Protokoll der Sitzung vom 19.01.2012

Dazu zählt unter anderem, dass Probleme der Referendare künftig auch im Rahmen der Dienstberatung an den Staatlichen Seminaren diskutiert werden, die verstärkte Erörterung von Ausbildungsangelegenheiten auf Seminaren und Konferenzen, die Weiterbildung der Mentorinnen und Mentoren - Sie haben das eben angesprochen - auf der

Grundlage eines seminarinternen Fortbildungskonzepts sowie - das ist mir auch sehr wichtig - eine Sensibilisierung bei der Auswahl der Mentorinnen und Mentoren; denn damit beginnt es oftmals schon. - Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.

(Zustimmung bei der SPD und bei der CDU)

Danke sehr, Herr Minister. - Für die SPD-Fraktion spricht die Abgeordnete Frau Reinecke.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Über das Thema der Entwicklung der Lehrerausbildung haben wir in diesem Hohen Hause und auch im Fachausschuss schon bei mehreren Gelegenheiten diskutiert. Die angesprochene geforderte Kapazitätserweiterung der Staatlichen Seminare für die zweite Phase der Lehramtsausbildung in Sachsen-Anhalt ist nunmehr vollzogen. Es stehen 620 Lehramtsanwärterstellen zur Verfügung.

Des Weiteren wurde mit der novellierten Ausbildungs- und Prüfungsverordnung und dem damit im Zusammenhang stehenden neuen ausbildungsdidaktischen Konzept der Fokus darauf gerichtet, die Arbeit noch konsequenter als bisher an den gegenwärtigen und zukünftigen Aufgaben des Lehrerberufs auszurichten. Ausgehend von den Fragen nach den Kompetenzen, über die ein Lehrer am Ende seiner Ausbildung verfügen muss, soll die kompetenzorientierte Ausbildung im Mittelpunkt stehen.

Die grundsätzliche Verkürzung des Vorbereitungsdienstes auf 16 Monate und weitere Veränderungen in den rechtlichen Grundlagen Sachsen-Anhalts bezüglich der zweiten Staatsprüfung für Lehrämter sollten also Anlass sein, uns vom Kultusministerium darüber informieren zu lassen, wie weit die angestrebten qualitativen und quantitativen Ansprüche an die zweite Phase der Lehramtsausbildung erreicht werden konnten und welche Schlussfolgerungen für die Weiterentwicklung sowohl der ersten als auch der zweiten Phase der Lehrerausbildung zu ziehen sind.

Der Antrag der Fraktion DIE LINKE mit seinen vier Schwerpunktfragen kann dazu einen Beitrag leisten und wird deshalb von der SPD-Fraktion inhaltlich voll unterstützt.

(Zustimmung bei der LINKEN und von Frau Niestädt, SPD)

Mit dem Blick auf die unter Punkt 1 des Antrags erhobene Forderung, auch erste Erfahrungen bei der verkürzten Ausbildung der Lehramtsanwärterinnen und -anwärter sowie der Studienreferendarinnen und -referendare darzustellen, halte ich jedoch die Terminsetzung Ende 2012 für den Bericht durch

das Kultusministerium für zu knapp gewählt. Es wurde vom Minister angesprochen, dass bisher noch kein regulärer Durchlauf erfolgen konnte.

Deshalb kann ich den Wunsch des Ministers nachvollziehen, den Berichtstermin auf das Frühjahr 2013 neu zu terminieren, und stelle deshalb namens der SPD-Fraktion den Antrag, den vorliegenden Antrag der LINKEN in der Drs. 6/721 bezüglich des Berichtstermins entsprechend zu ändern. Ich bitte die anderen Fraktionen, sich diesem Vorschlag anzuschließen.

(Zustimmung von Frau Niestädt, SPD)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Der Fraktion der SPD kommt es bei der Beantwortung der Fragen auch darauf an, die pädagogischpsychologische Wirksamkeit der zweiten Phase der Lehramtsausbildung genauer zu analysieren. Denn - das wurde von Frau Koch-Kupfer angesprochen - wenn Lehrer in ihrem Beruf scheitern - das sind nicht wenige, egal welche Schulformen man hierbei einbezieht -, dann kaum aufgrund mangelnder Fachkompetenz - das ist erwiesen -, sondern meist auf der Lehrer-Schüler-Beziehungsebene.

Die Referendarin und der Referendar müssen also stärker als bisher dabei unterstützt werden, im Unterricht und außerhalb des Unterrichts erfolgreich und berufszufrieden zu sein oder zu werden. Es geht hierbei also um gelingende Bedingungen.

Natürlich begibt man sich damit auf ein weites Feld. Jeder Lehrkraft wird ein beachtliches Handlungsrepertoire abverlangt, im Unterricht, in der außerunterrichtlichen Aktivität, in der Elternarbeit, bei der Hofaufsicht, bei Konflikten und Disziplinarmaßnahmen, ja, auch bei besonderen Vorkommnissen bis hin zu Eskalationssituationen.

Die Bewältigung dieser Anforderungen verlangt neben dem hohen Wissen und Können Intuition, Empathie sowie persönliche Werturteilsfähigkeit. Ich denke, auch der Tagesordnungspunkt 5 zur seelischen Gesundheit findet hierbei sehr gut seinen Platz. Auch das wurde schon angesprochen.

Es geht also um bildungspolitische Fragen, die jenseits des pädagogischen Tagesgeschäfts in der Wissenschaft stärker ergebnisorientiert analysiert und in der Praxis stärker reflektiert werden sollten. Den Lehrerbildnern sowie den Mentorinnen und Mentoren kommt dabei in allen Phasen der Lehrerausbildung eine außerordentlich wichtige Rolle zu, auch das wurde schon betont.

Ich möchte deshalb feststellen, dass wir den vorliegenden Antrag auch als Ausdruck einer besonderen Beachtung und Wertschätzung für die in der zweiten Phase der Lehrerausbildung Tätigen sehen und diesen Antrag deshalb unterstützen; ich sagte es eingangs.

Wir sind an fundierten Schlussfolgerungen für die weitere Verbesserung der Arbeit in beiden Phasen der Lehrerausbildung auf der Grundlage der aktuellen Befunde interessiert, weil wir davon ausgehen, dass von der Weiterentwicklung des fachlichen und pädagogischen Könnens der Lehrerschaft, ihrer Motivation und Leistungsfähigkeit die Qualität von Bildung und Erziehung in SachsenAnhalt entscheidend abhängt. Ich freue mich also auf die Diskussion im Fachausschuss und über die signalisierte Zustimmung.

(Zustimmung bei der SPD, bei der LINKEN und von der Regierungsbank)

Danke sehr, Frau Reinicke. - Bevor Frau Professor Dr. Dalbert für die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN spricht, haben wir die Freude, Damen und Herren des Lions Club Jerichower Land bei uns zu begrüßen. Seien Sie herzlich willkommen!

(Beifall im ganzen Hause)

Frau Professor Dr. Dalbert, Sie haben jetzt das Wort.

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir haben es gehört: Der Antrag der Fraktion DIE LINKE beschäftigt sich mit der Lehreramtsausbildung in der zweiten Phase. Abgesehen von einem konkreten Anlass, dem Brief von Absolventen der zweiten Phase, die hier Probleme aufgeworfen haben, scheint es mir auch gut zu sein, die zweite Phase nun in den Blick zu nehmen.

Im Jahr 2007 wurden in der Tat zwei Veränderungen vorgenommen: die Modularisierung der ersten Phase hin zu einer stärkeren Kompetenzorientierung und nun die Verkürzung der zweiten Phase, des Referendariats.

Da ist es in der Tat an der Zeit zu fragen: Was haben die Veränderungen gebracht? Was sind die Ergebnisse? Was sind die Veränderungen? - Dazu muss man natürlich auch ganz klar sagen: Das kann man nur im Vergleich mit den Ergebnissen der vorhergehenden Kohorten sagen. Insofern bin ich auf das Zahlenwerk sehr gespannt, auch weil ich selbst an diesen Teilen der Ausbildung beteiligt war.

Ich denke, dass es vernünftig ist, den Vorschlag des Ministers aufzugreifen, auch die zweite Kohorte in der verkürzten zweiten Phase der Lehramtsausbildung zu berücksichtigen, damit wir eine breitere Datenbasis für die Evaluation haben. Insoweit werden wir nicht nur den Antrag der Linksfraktion, sondern auch den Änderungsantrag unterstützen.

Ich möchte aber auch darauf hinweisen, dass wir es dann wirklich nicht weiter nach hinten schieben

sollten. Damit komme ich zu einem zweiten Punkt, der auch schon erwähnt wurde. Wir können natürlich nicht über die zweite Phase sprechen, wenn wir sie isoliert von der ersten Phase und von der Fortbildung betrachten. Wir stellen uns vor, dass auch die Lehrer und Lehrerinnen im lebenslangen Lernen in der ersten Phase eine Grundlage legen, die dann in der zweiten Phase fortgeführt und durch Fortbildung aufgefrischt wird.

Insofern müssen wir auch die Zeitkalender der Hochschulen mit in den Blick nehmen. Dazu liegen schon ausreichend viele Erfahrungen vor. Wenn wir zu dem Schluss kommen sollten, dass hierbei Veränderungen anvisiert werden sollten, dann sollte das auch nicht zu weit hinausgezögert werden.

Zum einen muss man sagen, der Antrag der Linksfraktion wirft, wie ich finde, interessante Fragen auf, die sehr oft nicht bedacht werden, nämlich die Fragen: Wer sind die Fortbilder in der zweiten Phase? Wie werden die Kolleginnen und Kollegen ausgesucht, die hier die Fortbildung machen? Wie werden sie selber weitergebildet? Wie wird gewährleistet, dass diese dann tatsächlich auch das neueste Wissen an die Referendare und Referendarinnen heranbringen?

Ich finde, das sind spannende Fragen. Ich bin gespannt auf die Antwort des Ministers, auf die Erfahrungen und auf die Ideen dazu, wie wir mehr Qualität in die Lehramtsausbildung bringen können. Insgesamt geht es aber auch um die Verzahnung der drei Ausbildungsphasen erste Phase, zweite Phase und Fortbildung.

Ohne dem Ergebnis der Diskussionen vorgreifen zu wollen, müssen wir schon festhalten: Unser Eindruck ist, dass hier doch einiges nachzubessern ist. Das bezieht sich zum einen auf den Schwerpunkt in den Bildungswissenschaften. Das betrifft eben auch die erste Phase. Hier brauchen wir mehr Didaktik, Fachdidaktik, Psychologie, also mehr Ausbildungsanteile in den Elementen der Ausbildung, die die Lehrer zum Lehrer machen.

Zum anderen müssen wir uns die zweite Phase und auch die Fortbildung ansehen. Dazu ist unser Eindruck, dass alles, was den Umgang mit heterogenen Lerngruppen, wie man das so schön sagt, betrifft, also den Umgang mit der Unterschiedlichkeit von Schülern und Schülerinnen, deutlich ausgebaut werden muss, dass Wege, wie Lehrer und Lehrerinnen soziale Kompetenzen vermitteln können, ausgebaut werden müssen. Wir haben heute hier, aber auch an anderer Stelle schon über Inklusion debattiert. Ich denke, auch hierbei bedarf es eines Ausbaus der Ausbildungselemente in allen drei Phasen der Lehrerausbildung.

Ein weiteres Problem, über das wir in diesem Zusammenhang auch sprechen müssen, ist die Frage der Regionalisierung der zweiten Phase. Wir haben dazu eine Kleine Anfrage gestellt. Dabei

zeigt sich sehr deutlich, dass wir eine Konzentration der Referendare und Referendarinnen in unseren beiden Großstädten Halle und Magdeburg haben.

Wenn wir dann in die Landkreise gehen - ich möchte Ihnen nicht alle einzelnen Zahlen vorlesen -, dann stellen wir fest, wir haben zum Beispiel im Altmarkkreis Salzwedel nur sechs Referendarinnen, in Wittenberg 16. Dann dürfen wir uns nicht wundern, dass wir am Ende nicht genug Lehrer und Lehrerinnen in der Fläche haben. Wir sollten also auch über die Frage reden, wie bekommen wir die zweite Phase besser regionalisiert.

Noch ein letztes Problem möchte ich an dieser Stelle erwähnen. Sie wissen, wir haben ein Landesprogramm für Gleichstellungspolitik. Wenn man sich vor diesem Hintergrund die Zahlen in den Lehrämtern ansieht, dann muss man feststellen, dass es ein eklatantes Übergewicht der Frauen in den Lehramtsberufen gibt.

(Beifall bei der LINKEN)

Im Schuljahr 2011 hatten wir 554 Referendare und Referendarinnen, davon waren 421 Frauen. Das heißt, wir haben inzwischen in allen Schulformen einen Frauenüberhang. Wir haben ihn in den Gymnasien und wir haben ihn in den Berufsschulen. Das ist, glaube ich, nicht gut für den Beruf der Lehrer und Lehrerinnen. Das ist nicht gut für die Erziehungsleistungen, die dort in den Schulen erbracht werden müssen.

Kurz und gut: Wir unterstützen den Antrag der Linksfraktion. Wir unterstützen den dahin gehenden Änderungsantrag, dass als Berichtszeitraum Frühjahr 2013 angezielt werden sollte. Aber wir würden uns wünschen, dass wir dann die Diskussion auch noch ein Stückchen weiter fassen und nicht nur die Fragen ansprechen, die dankenswerterweise im Antrag zum Ausdruck gekommen sind. Wir sollten auch die folgenden Aspekte stärker in den Fokus nehmen: Verzahnung von erster und zweiter Phase, Regionalisierung und Probleme der Gleichstellung in der Ausbildung von Lehrern und Lehrerinnen.

(Beifall bei den GRÜNEN und bei der LIN- KEN)

Danke sehr, Frau Professor Dalbert. - Für die CDU-Fraktion spricht der Abgeordnete Herr Weigelt. Bitte sehr.

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Zoschke - - Ich sehe sie jetzt gar nicht.

(Zuruf von der LINKEN: Koch-Kupfer!)

- Nein, ich meine Frau Zoschke. - Ich bin mir der großen Verantwortung durchaus bewusst und ich möchte mich der Verantwortung nicht entziehen.

Ich werde Frau Zoschke - Sie können ihr das ausrichten - eine große Freude bereiten. Sie kann zum zweiten Mal an diesem Tage eine große Freude darüber empfinden, dass alle hier im Plenum einer Meinung sind, was einen Antrag in der Sache betrifft. Auch die CDU-Fraktion wird dem Antrag also zustimmen.

(Beifall bei der CDU)

Die Kollegin Frau Koch-Kupfer hat den Antrag nahezu belletristisch eingebracht. Daher verbietet sich eine distanziert-kritische Erwiderung. Es ist alles Wichtige dazu gesagt worden; ich möchte nichts Unnötiges hinzufügen. Ich glaube, wir sind uns dann auch darin einig, dass wir einer kleinen zeitlichen Streckung der Evaluationszeit gemeinsam zustimmen. Dann haben wir alle uns gemeinsam eine große Freude an diesem Abend bereitet. - Danke schön.

(Beifall bei der CDU)