Dazu sind neben den personellen entsprechende infrastrukturelle und inhaltliche Voraussetzungen notwendig. Infrastrukturell setzen wir nicht zuletzt deshalb mit aller Energie auf die konsequente Einführung digitaler Kommunikationsnetze. Als Basistechnologien stehen Digitag Audio Broadcasting, kurz DAB, Digital Video Broadcasting, kurz DVB, und Internet zur Verfügung. Währenddem das Internet in Thüringen gut etabliert ist, bleibt das Angebot von DAB und DVB weit hinter den früheren Erwartungen zurück. Sowohl die Anbieter als auch die Nutzer sind offensichtlich noch nicht von deren Mehrwert überzeugt. Die Entwicklung in anderen Regionen zeigt aber, dass DAB und DVB, insbesondere mit digitalem Rückkanal, Nutzen für alle Beteiligten und damit auch qualifizierte Arbeitsplätze schafft. Deshalb ist es erfreulich, dass in den letzten Tagen der DVB-Lenkungsausschuss Mitteldeutschland beschlossen hat, im Frühjahr 2005 mit dem terrestrischen DVB-Betrieb von MDR und ZDF in Erfurt/Weimar und Halle/Leipzig zu beginnen.
Mit der Digitalisierung von Informationen geht aber auch ein Paradigmenwechsel des Mangels einher. Der Flaschenhals liegt jetzt nicht mehr bei zu schmalen Übertragungskanälen, an denen sich Inhalte stauen, jetzt droht eher ein Mangel an geeigneten qualitätsvollen Inhalten. Programminhalte und Programmformate sind inzwischen zum zentralen Gegenstand der internationalen Medienwirtschaft geworden. Die Inhalte dominieren die Umsätze und damit auch die Arbeitsplätze. Will Thüringen im entsprechend harten globalen Wettbewerb bestehen, kann es nicht auf einen breit angelegten Verdrängungswettbewerb setzen. Vielmehr sind Marktlücken zu nutzen, die sich durch die hohe Dynamik in diesem Bereich aber auch ständig neu ergeben. Mit dem Kinderkanal und dem Kinderfilmfestival bietet sich Thüringen als Kindermedienstandort geradezu an.
Thüringen ist auf der deutschen Medienkarte kein weißer Fleck mehr. Die Kinder in ganz Deutschland wissen jedenfalls, dass in Erfurt "Bernd, das Brot" gebacken wird und
Am 31. März wird anlässlich des Festivals "Goldener Spatz" am Kinderkanal eine neue Kindermedienstudie vorgestellt. Wir sind gespannt auf deren Aussagen.
Nicht zufällig hat sich inzwischen in Erfurt die deutschlandweit konzipierte Initiative "Erfurter Netcode e.V." zur Einführung eines Gütesiegels für hochwertige Kinder- und Jugendangebote gebildet. Es ist außerdem gelungen, im Rahmen der Verabschiedung des Jugendmedienschutzstaatsvertrages die Geschäftsstelle der Kommission der Landesmedienanstalten für Jugendmedienschutz in Erfurt anzusiedeln. Die Kommission hat sich unmittelbar nach ihrer Konstituierung dankenswerterweise sofort der Bekämpfung des Internetmissbrauchs durch sexistische, pädophile und Gewalt verherrlichende Angebote angenommen.
Die Universität Erfurt hat im Fachgebiet Grundschulpädagogik und Kindheitsforschung das Thema "Kindermedien" ebenfalls bereits aufgegriffen. So wird im Rahmen des Baccalaureus-Studiums "Pädagogik der Kindheit" unter anderem das Thema "Kinderliteratur und neue Medien" ebenso angeboten wie die Auseinandersetzung mit kindlichen Medienwelten. Die Friedrich-Schiller-Universität Jena bietet ab dem Sommersemester 2004 die Ergänzungsrichtung Mediendidaktik als interdisziplinäres Fach neu an. Bereits im vierten Jahr führt der Förderverein "Deutscher Kinderfilm e.V." erfolgreich die Winterakademie zur Entwicklung von Kinderfilmstoffen in Thüringen durch. Mit diesem praxisorientierten Konzept werden Autoren motiviert und qualifiziert, Treatments bzw. Drehbücher für Kinderfilme zu schreiben und Produzenten vorzustellen. Erst kürzlich wurde der in der Sommer- und Winterakademie 2000/2001 entwickelte Stoff "Wer küsst schon einen Leguan" vom MDR gemeinsam mit der Thüringer Kinderfilm GmbH verfilmt. Er gewann den Europäischen Kinderfilmpreis und den Publikumspreis beim Internationalen Kinderfilmfest "Schlingel" 2003 in Chemnitz.
