Meine Damen und Herren, die Mitarbeiterinnen der Koordinierungsstelle warten nicht unnötig auf Beschlüsse, sondern sie sind selbst aktiv. Sie suchen nach Möglichkeiten, wie sich die einzelnen Maßnahmen der Koordinierungsstelle auch ab 2001 finanzieren lassen. Dabei nahmen sie den Kontakt zu den verschiedensten Institutionen auf, z.B. zu den für sie wichtigsten Ministerien, dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, dem Kultusministerium, die bestehen sowieso schon, dem Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Infrastruktur, zur Frauenbeauftragten des Landes Thüringen, Frau Dr. Bauer, und auch zu dem Beratungsbüro des Europäischen Sozialfonds in Erfurt. Sie suchten den Kontakt mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung, dem Referat Frauen; das Gespräch im Bundesministerium hat bereits stattgefunden. Danach kann die Anteilsfinanzierung durch das Bundesministerium im Rahmen der Schwerpunktförderung "Frauen in der Informationsgesellschaft" erfolgen. Eine Landes-Kofinanzierung ist aber unerlässlich. Das ist auch der Knackpunkt. Das Thema "Ingenieur- und Ingenieurinnennachwuchs" ist mittlerweile zur Chefsache in der Bundesrepublik und auch auf EU-Ebene unter den Begriffen "Gender Mainstreaming" und "Chancengleichheit" erklärt worden. Sie sehen, verehrte Kolleginnen und Kollegen, hier sind aktive Frauen bemüht, eine tatsächliche Chancengleichheit für Mädchen und Jungen an den Thüringer Hochschulen zu fordern, in kontinuierlicher Arbeit.
Der Antrag der SPD-Fraktion "Förderung der Chancengleichheit von Mädchen und Jungen in der Schule" wurde im letzten Plenum beraten. Der Erhalt der Koordinierungsstelle war eine Forderung aus dem Katalog, der eine sinnvoll abgestimmte Auflistung von Forderungen enthielt, das Ergebnis von Analysen und Untersuchungen zur Gleichstellung von Jungen und Mädchen in Thüringen auch an den Schulen in Thüringen. Über die Erfolge der Koordinierungsstelle wurden bereits wesentliche Aussagen getroffen. Herr Minister Krapp gab einen Sofortbericht, in dem er die Arbeit der Koordinierungsstelle positiv bewertete und Finanzierungsmöglichkeiten ab 2001 durch Projektförderungen durch das Kultusministerium aufzeigte. Aber der Antrag wurde insgesamt abgelehnt. Bei der CDU bestand nicht einmal die
Bereitschaft, ihn im Gleichstellungsausschuss zu beraten. Und Ihr Beitrag, Herr Abgeordneter Emde, im letzten Sitzungsprotokoll nachzulesen, ich habe es mir gestern noch mal angesehen, der ist besonders peinlich. Mit welchen Argumenten Sie den Antrag der SPD im Namen der CDU-Fraktion regelrecht abgebügelt haben, mit welch oberflächlichen Aussagen. Hätten Sie den Bericht der Bund-Länder-Kommission, Heft 80 "Verbesserung der Chancen von Frauen in Ausbildung und Beruf", der am 7. April den Mitgliedern des Gleichstellungsausschusses zugestellt wurde, wenigstens kurz eingesehen, dann hätten Sie feststellen müssen, dass die SPD-Fraktion bereits Wochen vor Erscheinen dieses Berichts genau die Forderungen in ihrem Antrag erhoben hat.
Die Landesregierung wird sich mit den Problemen, ob sie will oder nicht, mit den aufgezeigten Defiziten in diesem Bericht auseinander setzen und entsprechende Folgerungen erfüllen müssen. Und in drei Jahren ist darüber Bericht zu erstatten. Es ist eine Forderung dieser Bund-Länder-Kommission.
