Das können wir uns auf Dauer nicht leisten. Das kostet sehr viel Geld. Wir müssen die Mittel konzentrieren, um nach außen vernünftig werben zu können.
Als Letztes eine Bitte: Am Ende werden wir nur Erfolg haben, wenn wir ein tolerantes, weltoffenes und gastfreundliches Brandenburg sind. Anderenfalls werden alle unsere Anstrengungen vergeblich sein. - Vielen Dank.
Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Nun liegen die Grundsätze der Landesregierung zur weiteren Ausgestaltung des Tourismus im Land Brandenburg vor. In fünf Minuten zu den Grundsätzen komplex Stellung zu nehmen ist nicht zu leisten. Deshalb werde ich mich auf einige Schwerpunkte konzentrieren.
Gestatten Sie mir zu Beginn eine Anmerkung zur Entstehung dieser Grundsätze. Aus meiner Sicht sind die Vereine und Verbände bei der Erarbeitung solcher Papiere frühzeitig und intensiv einzubeziehen. Beim vorliegenden Papier war es nicht so; die Einbeziehung erfolgte zu spät und halbherzig. Das ist verbesserungswürdig. Verbesserungswürdig ist auch die Zusammenarbeit aller Reisegebiete, der Vereine und Verbände mit dem Landestourismusverband und der TMB. Vieles wurde in den letzten Jahren erfolgreich auf den Weg gebracht, die Erfolge im Brandenburger Tourismus kommen ja nicht von ungefähr. Dennoch gibt es genügend Möglichkeiten, die Zusammenarbeit zu verbessern.
Wünschenswert wäre es auch, wenn die Förderung des Tourismus noch stärker als interministerielle Aufgabe begriffen würde und Ressortdenken der Vergangenheit angehörte. Dazu gehört selbstverständlich auch eine verstetigte Finanzierung. Der Bericht beschreibt zwei wesentliche Problemfelder der Brandenburger Tourismuswirtschaft. Das sind die durchschnittliche Aufenthaltsdauer von 2,8 Tagen und die Bettenauslastung in den Beherbergungsbetrieben von 34,5 % im Jahr 2001. Auch wenn die Auslastung das dritte Jahr in Folge anstieg, so gibt es keinen Grund zur Zufriedenheit. Gerade die Bettenauslastung ist ein Faktor, der maßgeblich auf die wirtschaftliche Situation der Unternehmen Einfluss hat. Hieran gilt es in den kommenden Monaten aktiv zu arbeiten und gemeinsam mit den Vereinen und Verbänden und den politischen Verantwortungsträgern in den Reisegebieten, über saisonverlängernde Maßnahmen nachzudenken und auch Investitionen in diese Richtung zu lenken.
Es geht aber nicht nur um Investitionen. Eine noch bessere Vernetzung von schon bestehenden Angeboten, die Entwicklung neuer Produkte und die bessere verkehrliche Erschließung vorhandener Angebote tragen ebenso zur Saisonverlängerung bei. Wünschenswert wäre gewesen, wenn die Analyse Aussagen zur Beschäftigungsstruktur und zur Struktur der Unternehmen mit einer politischen Bewertung geliefert hätte.
Dass der Tourismus ein wichtiger Wirtschaftszweig für Brandenburg ist, dürfte nun auch den größten Zweiflern klar geworden sein. Sicherlich - das wird die Zukunft zeigen - sind noch Steigerungen zu erwarten. Das setzt aber voraus, dass die finanzielle Basis für eine weitere Entwicklung und Förderung auf allen Ebenen gesichert bleibt. Man kann ja Erwartungen an Landkreise, Reisegebiete und Kommunen formulieren. Man muss dann aber auch bereit sein, die entsprechende Finanzausstattung sicherzustellen und den Kommunen einen entsprechenden Spielraum bei der Ausgestaltung der Selbstverwaltung zu gewähren. Solange ein Museum, ein Tierpark oder andere kulturelle Einrichtungen und Angebote als so genannte freiwillige Aufgaben angesehen werden und kommunalen Sparzwängen unterliegen, kann man den Ausbau von Museen zu Erlebnisstätten mit Eventorientierung fordern. Die Forderung wird aber möglicherweise ungehört bleiben, weil die Realität in den Kommunen oft eine andere ist.
Für den Wassertourismus wird ein herausragendes Potenzial beschrieben. Leider fehlen für dieses Segment Angaben zur konkreten Wertschöpfung. Des Weiteren - das war schon einmal Thema - kann nach dem Konkurs der Entwicklungsgesellschaft Wassertourismus Nordwestbrandenburg keine Rede mehr von einer abgestimmten Entwicklung auf diesem Gebiet sein. Das Wirtschaftsministerium muss aus meiner Sicht hier eine Moderatorenrolle übernehmen. Den Ausbau des deutsch-polnischen Wassertourismus sehen wir als weiteres Potenzial an.