Herzlichen Glückwunsch! Und eine ganz neue Meldung: Dieser Film ist gerade mit "Bernd das Brot" für den Grimme-Preis 2004 nominiert worden. Wir drücken die Daumen.
Mit einer Kindermedienakademie Thüringen soll ein bundesweit einzigartiges Angebot zur Qualifizierung von Medienakteuren in verschiedenen Berufen der Kindermedien entwickelt werden. Es ist beschlossene Sache, dass ab 2005 die Kinderfilmbörse Saarbrücken Exchange als Erfurt Exchange hier bei uns fortgeführt wird.
Damit wird eines der größten Treffen im Bereich Kinderfernsehen sein neues Zuhause im Kindermedienland Thüringen finden.
Meine Damen und Herren, all dies sind Signale, die für eine besondere Förderung des Kindermedienstandortes Thüringen sprechen. Aus diesem Grunde wurde im Jahre 2001 vom Kultusministerium eine umfassende Studie zur zielgerichteten Entwicklung des Kindermedienstandorts Thüringen veranlasst. Ein renommiertes Kölner Wirtschaftsberatungsunternehmen analysierte darin die in Thüringen vorhandenen Potenziale für eine Erfolg versprechende Weiterentwicklung des Medienbereichs. Es kam zu dem Schluss, dass Erfurt die nötigen Voraussetzungen besitzt, um sich im Sektor Kindermedien im deutschen Medienmarkt zu etablieren. Erfolgschancen sind nach dieser Studie vor allem dann gegeben, wenn sich ein zu errichtendes Medienzentrum auf dem Kindermedienmarkt fokussiert. Diese Schwerpunktsetzung soll die gesamte Wertschöpfungskette Kindermedien einschließen und sowohl den Unterhaltungs- als auch den Bildungsbereich betreffen. Nachdem die Sinnhaftigkeit und Realisierbarkeit eines Gründerzentrums mit dem Schwerpunkt Kindermedien in Erfurt aus verschiedenen Perspektiven nachgewiesen war, konnten die Fragen der Finanzierung des Standorts, der Detailplanung und der Trägerschaft angegangen werden. In intensiver Zusammenarbeit mit der Staatskanzlei, dem Wirtschaftsministerium, dem Finanzministerium, der Stadt Erfurt, der Stiftung für Technologie, Innovation und Forschung Thüringen und dem Gründungsbeauftragten, Herrn Morneweg, ist es schließlich gelungen, eine positive Entscheidung noch im Jahr 2003 herbeizuführen.
Das Wirtschaftsministerium unterstützt das Projekt mit ca. 23 Mio. ! "# $% Prozent. In absehbarer Zeit wird also der Erfurter Medienkomplex aus MDR-Landesfunkhaus und Kinderkanal um ein Kindermedienzentrum ergänzt werden.
