Insgesamt wird erwartet, dass die IT-Branche bereits in fünf Jahren die Umsatzschwelle von 300 Milliarden DM überspringt und damit zum größten deutschen Wirtschaftszweig wird.
Zugleich hat sich die Informationswirtschaft zum Beschäftigungsmotor entwickelt. Wirtschaftsinstitute prognostizieren, dass im IT-Sektor bis zum Jahr 2010 netto 750 000 Arbeitsplätze entstehen können.
Über die langfristige Dynamik der Wirtschaft wird nicht nur die Entwicklung der IT-Branche im engeren Sinne entscheiden. Sie wird auch maßgeblich davon abhängen, wie schnell es gelingt, die Diffusion der neuen Technologien in die traditionellen Bereiche der Wirtschaft und des Lebens zu realisieren. Das wird die Organisation der Wirtschaft gravierend verändern und im Gegenzug die Entwicklung der IT-Branche inspirieren. In diesen Prozess muss unser Land von Anfang an einbezogen sein.
Keine Organisation, meine Damen und Herren, ist schneller und intensiver vom Druck der Globalisierung getroffen und verändert worden als die der Unternehmen. Sie gehen zunehmend, ob groß, ob klein, international auf Partnersuche und werden zum „Globalplayer“. Ich kenne inzwischen eine ganze Reihe von durchaus mittelständischen Firmen aus Sachsen-Anhalt, die diesen Weg gegangen sind. Solche weltweit operierenden Unternehmen sind in einem hohen Maße virtualisiert. Sie bilden ein globales Netzwerk aus verhältnismäßig kleinen Einheiten, die sehr flexibel, sehr projektorientiert verknüpft sind.
Globalisierung kann aber nicht ohne Lokalisierung stattfinden. Auch wenn sich Menschen heute auf unterschiedlichen Kontinenten befinden und trotzdem fast nahtlos zusammenarbeiten können, finden die Entwicklung, die Produktion, die Verteilung, der Konsum und das menschliche Leben immer an konkreten, realen Orten, in Städten, Gemeinden und in Regionen statt. Die Regionen und ihre Kommunen sind somit die wichtigen Kristallisationspunkte im weltweiten Fluss von Kapital und Arbeit.
Der wesentliche Unterschied zu früheren Zeiten liegt darin, dass die technologisch unterstützte Mobilität von Kapital und Finanzen zu einer globalen Standortkonkurrenz führt, in der man gewinnen, in der man aber auch verlieren kann.
Für die Regionen geht es heute um ihre Verankerung in der Weltwirtschaft. Die Regionen müssen in der Weltwirtschaft verankert werden. Es geht um den Erhalt oder den Gewinn einer Position im Netz wirtschaftlicher Operationen. Die klassischen Trennungen zwischen nationaler, regionaler und lokaler Ebene kommen in Bewegung. Die „globale Region“, die „globale Stadt“ entsteht.
Für das Land Sachsen-Anhalt geht es darum, möglichst viele dieser Knoten des internationalen Netzwerkes, das in diesem Bereich entsteht, im eigenen Land zu haben. Die Basis eines nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolgs der Regionen ist die Vernetzung leistungsfähiger Innova- tionspotenziale.
Meine Damen und Herren! Das ist kein Zufallsprodukt. Diese Vernetzung erfordert eine exzellente Infrastruktur, ein modernes und preiswertes Telekommunikationsnetz, wissensbasiert arbeitende Unternehmen, leistungsfähige Forschungs- und Bildungseinrichtungen, „Venturecapital“ zur Befriedigung des Finanzbedarfs und anderes mehr. Vor allem aber erfordert sie eine neue Qualität von Zusammenarbeit, damit die Dinge zum Laufen gebracht werden,
damit der Vorteil der Regionen in dieser Veränderung sichtbar gemacht und in die Tat umgesetzt werden kann. Diese neue Qualität in Gang zu setzen ist das erklärte Ziel der Landesregierung.
Meine Damen und Herren! Klar ist, wir stehen dabei nicht allein. Das Thema Wissensgesellschaft erhält auf allen politischen Ebenen die höchste Priorität. Die G-8Länder haben das Thema Informations- und Kommunikationstechnologie auf ihrem Gipfel in Okinawa am 23. Juli 2000 beraten und Entwicklungsprogramme in Milliardenhöhe beschlossen.
Von der Europäischen Union sind wichtige Initiativen ausgegangen. Auf der Tagung des Europäischen Rates von Lissabon am 23. und 24. März 2000 haben sich die Staats- und Regierungschefs das Ziel gesetzt, die Europäische Union zum „wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensbasierten Raum der Welt zu machen“.
Auch die Bundesregierung hat sich den neuen Herausforderungen unmittelbar nach ihrem Amtsantritt gestellt. Belege dafür sind das Programm „Innovation und Arbeitsplätze in der Informationsgesellschaft des 21. Jahrhunderts“, das Bündnis für Arbeit, Ausbildung und Wettbewerbsfähigkeit, die Einführung der Greencard sowie das Zehnpunkteprogramm der Bundesregierung, in dem wichtige Initiativen gebündelt werden, um Deutschland auf dem Weg in die Wissensgesellschaft schnell voranzubringen.
Meine Damen und Herren! In diesem Rahmen muss auch die Landesregierung klare Ziele formulieren. Das Vorangehen auf dem Weg zur globalisierten und regionalisierten Wissensgesellschaft ist wichtig, stellt aber auch hohe Anforderungen an die Innovationsfähigkeit von Wirtschaft und Staat und an die Lernbereitschaft der Menschen.