Meine Damen und Herren, der Antrag der CDU in Drucksache 3/554 "Thüringer Koordinierungsstelle Naturwissenschaft und Technik für Schülerinnen" ist im Ergebnis der Anhörung der Projektleiterin Frau Zerbe im Gleichstellungsausschuss am 7. April entstanden. In dieser Gleichstellungsausschuss-Sitzung bestand Einmütigkeit, die Koordinierungsstelle, ein in der Bundesrepublik einzigartiges Projekt, nach Auslaufen des Hochschulsonderprogramms III weiterzuführen. Hier wurden ziemlich klare Vorstellungen über die Koordinierung der Arbeit der einzelnen Ministerien geäußert, besonders von der Vertreterin des Thüringer Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Frau Drechsler. Es ist positiv zu bewerten, dass sich die CDU-Fraktion mit ihrem Antrag offiziell zu diesem Projekt bekennt und die Landesregierung auffordert, eine Arbeitsgruppe von Vertreterinnen und Vertretern der zuständigen Ministerien zu bilden. Konkrete Ergebnisse erwarten wir alle, wenn im Oktober 2000 zur Weiterbestehung der Koordinierungsstelle von der Landesregierung hier Aussagen getroffen werden. Daraus leitet die SPD-Fraktion die hoffentlich berechtigte Hoffnung ab, dass es allen Ernst ist mit der Weiterführung dieses Projekts. Und zum Schluss, eine Verunsicherung für die Mitarbeiterinnen der Koordinierungsstelle muss unbedingt ausgeräumt werden und ein Ende haben. Meine Fraktion wird dem Antrag der CDU zustimmen. Danke für die Aufmerksamkeit.
Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren Abgeordneten, die Beliebtheit von Big-Brother-Star Zlatko muss noch kein Gradmesser für den Bildungsstand des deutschen Volkes sein. Zlatko konnte mit dem Namen Shakespeare nichts anfangen und sorgte damit immerhin für Schlagzeilen und hochkarätig besetzte TVTalkrunden. Der Stellenwert naturwissenschaftlicher Bildung ist in unserer Gesellschaft dramatisch gering. Jeden Party-Smalltalk übersteht man ganz ohne einen Hauch von Physikkenntnissen und im Gegensatz etwa zur Welt der Literatur und der Klassik ist es sogar schick, mit naturwissenschaftlichen Unwissenheiten zu kokettieren. Dieses, meine Damen und Herren, können Sie heute nachlesen im Kommentar von Herrn Lossau "Blamage für den Standort" in der Zeitung "Die Welt". Weiter führte er an, dass nach den Sonntagsreden, die gern die große Bedeutung von Wissenschaft für unser Land und unsere Zukunft herausstellen, endlich Taten folgen sollen. Wir in Thüringen haben mit den Taten längst begonnen. Angefangen in der 2. Legislaturperiode im Gleichstellungsausschuss wurde die Arbeit der Koordinierungsstelle auf den Weg gebracht und begleitet. Der Arbeitskreis Gleichstellung der CDU-Fraktion hat dieses überaus wichtige und zukunftsweisende Thema "Die Förderung von Mädchen und jungen Frauen in technischen und naturwissenschaftlichen Berufen auszubauen" engagiert thematisiert und dieses heute als Antrag der CDU-Fraktion dem Plenum vorgelegt. Mir ist es ein wichtiges Anliegen, hier noch einmal kurz den Inhalt darzustellen.
Seit Jahren wird allerorts das Berufswahlverhalten von Mädchen beklagt. Viele sprechen darüber, jeder meint das Thema besetzen zu müssen. Wir klagen nicht, wir handeln.
Ein positives Beispiel für unser vielfältiges Handeln ist die Einrichtung der Koordinierungsstelle Naturwissenschaften und Technik für Schülerinnen. Uns ist es wichtig, Mädchen und junge Frauen bei ihrer Berufs- und Studienwahl zu begleiten und zu unterstützen. Keinesfalls fehlt es den Mädchen am nötigen Interesse oder an den Fähigkeiten. Vielmehr muss hier die öffentliche Auseinandersetzung mit veralteten Ansichten geführt werden. Zum anderen müssen wir der technik- und technologiefeindlichen Grundeinstellung der rotgrünen Bundesregierung und den daraus resultierenden Entscheidungen vehement entgegentreten. Die Koordinierungsstelle hat die Aufgabe, Mädchen zu informieren, zu sensibilisieren und vor allem das Interesse an Naturwissenschaft und Technik zu fördern. Dieses wurde seit Bestehen durch vielfältige Aktivitäten auf einen guten Weg gebracht. Trotzdem gilt es auch hier wie in vielen Bereichen der Gleichstellungspolitik - steter Tropfen höhlt den Stein. Denn auch hier wird noch ein langer Umdenkungsprozess vonnöten sein, um das Berufswahlverhalten von
Mädchen zu verändern. Dieses erfordert, dass die Thüringer Koordinierungsstelle Naturwissenschaft und Technik ihre Arbeit über das Jahr 2000 hinaus fortsetzt. Die CDU-Fraktion sieht es deshalb als erforderlich an, eine Arbeitsgruppe unter Beteiligung des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst, des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Infrastruktur und des Kultusministeriums zu installieren, welche den Erhalt der Thüringer Koordinierungsstelle an der TU Ilmenau zu realisieren hilft.
Wir halten es ebenfalls für notwendig, Vertreter der Wirtschaft in diese Arbeitsgruppe einzubinden, da die Arbeit der Koordinierungsstelle perspektivisch eine Dienstleistung für die Wirtschaft darstellt. Angesichts der aktuellen Debatten um den akuten Fachkräftemangel im Informationsbereich ist die Einbindung der Wirtschaft wichtiger denn je. Die Thüringer Koordinierungsstelle Naturwissenschaften und Technik für Schülerinnen an der TU Ilmenau sollte ihre Arbeit weiterführen und das entstandene Netzwerk ausbauen, um unser Land zukunftsfähig zu machen, um jungen Frauen gute Chancengleichheit im Berufsleben und gute Zukunftsperspektiven zu bieten. Ich bitte um Zustimmung. Danke.
Sehr geehrte Frau Präsidentin, meine verehrten Abgeordneten, mit dem vorliegenden Antrag fordert die CDU die Landesregierung auf, eine Arbeitsgruppe unter Beteiligung von Vertretern meines Ministeriums, des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Infrastruktur, des Kultusministeriums sowie der Frauenbeauftragten der Landesregierung einzusetzen, und diese Arbeitsgruppe soll den Erhalt, den Ausbau und die Wirksamkeit der Koordinierungsstelle Naturwissenschaft und Technik für Schülerinnen an der TU Ilmenau in Kooperation mit weiteren Thüringer Hochschulen realisieren. Ich stimme in Absprache mit den vorgenannten Ministerien und der Frauenbeauftragten dem Antrag zu. Die Arbeitsgruppe soll sich unter Federführung meines Ministeriums Ende Juni treffen und soll folgende Arbeitsschwerpunkte beraten: die Konzeption dieser Arbeitsstelle zu weiterführenden Projekten ab 2001, die Finanzierung der Personalkosten und der Projekte und die Vorbereitung eines Abschlussmeetings zur Förderperiode von 1997 bis 2000.
Gestatten Sie mir dazu einige wenige grundsätzliche Bemerkungen sowie erste weiterführende Hinweise: Diese Thüringer Koordinierungsstelle wurde 1997 initiiert durch die damalige Gleichstellungsbeauftragte der Technischen
Universität Ilmenau, durch Frau Dr. Gabriele Schade, und unter wohlwollender Begleitung durch den Gleichstellungsausschuss des Landtags an der TU Ilmenau als ein monoedukatives Beratungsprojekt zur Unterstützung der Thüringer Hochschulen eingerichtet. Das Projekt wurde mit großem Engagement der Beschäftigten der Koordinierungsstelle und mit Unterstützung der Leitung der TU Ilmenau durchgeführt. Es hat sich inzwischen im Internet präsentiert und es hat bundesweite Anerkennung gefunden. Was macht dieses Projekt so wertvoll und interessant? Gestatten Sie mir als eine Vertreterin der Wissenschaftlerinnen in Ingenieurwissenschaften, die es so selten gibt, das aus meiner Sicht zu bewerten. Es ist die Aufgabe dieser Koordinierungsstelle, die Schülerinnen zu informieren, zu motivieren und sich mit Problemstellungen in Naturwissenschaft und Technik auseinander zu setzen, damit Hemmschwellen im Umgang mit der Technik abzubauen und auch das Interesse für solche Studiengänge an einer Thüringer Hochschule zu wecken. Zu den Aktivitäten des vergangenen Jahres gehörten beispielsweise das Angebot eines Themenkatalogs im Internet zu thematischen Gesprächsrunden mit Wissenschaftlern unserer Thüringer Hochschulen, aber auch Einzelberatungen für Schülerinnen und für weibliche Auszubildende. Es wurden Computertage für Schülerinnen an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena durchgeführt. Es wird das Probestudium an der Fachhochschule Schmalkalden in der Wirtschaftsinformatik angeboten. Es wird eine Sommeruniversität für Schülerinnen an der TU Ilmenau durchgeführt, die in ganz hervorragender Weise bundesweit angenommen worden ist und auch bundesweit als beispielgebend bezeichnet wurde. Wir haben ein Schnupperstudium an der Fachhochschule Jena und an der Bauhausuniversität in Weimar für Elektrotechnik und auch für Werkstoffwissenschaft; die Herausgabe der Zeitung "Steh auf Mädchen" - das ist ein sehr origineller Titel und eine phantastische Zeitschrift, die eine Verbreitung in der ganzen Bundesrepublik gefunden hat. Die Zusammenarbeit mit Lehrern und Eltern bei der Berufswahlvorbereitung; es wurde ein Video erstellt mit Begleitmaterial für die Berufsberatung an den Gymnasien und an den berufsbildenden Schulen. Die Qualität dieses Videos ist weitaus besser als manche Berufsberatung, die professionell vom Arbeitsamt angeboten wird.
Und es ist für die Zukunft von meinem Ministerium vorgeschlagen und wird auch geplant eine intensivere Zusammenarbeit mit dem Institut für Lehrerbildung, eine bessere Lehrplanentwicklung auch mit den Medienstudiengängen und Fortbildungsangebote für Beratungslehrer und für Fachlehrer.
Ich glaube, dass Ihnen diese Beispiele verdeutlichen, dass die Koordinierungsstelle eine gute Information leistet und dass sie eine ausgezeichnete Beratungsarbeit leistet.
Einen Moment bitte. Ich möchte Sie bitten, dass Sie der Rede der Ministerin mit etwas mehr Aufmerksamkeit folgen.
Mir liegt am Herzen, dass diese Koordinierungsstelle erhalten bleibt, dass wir sie weiterfinanzieren. Mir liegt aber auch am Herzen, dass sie sich neu konzipiert, dass sie neue Möglichkeiten sucht, um an die Schülerinnen noch besser heranzukommen und insbesondere um den Nachwuchs in Naturwissenschaft und Technik noch besser beraten zu können. Deshalb begrüße ich diesen Antrag der Fraktion der CDU und ich meine, wir sollten gemeinsam nach Mitteln und Wegen suchen, das Projekt nach 2001, wenn nämlich das Hochschulsonderprogramm ausläuft, weiter fortführen zu können.
Wie sollten die nächsten Schritte aussehen? Wir müssen neue Zielstellungen für die Koordinierungsstelle erarbeiten. Das Konzept und die Finanzierungsmöglichkeiten sind von der einzusetzenden Arbeitsgruppe zu bewerten und zu prüfen. Ziel ist die Sicherstellung der Arbeit der Koordinierungsstelle. Ich möchte deshalb allen danken, die sich seit der Gründung für diese Koordinierungsstelle eingesetzt haben, und möchte mich auch dafür bedanken, dass wir gemeinsam den Fortbestand dieser Koordinierungsstelle jetzt sichern wollen. Ich hoffe, auch weiter mit all Ihrer wohlwollenden Unterstützung dabei rechnen zu können.
Ich danke Frau Ministerin Prof. Dr. Schipanski. Weitere Wortmeldungen liegen mir nicht vor. Ich schließe die Aussprache. Wir kommen zur Abstimmung. Ausschussüberweisung ist nicht beantragt worden, so dass wir über den Antrag der CDU-Fraktion in Drucksache 3/574 jetzt direkt abstimmen. Ich frage Sie: Wer für den Antrag stimmen will, den bitte ich um das Handzeichen. Gegenstimmen? Stimmenthaltungen? Der Antrag ist mit einer sehr großen Mehrheit angenommen.
Damit sind wir am Ende dieses Tagesordnungspunkts angekommen und auch für heute am Ende der Tagesordnung. Wir sehen uns morgen früh um 9.00 Uhr wieder. Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend.