Einen Problemkreis habe ich noch nicht angesprochen, nämlich die älteren Ingenieurinnen und Ingenieure. Diesen Problemkreis will ich nicht vergessen. Auch in diesem Bereich gibt es Aktivitäten der Landesregierung dahin gehend, vor allem arbeitslose Ingenieurinnen und Ingenieure zu qualifizieren und wieder in Unternehmen zu bringen. Das ist ein Projekt der Magdeburger Ottovon-Guericke-Universität. Dabei werden Ingenieure genau nach Firmenprofil und -anforderungen umgeschult. Das ist, denke ich, das einzig Sinnvolle, was man machen kann.
Die dritte Klasse hat jetzt mit der Umschulung begonnen. Fast jeder, der in den vorherigen Umschulungsund Qualifizierungsklassen war, hat in dem Unternehmen, das die Arbeitskräfte mithilfe der Universität ausgesucht hat, eine neue Stelle gefunden. Ich denke, das ist auch ein schlagkräftiges Instrument, um das Potenzial der älteren Ingenieurinnen und Ingenieure richtig zu nutzen.
Zum anderen gibt es die Partnerschaften mit Microsoft und die Umschulung von 500 Ingenieuren zu MicrosoftSystemingenieuren.
Ich glaube, ich habe klar gemacht, dass die Landesregierung das Ansinnen ernst nimmt. Ich werde selbstverständlich sehr gern in den Ausschüssen über den Fortgang berichten. Ich bin auch offen und dankbar für gute Ideen, wie man das Ganze weiter vertiefen kann und was man ansonsten noch machen kann. Jeder hat andere Kontakte oder lernt andere Dinge aus anderen Ländern kennen. Dafür bin ich offen, wenn es etwas gibt, was wir noch nicht in unserem Portfolio haben.
Im Übrigen ist das wirklich ein Thema, das bundesweit betrachtet wird. Gestern auf der Wirtschaftsministerkonferenz hat es am Rande eine Gesprächsrunde mit dem Präsidenten des DIHT Herrn Braun gegeben. Auch er hat sich im Kern auf das Thema Bildung, Qualifizierung, Fachkräftebedarf der Wirtschaft bezogen, sodass deutlich wird, dass das wirklich ein akutes Thema ist, an dem man ohne parteipolitische Grenzen vernünftig weiterarbeiten sollte.
Herr Dr. Bergner, wenn Sie mich fragen, was meine Marke oder mein Profil ist, dann wäre diese Frage an diesem Punkt angemessen gewesen; denn genau das sind Schwerpunkte, die ich in den nächsten Jahren gern setzen möchte. Es geht darum, gemeinsam mit der Wirtschaft und mit dem innovativen Potenzial in SachsenAnhalt die Instrumente zum Beispiel der Arbeitsmarktpolitik stärker zu nutzen, um die wirtschaftliche Entwicklung im Land voranzubringen, damit wir nicht in diese Falle des Fachkräftemangels tappen. - Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Danke sehr. - Die Meinung der CDU-Fraktion trägt nunmehr der Abgeordnete Herr Dr. Sobetzko vor. Bitte, Herr Dr. Sobetzko.
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Der vorliegende Entschließungsantrag basiert auf einer langfristigen parlamentarischen Initiative. Bereits im Juni des vergangenen Jahres gab es eine Anhörung durch die CDU-Fraktion. Das Weitere hat sich dann bis zu diesem Entschließungsantrag entwickelt, der von den
Meine Damen und Herren! Der Ingenieurausbildung für die Wirtschaft Sachsen-Anhalts gebührt hohe Aufmerksamkeit. Die Schaffung von innovativen Arbeitsplätzen in unserem durch eine hohe Arbeitslosigkeit gebeutelten Land setzt gut ausgebildete, vielseitige und qualifizierte Ingenieure voraus. Der deutschlandweit erkennbare Mangel an modern ausgebildeten Ingenieuren müsste auch in Sachsen-Anhalt die Alarmglocken läuten lassen und hat sie auch läuten lassen.
