wir haben hier einmal erfragt, welche Auftraggeber es im Drittmittelbereich von verschiedenen Ministerien und militärischen Einrichtungen gibt. Die Antworten waren ganz erstaunlich. Ich finde, Forschung an Hochschulen und auch an außeruniversitären Einrichtungen sollte die Freiheit haben zu definieren, wozu sie forscht. Normalerweise sagen Ihnen die Forscher: „Die Forschung forscht.“, aber das ist natürlich nicht möglich, wenn ich im Rahmen von Geld forsche und von speziellen und gezielten Aufträgen. An dieser Stelle wäre hier wirklich viel Diskussionsbedarf gewesen.
Jetzt möchte ich auf einige wenige Dinge aus diesem Gutachten eingehen. Auf Seite 104 findet man den Satz: Es ist die Frage zu stellen, ob Hochschulen überhaupt staatliche Hochschulen sein müssen oder ob Hochschulen nicht auch Stiftungshochschulen sein können. Interessanter Aspekt aber wäre mit uns doch gut zu diskutieren gewesen. In welche Richtung geht es denn? Wohin fährt denn der Zug und wie soll das alles funktionieren? Sie schreiben es einfach auf in einem banalen Satz. Der steht einfach drin. Und es ist nie in einem Ausschuss, nie im Parlament diskutiert worden, das finde ich außerordentlich bedauerlich. Zur Autonomie hatte ich schon etwas gesagt und Sie haben auch das Promotionsrecht für die Fachhochschulen nicht aufgenommen, sondern nur in der Kooperation. Die Fachhochschulen wünschen sich schon lange auch ein Promotionsrecht, sie haben es nur in der Kooperation zugelassen.
Ja, Sie sagen, gut so, das ist Ihre Meinung. Sie öffnen gleichzeitig alle Hochschulen ohne Zugangsvoraussetzungen/Abitur für Studierwillige. Das ist richtig, das ist alles in Ordnung. Aber Sie verweigern Ausbildungseinrichtungen das Promotionsrecht, und da möchte ich mal wissen, warum. Das werden Sie mir ja erklären, Prof. Dr. Deufel.
Also wir wissen alle, dass Sie da der Erklärer vom Dienst sind an der Stelle. Entschuldigung. Das sagt auch jeder. Das ist doch eine Frage.
Herr Emde, ich halte hier heute wahrscheinlich meine letzte Rede und möchte auch eines sagen: Der Bildungsbegriff ist ein weiter Begriff und ich finde es außerordentlich bedauerlich, wenn man mit Studenten über die ideengeschichtliche Entwicklung in Europa und in Deutschland diskutiert und man wird gefragt, wer denn der Schriftsteller Sartere ist. Das ist mir mal passiert. Das finde ich außerordentlich bedauerlich.
Und ein weiter Bildungsbegriff ist schon notwendig, um auch für die Zukunft etwas zu entwickeln. Das meinte ich mit meinem Bildungsbegriff. Das war nur eine Randbemerkung.
Ich will noch auf zwei weitere Punkte aufmerksam machen. Das sind zum einen die Aussagen zum Medizinstudium. Dort wird erstmalig definitiv ausführlich ausgeschrieben, wie das Medizinstudium strukturiert werden soll, als welches Angebot; auch als Modellprojekt für Deutschland ist das gedacht. Ich weiß nicht, ich kann es erst einmal nur zur Kenntnis nehmen, aber dort hätte ich schon Fragen gehabt und Diskussionsbedarf gehabt und sicher auch unsere Gesundheitspolitiker. Schade, dass wir das heute hier so vorgesetzt bekommen, ohne dass wir überhaupt die Möglichkeit haben, irgendetwas zu fragen, zu verändern oder sonst irgendetwas. Das bedaure ich.
Zur Gleichstellung hatten Sie etwas gesagt. Was ich im Gesamtpapier außerordentlich vermisst habe, sind die Fragen des Mittelbaus. Das Gesamtpapier - Sie haben sich heute dazu geäußert, Sie haben gesagt, Sie wollen den Mittelbau stärken, aber im Papier finden wir dazu keine konkreten Ansagen und Aussagen.
Das ist außerordentlich bedauerlich und wird auch die Qualität der Lehren nicht stärken. Darüber sollten Sie noch einmal nachdenken.
Ich will am Ende sagen, wir haben immer wieder gesagt, wir wollen das Problem diskutieren, wir haben es auch mit unserem Antrag zu einem Landeswissenschaftsplan aufgerufen. Wir sind jetzt am Ende dieser Legislaturperiode zu diesem umfangreichen Papier gekommen. Ich habe versucht, auf einige Probleme aus unserer Sicht aufmerksam zu machen, bei denen das Parlament - glaube ich das Recht gehabt hätte, in die Meinungsbildung einbezogen zu werden. Wir dürfen heute unsere Meinung sagen, aber wir können nichts ändern.
Deshalb möchte ich darauf verweisen, dass wir im Sinne eines guten Demokratieverständnisses auch in der Entwicklung dieser Gesamtstruktur Forschungseinrichtungen, Hochschulen für den Herbst des nächsten Jahres nach der Wahl trotz der vorgelegten Hochschulstrategie oder vielleicht auf ihrer Grundlage eine Enquetekommission zur Hochschulentwicklung des Hochschulstandortes und Forschungsstandortes Thüringen einfordern werden, um alle Akteure in diesen Prozess einbeziehen zu können und zu einem wirklichen Dialogpro
zess zu kommen, der die Hochschulen stärkt, sie nicht wirtschaftlich vorrangig ausrichtet, sondern auch Grundlagenforschung und angewandte Forschung in angemessener Weise befördert und wo wir am Ende für das Land Thüringen tatsächlich vielleicht Hochschulen zu den demokratischsten Einrichtungen des Landes werden lassen, die das Gesellschaftsbild des Landes Thüringen befördern können und auch sehr viel für seine wirtschaftliche Entwicklung tun können. Danke.
Vielen Dank der Hochschulpolitikerin Frau Dr. Kaschuba. Ich setze die Aussprache fort und jetzt hat der Abgeordnete Dr. Mario Voigt von der Fraktion der CDU das Wort.
Sehr geehrte Frau Präsidentin, werte Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrte Rektoren, liebe Studenten! Land der Dichter und Denker, Land der Bastler und Tüftler und ein Land, dass nur mit modernen Hochschulen erfolgreich sein kann. Unsere Hochschulen sind Magneten für junge Menschen, für die Zukunft, für die Talente, die dieses Land braucht. Ich kann sagen, wir haben in dieser Hochschulstrategie Thüringen als einen Wissenschaftsraum begriffen, als einen Campus, den es weiterzuentwickeln gilt. Wenn wir schon bei dem umfänglichen Bildungsbegriff sind, Frau Dr. Kaschuba, dann sehen Sie es mir nach, dann zitiere ich sogar einmal einen, der sich damit intensiv auseinandergesetzt hat, nämlich Karl Popper. Der hat gesagt: „Unsere Einstellung der Zukunft gegenüber muss sein: Wir sind jetzt verantwortlich für das, was in Zukunft geschehen soll“. Ich kann eines sagen: Die Koalition hat mit dieser Hochschul- und Wissenschaftsstrategie die Zukunft in den Blick genommen und schon heute beschrieben, was wir morgen machen wollen. Das ist, glaube ich, inhaltlich ein tolles Angebot.
Jetzt wissen Sie selbst, dass wir in der Koalition auch manchmal über Wege, Geschwindigkeiten der Hochschulentwicklungsplanung diskutiert haben. Wir haben darüber philosophiert: Ist es jetzt Planung? Ist es ein Plan? Am Ende zählt das Resultat. Das Resultat, welches vorliegt, ist eine Hochschulstrategie, die den Wissenschaftsstandort stärkt, die eine Orientierung im Hinblick auf 2020 gibt und die vor allen Dingen Planungssicherheit für unsere Wissenschaftseinrichtungen im Freistaat gewährleistet und das ist doch etwas, was vorzeigbar ist. Jetzt geht es um die Schwerpunkte. Der Minister hat schon einiges ausgeführt.
Ich glaube, zuvorderst stand immer das Bekenntnis, dass wir ein attraktiver Wissenschaftsstandort, aber auch ein toller und lebenswerter Standort für Studenten sein wollen und für Wissenschaftler, die sich hier an diesem Standort befinden. Das ist in unserer Wissenschaftsund Hochschulstrategie drin und auch eine klare Zielmarke. Hier gibt es nicht nur Lyrik, Prosa, Schüttel-, Rüttel- oder welchen Reim Sie auch immer gern bevorzugen. Vielleicht sind Sie eher ein Fan des Stabreims.
