schlechter abschneiden als das gegliederte Schulwesen. Ich kann einige nennen: das HIS Hochschulinformationssystem, die BIJU-Studie, Untersuchungen in NordrheinWestfalen, die BMBF-Studie, Untersuchungen vom MaxPlanck-Institut für psychologische Forschung, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Alle diese Institutionen bzw. Studien sind zu diesen Ergebnissen gelangt. Diese können Sie doch hier nicht leugnen.
Deshalb möchte ich mich auf eine Diskussion darüber, dass eine andere Schulstruktur diese Probleme lösen könnte, nicht einlassen. Das ist mir einfach zu simpel; das sage ich Ihnen.
(Zustimmung von Frau Wybrands, CDU - Frau Dr. Hein, Linkspartei.PDS: Weil Sie es nicht ver- stehen!)
Auch wenn Sie mit den Pisa-Siegern und deren Schulsystem argumentieren, kann man nicht zu diesem Schluss kommen. Wir haben in diesem Raum und auch im Ausschuss schon so oft darüber diskutiert, dass auch bei den Siegern unterschiedliche Systeme vorliegen. Das nehmen Sie aber einfach nicht zur Kenntnis. Wir müssen vielmehr weiter an der inneren Schulreform arbeiten.
Ein anderer Aspekt ist die Abiturquote; Frau Mittendorf sprach das an. Die Abiturquote hat sich in den letzten Jahren - im Übrigen unter unserer Regierung - stark erhöht.
Aber auch das ist nicht das Allheilmittel. Zumindest darf eine höhere Abiturquote nicht zulasten der Qualität gehen. Das wäre sträflich. Was nützen uns mehr Abiturienten, wenn sich die Studierendenquote nicht erhöht? Diesen Tatbestand haben wir nämlich heute bereits. Wie viele Abiturienten nehmen mittlerweile kein Hochschulstudium mehr auf?
Es ist aber natürlich auch eine einfache mathematische Rechnung: Je höher die Abiturquote, umso niedriger ist der Anteil der Schüler mit einem sozial schwierigen Umfeld. Ich hoffe aber nicht, dass Sie in so einfachen Strukturen denken. Das wäre wirklich sehr schade.
Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass wir Kinder mit unterschiedlichen Stärken, Begabungen und Neigungen haben. Diese müssen besser als bisher erkannt und auch entsprechend gefördert werden. Der Staat - in diesem Fall das Land Sachsen-Anhalt - verspricht doch allen Kindern in der Schule und sogar schon im Kindergarten gleiche Startchancen.
Nein. Vielleicht am Ende. - Er kann aber nicht verhindern, dass sich die Lernfähigkeit und das Leistungsvermögen unterschiedlich ausprägen; denn die Ursachen dafür sind in den Familien zu suchen. Mich wundert, dass keiner der Vortragenden heute diesen Aspekt betrachtet hat.
Es sind folglich auch die subjektiven Ausgangsbedingungen - das steht übrigens auch in der Pisa-Studie -,
Fakt ist, dass in Akademikerhaushalten offensichtlich aufgrund des höheren Bildungsniveaus der Eltern mehr Wert auf eine gehobene Bildung gelegt wird, als dies in Unterschichtfamilien der Fall ist.
Die Frage, die nun beantwortet werden muss, lautet: Wie können die Politik und der Staat etwas an diesen Fakten ändern, um mehr Kinder aus den Unterschichten zur allgemeinen Hochschulreife zu führen? - Bei eingehender Betrachtung kommt man zu der Schlussfolgerung, dass der Staat und die Politik nur die Möglichkeit haben, gezielte Appelle an den Lernort Familie, speziell an die Eltern zu richten, mehr Bildung zu vermitteln.
Im Lernort Schule dagegen kann der Staat durch gezieltes Fördern und Fordern für die Schwächsten einen Ausgleich in den Bildungschancen herbeiführen. Dies hat auch die ehemalige Kultusministerin des Landes Nordrhein-Westfalen von der SPD, Frau Behler, erkannt. Ich zitiere:
„Schule sei ein Ort, an dem mit Anstrengungen erfolgreich gearbeitet wird und der deshalb das eigene Leben bereichert. Unterschichtkindern hilft kein folgenloses Mitleid, erst recht kein Verzicht auf Leistung, sondern nur die Unterstützung dabei, Leistung auch zu erreichen.“
Das kann man nur unterstreichen. Die Elternhäuser müssen einfach wieder mehr Anteil am Lern- und Arbeitsverhalten ihrer Kinder nehmen. Die Schule bzw. die Lehrer können nicht vorankommen, wenn Eltern - -
Die Schule bzw. die Lehrer können nicht vorankommen, wenn Eltern hinsichtlich der Hausaufgaben, des Medienkonsums, der Zubettgehzeiten und der Ernährung die Zügel schleifen lassen und wenn Eltern dem Versuch der Schule, auf Leistung und Disziplin zu bestehen, mit Misstrauen begegnen. Die elterliche Erziehung ist und bleibt die wesentliche Grundlage für schulischen Erfolg.
Die Schwierigkeit ist, dass wir Eltern haben und wahrscheinlich auch weiterhin haben werden, die diese Potenziale eben nicht besitzen bzw. nicht wahrnehmen. Die Schule bzw. der Staat kann natürlich versuchen, darauf einzuwirken. Es wird uns aber nicht vollständig gelingen. Die Schule ist einfach kein Reparaturbetrieb, sondern sie muss sich ihrem eigentlichen Anspruch, dem Lehren und Lernen, widmen. Sie kann nicht Prellbock für gesellschaftliche Defizite sein.
Den Schülern mit Defiziten und Problemen zu helfen, sie zu unterstützen, zu fördern - dazu sind die Lehrerinnen und Lehrer mit Sicherheit bereit und das tun sie auch bereits. Wir sollten aber durchaus darüber sprechen, ob die bisherigen Fördermaßnahmen ausreichend sind oder ob wir nicht an der einen oder anderen Stelle noch wesentlich mehr tun können und auch tun sollten.
Aber die Vernachlässigung in der Familie werden wir damit nicht vollständig beheben können. Hierzu wären ganz andere Maßnahmen erforderlich. - Vielen Dank.
Gestatten Sie Nachfragen, Frau Feußner? Herr Gallert, Frau Mittendorf und Frau Hein haben sich gemeldet.
Frau Feußner, in den letzten Debatten habe ich Ihre Ausführungen immer so verstanden, dass das gegliederte Schulsystem sehr wohl die unterschiedliche Leistungsfähigkeit von Kindern, die in die Schule gehen, angemessen berücksichtigt. Habe ich Sie darin richtig verstanden?
Ich habe, obwohl ich mich zwischenzeitlich kurz mit Herrn Daehre gestritten habe, bei den Ausführungen Ihres Kultusministers sehr genau zugehört. Er hat im Großteil seiner Rede begründet, dass der Zugang zu unterschiedlichen Schulformen überhaupt nichts mit unterschiedlicher Leistungsfähigkeit zu tun hat. Für mich war Ihr Beispiel, Herr Olbertz, sehr beeindruckend, dass die Leseleistung von Gymnasialschülern mitnichten deutlich über dem der Sekundarschüler liegt.
Wie verträgt sich das, Frau Feußner, mit Ihrer Argumentation, dass das gegliederte Schulsystem auf die unterschiedliche Leistungsfähigkeit der Schüler antwortet bzw. diese in die entsprechenden Institutionen eingießt, wenn die unterschiedliche Leistungsfähigkeit offensichtlich gar nicht das Kriterium für die Zuordnung zu der einen oder der anderen Schulform ist, wie Ihr Minister gerade begründet hat?
- Ja. Sie wollen heterogene Lerngruppen miteinander vermischen. Ich sage Ihnen eines: Auch in den unterschiedlichen Schulformen haben wir heterogene Lerngruppen. Wir haben doch keine Homogenität an den Gymnasien. Wir haben doch auch eine Leistungsspitze
und eine Leistungsschwäche am Gymnasium, genauso wie wir das an der Sekundarschule im Realschulbildungsgang und im Hauptschulbildungsgang haben.
- In allen Schulformen gibt es Systeme, um die Begabungen und Neigungen der Schüler zu fördern. Jeder hat die Chance, bis zum Abitur zu gehen, der Hauptschüler genauso wie andere. Das ist das, was Sie immer negieren. Es hat jeder die Chance.
- Passen Sie einmal auf: Ein Hauptschüler kann den erweiterten Realschulabschluss machen und danach zum Beispiel an das Fachgymnasium wechseln. Das Negieren Sie einfach immer wieder.
Er kann das Abitur machen. Schauen Sie sich das an, dann werden Sie sehen, dass es Schüler gibt, die das auch tun.