(Zwischenruf Abg. Rothe-Beinlich, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Sie da vorne haben dazu überhaupt nichts zu sagen!)
Aber die Rechtsordnung, Frau Kollegin! Die Rechtsordnung hat entschieden, dass ab einem gewissen Zeitpunkt eben nicht mehr ohne Weiteres
(Zwischenruf Abg. Rothe-Beinlich, BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Die haben ja auch Männer gemacht, wie idiotisch!)
Meine Damen und Herren, das heißt, Ihre Aussage ist grundfalsch. Was ich aufgeworfen habe, ist das moralische Dilemma, in dem Sie sich befinden,
(Zwischenruf Abg. Rothe-Beinlich, BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Das hat nichts mit Mo- ral zu tun, sondern mit Menschenrecht!)
gerade auch die SPD, die ja nun erstaunlich still ist, aber das verstehe ich angesichts der letzten Beschlüsse der Jusos. Aber gerade auch Sie und die Grünen stehen ja alle dafür, das Recht auf Abtreibung viel, viel höher einzustufen als das Recht eines behinderten ungeborenen Lebens auf ein erfülltes Leben.
Genau das ist der Grund, warum Sie hier an die Decke gehen, weil Sie diese Argumente nicht hören wollen. Deswegen kommt Ihr Nazivergleich.
Überprüfen Sie Ihre Doppelstandards, statt hier immer reinzubrüllen und eine Debatte, eine echte Debatte, eine sachliche Debatte auch mit Gegnern zu vermeiden.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren, ich muss jetzt echt ein bisschen runterkommen. Ich habe viele Kollegen in meinem Betrieb, die als Integrationshelfer arbeiten, und die betreuen auch Kinder mit Downsyndrom, von denen Sie gesprochen haben. Sie haben so verächtlich darüber gesprochen, dass ich mich für Sie schäme.
Das sind Menschen, Kinder, die in die Schule gehen, die lieb sind, die bemüht sind zu lernen, aber eben mit ihrer Behinderung leben und mit Anleitung
im Leben zurechtkommen und die selbstständig denken können. Sie werten diese Menschen ab. Jetzt sage ich Ihnen etwas ganz persönlich: Ich habe eine Frau geheiratet, die hat ein geistig behindertes Kind mit in die Ehe gebracht. Das ist ein wertvoller Mensch für mich.
Das wäre besser. – Herr Möller, ich lese zurzeit ein Buch. Eine Schriftstellerin aus dem Unstrut-Hainich-Kreis, aus Eigenrieden, hat ein Buch geschrieben, „Patient Nummer 981“, glaube ich. Manche Mühlhäuser mögen das vielleicht gar nicht gern lesen. Dieses Buch hat eine Handlung, die auf einer wahren Grundlage beruht. In Mühlhausen gab es nämlich schon seit Ewigkeiten eine psychiatrische Fachklinik. Das Buch beschreibt eine Geschichte aus dieser Zeit, von der Frau Stange bereits hier gesprochen hat, wo Lkws vorfahren, von geistig behinderten Menschen, die ein wertloses Leben haben in dieser Zeit, weil die Ideologie, die damals herrschte, diese Menschen so abstempelt, die sind durch Ärzte in dieser Klinik eingestuft worden, sind auf die Lkws geladen und nach Buchenwald und Auschwitz gefahren worden. Als Sie hier gesprochen haben, hat mich das sehr an dieses Buch erinnert. Das, was Sie hier gesagt haben, der nächste Schritt – und wenn ich jetzt einen Ordnungsruf kriege, ist mir das scheißegal –, was Sie hier propagieren, ist nahe an der Euthanasie.
wie man jemandem Euthanasie vorwerfen kann, der auf Ihre Doppelstandards hinweist, dass Sie für die Abtreibung von 90 Prozent aller mit Trisomie 21 diagnostizierten ungeborenen Kinder stehen
Doch! Natürlich ist das Ausfluss Ihrer Politik! Aber selbstverständlich! Wer für das Recht auf Abtreibung, selbst sachgrundlos, bis zum letzten Tag vor der Geburt steht, der kommt genau in dieses moralische Dilemma, in dem Sie sich gerade befinden und in dem Sie sich gerade getroffen fühlen. Das ist auch der Grund, warum Sie hier so laut werden und warum Sie mich nicht ausreden lassen können. Und da brauchen Sie mit „menschenverachtend“ gar nicht anfangen.
Versuchen Sie mal bei der Sache zu bleiben, als hier mit haltlosen Nazi-Vergleichen oder mit Euthanasie-Vorwürfen zu kommen.
Ich habe im Kern nichts anderes gesagt, als dass diese Menschen hier ein erfülltes Leben in Deutschland führen können, dass viel zu viele von denen abgetrieben werden können und dass man es nicht damit kompensieren kann, wenn
es Ausfluss eigener Politik ist, dass man denjenigen, die dann nicht in der Lage sind, das Wahlrecht auszuüben, dieses Wahlrecht dann trotzdem verleiht. Das ist das, was ich gesagt habe. Ihre ganzen Vergleiche zur Nazizeit sind an den Haaren herbeigezogen und bösartig. Danke.