Die von Ihnen angestrebten Zahlen zur Neueinstellung von Lehrern, darüber kann man trefflich diskutieren, das können wir gerne alles tun. Die grundsätzliche Frage wird sein:
weil Sachsen-Anhalt keinen Neueinstellungskorridor hat, sondern wir finden sie nicht, weil einfach der Markt bundesweit leergefegt ist.
Wir können gerne darüber streiten, warum die MLU den Bereich der Lehrerbildung immer noch nicht als ihren Schwerpunkt begreift.
Warum es dort notwendig ist, darum zu kämpfen, die Kapazitäten hochzufahren. Weshalb das Zentrum für Lehrerbildung sagt: Hätten sie nicht die Mittel vom Bund bekommen, wäre ihre Bedeutung in der Universität heute noch lange nicht so anerkannt wie jetzt. Das alles sind Sachen, über die müssen wir uns auch unterhalten.
Wenn Sie etwas zusammen mit uns tun wollen, um das Problem zu lösen - und hier gibt es niemanden, der das Problem nicht lösen will;
wir alle wissen, wie es aussieht, und wir alle wollen Lösungen finden -, dann gehen Sie mit uns allen in die Schulen. Begeistern Sie junge Leute für das Lehramt. Erzählen Sie ihnen aber bitte nicht, sie sollen Deutsch und Sozialkunde für das Gymnasium studieren, sondern Sekundarstufe, und zwar Mathe, Physik, Chemie; das sind die Mangelfächer.
Auch an den Förderschulen brauchen wir Lehrer, die für Integration und Inklusion zuständig sind. Wir brauchen Lehrer an den berufsbildenden Schulen.
Ich bin in vielen Punkten, auch was die Unzulässigkeit von Kürzungen im Bildungsbereich betrifft, sicherlich Ihrer Meinung. Aber es immer so auf diese Punkte zuzuspitzen, wird der Komplexität des Systems nicht gerecht.
Ich bin noch lange nicht dabei, zu sagen, unsere Hochschulen haben mit 500 Studiengängen zu viele. Wir dürfen auch nicht nur für Sachsen-Anhalt ausbilden und wir dürfen auch nicht nur für das ausbilden, was der Markt braucht. Aber bitte, bitte sorgen Sie mit dafür, nicht zu einer hochgeladen emotionalen Diskussion zu kommen, die den Leuten suggeriert: Wir schaffen Lösungen von heute auf morgen. Für beide Sachen ist der Bildungsbereich, weder in den Schulen noch im Hochschulbereich, geeignet. Das sind langfristige Prozesse. Wir können uns gerne darüber unterhalten, wie wir das machen.
Der Instrumentenkasten, wie wir das Problem lösen, wird sicherlich vielfältig sein. Man wird Sachen abschichten müssen.
- Das PEK für den Lehrerbereich ist jetzt schon durch die Anpassung an den Bedarf in diesem Bereich nicht mehr die Verhandlungsgrundlage. Wir haben Neueinstellungen vorgezogen.
(Frau Bull, DIE LINKE: Genau, das ist der Punkt! Vorgezogen, sagen Sie! - Herr Lan- ge, DIE LINKE: Das PEK stimmt nicht mehr! Nun sagen Sie es doch endlich!)
- Herr Lange, wenn ich Ihnen jetzt sage, das PEK stimmt an der Stelle nicht mehr, was ist dann anders?
Das, was jetzt mit den zusätzlichen Stellen passiert für Sprachförderung, mit der Vertretungsreserve, ist schon ein Hinausgehen über das PEK. Es ist eine Anpassung an die Realität. Ich
(Herr Güssau, CDU: Schade! - Zuruf von der SPD: Schade! - Herr Lange, DIE LINKE: Sie haben alles gesagt!)
Frau Dr. Pähle, Sie hätten jetzt noch eine Minute Redezeit. Das ist hier ein bisschen durcheinander gekommen. Frau Bull möchte Ihre Redezeit auch noch verlängern. Eine Minute und dann Frau Bull.
Ich nutze jetzt erst einmal die Minute. - Ich sage, dieser Landtag steht am Ende seiner Legislaturperiode.
Es gibt viele Überlegungen in allen Parteien, wie man dieses Problem lösen kann. Jetzt sage ich das auch mit selber heruntergefahrener Lautstärke und Emotionalität.
Der Bildungsbereich ist ein Bereich, der mit Vorausschau und mit Planungen einhergehen muss. Da nutzt es nichts, wie gesagt, von heute auf morgen den Leuten zu suggerieren, wir haben Lösungen. Vielmehr hoffen wir alle zusammen, dass sich im nächsten Landtag eine Mehrheit findet, die strukturell an das Problem herangeht.
Das fängt bei der Studienorientierung in den Gymnasien an. Das geht weiter beim Thema „Lehramtsausbildung zukunftsfähig gestalten“. Auch da haben wir schon einiges getan. Alle diese Sachen müssen umgesetzt werden, müssen Zeit haben, sich zu entwickeln.
Wir müssen darüber reden, wie Sachsen-Anhalt attraktiv wird. Wir müssen darüber reden, wie wir es hinkriegen, dass die Lehrerinnen und Lehrer, die bei uns am Ende ihres Studiums stehen und für das Lehramt zur Verfügung stehen, nicht nur in Halle bleiben wollen und nicht nur in Magdeburg, sondern in die Altmark, ins Mansfelder Land gehen und dort bleiben. Dafür sind Ideen gefragt. Das sind Ideen, die sind wesentlich wichtiger, als sich darüber zu beschweren, was in den letzten Jahren alles schiefgegangen ist. - Vielen Dank.
Mit der Redezeit war jetzt alles in bester Ordnung. - Jetzt wäre Frau Bull bereit und willens, an das
Frau Pähle, in der Zielkurve sind wir uns dann fast wieder einig. Ich gebe auch zu, dass es kompliziert sein wird, diesen Weg zu korrigieren. Trotzdem gehört zur Wahrheit dazu: 2004 ist beschlossen worden, dass die Lehrerbildung in Magdeburg geschlossen wird. Die staatlichen Seminare sind zentralisiert worden. Das Personalentwicklungskonzept dieser Landesregierung ist erfolgreich.
Diese Misere haben wir jetzt. Ich sage noch einmal, in der Zielkurve kommen wir wieder nahe zueinander, aber es wird viel zu tun sein, und es wird schwierig sein, diese ganzen Pfade, die gelegt wurden in den letzten zehn Jahren, zu korrigieren.
Da gebe ich Ihnen Recht. Auch Halle ist nicht glücklich damit, dass sie die Ingenieurwissenschaften weggenommen bekommen haben.
- Das war auch falsch. Aber ich glaube, zur Realität gehört auch, dass es bei einer vielfältig aufgestellten Forschungs- und Hochschullandschaft in unserem Land an vielen Stellen sinnvoll ist, Dinge zusammenzufassen. Ob es sinnvoll ist bei der Lehrerbildung, darüber kann man noch einmal trefflich streiten.