Wir nutzen außerdem die Möglichkeit der Berufsorientierung an den Schulen, um Schüler frühzeitig für diesen Beruf zu interessieren. Wir nehmen Kontakt mit den Regionaldirektionen Sachsens und der Bundesagentur für Arbeit auf, um nach Möglichkeit die dort angesiedelte Berufsberatung zu nutzen. So können wir neben den Berufsanfängern auch weiter bildungswillige Quereinsteiger, was wichtig ist, in den Blick nehmen.
All das zeigt, dass die Kindertagesbetreuung in Sachsen dem Zugang von männlichen Fachkräften bereits seit geraumer Zeit sehr aufgeschlossen gegenübersteht. Ich bin deshalb sehr dankbar für die Initiative der Koalitionsfraktionen, die dem Thema damit einen zusätzlichen Schub verleiht. Die erfreulichen Entwicklungen in diesem Bereich werden vor allem unseren Jüngsten zugute kommen.
Das war Herr Staatsminister Prof. Wöller für die Staatsregierung. – Jetzt hätten die Fraktionen der CDU und FDP noch die Möglichkeit für ein Schlusswort. Sie wollen das wahrnehmen. Frau Schütz, bitte.
Natürlich, sehr geehrter Herr Präsident, bei so einem wichtigen Thema! Ich bedanke mich sehr herzlich bei Ihnen. Die Diskussion hat gezeigt: Der Fachkräftewettbewerb hat alle Gebiete erreicht. Wir
können das klare und deutliche Signal senden: Alle jungen Menschen und Jugendlichen werden zukünftig in allen Berufsfeldern gebraucht. Ich kann Bezug nehmend auf unseren Antrag nur allen Pädagogen zurufen oder anregen, für die eigene Berufung zu werben, um in unsere Bildungseinrichtungen in Sachsen zu kommen.
Schließlich ist es so: Wer nicht probiert und gezielt anspricht, wird auch keine Männer erreichen. Daher gehen wir diesen Weg mit diesem Antrag. Unser wichtigstes Anliegen ist es, tradierte Rollenbilder zu überwinden, Jungen auf pädagogische Berufe aufmerksam zu machen und sie ihnen nahezubringen. So kann man im besten Fall Männer für die Erziehung unserer Kinder in den Kitas gewinnen, ohne – das sei mir an dieser Stelle gestattet zu sagen – die traditionelle Rolle der Väter in diesem Zusammenhang zu vergessen.
Vorhin wurde die Zahl genannt, wie viele Alleinerziehende es in Sachsen gibt. Es sind hauptsächlich Frauen. Sosehr Frau Nicolaus unsere Männer hier insgesamt gelobt hat, sosehr kann ich nur immer wieder appellieren, dass Männer und Väter ihre Verantwortung in den Familien wieder entsprechend wahrnehmen und auch dort ihren Erziehungsaufgaben nachkommen.
Aber unser Antrag hat gezeigt: Wir wollen gezielte Öffentlichkeitsarbeit betreiben, Kampagnen entwerfen und Veranstaltungen zur Berufswahl nutzen. Ich freue mich auf die breite Zustimmung aus allen Fraktionen und bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.
Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Uns liegen jetzt drei Änderungsanträge vor. Wir werden über diese drei Änderungsanträge entsprechend der Nummerierung abstimmen, aber vorher können sie natürlich noch die einbringenden Fraktionen begründen. Ich würde mit dem Änderungsantrag der GRÜNEN, Drucksache 5/7196, beginnen. Dazu wird Frau Kollegin Jähnigen sprechen. – Sie sprechen gleich vom Mikro aus.
Ich hatte vorhin in der Debatte schon gesagt, dass wir glauben, dass der Antrag der Koalition in die richtige Richtung weist, aber noch nicht so weit wie notwendig geht. Deshalb schlagen wir Ihnen vor, als Parlament konkreter zu sein. Wir glauben, dass wir gezielt in den Kitas die Anwendung geschlechtersensibler pädagogischer Ansätze fördern müssen. Es ist im Bildungsplan enthalten, aber es wird noch viel zu wenig umgesetzt.
Wir glauben, dass Geschlechtersensibilität ein fester pädagogischer Inhalt als Methode in der Aus- und Weiterbildung von Fach- und Hochschulen sein muss. Wir glauben weiterhin, dass die dazu notwendigen Unterstützungsmaßnahmen sowohl bei der Aus- und Weiterbildung
von Erziehern und Lehrern als auch bei der Gewinnung von Männern für den Erzieherberuf koordiniert und breit sein müssen. Wir brauchen nicht zuletzt eine schrittweise Verbesserung der Arbeitsbedingungen und der Vergütung der pädagogischen Fachkräfte in den Kita-Einrichtungen, sonst werden uns zu große Gruppen, schlechte Arbeitsbedingungen, schlechte Lernbedingungen für die Kinder immer wieder die Teilerfolge konterkarieren.
Der Sächsische Bildungsplan ist Bestandteil des Gesetzes. Das ist ein großes Pfund für uns, das wir hier in diesem Hohen Haus erreicht haben. Damit ist das gesetzliche Grundlage. Wir brauchen nicht noch eine zusätzliche Verankerung. Dies ist schon gesetzlich festgeschrieben. Wir müssten also das Gesetz noch einmal erweitern. Was soll das?
Ich bin ein Stück weit enttäuscht über den Punkt d) Schrittweise Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Das ist eine Ohrfeige für alle Träger. Davon möchte ich mich wirklich distanzieren. Die Arbeitsbedingungen sind aus meiner Sicht gut.
Ich sehe keinen weiteren Redebedarf. – Wir stimmen jetzt ab über den Änderungsantrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Drucksache 5/7196. Wer diesem Änderungsantrag seine Zustimmung geben möchte, den bitte ich um das Handzeichen. – Vielen Dank. Gegenstimmen? – Vielen Dank. Stimmenthaltungen? – Eine. Damit ist der Änderungsantrag abgelehnt.
Wir kommen zum nächsten Änderungsantrag, eingereicht von der Fraktion der SPD, Drucksache 5/7197. Er wird begründet von Frau Dr. Stange.
Wir haben es bereits angedeutet, liebe Kolleginnen und Kollegen, dass uns der Antrag noch nicht weit genug geht. Ich denke, die Punkte 1 und 2 sind auch für die Koalition annehmbar. Wir wollen deshalb nachher eine punktweise Abstimmung zu
den Berichten haben, was aus dem Modellprojekt herausgekommen ist und wie die Landesregierung das weiter unterstützt. Das Modellprojekt wird immerhin vom Bund bundesweit mit 13 Millionen Euro unterstützt. Wir brauchen also einen Anschluss, damit es nicht wie beim Landesmodellprojekt „Jungenarbeit“ passiert, das nach 2009 keinen Anschluss gefunden hat.
Wir brauchen bei der Berufsberatung/Berufsorientierung klare Hinweise und klare Umsetzungsstrategien. Wir brauchen vor allem ein Bekenntnis der Staatsregierung, dass auch am Boys’ Day eine Freistellung vom Unterricht erfolgt, was derzeit nicht der Fall ist.
Ein zweiter Punkt. Ich hatte vorhin erwähnt, dass es den runden Tisch der Berufsverbände und Gewerkschaften gibt, der sich auf Bundesebene vom Familienministerium unterstützt genau mit diesem Thema befasst. Es sind die Berufsverbände und Gewerkschaften aus unserer Sicht zwingend einzubeziehen, weil sie Multiplikatoren sind, wenn es um die Imagewerbung für den Beruf des Erziehers und der Erzieherin geht. Auch Ihre Kampagne kann hier aufgegriffen werden.
Der dritte Punkt ist uns deshalb wichtig, denn er wurde hier mehrfach angesprochen. Das geschah, Frau Nicolaus, nicht deshalb, weil die Träger nicht gut arbeiten, sondern weil die Arbeitsbedingungen derzeit, was die Finanzierung der teilzeitbeschäftigten Erzieherstellen anbelangt, nicht gut sind und wir teilweise keine Tarifbindung bei den einzelnen Trägern haben. Wir brauchen andere Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen bis hin zur Senkung des Betreuungsschlüssels. Das ist ein ganz wichtiger Grund dafür, dass junge Männer nicht in diesen Beruf hineingehen.
Wir brauchen vor allen Dingen endlich wieder eine Ausbildung an staatlichen Fachschulen und nicht in zunehmendem Maße über privatfinanzierte, gebührenfinanzierte Ausbildung, wie wir sie derzeit vorfinden.
Im 4. Punkt fordern wir auf, bis zum 30. Juni zu berichten, welche Maßnahmen aus dem Modellprojekt mit eigenen Landesmitteln unterstützt in Sachsen ausgeweitet werden können. Das wäre ein konkreter Beitrag zu den Schlussfolgerungen, die das Ministerium aus dem Modellprojekt für Sachsen zieht.
Wir hoffen, dass diese Änderungen auch auf Ihre Zustimmung treffen. Ich sage es noch einmal: Wir beantragen punktweise Abstimmung.
uns in der Koalition darauf verständigt, Punkt 1 und 2 zuzustimmen, wenngleich Sie mir die Laune mit Ihren Äußerungen zu bestimmten Punkten etwas vermiest haben. Das will ich hier nicht verhehlen.
Zuerst zum Modellprojekt. Hier wurde die Frage aufgeworfen, inwieweit sich der Freistaat beteiligt. Vielleicht ist das unklar herübergekommen. Am 28. September 2011 hat sich der Beirat zu diesem Modellprojekt im Freistaat Sachsen gebildet. Dort beteiligt sich das Ministerium unter anderem mit dem Landesjugendhilfeausschuss. Das ist ein klares Bekenntnis des Freistaates – hier vertreten durch das Ministerium – dafür, dass man hinter diesem Modellprojekt steht. Der Minister hat ausgeführt, dass man das weiter implizieren möchte. Darauf warten wir am Ende auch.
Zum Thema Ausbildung. Meine sehr verehrten Damen und Herren! Diese Schelte in Richtung private Schulen kann ich nicht teilen. Wir haben einen einheitlichen Lehrplan, an den man sich halten muss. Wir haben eine gesetzliche Grundlage. Wir haben einen Bildungsplan, der per Gesetz verankert worden ist, was ich vorhin beim Antrag der GRÜNEN ausgeführt habe. Darauf können wir stolz sein.