Neben solchen in den Regionen neu entstandenen Unternehmen sind für Sachsen-Anhalt natürlich auch die global agierenden internationalen Unternehmen besonders wichtig. Für sie ist unser Land in den letzten Jahren zunehmend attraktiv geworden. Ein wesentlicher Grund dafür:
Im Land ist der Grad der vernetzten bzw. informationstechnisch gestützten Anwendungen in Unternehmen,
Verwaltungen oder auch Hochschulen erheblich gestiegen. Hier liegen Chancen für einheimische Unternehmen, die in neue wachsende Wertschöpfungsketten eingebunden werden oder am Ausbau eines entsprechenden Dienstleistungsangebotes partizipieren.
Für die Zusammenarbeit von Land und Unternehmen eröffnen sich unter den Bedingungen einer globalisierten Wissensgesellschaft neue Felder. Die traditionelle Arbeitsteilung zwischen Staat und Wirtschaft, in der zum Beispiel früher der Staat für die Entwicklung der Infrastruktur verantwortlich war - wir kennen das von Straßen, Schulen usw. -, verändert sich zunehmend. Das Internet und die neuen Informations- und Kommunikationstechnologien haben zu einem Rollentausch geführt. Die modernen Kommunikationsinfrastrukturen sind zu einem erheblichen Teil durch private Unternehmen entwickelt und realisiert worden.
Konsequenterweise setzt darum die Landesregierung bei der Nutzung dieser Infrastruktur besonders auf das innovative Modell von Partnerschaften zwischen privaten Unternehmen und der öffentlichen Hand.
Das Land hat starke Partner gefunden. Eine Vielzahl von Projekten wurde auf den Weg gebracht - Leuchtturmprojekte, die die künftige Entwicklung nachhaltig beeinflussen werden.
Die Landesregierung hat im Jahre 1998 gemeinsam mit der Deutschen Telekom AG die Multimedia-Initiative gestartet. Von beiden Partnern wurden bereits 5 Millionen DM für insgesamt sieben Pilotprojekte aufgebracht. Das Projekt „Go Time“ dient zum Beispiel der Initiierung und Begleitung von Existenzgründungen im IT-Bereich.
Im Januar 2000 wurde zwischen dem Land SachsenAnhalt und der Microsoft GmbH eine Rahmenvereinbarung über eine Innovationspartnerschaft geschlossen. Das Volumen der im Rahmen dieser Vereinbarung geplanten Projekte beträgt insgesamt 10 Millionen DM.
Auch mit der Firma Cisco Systems GmbH wurde auf der Cebit 2000 eine Rahmenvereinbarung mit einem bilateralen Investitionsvolumen von weiteren 10 Millionen DM unterzeichnet.
Ein Projekt im Rahmen der Vereinbarung ist zum Beispiel die „Bildungsinitiative Networking“. Dabei werden Lehrkräfte und Schülerinnen bzw. Schüler zu technischen Netzwerkassistenten qualifiziert. Dieses Zertifikat ist von der Unesco anerkannt und bedeutet für die künftigen Inhaberinnen und Inhaber eine wesentliche Verbesserung ihrer Chancen auf dem Arbeitsmarkt.
(Frau Brandt, DVU-FL: Und der Wirtschafts- minister schläft! - Heiterkeit bei der DVU-FL und bei der FDVP)
Bei meinem letzten Besuch in Amerika - zusammen mit dem Wirtschaftsminister - hatte ich die Gelegenheit, die Zusammenarbeit mit Microsoft und Cisco zu vertiefen. Wir werden in den nächsten Jahren auf der Basis der bestehenden Verträge neue Projekte in Angriff nehmen. Die bisherigen Projekte - das haben die Unternehmen ausdrücklich bestätigt - waren so erfolgreich, dass auf beiden Seiten ein großes Interesse daran besteht.
Auch bei unserem Vorhaben der Umgestaltung der Landesverwaltung zu einem modernen Dienstleistungszentrum lässt sich das Know-how von privaten Unternehmen nutzen. So werden wir gemeinsam mit IBM Einsatz
Meine Damen und Herren! Neben der Organisation von Zusammenarbeit, wie ich sie eben beschrieben habe, unterstützt die Landesregierung den wirtschaftlichen Strukturwandel zur Win-Gesellschaft natürlich auch mit einer gezielten Wirtschaftsförderung, damit die Beschäftigungschancen, die sich in dieser Branche ergeben, in unserem Land genutzt werden.