Den künftigen Nutzern soll nicht nur die bauliche und technische Infrastruktur, sondern auch betriebswirtschaftliche und juristische Beratung angeboten werden. Gerade für Gründer und kleinere Betriebe ist dieser Service ebenso wichtig wie die Unterstützung bei der Akquisition von Aufträgen oder beim Aufbau von Kooperationen. Das Kindermedienzentrum wird die gesamte Produktion in den Bereichen der klassischen Film- und Fernsehformate über Software bis hin zu neuen Medien einschließlich Lern- und Bildungsangeboten berücksichtigen. Interessant ist auch der Gedanke der Zeitungsgruppe Thüringen, dort eine Kinderzeitung zu realisieren. Neben Büround Kommunikationsflächen werden zwei Filmstudios und ein Videostudio mit der notwendigen technischen Ausrüstung entstehen. Die Option der Mehrfachverwertung von Medieninhalten und -konzepten sowie der Netzwerkgedanke wirkten sich durchgängig auf die Planung des Bauwerks und der technischen Infrastruktur sowie auf die Wahl des Standorts aus. Das Kindermedienzentrum wird zum Anlaufpunkt für Existenzgründer, für Impulsgeber von Innovationen - so genannte Spinn-offs -, für innovative Medienunternehmen und freie Medienschaffende werden. Prognosen gehen langfristig von ca. 120 neuen, zukunftssicheren Arbeitsplätzen aus, die unmittelbar im Kindermedienzentrum entstehen werden. Die medienwirtschaftliche Ausstrahlung wird weit über diese direkt entstehenden Arbeitsplätze hinaus reichen.
Das zeigen die guten Erfahrungen mit den acht Technologiegründerzentren in Thüringen und mit Mediengründerzentren in anderen Ländern. Kindermedien bekommen damit eine zentrale Anlaufstelle in Deutschland. Meine Damen und Herren, Kindermedien können, wie der HarryPotter-Buch-Boom zeigt, auch im Printsektor ein bedeutender Wirtschaftsfaktor sein. Dies betrifft Bücher und Zeitschriften genauso wie beispielsweise Software mit Bildungsinhalten oder intelligenten, gewaltfreien Spielen. Auch für diese Bereiche soll das Kindermedienzentrum eine Adresse werden. Edutainment, wie man so neudeutsch sagt, also die sinnvolle Kombination von Ausbildung und Unterhaltung, ist ein Zukunftsmarkt.
Neben einem Mediengründerzentrum sind geeignete Finanzierungsbedingungen eine weitere Voraussetzung für Unternehmensgründungen und für Ansiedlungen. Dazu zählen Fördermittel, die für audiovisuelle Produktionen von der Mitteldeutschen Medienförderung bereitgestellt werden. Gerade mit der Tätigkeit der MDM hat sich jedoch gezeigt, dass selbst aussichtsreiche Produktionen trotz der in Aussicht gestellten Fördermittel oft nicht zu Stande kommen. Ein entscheidender Grund hierfür sind Schwierigkeiten bei der Gesamtfinanzierung und Besicherung der Projekte, die ihre Ursache in der oft geringen Eigenkapitalausstattung der Produktionsfirmen haben. Im Zuge der so genannten Krise der neuen Medien haben sich darü
ber hinaus viele Kreditinstitute ganz oder teilweise aus einer Finanzierung von Medienunternehmen und ihren Produktionen zurückgezogen oder verlangen hohe Sicherheiten. Hier gilt es, das Vertrauen von Banken in eine nach wie vor wirtschaftlich Erfolg versprechende Branche zurückzugewinnen und Medienunternehmen tragbare Finanzierungskonditionen zu verschaffen. Dies erfordert neues Vertrauen, aber auch konkrete Maßnahmen. Wir haben im Herbst 2003 zwischen den Beteiligten wie Banken, Medienunternehmen und Förderinstitutionen einen zukunftsweisenden Dialog gestartet. Dabei wurden die Anforderungen, die Kreditinstitute an Erfolg versprechende Medienproduktionen stellen, genauso thematisiert wie die schwierige Eigenkapitalsituation und Marketingdefizite von Medienunternehmen. Zu diesen und weiteren spezifischen Themen werden die Gespräche in nächster Zeit fortgeführt. Darüber hinaus bietet die Thüringer Aufbaubank verschiedene Instrumente zur Gewährung von Bürgschaften und zur Unternehmensbeteiligung an. Bereits jetzt kann das Wirtschaftsprogramm der Thüringer Aufbaubank genutzt werden, das Investitionsdarlehen und Betriebsmittelkredite einschließlich spezieller selbstschuldnerischer Bürgschaften für Fernsehproduktionen, so genannte Avale, sichert. Im Laufe des Jahres 2004 werden auch für Medienunternehmen neue Programme zur Unternehmensbeteiligung angeboten, mit denen sehr unkompliziert relativ geringe Beteiligungssummen, aber auch größere Investments bereitgestellt werden.