Ich verweise auf einige Indikatoren für Sachsen-Anhalt: Die erwähnte IWH-Studie weist aus, dass das FuEPersonal - Sie, Frau Ministerin, sagten es - in der Anwendung bei uns innerhalb der neuen Bundesländer am stärksten zurückgegangen ist bzw. unzureichend ist und dass der Anteil der Ingenieure und Naturwissenschaftler an der Dienstleistung im verarbeitenden Gewerbe unterhalb des ostdeutschen Durchschnitts liegt. Analoges gilt für Lizenz- und Patentleistungen und anderes. Hierbei besteht natürlich dringender Handlungsbedarf.
Die Landespolitik darf allerdings nicht nur reagieren, sondern muss offensiv agieren. Mit dem vorliegenden Antrag werden der amtierenden Landesregierung richtigerweise einige Aspekte als Handlungsauftrag vorgegeben.
Für die CDU habe ich mich diesem Entschließungsantrag angeschlossen. Trotzdem trage ich eine kurze kritische Wertung vor: Entscheidend für alle Maßnahmen ist ein ingenieurfreundliches Klima. Das gilt sowohl deutschlandweit als auch insbesondere für SachsenAnhalt. Die hohe Zahl arbeitsloser Ingenieure in unserem Land - ca. 6 000 - und die Dauerphasen an Langzeitarbeitslosigkeit haben bisher nur skeptisches Interesse für diesen Beruf geweckt. Lassen wir uns nicht von einigen Zahlen täuschen, die von der Ministerin genannt wurden.
Wir stehen sozusagen am Anfang einer notwendigen Entwicklung. Es ist schon problematisch, dass die Studierbereitschaft der Abiturienten in unserem Land gesunken ist. Die Zahlen sind bekannt. In Sachsen-Anhalt sind es 57 % der Abiturienten, im Bundesdurchschnitt 68 % der Abiturienten, die ein Studium aufnehmen möchten. Zusätzlich können sich 30 bis 50 % weniger Studienanfänger bewerben, da die unbedachte und undurchdachte Entscheidung der Höppner-Regierung das 13. Schuljahr einführen ließ. Wenn der Geburtenknick in den Jahren 2008 bis 2010 auf die Hochschulen durchschlägt, werden, meine Damen und Herren, Ihre Nachfolger mit den belastenden Konsequenzen zu tun haben.
Meine Damen und Herren! Alles, was Interesse für eine technische Bildung und Ausbildung schafft, muss in den allgemein bildenden und berufsbildenden Schulen verstärkt betrieben werden. Dazu sind eine Reihe von Handlungsfeldern aufgeführt. Ich fordere aber, dass die Landesregierung wirksamer handeln muss als bisher.
Die Unterrichtsversorgung ist unzureichend und liegt unter dem nationalen Niveau. Fächer aus den Bereichen der Naturwissenschaften und der Sprachen können reihenweise nicht unterrichtet werden. Ein Konzept zur Behebung dieser Misere liegt nicht vor und ist mir auch nicht bekannt.
Dem Petitionsausschuss werden diesbezüglich laufend Anfragen vorgelegt. In den Fächern Technik, Wirtschaft und Hauswirtschaft scheint ein Lehrermangel vorprogrammiert zu sein. Andererseits wurden in den Vorjah
ren mit überhöhten Abfindungen Lehrer aus dem Schuldienst entlassen. Das alles passt nicht zusammen und wird auch modernen Anforderungen nicht gerecht.
Meine Damen und Herren! Soweit es uns gelungen ist, Informatiker und Ingenieure auszubilden, verlassen etwa 80 % der Absolventen unsere Region. Ich sehe nicht, dass von ihnen eine Rückkehr in Aussicht gestellt wird. Mit Praktikumsprojekten für Studenten in Unternehmen es wurde einiges genannt - in unserer Region sowie mit dem Einsatz als Innovationsassistenten sind mögliche Anreize zum Verbleib dieser Studenten vor Ort gegeben. Weitere Aktivitäten müssen aber folgen.