Dabei zwingt die besondere Struktur der IT-Wirtschaft zu einer dem jeweiligen Problem angepassten Kombination der verschiedenen Förderinstrumente. Die wichtigsten sind - ich darf sie noch einmal aufzählen - erstens die Investitionszuschüsse der Gemeinschaftsinitiative, die Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur für Unternehmen und der Ausbau der Infrastruktur,
zweitens die Zuwendungen des Landes Sachsen-Anhalt für die Entwicklung neuer Produkte und Verfahren, die so genannte Innovationsförderung, in KMU - dafür sind im Jahre 2000 insgesamt 108 Millionen DM vor- gesehen -,
viertens die Zuwendungen der Filmförderanstalt und der Mitteldeutschen Medienförderung GmbH für Film- und Medienprojekte,
fünftens die Ego-Existenzgründeroffensive; denn um Existenzgründungen auf diesem Gebiet wird es auch in Zukunft schwerpunktmäßig gehen.
Auch für die Förderung im Rahmen der europäischen Strukturfonds für den neuen Förderzeitraum 2000 bis 2006 sind weitere qualitative Änderungen geplant. Künftige Förderschwerpunkte werden neben der Förderung wichtiger Projekte auch ergänzende Infrastrukturmaßnahmen sowie die Qualifizierung von Telematik- bzw. Medienkompetenz sein. Profitieren sollen vor allem kleine und mittlere Unternehmen, so zum Beispiel auch diejenigen, die sich um die Einführung von Systemen bzw. Modulen des elektronischen Geschäftsverkehrs bemühen.
Darüber hinaus werden gezielt Unternehmensnetzwerke unterstützt, deren Kooperation unter Einbeziehung von Telematikkomponenten erfolgt und die den Aufbau von virtuellen Firmen zum Ziel haben.
Auch die Förderung von Forschung und Entwicklung in der Informations- und Kommunikationswirtschaft wird im Rahmen der innovationsorientierten Unternehmensförderung fortgeführt.
Meine Damen und Herren! Der Komplex der Wirtschaftsförderung ist das eine. Die andere Frage, ob wir in dieser Win-Gesellschaft mitspielen und mitgestalten, hängt entscheidend vom Bildungsstand und von den Fähigkeiten der Menschen ab, mit diesen neuen Kommunikationsmöglichkeiten umzugehen und sie produktiv zu nutzen.
Es gibt wohl keinen Bereich der Gesellschaft, in dem so deutlich wird, was lebenslanges Lernen bedeutet. Die daraus erwachsende Bildungsaufgabe betrifft sowohl die erste Bildungsphase mit Schule, beruflicher Bildung und Studium wie auch die Aus- und Weiterbildung in späteren Lebensphasen. Sie durchbricht die klassischen Strukturen von Lehrenden und Lernenden
und schafft neue Strukturen selbständigen und gemeinsamen Lernens. Dies habe ich gestern - ganz interessant - bei meiner Landkreisbereisung im Landkreis Anhalt-Zerbst in einem Klassenzimmer erleben können. Diese Herausforderung ist eine Chance für uns, die wir begreifen und annehmen müssen. Diese Chance beginnt in der Schule.
Eigentlich müsste ich sogar noch einen Schritt weiter gehen. Ich müsste mutiger sein und sagen, sie beginnt bereits im Kindergarten. Professor Olbertz, der neue Direktor der Francke‘schen Stiftungen, hat gerade in der letzten Woche auf die Notwendigkeit hingewiesen, über pädagogische Konzepte in unseren Kindergärten neu nachzudenken.
Hierzu hat uns IBM vor einigen Tagen eine Kooperation vorgeschlagen. Diese Möglichkeit werden wir prüfen.
Ich werde mich dafür einsetzen, dass einige Modellkindergärten mit Computern ausgerüstet werden, mit denen der Umgang mit diesen neuen Medien bereits im frühen Kindesalter erprobt werden kann. Die Kindergärten im Umfeld der Francke‘schen Stiftungen sind zum Beispiel durchaus geeignet, zumal sich die MartinLuther-Universität in der Nähe befindet, die sich für die Begleitung eines solchen Projektes geradezu anbietet.
Nun aber zur Schule. Der Umgang mit den neuen Medien muss an unseren Schulen als grundlegende Kulturtechnik gelernt werden wie Lesen, Schreiben oder Rechnen. Die Frage einer guten Bildung entscheidet sich in Zukunft nicht an der Frage, wie viel die Schülerinnen und Schüler wissen, sondern vielmehr an ihrer Fähigkeit zu lernen, an der Fähigkeit, mit der Informationsflut selektiv und effektiv umzugehen. Dazu gehören natürlich auch Fremdsprachenkenntnisse sowie die Fähigkeit, sich anderen Lebensbereichen und anderen Lebenskulturen zu öffnen; denn diese kommen dann per Internet in das eigene Klassenzimmer.
Grundvoraussetzung für das Erlernen des Umgangs mit den neuen Medien ist, dass unsere Schulen flächendeckend mit Computern ausgestattet werden.
In den letzten Jahren ist der Bestand an Computern in den Schulen deutlich gewachsen. Fast 90 % der Schulen verfügen zurzeit über einen Internetanschluss, und bis zum Jahresende wird in Zusammenarbeit mit der Deutschen Telekom AG eine 100-prozentige Versorgung mit Internetzugängen angestrebt.
Diese erfreuliche Entwicklung ist neben der Mithilfe durch die Telekom auf die Förderung von Modernisierungsmaßnahmen der kommunalen Schulträger durch die Landesregierung zurückzuführen. Schon im Jahr 1998 standen für die Förderung des Einsatzes von Informations- und Kommunikationstechnologien in den Schulen des Landes 6 Millionen DM zur Verfügung. Im aktuellen Haushaltsplan 2000 sind für die Förderung von Multimediaanwendungen im Bildungsbereich und für den Ausbau der technischen Infrastruktur noch einmal 3,2 Millionen DM und davon 2,2 Millionen DM speziell für den Schulbereich veranschlagt.
Darüber hinaus sind für die Jahre 2000 bis 2006 EUStrukturfondsmittel in Höhe von insgesamt 18,3 Millionen DM zur Förderung der Informations- und Kommunikationstechnik sowie der Entwicklung von Multimediaanwendungen im Bildungsbereich vorgesehen. Für den Schulbereich erfolgt die nationale Vorfinanzierung zu 25 % durch das Land und zu 25 % durch die Schul- träger.
Klar ist, dass diese öffentlichen Mittel den wachsenden Bedarf nicht werden decken können. Um eine angemessene, flächendeckende Ausstattung der Schulen mit IT-Technik zu erreichen, hat die Landesregierung frühzeitig auf privates Engagement gesetzt und sich bemüht, die Bereitschaft zu Sponsoring zu wecken und zu stärken. Zu diesem Zweck wurde bereits im Mai 1999 die Initiative „Wirtschaft und Verwaltung helfen der Schule“ gestartet. Die Weiterführung dieser Initiative wird dadurch begünstigt werden, dass Bundeskanzler Gerhard Schröder den Verzicht auf eine Besteuerung von Schenkungen der Wirtschaft an Schulen angekündigt hat.
Für die Zukunft ist zu erwarten, dass die Anbindung an das Internet den Bedarf der Schulen an multimedialen Arbeitsmitteln deutlich steigern wird. Deshalb ist die zwischen dem Land und dem Landesrundfunkausschuss vereinbarte Multimediaausstattung von 20 Sekundarschulen, Gymnasien und berufsbildenden Schulen durch die Einrichtung von „Medienwerkstätten“ ein Schritt in die richtige Richtung.
Meine Damen und Herren! Die dort eingerichteten Werkstätten sollen natürlich auch anderen Bildungseinrichtungen zur Verfügung stehen und damit eine möglichst breite Anwendung erlauben.
Ein weiteres herausragendes Beispiel für die Zusammenarbeit zwischen dem Land und Privatunternehmen ist die Initiative der Deutschen Telekom zur Einrichtung eines für die Schule kostenlosen Internetklassenzimmers. In Sachsen-Anhalt wurde der erste T-Classroom, wie er genannt wird, in den neuen Bundesländern und der zweite bundesweit eingerichtet, und zwar im Südstadt-Gymnasium in Halle. Das zeigt, dass wir in diesem Bereich durchaus eine Spitzenposition einnehmen.
Wesentliche materielle und technische Voraussetzungen sind also geschaffen, auch wenn daran weiter intensiv gearbeitet werden muss.
Jetzt kommt der nächste Schritt. Nun kommt es darauf an, die Kompetenz für deren Nutzung zu entwickeln. Die Arbeit der Pädagogen lässt sich mit computer- und internetbasierten Lehrangeboten wirkungsvoll unterstützen, unter anderem deshalb, weil diese geeignet sind, schnell und kompetent auf gesellschaftliche Entwicklungen und Konflikte zu reagieren. Aus diesem Grund wird die Verstärkung der Aus- und Weiterbildung von Lehrerinnen und Lehrern gerade im IT-Bereich auf absehbare Zeit eine dringende Aufgabe bleiben.
Sachsen-Anhalt hat erhebliche Anstrengungen in der Lehrerweiterbildung unternommen. Insbesondere das Landesinstitut für Lehrerfortbildung, Lehrerweiterbildung und Unterrichtsforschung leistet mit seinem Weiterbil