Insofern kann ich einfach nur sagen, dass wir an dieser Stelle klar sagen, wir wollen in der Größenordnung um die 50.000 Studenten in Thüringen diesen Hochschulraum gemeinschaftlich entwickeln. Es geht darum, dass wir die Thüringer Hochschulen als Wissenschaftszentren begreifen. Wir legen deutlich dar, und das, finde ich, ist etwas, das haben Sie versucht, ein wenig zu verklausulieren, ich war überrascht - ich konnte mir gar nicht denken, dass Sie die Rede selbst geschrieben haben, vielleicht hat Frau Hennig die für Sie geschrieben -, dass Sie die Vielfalt der Thüringer Hochschullandschaft infrage gestellt haben. Für uns als Koalition ist klar, wir stehen zu den Hochschulstandorten, wir stehen zu den Hochschultypen. Die haben in Thüringen alle ihren Platz und darauf können wir auch stolz sein, weil sie ein vielfältiges Hochschulsystem bereichern. Wir brauchen keinen Einheitsbrei, sondern wir brauchen klar differenzierte, profilierte Hochschulen und das beschreiben wir hier in dieser Hochschulstrategie.
Gleichzeitig ist für uns wichtig, dass wir das natürlich nur gewährleisten können, wenn wir die Hochschulprofile schärfen und wenn wir deutlich machen, dass wir wettbewerbsfähige, aber eben auch an den Realitäten des Lebens orientierte Strukturen, Lehr- und Forschungsangebote haben. Wir haben uns an die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses gemacht. Auch das ist ausführlich beschrieben und mittlerweile sogar in einem eigenen Gesetz umgesetzt. Daran wird deutlich, dass wir nicht nur aufschreiben, sondern auch tatsächlich Dinge in die Realität bringen, die uns wichtig sind. Dazu zählt auch, das, was ein Werbungsprozess ist, dem Sie sich auch nicht verschließen, das weiß ich, Frau Dr. Kaschuba, nämlich eine stärkere Kooperation der unterschiedlichen Hochschulen miteinander, auch mit den außeruniversitären Forschungseinrichtungen und natürlich auch mit den wirtschaftsnahen Angeboten. Das ist etwas, wo ich glaube, dass wir mit der Hochschulstrategie klar sagen, es soll ein größeres Miteinander im Hochschulraum Thüringen geben und das ist ein inhaltliches Angebot, was wir machen. Zugleich, und dazu stehen wir auch und es ist für uns als Union auch wichtig, dass die Hochschulautonomie weiter gestärkt bleibt, ist doch ein Punkt, den es nicht gering wertzuschätzen gilt, weil die Hochschulautonomie
uns bietet, in einem bestehenden Rahmen, der beschrieben ist, der auch weiter konkretisiert werden muss, dazu werde ich gleich etwas sagen, aber am Ende trotzdem mit einer eigenen Profilbildung den Hochschulen Exzellenz in der eigenen Entwicklung ermöglicht. Diese Hochschulautonomie haben wir in mehreren Dialogforen besprochen. Angefangen von der Internationalisierungsfrage bis hin zu Hochschulstrukturfragen, all das ist beredet worden und, ich glaube, wir sind zu einem sehr klugen Schluss gekommen. Diese Hochschulautonomie stärkt den Hochschulraum Thüringen. Wir wollen das weiter aufrecht erhalten, kein Dirigismus von oben, sondern gute Rahmenbedingungen, aber klare Entwicklungsperspektiven für die Hochschulen selbst.
Unter diesem Stichwort „Mehr Kooperation, mehr Nutzen für alle“ haben wir geschaut, wie sind gemeinsame Dienstleistungen, gemeinsame Serviceangebote für die Studenten, für die Wissenschaftler zu verbessern. Ich kann das klar sagen, weil ich finde, dass wir mit den Vorschlägen, was die Rechenzentren, was die Hochschulbibliotheken angeht, einen klaren Weg dahin gehen, zu sagen, dieser Hochschulraum Thüringen ist ein Hochschulraum, der gemeinschaftlich miteinander arbeitet, der individuell regionale Stärken entwickeln kann, aber der sicherstellt, dass wir in Thüringen ein gleich hohes Angebot an wissenschaftlichen Dienstleistungen haben. Ich finde, dass dieser Weg der Kooperation der richtige ist, und dass wir das auch in die Hochschulstrategie hineingeschrieben haben, ist ein Beleg dafür, dass wir auch aus Projekten, die zum Beispiel im Studentenwerk sichtbar geworden sind, gute Schlüsse gezogen haben und das auch bei anderen Dienstleistungen durchziehen und damit auch eine klare Prioritätensetzung.
Mit der Entwicklung der staatlichen Studienakademie hin zu Thüringen, zu einer dualen Hochschule in Thüringen, geben wir auch ein Bekenntnis zu einem Hochschultypus, der sicherstellt, dass wir exzellente Verknüpfungen haben zwischen beruflicher Ausbildung und zwischen wissenschaftlichen Angeboten. Wir sagen, dass wir das auch in Thüringen behalten wollen und ernsthafterweise lassen wir uns nicht von irgendwelchen Berliner Instituten aufschreiben, dass die Studienakademie hier in Thüringen abgewrackt werden soll und entweder nach Sachsen gehen oder vielleicht sogar ganz in anderen Hochschultypen irgendwo aufgehen soll.
(Zwischenruf Abg. Hennig-Wellsow, DIE LIN- KE: Sie können doch lesen, Herr Voigt. Er- zählen Sie nicht solchen Mist!)
Das ist etwas, das steht in Ihrem Gutachten, da kann ich sagen: Wir bekennen uns zu diesem wichtigen Pfeiler. Wir wollen das auch ins Hochschulgesetz aufnehmen und deswegen kann ich Ihnen nur zurufen: Schließen Sie sich lieber den Vorschlägen
an, die in der Hochschulstrategie stehen, denn die sind viel ausgegorener als das, was Ihnen irgendwelche Wissenschaftler aus dem fernen Berlin aufgeschrieben haben!
Wenn man über die finanziellen Rahmenbedingungen redet, dann muss doch auch klar sein, dass man mit der Hochschulstrategie, mit der Rahmenvereinbarung, mit den Ziel- und Leistungsvereinbarungen deutlich macht, dass eine klare Prioritätensetzung im Bereich der Wissenschaft, im Bereich der Bildung eine Priorität für uns in dieser Koalition hat. Das sehen Sie allein daran, dass wir bei sinkendem Haushaltsvolumen trotzdem ein Ansteigen in den Haushaltsmitteln haben, also real jetzt schon in den Haushaltszahlen, und uns auch gemeinschaftlich darauf verständigt haben, dass in der Hochschulstrategie verankert ist, dass wir die wissenschaftsspezifischen Kostensteigerungen tariflich und auch sächlich mit aufnehmen und gleichzeitig noch 1 Prozent on top geben. Und das ist die exakte Empfehlung des Wissenschaftsrats. Also wir orientieren uns auch an internationalen, nationalen Maßstäben, die aufgemacht werden, und das in der Hochschulstrategie zu verankern, da eine gemeinschaftliche Lösung zu haben, zeigt doch, dass diese Koalition eine Priorität für Wissenschaft, Bildung und Forschung setzt und das auch klar umreißt. Darauf können Sie auch erfolgreicherweise mit verweisen, weil wir nämlich da gemeinschaftlich dafür gefochten haben.
Wie geht es jetzt weiter? Thüringer Strategie 2020, das ist eine Beschreibung, die die unterschiedlichen Schattierungen des Thüringer Wissenschaftssystems in den Blick nimmt und jetzt natürlich mit einer konkreten Umsetzung untersetzt sein muss. Da rufe ich Ihnen zu, Enquetekommission. Mit Verlaub, wir haben eine Hochschulstrategie vorliegen. Jetzt muss es doch darum gehen, das, was in der Hochschulstrategie formuliert ist, gemeinschaftlich umzusetzen. Wir brauchen nicht wieder zwei Jahre Laufzeit mit einer Enquetekommission. Die nächste Rahmenvereinbarung steht vor der Tür, liebe Frau Dr. Kaschuba, Sie sind eine respektierte Wissenschaftspolitikerin, Sie werden leider dem nächsten Thüringer Landtag nicht wieder angehören, weil, ich sage einmal, die Hochschulpolitik war in Ihrer Fraktion in deutlich besseren Händen, als wenn man sich immer nur, sage ich einmal, auf Einzelthemen stürzt. Sie haben immer versucht, das Ganze in den Blick zu nehmen. Da kann ich Ihnen sagen, wenn Sie das Ganze im Blick haben, muss Ihnen doch klar sein, eine Enquetekommission wird uns nicht helfen. Es wird darum gehen, das, was jetzt in dieser Hochschulstrategie formuliert ist, in ein konkretes Gesetzesvorhaben zu gießen. Und das wird Aufgabe sein für die nächste Legislaturperiode und vor allen Dingen zügig. Wir setzen uns dafür ein, dass keine Zeit verloren wird. Das Parlament muss
eine Hochschulgesetznovelle angehen, wo genau die Punkte, die in der Hochschulstrategie jetzt formuliert sind, auch Eingang finden. Die duale Hochschule ist in der Hochschulstrategie mit einem konkreten Rahmen versehen worden. Da können wir nicht erst noch zwei Jahre in einer Enquetekommission herumdiskutieren. Da steht, 2016 wollen wir schon am Start sein und das werden wir auch umsetzen, dazu stehen wir. Und deswegen ganz klar, keine Zeit verlieren, umsetzen in der Hochschulgesetznovelle.