Sachsen-Anhalt hat diese Herausforderungen in der Vergangenheit konzentriert angenommen. Die Landesregierung ist entschlossen, diesen Weg konsequent weiter zu beschreiten. Unsere Ziele sind, um es in Stichworten zu sagen:
- die Entwicklung Sachsen-Anhalts zu einem Land, in dem innovative Technologien offen und experimentierfreudig ausprobiert und wirtschaftlich erfolgreich umgesetzt werden können.
Es geht uns um die Schaffung neuer und die Sicherung nachhaltiger Beschäftigung. Gerade auf diesem Gebiet ist übrigens die nachhaltige Beschäftigung zu sichern.
Lassen Sie mich das in den drei wesentlichen Bereichen Wirtschaft, Bildung und Landesverwaltung entfalten.
Betrachten wir zunächst den Bereich der Wirtschaft. In Sachsen-Anhalt hat die Entwicklung der Informations- und Kommunikationswirtschaft deutlich an Breite und Stabilität gewonnen. Die meisten einheimischen IT-Firmen verfolgen eine Wachstumsstrategie.
Durch ihre Arbeit und durch das gelungene Zusammenspiel von Wirtschaft und Politik hat sich Sachsen-Anhalt in den letzten Jahren zu einem interessanten Standort für die Informations- und Medienwirtschaft entwickelt.
Nehmen wir zunächst den Standort Halle. In der Stadt Halle arbeiten bereits 473 Unternehmen mit insgesamt 3 860 Beschäftigten im IT- und Medienbereich.
Im Saalkreis kommen noch einmal 202 IT-Firmen, hauptsächlich im Hard- und Softwarebereich, hinzu. Die Entwicklung des Medienstandorts Halle profitiert maßgeblich von der Regionalen Innovationsstrategie RIS Halle/ Leipzig/Dessau, die eine Initiative regionaler Akteure ist und von der Landesregierung sowie von der Sächsischen Staatsregierung intensiv unterstützt wird.
Die im September 2000 gestartete Initiative „Halle digital“ setzt diese Entwicklung fort und wird in Halle ein mit
teldeutsches Medienzentrum entstehen lassen. Günstige Voraussetzungen dafür sind geschaffen worden durch die geplante Errichtung des mitteldeutschen Multimediazentrums, Gesamtkosten 44 Millionen DM, den Bau von Europas größter DVD-Produktionsanlage durch das Unternehmen Digital Images und die Errichtung des bundesweit modernsten Ausbildungszentrums für den Bereich Postproduktion in Fernsehen/Multimedia durch die Fernsehakademie in Mitteldeutschland. Die Gesamtkosten dafür betragen 4,8 Millionen DM.
Ein paar Bemerkungen zum Standort Magdeburg. Im Raum Magdeburg ist mit dem Innovations- und Gründerzentrum Barleben ein Zentrum für innovative Firmen entstanden. Darunter befinden sich zum Beispiel die im europäischen Markt tätige Regiocom, die inzwischen fast 200 Mitarbeiter beschäftigt, das Forschungsunternehmen Teleport und die Oneline AG, die zu den ersten deutschen Unternehmen gehört, die Telekommunikationsleistungen über das Stromnetz anbieten.
Ein weiterer anerkannter IT-Dienstleister ist die aus dem Computerservice Magdeburg entwickelte DeTeCSM, die Deutsche Telekom Computer Service Management GmbH.
Auch die Sket EDV GmbH, hervorgegangen aus dem Schwermaschinenbauer Sket, hat im zukunftsträchtigen Informations- und Kommunikationsmarkt Fuß gefasst.
Lassen Sie mich noch ein Beispiel vom Standort Wolfen nennen. Am Standort Wolfen hat die neu gegründete Orwo Media GmbH ein Zentrum für digitale Bildbearbeitung mit einem der modernsten Digitallabore Deutschlands geschaffen, das seine Leistungen im Direktmarketing über das Internet anbietet. Das System dafür hat die Pixelnet AG entwickelt, und die Pixelnet AG wiederum hat in diesem Frühjahr seinen Standort aus Taucha in Sachsen nach Wolfen in Sachsen-Anhalt verlegt - ein Zeichen für einen guten Standort, den wir hier haben.
Wir hatten vor wenigen Wochen Gelegenheit, das Unternehmen gemeinsam mit dem Bundeskanzler auf seiner Reise durch die östlichen Bundesländer zu be- suchen.
Meine Damen und Herren! Diese Erfolge - und weitere ließen sich anführen - dokumentieren eindrucksvoll die Sinnhaftigkeit unseres politischen Ansatzes. SachsenAnhalt setzt unter den Bedingungen einer globalisierten Wissens- und Informationsgesellschaft auf die Kraft und die Kreativität der Region. Ist in der Region eine kritische Masse erreicht, ein Grundpotenzial, das andere anzieht, so gewinnt das Wachstum dieser Branche an Fahrt und prägt das Image einer Region.
Die Landesregierung wird deshalb ihre Politik zur Stärkung innovativer Wirtschaftsregionen auch in Zukunft fortsetzen.
Neben solchen in den Regionen neu entstandenen Unternehmen sind für Sachsen-Anhalt natürlich auch die global agierenden internationalen Unternehmen besonders wichtig. Für sie ist unser Land in den letzten Jahren zunehmend attraktiv geworden. Ein wesentlicher Grund dafür: