Auch das gerade sanierte Bördemuseum in Ummendorf ist eine bedeutende Stätte der Industriekultur und birgt manch verborgenen Schatz - so heißt das Projekt dort. Für mich persönlich ist das Industrie- und Filmmuseum Wolfen wegen seiner
Die europaweite Vernetzung der herausragenden Stätten des industriellen Kulturerbes ist und bleibt ein dauerhaftes Anliegen, das die Sichtbarkeit unseres Landes erhöht. Deshalb unterstützen wir alle Initiativen, weitere Stätten und Orte zu Ankerpunkten auf der Europäischen Route der Industriekultur werden zu lassen.
Mit der Energiewende und dem Braunkohleausstieg wird ein umfangreicher Umbau der Wirtschaft im Revier erforderlich, das zugleich ein Zentrum der Industriekultur ist. Die vier südlichen Kreise Sachsen-Anhalts einschließlich der Stadt Halle sind besonders betroffen. In den nächsten Jahren wird der Ausbau anderer Erwerbszweige, auch der Tourismuswirtschaft, notwendig. Daher ist dort zur Steigerung der Attraktivität eine enge Verzahnung mit der Entwicklung und Ausgestaltung auch kultureller Angebote erforderlich.
Der Kreis Mansfeld-Südharz hat für sein großes Kulturentwicklungsprojekt gerade Bundes- und Landesmittel in Höhe von 1,3 Millionen € erhalten, nachdem Köthen beim TRAFO-Wettbewerb der Bundeskulturstiftung mit einem Projekt erfolgreich war, das einen ähnlichen Ansatz und Umfang hat.
Auf der Grundlage des Strukturstärkungsgesetzes des Bundes können im Revier zusätzlich Bundesmittel eingesetzt werden. Nun wird es darauf ankommen, eine klug angelegte Förderstrategie zu gestalten, mit der in dieser Region in jeder Hinsicht nachhaltige Entwicklungen unterstützt werden können.
Unser Landtag hat aus Anlass des 30. Jahrestages des Mauerfalls im vergangenen Jahr das Grüne Band als nationales Naturmonument ausgewiesen. Für die Erinnerungskultur zeichnet mein Haus verantwortlich, für den Naturschutz das MULE.
Beide Ressorts haben in großer Eintracht die Arbeit an dieser anspruchsvollen Daueraufgabe aufgenommen und beziehen andere Institutionen und Akteure in die Entwicklung ein. Schon seit dem Jahr 2019 fördern wir auf der Grundlage der Kulturförderrichtlinie kulturelle Maßnahmen im Zusammenhang mit dem Grünen Band.
Meine Damen und Herren! Todesopfer des SEDRegimes an der Grenze und Zwangsaussiedlungen dürfen nicht vergessen werden.
In den Kontext der Kultur gehören die Film- und die Kinoförderung. Wir haben gemeinsam mit der Mitteldeutschen Medienförderung viel erreicht und
arbeiten aktuell daran, für die Film- und Kinowirtschaft Programme zur Überwindung der Coronadepression zu entwickeln. Wir haben uns an speziellen Finanzierungsprogrammen der MDM beteiligt und tragen auch den Ausfallfonds 1 mit, der den Produzenten sehr hilft. Die Filmbranche ist für unser Land wichtig, auch als Arbeitgeber, und trägt enorm zu einem positiven Landesimage bei. Das wollen wir uns durch die Pandemie nicht zerstören lassen.
Meine Damen und Herren! Im Ausstellungsbereich wurden zahlreiche Sonderausstellungen vom Land unterstützt wie die zum Magdeburger Recht des Kulturhistorischen Museums, zum Reformationsjubiläum „Seht, da ist der Mensch“ im Kunstmuseum Kloster unser lieben Frauen in Magdeburg, zum heiligen Benedikt und den Ottonen der Stiftung Kloster und Kaiserpfalz Memleben und zu Thietmar von Merseburg der Vereinigten Domstifter, wie die Sonderausstellung „Geschichten, die fehlen“ des Stadtmuseums Halle und wie die Sonderausstellungen zu Gustav Klimt oder Karl Lagerfeld im Kunstmuseum Moritzburg Halle, um nur die zugkräftigsten zu nennen.
Aktuell stehen Ausstellungsprojekte zum Prämonstratenserjubiläum im Jahr 2021 im Vordergrund. Im Falle des Klosters Jerichow wird diese zugleich die Grundausstattung der neuen Dauerausstellung sein.
Beim Stichwort „Kloster Jerichow“ will ich hervorheben, dass wir uns intensiv bemühen, dessen Lage zu stabilisieren. Wir fördern das Jazzfestival, das auch in diesem Jahr trotz Corona rund 900 Gäste hatte, und arbeiten daran, die Trägerstiftung in den Verbund der Kulturstiftung SachsenAnhalt aufzunehmen, wenn sie dies wünscht.
In der Literaturförderung hat unser Landesliteraturpreis an Renommee gewonnen. Den Klopstock-Preis erhielt zuletzt Clemens Meyer und den Förderpreis Josephine von Blueten Staub. Beide sind mit Sachsen-Anhalt verbunden und genießen weit darüber hinaus Anerkennung. Das gilt auch für die Preisträger im Vorjahr Alexander Kluge aus Halberstadt und Aron Boks aus Wernigerode.
Die Landesliteraturtage, gerade in Halberstadt zu Ende gegangen, haben sich etabliert. Die Nachwuchsförderung durch den gerne institutionell geförderten Bödeckerkreis wird als vorbildlich anerkannt.
In das Netzwerk der Frühaufklärung beziehen wir als weiteren authentischen Ort das Geburtshaus von Gottfried August Bürger in Molmerswende ein. Ferner sind wir dabei, das Novalis-Museum in Oberwiederstedt auf das Jubiläumsjahr 2022 und die Erinnerungsorte an Moses-Mendelssohn in
Dessau und Halberstadt auf das Jubiläum im Jahr 2028 vorzubereiten. Ich habe dafür schon im Jahr 2018 eine kleine Moses-MendelssohnDekade ausgerufen, die inzwischen Fahrt aufgenommen hat.
Meine Damen und Herren! Generell sind uns die Pflege des jüdischen Erbes und die Gegenwartskultur der Jüdischen Gemeinschaft im Land wichtig. Durch das schreckliche Attentat in Halle ist dies für uns noch einmal ganz in den Vordergrund gerückt worden. Die Landesregierung hat dazu, auch als Beitrag zum nationalen Erinnerungsjahr „1700 Jahre jüdisches Leben 2021 in Deutschland“, am 6. Oktober ein mit den jüdischen Gemeinden abgestimmtes Landesprogramm für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus beschlossen.
Die Schoah und ihre Folgen hatten jüdisches Leben und jüdische Kultur, die in Sachsen-Anhalt über viele Jahrhunderte hinweg bedeutsame Spuren hinterlassen haben, fast zunichtegemacht. Das Landesprogramm will das wieder erwachende jüdische Leben im Land weit über das Jahr 2021 hinaus bewusst fördern und unterstützen, das auch durch die neuen Synagogen in Dessau-Roßlau und Magdeburg feste Wurzeln fasst. Es ist ein schöner Zufall, das gerade heute in Dessau die Baugenehmigung für die Synagoge von der Stadt erteilt werden konnte.
Die drei Einrichtungen des jüdischen Lebens, das Museum Synagoge Gröbzig, die Moses-Mendelssohn-Akademie Halberstadt und die MosesMendelssohn-Gesellschaft Dessau, sind in diesem Kontext wichtig. Sie vermitteln Kenntnisse über das Judentum und über das Zusammenleben von Menschen unterschiedlichen Glaubens und leisten so einen wichtigen Beitrag zur Prävention gegen Antisemitismus. Als außerschulische Lernorte sind sie wichtige Bildungseinrichtungen.
Wir vergeben auch ganz bewusst den Jugendmusikpreis mit seiner Zustimmung im Namen des weltberühmten Pianisten Menahem Pressler. Er wurde im Jahr 1923 in Magdeburg geboren und lebte hier, bis er im Jahr 1939 von den Nazis vertrieben wurde. Er ist in jeder Hinsicht ein Vorbild für junge Menschen.
Vor dem Hintergrund unserer Geschichte hat für uns auch die Provenienzforschung Priorität. Zu Beginn dieser Legislaturperiode haben wir erstmals Strukturen geschaffen, die uns - unterstützt durch das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste mit Sitz in Magdeburg - systematisch einen vertieften Einblick in die Herkunft der Kulturgutbestände unserer Museen gestatten. Mit 100-prozentiger Förderung wurde eine Koordinierungsstelle Provenienzforschung in Museen Sachsen-Anhalts beim Museumsverband geschaffen. Sie treibt nicht nur die Suche nach NS-Raubgut voran, sondern be
arbeitet auch Bestände im Kontext von SBZ- und DDR-Unrecht und von Sammlungen mit kolonialen Hintergründen.
Meine Damen und Herren! Viele von Ihnen habe das Ringen von Sachsen-Anhalt und Thüringen, phasenweise richtig spannend, mit dem Bund um das 200-Millionen-Projekt verfolgt, das wegen der Differenzen in Thüringen akut gefährdet war. Der Haushaltsausschuss des Bundestages wird nun hoffentlich absehbar in den nächsten Tagen darüber entscheiden, dass wir für die nächsten acht Jahre die 100 Millionen € für unsere Kulturstiftung ohne gemeinsames Dach unmittelbar vom Bund erhalten, ferner Betriebsmittel in Höhe von jeweils 15 Millionen € für die Jahre 2020 und 2021 und 7,5 Millionen € jährlich für die Zeit danach. Das wird die größte Einzelförderung durch den Bund sein, die Sachsen-Anhalt im Kulturbereich bisher erhalten hat. Sie wird uns dabei helfen, den Teil unseres Kulturerbes, den wir der Stiftung anvertraut haben oder noch anvertrauen wollen, grundlegend zu konsolidieren.
Meine Damen und Herren! Ziel der Engagementstrategie der Landesregierung ist es, bürgerschaftliches Engagement, Förderinstrumente sowie Möglichkeiten einer Anerkennungskultur weiterzuentwickeln. Unsere Kultureinrichtungen sind in jeder Hinsicht darauf angewiesen. Ich zeichne deshalb regelmäßig besondere Vorbilder aus allen Sparten aus und bestelle einige herausragende zu Kulturbotschaftern, die erfolgreich als Multiplikatoren wirken.
Um diesem Engagement im Kulturbereich eine bessere Basis zu verschaffen, werden derzeit auch zwei Modellprojekte gefördert, ein Mikrokulturfonds beim Landesheimatbund und ein Projekt zur Stärkung von Ortschronisten und Heimatforschern. Wir wollen ihre Arbeitsbedingungen verbessern und Nachwuchs gewinnen. Wir haben zurzeit einen Generationswechsel. Eingebunden ist der erste Tag der Heimatforschung, der jährlich als zentrales Vernetzungstreffen unserer Ortschronisten und Heimatforscher stattfinden soll.
Ein besonders sichtbares Projekt für einen modernen Heimatbegriff ist auch das Heimatstipendium unserer Kunststiftung, bei dem junge Künstlerinnen und Künstler sich Bestände unserer Heimatmuseen erschließen, um sich zu künstlerischen Projekten inspirieren zu lassen. Eine große Zahl weiterer Stipendien, finanziert auch aus Mitteln der schon erwähnten Kloster Bergeschen Stiftung, ermöglicht selbst in Coronazeiten vielen Kunstschaffenden, einigermaßen sorglos ihre künstlerischen Möglichkeiten zu erweitern.
Meine Damen und Herren! Zum Abschluss komme ich noch einmal auf die Coronapandemie zurück. Seit ihrem Beginn hat sich die Landesregierung dafür eingesetzt, dass die Belange der Kul
turschaffenden und der kulturellen Einrichtungen erkannt und praktikable Fördermaßnahmen bereitgestellt werden. Gemeinsam mit allen Beteiligten haben wir, so gut es eben ging, Auftritte ermöglicht, auch durch digitale Formate. Mit unserer spontanen finanziellen Soforthilfe für Mitglieder der Künstlersozialkasse haben wir als erstes Land schnell gehandelt. Für alle Künstlerinnen und Künstler wurde mit den Arbeitsstipendien aus dem Programm „Kultur ans Netz“ ein weiteres Hilfsprogramm über jeweils 3 000 € aufgelegt, das inzwischen Anerkennung findet.