Wenn die Kampagne „Lust auf Natur” ein Markenzeichen für den Brandenburger Landtourismus werden soll, dann müssen selbstverständlich auch Rahmenbedingungen erfüllt werden. Dazu gehört, dass die ständige Debatte über die Anzahl der Naturwächter und über die Großschutzgebiete, die ja gerade von der CDU immer wieder destruktiv geführt wird, endlich beendet wird.
Dazu zählt auch Kontinuität in der Besetzung der Stellen, die den Tourismus in den Großschutzgebieten fördern, gestalten und entwickeln sollen.
Sehr geehrte Damen und Herren, der Reittourismus sorgt seit Jahren für Zündstoff. Hier muss es endlich einen Interessenausgleich zwischen Reitern und Wanderern geben. Unabdingbar für die Vermarktung des touristischen Angebots der Pferdehöfe ist ein verfügbares, kartiertes und damit vermarktungsfähiges Reitund Fahrwegenetz. Das setzt voraus, dass die Umsetzung des am 3. September 1999 in Kraft getretenen „Leitfadens zur Ausweisung und Kennzeichnung eines Reit- und Fahrwegenetzes im Land Brandenburg” fortgeführt wird.
Überrascht war ich, dass die Landesregierung den Kinder- und Jugendtourismus erwähnt hat und ihn sogar als entwicklungsfähig ansieht. Den Eindruck hatte ich bei der Antwort auf die Kleine Anfrage 3/4316 nicht. Leider finden sich in dem Grund
sätzepapier keine Hinweise, wie mit dem im Bundestag beschlossenen „Aktionsplan Kinder- und Jugendreisen“ umgegangen werden soll.
Ein Problem sind die ehemaligen Pionier- und Ferienlager, die oft von gemeinnützigen Vereinen mit großem Einsatz bewirtschaftet werden. Leider fehlen oft gerade dort nötige Investitionsmittel und die Einrichtung und Träger haben sich wie im Falle Petzow/Hohenwerder über Jahre mit der Treuhand auseinander zu setzen. Ich würde mir deutlichere Signale der Landesregierung in Richtung Kinder- und Jugenderholungseinrichtungen wünschen; denn es geht um Kinder und Jugendliche und damit auch um die Kunden von morgen. Es wäre mehr als schade, wenn Einrichtungen wie die Europäische Jugenderholungsund Begegnungsstätte Werbellinsee, das Kindererholungszentrum Prebelow und das Inselparadies Petzow/Hohenwerder nicht mehr für die Kinder- und Jugenderholung nutzbar wären.
- Ja. - Im Übrigen finden in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen die Kindererholungszentren bei weitem mehr Beachtung.
Abschließend ein paar Worte zur TMB: Die Gründung der TMB hat sich ohne Frage bewährt. Sie wird auch in Zukunft gebraucht. Deshalb ist auch eine Finanzierung nach 2004 nötig.
Herr Abgeordneter, Sie überziehen Ihre Redezeit erheblich. Wenn Sie nicht aufhören, muss ich Ihnen bald das Wort entziehen.
Herr Präsident, der letzte Satz: Das beste Marketing nützt nichts, wenn kein Geld da ist, viele Maßnahmen unter Haushaltsvorbehalt stehen und andere Vereine, die auch auf dem Gebiet des Tourismus tätig sind, möglicherweise kein Geld mehr zur Verfügung gestellt bekommen. - Danke.
Frau Abgeordnete Enkelmann, das unterscheidet die Redner am Pult: Der eine darf weitersprechen und der andere muss sich an die Vereinbarung halten.
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Mit dem von der Landesregierung vorgelegten Papier „Grundsätze zur weiteren Ausgestaltung des Tourismus im Land Brandenburg“ haben wir ein bemerkenswertes Dokument bekommen, insbesondere - der Minister hat es schon erwähnt - wenn man weiß, wie schwierig es war, dieses Dokument herzustellen. Dabei ging es nicht nur darum, was die einzelnen Verbände und Organisationen des Landes sagen, sondern die erste Hürde, die Sie überwunden haben - dafür meine Anerkennung -, war, mit dem eigenen Ministerium zurechtzukommen, sodass doch ein bemerkenswertes Papier der Landesregierung entstanden ist, wonach die Aktivitäten, so wie es im Papier steht, in Zukunft federführend vom Wirtschaftsministerium organisiert werden können.
Ich meine, dass an meinen wenigen Ausführungen auch der Hintergrund klar wird, dass die scheinbar touristischen Aktivitäten der anderen Häuser durchaus interessant sind, der Tourismuswirtschaft aber wenig gebracht haben und deswegen besser koordiniert im Wirtschaftsministerium ablaufen. Also besten Dank, Herr Minister, dass das gelungen ist.
Natürlich haben auch die Verbände und insbesondere der Landestourismusverband rechtzeitig auf bestimmte Schwächen bei der Entstehung des Papiers hingewiesen. Wir finden dies hier alles wieder. Insofern kann ich als Vertreter und Mitglied des Vorstands des Landestourismusverbandes mit dem, was hier vorliegt, durchaus zufrieden sein.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, bemerkenswert am Kapitel A ist, dass wir aufgrund einer guten Analyse, die hier in den letzten Monaten und Jahren vorgenommen wurde, auch beachtliche wirtschaftliche Werte und Eckwerte der Tourismuswirtschaft dokumentiert bekommen. Jedem Abgeordneten empfehle ich, auf den Seiten 10 und 11 einmal nachzulesen und sich anzuschauen, was an Umsätzen in der Tourismuswirtschaft getätigt wird, welche staatlichen und öffentlichen Mittel dabei in die Kassen kommen. Dann können wir uns weiter darüber unterhalten, wie wir mit den einzelnen Aktivitäten in der Tourismusbranche umgehen.
Im Kapitel B geht es mehr um Leitlinien und Handlungsfelder für die künftige Tourismuspolitik. Ich meine, dazu enthält dieses Papier genügend Zündstoff, sodass wir auch darüber die Diskussion eröffnet haben und sie natürlich noch nicht endgültig abschließen. Dazu ist dieser Wirtschaftszweig viel zu flexibel und wir müssen in jedem Fall auf künftige Entwicklungen eingehen können.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, auch dieses Parlament hat in den letzten Jahren einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet. Die vielen Investitionen im Tourismus zeigen uns, dass eine Menge Geld durch Landtagsbeschlüsse bewegt wurde. Erwähnt wurden schon Fahrradwege, Wassertourismus, Wandertourismus etc. Das alles ist wichtig und beachtlich. Entscheidend aber für die erfolgreiche Vermarktung unserer Produkte ist letztlich die Professionalität, die wir sowohl von den Anbietern in den Reisegebieten als auch von den von uns geförderten bzw. mitfinanzierten Verbänden erwarten. Professionalität heißt in diesem Fall die enge Verbindung und Verzahnung der von uns
geförderten Organisationen mit der privaten Wirtschaft. Ich denke hierbei insbesondere an die Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH, aber auch an den Verein zur Förderung von Urlaub und Freizeit auf dem Lande. Diesen beiden Organisationen haben wir ins Stammbuch geschrieben: Sie müssen so stark mit der privaten Wirtschaft verzahnt werden, dass der Erfolg der Unternehmen in Zukunft auch ihr Erfolg ist, dass aber deren Misserfolg ebenfalls nicht einfach an ihnen vorbeigehen darf, sondern dann auch entsprechend gehandelt werden muss.
Die enge Verzahnung dieser Organisationen rechtfertigt auch den finanziellen Aufwand unsererseits, aber sie müssen von sich aus immer das Unternehmen im Auge haben. Am Ende zählen nur der Gewinn des Unternehmers, das Anstellungsverhältnis und das Einkommen der Beschäftigten. Alles andere mag auch sehr richtig und wichtig sein, hat aber in Zeiten harter Konkurrenz - wir wollen ja, dass unsere Unternehmen in der Konkurrenz bestehen - nur einen sekundären Effekt. Natürlich kann man sagen, dass im Wettbewerb nur die harten Fakten zählen, aber im Tourismus ist das schwieriger.
Wir haben hier gehört, wie wichtig die Kultur für den Tourismus ist. Es gibt Kulturtourismus, Städtetourismus, es gibt Wassertourismus, Radfahrtourismus, Wandertourismus, Sporttourismus, Jugendtourismus und - nicht zu vergessen - Gesundheitstourismus mit dem größten Problem, das wir zurzeit haben. Dabei dürfen unsere Investitionen nicht die Wirtschaftlichkeit einiger Unternehmen beseitigen. Hier müssen wir uns also rechtzeitig bremsen.
Meine Redezeit geht zu Ende. - Ich wollte nicht auf den Zuruf reagieren: „Die Wirtschaft ist es oder dieser und jener ist es“, sondern ich möchte an dieser Stelle denen herzlich danken, die sich ehrenamtlich im Tourismus engagieren. Durch ihren Einsatz werden uns die Kultur, die Landschaft und der Tourismus insgesamt erst einmal schmackhaft gemacht. Freundliche, nette Brandenburger, die sich freuen, Gastgeber zu sein, das ist das eigentliche Kapital. Und daran müssen wir alle arbeiten.
„Wer reisen will, der schweigt fein still. Geh steten Schritt, nimm nicht viel mit, tret an am frühen Morgen und lass daheim die Sorgen.“
So reimte einst ein gewisser Philander von Sittewald. Man erkennt unschwer, dass sich die Zeiten geändert haben. In den letzten zwölf Jahren haben sie sich in Brandenburg sehr schnell geändert.
Die uns vorliegenden „Grundsätze der Landesregierung zur weiteren Ausgestaltung des Tourismus im Land Brandenburg“