Meine Damen und Herren, in Ergänzung zu den eigenen Aktivitäten des Freistaats gilt es natürlich aber auch die seitens des Bundes gegebenen Rahmenbedingungen optimal zu nutzen. Der neue Medienerlass des Bundesministers der Finanzen vom 1. August 2003 zur ertragssteuerlichen Behandlung von Film- und Fernsehfonds sieht eine stärkere Mitsprache der Fondszeichner bzw. Gesellschafter bei der Auswahl der zu finanzierenden Projekte vor. Damit besteht die Möglichkeit, die Produktion von werteorientierten Filmen zu unterstützen, die für Thüringen unbedingt genutzt werden sollte.
Meine Damen und Herren, dies wird Thüringen als Standort für Medienunternehmen noch attraktiver machen. Hier finden Medienunternehmen dann nicht nur eine hervorragende Infrastruktur, sondern auch ein ausgewogenes Paket an Finanzierungsbausteinen vor.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, lassen Sie mich zum Schluss kommen. Thüringens anerkannte kulturgeschichtliche Bedeutung ist aus literarischen, musikalischen, wissenschaftlichen und philosophischen Inhalten erwachsen. Die Protagonisten dieser Inhalte haben ihre weltweiten Erfolge aber nicht zuletzt dadurch erreicht, dass sie immer auch auf die Vermittlung dieser Inhalte mittels zeitgemäßer Medien geachtet haben. An diese gute Tradi
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren, uns liegt die Regierungserklärung ABC vor - Aufbruch, Beschleunigung, Chancen. Sie ließ sich an wie ein Bericht über einen 15-Jahr-Plan. Zurzeit sind wir in der Phase B - Beschleunigung. Das ist auch ein 5-Jahr-Plan.
Sie beschreibt im Wesentlichen die erreichten quantitativen und qualitativen Dinge in der Medienpolitik im Land Thüringen ohne kritische Wertung dessen, was man dort alles vielleicht nicht gemacht hat oder noch machen könnte. Was uns besonders auffällig war, es fehlt die Filmproduktionsfirma Trautvetter TV - Watching You. Sie wurde nicht genannt.
Sie können sich aufregen, Sie haben diese Firma. Der Minister ist in seiner Regierungserklärung auch auf Fragen eingegangen, die die Rundfunkentwicklung im öffentlich-rechtlichen Bereich insbesondere betreffen, zum Beispiel die des MDR. Wir haben uns gefreut, dass also auch noch einmal die Erfolge des MDR definiert und beschrieben wurden. Wir haben uns auch gefreut, dass Fragen der Entwicklung des dualen Systems, insbesondere in Bezug auf die Verdienste von Herrn Dr. Vogel, noch einmal benannt wurden, damit es auch niemand vergisst. An so etwas muss man erinnern.
Was für mich besonders interessant war, das war, dass der Minister erklärt hat, dass die Ministerpräsidenten jetzt die soziale Verträglichkeit der Rundfunkgebühr prüfen wollen. Die Frage, die sich daran anschließt, ist: Wer klagt denn dann beim Verfassungsgericht? Das ist ja die Frage, die sich daraus ergibt.
Insgesamt möchte ich sagen, das sind Fragen, die sich von vornherein stellen. Wir sind ja eine ganze Menge gewöhnt. Fast alle hier in diesem Saal, ich glaube, eine Altersgruppe, die sich nicht erinnern kann, haben wir nicht. Die Erfolgsberichterstattung kennen wir gut und wir hätten die Regierungserklärung gern anders übertitelt, ÜOE hätte uns besser gefallen - Überholen ohne Einzuholen auf diesem Gebiet.