Immerhin 17 % unserer Absolventen möchten Existenzgründer werden. Leider sind es in der Praxis nur 1 %. Hier muss erheblich mehr Hilfe vom Land gegeben werden.
Auch unsere arbeitslosen Ingenieure stellen ein einmaliges nutzbares Potenzial dar. Ich nannte vorhin die Zahlen. Weiterbildungsangebote unserer Fachhochschulen sind eine Möglichkeit. Ähnliche Angebote zur Weiterbildung durch bekannte Unternehmen liegen vor. Die Jobrotation ist ebenfalls ein gutes Angebot. Bundespolitiker weisen verstärkt darauf hin. Was gestalten wir in Sachsen-Anhalt? Die ersten Modelle liefen an, aber auch aus. Nun herrscht bereits seit längerem Windstille. Warum immer diese Schwerfälligkeit?
Meine Damen und Herren! Ich schlage zusätzlich vor, dass die Landesregierung im Ausschuss für Wirtschaft, Technologie und Europaangelegenheiten jährlich zur Umsetzung unserer Handlungsvorschriften berichten sollte. Ich schlage vor, dass dies als Punkt 10 mit angeführt wird. - Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.
Danke sehr. - Die Debatte wird fortgesetzt mit dem Beitrag von Herrn Dr. Süß für die PDS-Fraktion. Bitte, Herr Dr. Süß.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Das Wichtigste ist gesagt worden. Wir werden dem Antrag zustimmen, weil er ein wichtiges und unaufschiebbares Grunderfordernis unserer weiteren Entwicklung zum Inhalt hat.
Der Punkt 1 hat in unserer Fraktion noch einmal Diskussionen dahin gehend ausgelöst, dass als Ziel für die Evaluation und die Weiterentwicklung Markerfordernisse genannt werden. Das könnte zu dem Irrtum führen, es seien die gegenwärtigen Markerfordernisse gemeint, wonach gerade Ingenieure nicht in dem Maße gefragt sind. Deswegen schlagen wir vor - das ist auch in Vorgesprächen mit den Teilnehmern abgestimmt worden -, dass vor dem Wort „Markterfordernisse“ das Wort „künftige“ eingefügt wird, sodass wir von künftigen Markterfordernissen sprechen und damit eine Orientierung am zukünftigen Bedarf vornehmen. - Das war es. Danke schön.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Nichts gegen den Antrag, doch zu der Atmosphäre, in der er schwebt,
muss man etwas sagen. Die Sicherung des Wirtschaftsstandortes Deutschland und damit auch des Standortes Sachsen-Anhalt hängt wesentlich von gut ausgebildeten Fachkräften für alle Wirtschaftsbranchen ab.
Wie der „Volksstimme“ vom 28. Februar 2001 mit Bezug auf das Kultusministerium zu entnehmen ist, trägt die Einführung des 13. Schuljahres im Lande die kalkulierbaren Früchte. Die Parkschleife greift. Der Rückgang der Studienanfänger beträgt 30 %, von 8 200 auf 5 900, so die Erwartungen, so die Untergrabung des Bildungssystems.
Damit wird es selbst geschaffene Gründe für weitere Schrumpfungen in diesem Bildungsbereich geben, wunschgemäß und lange angedacht. Greencardgelüste in neuem Gewand werden in manipulierter Form aktiviert werden. So weit kennen wir die Akteure bereits.
Wie passt nun der Antrag in diese Landschaft? - So recht eigentlich nicht. Misstrauen ist angezeigt, auch bei dem verlockenden Inhalt. Für uns steht die Ernsthaftigkeit des formulierten Begehrens im Zwielicht. Bestenfalls kann der Antrag ersatzweise als eine Art Aufruf oder Appell aufgefasst werden. Eine Wirkung im Sinne des Textes wird nicht eintreten wegen der sonst erforderlichen Totalwende in der Bildungspolitik.
Die Qualität und die Anzahl der Ingenieure bestimmt nachhaltig das Innovationspotenzial einer Region. Der Indikator der Güte eines Wirtschaftsstandortes sind seine Ingenieurleistungen. Das ergibt den direkten Bezug auf exportfähige Güter und Technologien.
Sachsen-Anhalt verfügt gerade noch über eine zufrieden stellende Hochschullandschaft. Die weitere Demontage hat uns durch das 13. Schuljahr aber bereits erfasst. Die Zahl der Studienanfänger im Ingenieurwesen ist seit 1994 ständig heruntergegangen. Das Wegbrechen ganzer Industriezweige trocknet das Land aus und die Zukunft ist Besorgnis erregend. Die Ruhe der Regierung einerseits und die Unruhen im Kabinett andererseits tragen zu dem Eindruck bei, man hätte das Projekt, Sachsen-Anhalt zu regieren, aufgegeben.
Meine Damen und Herren! Eigentlich brauchen wir Ingenieurabsolventen, die mit einem guten Abschluss die Hochschulen verlassen und ein breites Grundlagenwissen mit dem speziellen Fachwissen haben. Dazu kommen gute Fremdsprachen- und Managementkenntnisse.
Nach der viel beachteten Regierungserklärung des Ministerpräsidenten über den Wandel von der Industriegesellschaft zur Wissens- und Informationsgesellschaft zeichnet sich postwendend sogleich ein geringerer Ingenieurbedarf im Bereich der Informatik und der Telekommunikationstechnologie als Rückkopplung zur Realität ab.
Um die demografischen Verformungen und die Parkuhr des 13. Schuljahres zu kompensieren, müsste folgerichtig die Devise heißen, zeitlich gestraffte Studiengänge an allen Hochschulen durchzuführen. Gerade das passt nicht ins Konzept. Das passt nicht in das Bildungslabor.
Durch längere Schul- und Studienzeiten sind unsere Absolventen massiv benachteiligt, sie sind älter und haben
dadurch Wettbewerbsnachteile auf dem nationalen und internationalen Arbeitsmarkt. Unattraktive Entlohnung und unattraktives Umfeld runden das Bild ab. Endzeitstimmung durch eine Endzeitregierung ist nicht mehr wegzureden.
Für den Fall, dass die Drucksache tatsächlich als Antrag behandelt werden muss - das scheint so zu sein -, kommt sie einfach zu spät. Sie ist nur dazu geeignet, der Regierung erneut eine Plattform für Gerede zu verschaffen, bei dem der Weg bereits zum Ziel erklärt wird.
Die Schulabgänger müssen schon im eigenen Interesse dort ihr Leben aufbauen, wo es erkennbar sinnvoll ist. Da ist unser Ländle außen vor. Wer mehr als eine Pommesbude zum Ziel hat, der geht. Das ist so sicher wie das Amen im Magdeburger Dom.
Eine Drucksache mit dem pH-Wert von 7,0 kann man nicht ablehnen. Man kann ihr auch nicht zustimmen. Man kann sich aber enthalten. - Danke.
Danke sehr. - Die Debattenrunde wird beendet mit dem Redebeitrag des Abgeordneten Herrn Ernst. Bitte, Herr Ernst, Sie haben das Wort.
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Ministerin ist leider schon gegangen. Deswegen habe ich mich versprochen.
Damit Sie einige meiner folgenden Sätze nicht missverstehen, sage ich zu Beginn meiner Rede, dass die SPD-Fraktion diesem Antrag zustimmen wird. Trotzdem komme ich nicht umhin, darauf hinzuweisen, dass die Überschrift und der Inhalt des Antrages nicht miteinander korrelieren. Über den Ingenieurbedarf wird im Antrag nur beiläufig etwas ausgesagt, übrigens auch bei allen meinen Vorrednern. Es geht eher darum, welche Maßnahmen notwenig sind, um das Interesse für eine Ingenieurausbildung bei jungen Leuten stärker zu entwickeln.