Meine Damen und Herren! Meine DVU-Fraktion ist der Auffassung, dass die Länge der Lehrerausbildung wirklich das geringste Problem ist. Was macht es schon für einen Unterschied, ob die Pädagogen ein Jahr früher oder später als Lehrer auf die Kinder losgelassen werden, wenn die Qualität ihrer Ausbildung nicht den Anforderungen an Lehrer in unserer modernen Zeit entspricht?
Meine Damen und Herren von CDU und SPD, ich würde Ihnen empfehlen: Kümmern Sie sich vorrangig nicht um die Länge der Lehrerausbildung, sondern verbessern Sie lieber deren Qualität.
Vielen Dank, Frau Fechner. - Nun hat wieder die Landesregierung das Wort. Minister Rupprecht spricht zu uns.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich verzichte darauf, zu Beginn Ausführungen zu meinem beruflichen Lebensweg zu machen.
Es wäre einfach zu sehr mit dem identisch, was Frau Große vorgetragen hat. Ich denke, unsere berufliche Entwicklung zeigt ganz deutlich, dass eine Verkürzung der Ausbildungszeit nicht nur ein realistisches, sondern auch ein wünschenswertes Ziel ist. Das spricht ja doch für diesen Antrag.
Zur aktuellen Situation: Im Zuge der Bologna-Erklärung ist die Ausbildung der Lehrkräfte auch im Land Brandenburg auf Bachelor und Master umgestellt worden, seit dem Wintersemester 2004/05 auch das Lehramtsstudium an der Universität Potsdam. In diesem Zuge sind in die Ausbildung erweiterte schul
praktische Ausbildungsphasen integriert worden. Unabhängig davon ist die Lehrerausbildung auch zukünftig mehrphasig angelegt, also erstens das Hochschulstudium, zweitens der Vorbereitungsdienst und - neu und für mich sehr positiv zur besseren Einarbeitung in der Schule - drittens eine Berufseingangsphase, die hinzugekommen ist.
Vor dem Hintergrund der vermehrten Praxisanteile im Studium ist nachvollziehbar die Frage nach einer Verkürzung des Vorbereitungsdienstes zu stellen, insbesondere auch angesichts der Tatsache, dass die Lehrerausbildung - das ist so, das wissen wir - in Deutschland deutlich länger dauert als in anderen europäischen Ländern. Darauf weist der Antrag völlig zu Recht hin.
Zur Zielsetzung: Die Intention einer Verkürzung der Lehrerausbildung findet meine persönliche Unterstützung, da Teile der praktischen Ausbildung, der sich der Vorbereitungsdienst bisher widmet, schon während des Studiums an der Hochschule durchgeführt werden. Ein wesentlicher Bestandteil der Lehrerbildungsreform wird außerdem die bessere Verzahnung dieser Phasen sein. Auf die neu strukturierte Hochschulausbildung, in die durch die Einführung des Praxissemesters erweiterte schulpraktische Studien integriert wurden, ist der Vorbereitungsdienst abzustimmen und aufzubauen. Die Ausbildungsinhalte des Praxissemesters und des Vorbereitungsdienstes sind aufeinander abzustimmen. Das ist die Aufgabe der Zukunft für uns.
Zweitens muss aber gleichzeitig gewährleistet sein, dass es durch eine Verkürzung keine Qualitätseinbußen in der Vorbereitung der Lehramtskandidatinnen und -kandidaten auf die Arbeit in der Schule gibt. Das MBJS wird daher die Möglichkeit einer Verkürzung des Vorbereitungsdienstes auf zwölf statt bisher 24 Monate, der ich grundsätzlich positiv gegenüberstehe, sehr aufmerksam, aber auch kritisch prüfen.
Zum Schluss noch etwas - Frau Geywitz hat dankenswerterweise darauf hingewiesen -: Wir müssen sicherstellen, dass brandenburgische Lehramtskandidaten gegenüber denen in anderen Bundesländern nicht benachteiligt sind. Deshalb lässt sich das Thema Verkürzung der Ausbildungszeit nur im Kontext mit der KMK lösen. Das werden wir tun, sodass keine Nachteile entstehen können. - Vielen Dank.
Herr Minister, habe ich Sie bezüglich Ihrer Zustimmung zu diesem Antrag richtig verstanden, dass Sie den Beschluss des Landtags brauchen, um das in Vorbereitung befindliche Gesetz auch in der notwendigen Qualität durchsetzen zu können? Oder ist dies ein Beschluss, der zusätzlich zu dem in Vorbereitung befindlichen Gesetz erwirkt werden soll, also sozusagen neben dem Gesetz läuft?
Ich sehe unseren Auftrag schon länger, über die Ausbildung der Lehrer dringend nachdenken zu müssen. Wir brauchen ein neues Lehrerbildungsgesetz. In diesem Zusammenhang sehe ich diesen Antrag nur als eine Unterstützung meiner Arbeit, als eine Aufforderung, die Vorbereitungen zu diesem Gesetz zügig zu betreiben. Ich fühle mich durch diesen Antrag in meiner Arbeit bestärkt und bedanke mich sehr herzlich bei den Koalitionären dafür. - Danke.
Wenn der Antrag denn angenommen wird. - Wir kommen jetzt zur Abstimmung. Es geht um den Antrag der Koalitionsfraktionen in der Drucksache 4/3663 - Verkürzung der Ausbildungsdauer in der Lehrerbildung. Wer für diesen Antrag stimmt, den bitte ich um sein Handzeichen. - Gegenstimmen? - Stimmenthaltungen? - Es gibt einige Enthaltungen bei der Fraktion der Linkspartei.PDS. Damit ist auch dieser Antrag mehrheitlich angenommen.
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir haben heute mit insgesamt drei Bildungsanträgen einen, so denke ich, sehr angenehmen Tag. Ich glaube, die freundlichen Gesichter aller hier im Raum zeigen, dass uns die Freude über bessere Bildung im Land Brandenburg eint, unabhängig davon, mit welchem Ziel wir das zu erreichen versuchen.
Es gab Freude aufseiten der Schüler - zumindest war das früher bei mir der Fall -, wenn ein Lehrer oder der Schulleiter in die Klasse kam und sagte, dass der Unterricht ausfalle. Da herrschte damals große Freude. Das Problem war aber, dass wir dann in der Schule nicht für das Leben gelernt haben. Heute wissen wir, dass die Freude nicht immer angebracht
Wenn wir der heutigen Schülergeneration diese Freude vererbt hätten, würde dies im Land Brandenburg pro Schuljahr 350 000-mal Freude bedeuten. Pro Schuljahr fallen 350 000 Unterrichtsstunden ersatzlos aus, und das bei einer Zahl von 16 Millionen Stunden. Das sind insgesamt 2,2 %. Es ist auf den ersten Blick nicht viel. Es ist auf den ersten Blick auch nicht besorgniserregend, aber beruhigen darf uns diese Zahl nicht, weil jeder Ausfall ein Ausfall zu viel ist. Deswegen kann die Konsequenz daraus nur Unterrichtsgarantie heißen.
Zu dem kompletten Unterrichtsausfall, den ich eben beschrieben habe, kommt die Tatsache, dass jährlich 800 000 Unterrichtsstunden nicht nach Fachunterrichtsplan abgehalten werden können. Das ist eine Störung des schulischen Alltags und beeinträchtigt die Schüler in dem, was sie lernen wollen und müssen. Dafür gibt es Gründe, die in der Praxis des Schulalltags liegen: die Erkrankungen von Lehrkräften wie auch die Fort- und Weiterbildung der Lehrkräfte in den einzelnen Schulen oder Schulfahrten und Wandertage unserer jungen Leute in Regionen unseres Landes.
Da auch wir - also die Politik - Mitverantwortung für solche Ausfallquoten tragen, wollen wir mit dem heutigen Antrag versuchen, einen vernünftigen und konsequenten Weg zu finden, dies langfristig zu verhindern. Das ist insgesamt der bessere Weg.
Bildungserfolge sind nur dann zu garantieren, wenn wir eine verlässliche Schule haben und wenn das Unterrichtssoll zu 100 % erfüllt werden kann. Besser gesagt: Wir brauchen eine verlässliche Schule, damit unsere jungen Leute über die Unterrichtsgarantie einen gesicherten Unterricht erhalten.
In dem Antrag wird deutlich beschrieben, dass es zum nächsten Schuljahr 2007/08 ein Gesamtkonzept zur Vermeidung von Unterrichtsausfall und zur Garantie von Unterricht im Land Brandenburg geben soll. Im Folgenden will ich die vorgesehenen Maßnahmen kurz skizzieren:
Erstens: Wir wollen die Vertretungsreserve landesweit auf 3 % festschreiben, damit Fachunterricht abgesichert werden kann.
Zweitens: Wir wollen, dass jede Schule ein eigenes Budget hat, um externe Fachkräfte - ich sage wohlweislich externe Fachkräfte - einstellen zu können.
Drittens: Wir wollen, dass eine Schule schnellstmöglich ein Vertretungskonzept erstellt, damit in entsprechender Situation gehandelt werden kann.
Abschließend der Hinweis: Dadurch, dass jetzt alle Schüler Prüfungen ablegen müssen - sowohl nach Klasse 10 als auch zur Erlangung des Zentralabiturs -, hat jeder Schüler Anspruch darauf, zu 100 % Unterricht zu erhalten. Dieses Ziel ist für uns als Koalition eine Verpflichtung. Daher ist dieser Antrag am heutigen Tag für uns eine Herzensangelegenheit. - Danke schön.
Vielen Dank, Herr Kollege Senftleben. - Für die Fraktion der Linkspartei.PDS erhält Abgeordnete Große das Wort.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Zur Herzensangelegenheit? Nachdem Sie Schülerinnen und Schüler mit dem Ostercamp beglücken, bei Lehramtsanwärtern mit dem verkürzten Referendariat punkten wollen, kommt jetzt das Schmankerl für die Eltern: die verlässliche Schule. Dies ist mein Lieblingsantrag aus Ihrem heutigen OTTO-Katalog Segment Bildung.
Verlässliche Schule klingt gut. Es klingt auch ein bisschen nach Herrn Kochs Wahlslogan in Hessen, Herr Kollege Senftleben. Aber warum macht Frau Geywitz dann mit? Derzeit ist Schule also nicht verlässlich, sonst bedürfte es dieses Antrags nicht - und das, obwohl wir doch mitten in der Bildungsoffensive sind!
Offensichtlich hat die Verlässlichkeit auch nichts mit der 16. Novelle des Schulgesetzes zu tun. Die Zahl 16 weist wirklich nicht auf Verlässlichkeit hin. Dass die gerade verabschiedete Verwaltungsvorschrift Unterrichtsorganisation irgendetwas mit Verlässlichkeit zu tun haben müsste, scheint der Landesschulbeirat in seiner letzten Sitzung wohl falsch verstanden zu haben, sonst hätte es dazu nicht so viele Änderungsanträge gegeben.
Herr Minister Speer, der ohnehin nicht da ist, muss jetzt gar nicht zuhören, weil das alles offensichtlich nichts mit Finanzen zu tun hat.
Warum wohl solch ein Antrag? Natürlich gibt es Druck von den Eltern - zu Recht. Überall, wo wir Bildungspolitikerinnen und Bildungspolitiker auftreten, ist dies ein Thema. In Deutschland ist es leider üblich, die Qualität einer Schule in erster Linie vom Ausmaß des ausgefallenen Unterrichts abhängig zu machen. Nach der Qualität des Unterrichts selbst fragen Eltern eher selten. Insofern ist dies schon ein Reizthema.
Im Zuge der Auswertung der Statistik zum Unterrichtsausfall tat Staatssekretär Jungkamp beim Landesschulbeirat am 11.11.2006 kund, dass die Politik sein Haus beauftragt habe, dem hohen Ausfall durch ein Gesamtkonzept zu begegnen. „Die Politik“ waren die Kollegen Geywitz und Senftleben, ich war das nicht. Mein Antrag sieht nämlich anders aus, und ihm können Sie in der nächsten Haushaltsberatung zustimmen. Da könnte er noch positiv abgestimmt werden.
Also „die Politik“ hat das MBJS beauftragt. Wer beauftragt nun Herrn Speer, mehr Lehrerstellen zu finanzieren? Vom zuständigen Minister war solches nicht zu hören. Ich habe nicht erkennen können, dass Sie, verehrte Abgeordnete der Koalition, unserem Antrag, dem System zusätzlich 300 Lehrerstellen zur Verfügung zu stellen, in der Haushaltsberatung des Bildungsausschusses gefolgt sind.
- Herr Kollege Schippel, Sie waren dabei. Vielleicht überraschen Sie uns mit einem eigenen Antrag. Woher wollen Sie 3 % Vertretungsreserve nehmen, nachdem Sie diese im laufenden Schuljahr auf 1 % heruntergewirtschaftet haben?