Für die bildenden Künstler haben wir den Ankaufsetat erhöht, weil ich meine, dass es immer noch besser ist, Hilfe in einer Weise zu leisten, die der Logik des künstlerischen Prozesses entspricht, als Sozialleistungen zu verteilen. Der von einer Jury getragene Prozess läuft noch.
Anders als sonst auf der Welt - das muss man auch einmal sagen - sind Anzahl und Vielfalt der sonstigen Programme in Deutschland inzwischen groß. Es gibt Angebote der Bundeskulturstiftung. Die GEMA hat ein Programm aufgelegt. Auch große Privatstiftungen sind nicht untätig geblieben.
Aus der Kulturmilliarde im Neustartprogramm der BKM sind vielfältige Förderungen, rund 50 Programme, möglich, die weitgehend über die Dachverbände auf Bundesebene ausgereicht werden.
Nun schließen sich für den Monat November die Wirtschaftshilfen des Bundes an, die in pragmatischer Weise ausdrücklich auch für Soloselbstständige geöffnet sind und begrenzt, nämlich zu 25 %, Zuverdienst ermöglichen. Abschläge will der Bund noch im November zahlen. Ich hoffe, dass das klappt.
Die Konturen der Überbrückungshilfe III, die sich daran wieder anschließt - für Kulturschaffende heißt das dann Neustarthilfe - konkretisieren sich. Wir haben im Kulturportal meines Hauses die wesentlichen Hinweise zu den Fördermöglichkeiten dargestellt und schreiben sie fort.
Die Landesregierung will der Kultur weiter dabei helfen, aus dieser existenziellen Krise herauszukommen. Dabei suchen wir das Gespräch mit allen Akteuren und sind dankbar für Hinweise aus der Szene, die wir in großer Zahl erhalten. Für ergänzende Hilfen des Landes sind wir in konstruktiven Abstimmungen mit Minister Richter und mit den Koalitionsfraktionen.
Jetzt, meine Damen und Herren, kommt es entscheidend auf den Erfolg der aktuellen Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Infektionsgeschehens an. Davon wird auch abhängen, wann wir wieder für Publikum öffnen können und welche weiteren Förderprogramme notwendig
werden. Bund und Länder wollen die Kultur am Netz halten. Sie ist das Brot des Lebens und überlebensnotwendig. Der Hunger nach Kultur ist unermesslich, und wir alle merken, wie sehr es die Menschen danach dürstet.
Wo es in den letzten Monaten Angebote gab, waren sie ausverkauft. Ich danke allen, die sich Gedanken darüber gemacht haben, was verantwortbar war, oder die digitale Angebote realisiert haben. Wir wollen zurück zu einem vitalen Kulturleben. Ich werde mich weiter dafür einsetzen, dass das gelingt. - Danke Ihnen für die Aufmerksamkeit.
Vielen Dank, Herr Staatsminister Robra. Ich habe gemerkt, dass Sie Ihre Redezeit um fast drei Minuten überzogen haben.
Sie haben aber trotzdem noch einmal die Gelegenheit; denn ich habe noch zwei Wortmeldungen und eine Kurzintervention. Die erste Wortmeldung stammt von Frau Gorr. Sie haben das Wort, bitte.
Sehr geehrter Herr Staats- und Kulturminister Robra, Sie haben Ihre Regierungserklärung mit sehr persönlichen Worten begonnen. Gestatten Sie mir, dass ich an dieser Stelle mit meiner Kurzintervention auch etwas Persönliches an Sie richte. Ich bin selbst überrascht, mit wie vielen der von Ihnen genannten Themen ich seit meinen ersten Tagen im Land Sachsen-Anhalt verbunden bin. - Das darf ich nicht sagen, nehme ich an?
Nein, darum geht es nicht. Aber wir haben eine Abmachung: Mit Wortmeldungen zeigt man Fragen an, und wenn man sich an das Mikrofon stellt, zeigt man damit eine Kurzintervention an. Ich lasse das noch einmal durchgehen, weil wir das schon des Öfteren hatten.