mit höherer Mathematik? Meine Damen und Herren, wir brauchen in diesem Land viele Ingenieure.
Wir brauchen viele Forscher. Wir brauchen hoch qualifizierte Fachkräfte in Forschung und Industrie. Aber wir brauchen keine hoch qualifizierten Mathematiker in den Grundschulklassenzimmern. Deshalb, meine Damen und Herren, muss die Ausbildung so bemessen sein, dass wir die Richtigen qualifizieren.
Herr Minister Wöller, entschuldigen Sie bitte, dass wir Ihre Frage nicht beantworten. Unsere Kurzinterventionen sind aufgebraucht. Aber ich habe eine Nachfrage an Sie: Ist Ihnen bekannt, dass schon in der jetzigen Stundentafel zur Ausbildung von Lehrern von wohlgemerkt zehn Semestern nur 1,7 Semester Fachausbildung vorgesehen sind? Wie wollen Sie im Grundschulbereich zukünftig die Fachausbildung gestalten, wenn Sie das Studium gerade um ein Jahr kürzen und Herr Schneider vorgestellt hat, dass Sie den Praxisanteil ausbauen wollen? Mich würde interessieren, was von dieser Fachausbildung übrig bleibt und wie sich das Ihrer Meinung nach auf die Qualität niederschlägt.
Zum Zweiten weise ich darauf hin, dass gerade das Kultusministerium in den vergangenen Jahren bei der Berufspraxis erhebliche Anstrengungen unternommen hat. Wir haben sowohl an die Universität Leipzig als auch an die TU Dresden jeweils acht Mentoren abgeordnet, Lehrer aus der Praxis, damit Studenten Berufspraxis bekommen. Der Prozess ist noch nicht abgeschlossen. Wir können uns darüber unterhalten, diesen Prozess noch zu intensivieren.
Das Wichtigste ist nicht nur die wissenschaftliche Ausbildung, sondern die pädagogische Eignung. Mir sind Lehrer lieber, in deren Herz ein pädagogisches Feuer brennt, denn diese müssen die Bindung zu den Kindern aufbauen, um damit eine erfolgreiche Bildung sicherzustellen.
Es tut mir leid, dass dies keine weitere Zwischenfrage ist, sondern eine Präzisierung zur Frage, die ich gestellt habe, weil ich noch keine Antwort darauf gehört habe.
Gut, ich stelle meine Frage. Sie wollen das Lehramtsstudium für die Grundschullehrer verkürzen. Wie soll sich das positiv auf die Qualität der Lehramtsausbildung auswirken?
Herr Kollege, ich kann ja Ihre Ungeduld verstehen. Aber nehmen Sie bitte zur Kenntnis, dass die Staatsregierung Eckpunkte vorgelegt hat, und zwar Eckpunkte, die nicht nur mit den Studenten diskutiert worden sind, sondern auch mit den Universitäten, die Lehrer ausbilden. Es geht jetzt darum, in einem Prozess von mindestens einem Jahr die Dinge umzusetzen, und das wird Bestandteil der Diskussion sein. Dieser Anteil muss sich nicht nur ausweiten, sondern er muss an den Beginn des Studiums verlagert werden; denn dort haben wir noch die Möglichkeit, diejenigen anzuhalten, ihre Berufswahlentscheidung zu überdenken, die zwar der Meinung sind, dass sie fachlich qualifiziert sind, die aber über keine pädagogische Eignung verfügen. Das beste Mittel, dies herauszubekommen, ist die Berufspraxis, also mit dem Klassenzimmer und mit Schülern in Berührung zu kommen. Damit das Berufswahlverhalten besser wird, sind entscheidende Anstrengungen unternommen worden. Unsere Eckpunkte, die wir vorgelegt haben, schaffen dazu die Voraussetzungen.
Ein letzter wesentlicher Punkt ist das Berufswahlverhalten. Es muss uns doch mit Sorge erfüllen, wenn 60 % das Lehramt Gymnasium wählen. Wir brauchen aber in Zukunft nicht in dieser Dimension Gymnasiallehrer, sondern wir brauchen sie an Grundschulen, an Mittelschulen und an Förderschulen. Dadurch, dass wir die Polyvalenz abschaffen, dass wir von Anfang an klare, systematische Studiengänge anlegen, haben wir auch Sicherheit
Meine Damen und Herren! Lassen Sie mich zum Abschluss noch einiges richtigstellen. Sie haben die Behauptung in den Raum gestellt, dass so, wie die Staatsregierung jetzt versucht, die Lehrerausbildung weiterzuentwickeln, die Abschlüsse nicht mehr kompatibel werden. Das ist falsch. Eine stramm vorgetragene Behauptung ist meistens besser als ein schwach vorgebrachter Beweis. Aber wir wissen, dass Sie vieles behaupten. Wir wissen aber auch, dass Sie die Beweise schuldig bleiben.
Wir halten uns an die KMK-Rahmenvereinbarung von 1997. Diese gilt nicht nur in Sachsen, sondern in ganz Deutschland, und damit sind die Abschlüsse auch kompatibel.
Zum Zweiten, die Staatsexamina betreffend. Sachsen ist nicht das einzige Land, das mittels Staatsexamina die Lehrerausbildung organisiert. Wir haben dies in Mecklen
burg-Vorpommern, im Saarland, und wir haben es sogar in Bayern und Baden-Württemberg. Gerade die letztgenannten Länder sind ja nicht gerade dafür berüchtigt, dass sie in der Bildungsqualität schlecht abschließen. Deswegen, meine Damen und Herren, ist diese Reform, diese Weiterentwicklung nicht nur qualitativ geboten. Sie ist auch deswegen geboten, weil sie sich am Bedarf ausrichtet. Deshalb glaube ich, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Wir werden den Weg der Qualität und der Bedarfsorientierung auch weiter fortsetzen.
Das war für die Staatsregierung Herr Staatsminister Prof. Wöller. Wir sind damit am Ende der 1. Aktuellen Debatte angekommen. Ich sehe auch keinen weiteren Redebedarf. Die 1. Aktuelle Debatte ist damit abgeschlossen.
Sehr geehrter Herr Präsident! Verehrte Damen und Herren! Das Thema der Aktuellen Debatte heißt „Bürgerschaftliches Engagement – wertschätzen, fördern und tatsächlich sichern“. Zunächst würden Sie das alle wahrscheinlich unterstützen. Aber wir glauben, dass die Sonntagsreden zur Farce werden, wenn wir uns die Ereignisse der letzten Wochen und Monate anschauen. Wir kommen zu dem Schluss, dass Bund und Land die Tragweite dieses bürgerschaftlichen Engagements und dessen Notwendigkeit nicht begriffen haben. Wir wollen heute in der Debatte Ihren Blick dafür schärfen, dass Sie statt Sonntagsreden heute mit der Realität vertraut gemacht werden. Lassen Sie mich zeigen, wo momentan die Probleme liegen.
Im Haushalt wird bei der Förderung des bürgerschaftlichen Engagements in Größenordnungen gekürzt, Sie setzen die Selbsthilfegruppen auf null, Sie setzen die Förderung der freiwilligen Dienste über 50 % herunter, Sie kürzen bei den Betreuungsvereinen, Sie kürzen bei der Gleichstellungsarbeit und setzen zum Teil die Gleichstellungsarbeit auf null, Sie kürzen bei TAURIS, Sie kürzen bei den Wohlfahrtsverbänden, Sie kürzen bei der Jugendpauschale, bei den freien Trägern usw.
Wir sehen auch, dass in den letzten Monaten beispielsweise so wichtige Dinge wie die Betreuungsangeboteverordnung nicht endlich ins Leben geführt wurden, von
der die ehrenamtlichen Mitarbeiter so abhängig sind. Es werden Förderrichtlinien erarbeitet, in die die Zuwendungsträger, also diejenigen, die das umsetzen sollen, nicht einbezogen werden. Es wird immer mehr die institutionelle Förderung gekürzt, zum Teil komplett, zugunsten einer Projektförderung. Wir erleben auch auf Bundes- und Landesebene jetzt die Kürzungen bei dem Programm „Soziale Stadt“, einem wichtigen Programm gerade für benachteiligte Wohngebiete. Da wird nur noch investiv gefördert, und eigentlich sind die Projekte für Bildung, Integration und Förderung des Ehrenamtes besonders wichtig bei diesen Aufgaben. Doch das wird wiederum auf null gesetzt.