Gleichzeitig gilt, dass wir auch das, was wir an Versprechungen und an klaren Aussagen zum Thema Hochschulbibliothek haben, der Minister hat es schon erwähnt, eine Hochschulbibliothek für die FSU und für die Fachhochschule, für die Ernst-Abbe-Hochschule, dann gleichzeitig eine Profilierung der Landesbibliothek und alle landesweiten Dienstleistungen, konzentriert unter dem Standort der ThULB dann auch zusammenzubringen. Diese Form von Kooperation ist etwas, das müssen wir auch zügig angehen, weil wir dort natürlich auch die wissenschaftlichen Effekte generieren wollen. Das ist der Punkt, zügig und keine Zeit verlieren.
Das Zweite ist natürlich, dass wir auch die Prioritätensetzung im Bereich der Finanzierung weiter fortsetzen sollen. Das bedeutet natürlich für uns - und ich gehe einmal davon aus, das ist auch eine gemeinschaftliche Vorstellung der SPD-Fraktion -, dass wir die frei werdenden Mittel aus der Übernahme des Bundes beim BAföG natürlich alle in die Thüringer Hochschulen stecken. Das werden in der nächsten Legislaturperiode pro Jahr 28 Mio. € sein und das sind in der Summe 140 Mio. €, die wir mit in die Hochschulen bringen. Ich glaube, das zeigt doch eines, dass uns Wissenschaft und Forschung wichtig sind, und deswegen gehören natürlich auch die BAföG-Mittel mit direkt zu den Thüringer Hochschulen und nicht irgendwo in den Gesamthaushalt.
Wenn wir dann auf einen dritten Punkt abheben und ich glaube, da müssen wir gemeinschaftlich darüber reden, wie wir das weiter konkretisieren -, da geht es natürlich darum, in der Hochschulstrategie ein Zielfoto zu beschreiben, zu sagen, was sind unsere strategischen Zielsetzungen, die wir erreichen wollen. Ich glaube, durch all die Wege und Mittel, Instrumente, die wir beschrieben haben, mit Kooperationsverbünden, mit der stärkeren Verknüpfung im Bereich der Wissenschaft und der Wirtschaft, muss unser strategisches Ziel doch ganz klar sein: Wir müssen in diese exzellente Liga der deutschen Hochschulen, in denen wir uns in einzelnen Fächerkombinationen schon befinden, auch vielleicht mit der einen oder anderen Hochschule mit vorstoßen. Wir haben die „TU9“, wir haben die „German U15“, all das sind, sage ich einmal, Verbünde von forschungsintensiven Hochschulen in Deutschland. Und unser strategisches Ziel muss ganz klar sein, dass wir in diese interna
tionale und nationale Exzellenz mit vorstoßen. Und ich glaube, dass dafür die Hochschulstrategie mit ihren wissenschafts- und wirtschaftsregionalen Bezügen sehr gut geeignet ist, dafür auch die Vorlagen zu bieten.
Jetzt haben wir natürlich gleichzeitig auch einmal über den Tellerrand hinauszuschauen, da will ich sagen, da können wir auch von anderen Bundesländern manchmal lernen. Wenn ich mir anschaue, gar nicht weit von hier im bayerischen Bereich gibt es im Fränkischen eine enge Verknüpfung zwischen den Hochschulen aus Bamberg und aus Bayreuth, die gleichzeitig mit Hof und Coburg eine Wissenschaftsregion, einen Wissenschaftsraum bilden, um dort gemeinschaftlich im Verbund mehr Forschungsgelder, mehr Drittmittel zu generieren. Das gelingt auch. Da ist die Ansprache in Berlin und Brüssel leichter und natürlich auch im privaten Forschungsbereich. Denn das ist in der Tat ein Manko, aber das kann keine Wissenschafts- oder Hochschulstrategie beheben, dass wir im Vergleich zu den alten Bundesländern tendenziell sehr viel stärker einen öffentlich finanzierten Forschungsetat haben, während wir in den alten Bundesländern sehr viel stärker auch Drittmittel aus dem privaten Bereich haben. Das ist etwas, wo wir einfach Skaleneffekte, wo wir Größenordnungen gemeinschaftlich erreichen wollen, und genau deswegen stößt die Hochschulstrategie die Tür auf, um mehr Kooperation möglich zu machen und so etwas dann auch zu erreichen.
Dann glaube ich, wenn man sich einen vierten Punkt herausgreifen will, dass wir ein besonderes Augenmerk auch auf die Einbindung unserer jungen Menschen, der Studenten, in die Entwicklung unserer Hochschule nehmen sollten. Jetzt werden Sie aufhorchen und werden sagen: Aha, Herr Voigt setzt sich jetzt offensichtlich für Drittelparität ein das werden Sie hier von dem Podium aus nicht erleben, weil ich am Ende wirklich glaube
- und nirgendwo anders -, weil ich wirklich glaube, wenn wir über Hochschulen reden, und ich war selbst lange im Studentenrat, Sie müssen mir an der Stelle nichts vormachen, ich war sogar hochschulpolitischer Referent, ich weiß genau, was an den Hochschulen passiert. Ich finde, in dem Moment, wo wir teilweise Quoten einer demokratischen Beteiligung an den Thüringer Hochschulen haben, die unter zehn Prozent liegen, müssen wir uns die Frage stellen, ob es für die Studenten offensichtlich eher eine Frage ist, ob sie einen exzellenten Wissenschaftsraum haben und wie wir den profilieren können oder ob wir über allgemeinpolitische Mandate und Frieden für die Welt und alle anderen Projekte irgendetwas finanzieren wollen, was aber den Studenten konkret hier in Thüringen nicht
nützt. Deshalb sage ich klipp und klar, wir brauchen effiziente Hochschulstrukturen, einen aktiven Studentenrat, wir brauchen eine gute Beteiligung der Studenten, aber wir dürfen nicht an unseren Hochschulräten, nicht an der Struktur rütteln, die wir in Thüringen erfolgreich profiliert haben.
Weil mir das so wichtig ist, glaube ich trotzdem, dass es uns nie wieder passieren darf, dass wir in Thüringen Studenten haben, die am Anfang eines Semesters irgendwo auf dem Campus zelten oder irgendwie an der POM Arena in Jena ihre Zelte aufbauen. Das darf nicht unser Ziel sein. Genau deswegen sagen wir auch, dass wir eine kluge Strategie entwickelt haben und auch wollen, und das gibt es auch in der Frage des studentischen Wohnungsbaus, wo wir uns als Landesregierung schon engagiert haben und auch weiter engagieren werden, dass wir auch solche Fragen wie studentisches Wohnen, solche Aspekte in den Blick nehmen, dass wir die Qualität unserer Mensen, die in einem Prüfungsbericht des Rechnungshofes untersucht worden ist, auch in den Blick nehmen müssen. All das sind Aspekte, wo wir die Qualität, auch die familiären Angebote für Studierende mit Kind, solche Angebote einfach stärken wollen, zielgenauer, passgenauer machen, weil uns natürlich wichtig ist, dass die Studenten sich hier wohlfühlen. Wenn man sich die Spezialanalyse oder die Einzelauswertung des Studentenwerks hier in Thüringen ansieht, dann kann man auch eines sagen: Thüringen ist einer der gerechtesten Studienstandorte deutschlandweit. Wenn man sich anschaut, dass fast 50 Prozent unserer Studenten, die hier in Thüringen studieren, einen sozialen Hintergrund haben, wo weder Vater noch Mutter vorher einen Hochschulabschluss hatten, und trotzdem der Weg an die Hochschule gewählt wurde, zeigt das doch, dass wir ein durchlässiges, attraktives Studienangebot haben. Solchen Leuten die Möglichkeit zu geben zu studieren, finde ich einen exzellenten Weg. Deswegen müssen wir das konsequent weiter fortsetzen, für Studenten da zu sein und für Studenten einen attraktiven Studienstandort zu generieren.