Wir haben bezogen auf die Hochschule die Studienwahlberatung. Da gibt es sehr schöne Sachen. Die Hochschulen bieten vieles an. Es ist noch gar nicht alles aufgezählt, was stattfindet. Ich lese aus diesem Konzept einmal von Seite 13 einen Satz vor:
„In den nächsten Jahren wollen MBJS, MWFK und MASGF gemeinsame Workshops zur gezielten Information der Schulleitungen wie auch der Lehrerinnen und Lehrer durchführen.“
In den nächsten Jahren wollen diese drei Ministerien das durchführen. Was ist denn das für ein Konzept? frage ich Sie jetzt, meine Damen und Herren Abgeordneten.
Dennoch, an vielen Schulen gibt es umfangreiche Initiativen, mehr als dieses Konzept anbietet. An einigen Schulen passiert diesbezüglich aber auch sehr viel weniger. Herr Minister, Sie wissen das. Antworten darauf fehlen. Es sind noch viele Anstrengungen nötig. Das beste wäre natürlich - auch das hat der Herr Minister gesagt -, die Schule so auszustatten, dass individuell gefördert werden kann, dass Schüler in ihrer Persönlichkeit gestärkt werden, dass das Lernen gelernt wird, dass die Schule ihnen nicht die Neugier auf die Welt abgewöhnt, dass die Schule ihnen hilft, sich die Welt anzueignen, urteilsfähige, kritikfähige Menschen erzieht, Menschen, die teilhaben wollen, Verantwortung übernehmen wollen, Fantasie haben, kreativ sind und natürlich auch die Schlüsselkompetenzen erworben haben. Berufsorientierung heißt auch, an Berufsfelder zu denken, die es noch gar nicht gibt.
Das Konzept ist aus unserer Sicht auch wegen der letztgenannten Dinge nicht zustimmungsfähig, schaden wird es aber auch nicht. - Danke.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Es ist eine Binsenweisheit, und die Abgeordneten des Hohen Hauses wissen,
dass die Schülerabgangszahlen in den nächsten Jahren dramatisch zurückgehen und wir mitten in diesem Prozess sind. Ich halte einmal eine Kurve hoch.
Das große Kreuz kennzeichnet, wo wir im Moment sind. Das heißt, die Entwicklung wird nach unten gehen. Die Abiturjahrgänge sind in den nächsten beiden Jahren noch ziemlich stark, dann geht es steil nach unten, um sich auf einem niedrigen Niveau langsam zu erholen.
Dies ist die Ausgangslage. Die hatten wir als SPD-Fraktion vor acht Jahren deutlich erkannt und miteinander diskutiert. Seitdem haben SPD-Abgeordnete landauf, landab in fast allen Wahlkreisen 60 Veranstaltungen mit etwa 3 000 Teilnehmern durchgeführt. Daran haben sich WAT-Lehrer, Schulleitungen, Unternehmer, Eltern und natürlich auch Schüler beteiligt.
Wir gehen davon aus, dass die Frage der Berufsorientierung ein knallharter Standortfaktor ist. Ich glaube, wir müssen uns nicht darüber unterhalten, wir können uns gute Infrastruktur leisten. Wir haben die höchste Förderquote für Ansiedlungen und Investitionen im Land Brandenburg. Wenn wir uns aber dem Thema der Berufsorientierung, Berufsqualifizierung, übrigens auch der Studienorientierung, nicht grundlegend und fundamental widmen, werden wir aufs Spiel setzen, künftig den einen oder anderen klugen Kopf möglicherweise überhaupt noch im Land Brandenburg zu halten, oder vielleicht sogar provozieren, dass er das für ihn Falsche lernt oder studiert und dann abbricht. Daraus könnten dementsprechend große Probleme entstehen.
Ich denke, die Frage ist berechtigt: Sind die Schülerinnen und Schüler im Land Brandenburg so, wie sie jetzt - ich sage mal unter der Käseglocke Schule - unterwegs sind, ausreichend auf das Berufs- und vielleicht auch aufs Leben als Student vorbereitet und orientiert? Ich behaupte - ich blicke mal in die Runde derjenigen Parlamentarier, die im Moment überhaupt zuhören -: Nein, sie sind nicht ausreichend orientiert. Wir haben im Land Brandenburg landauf, landab ein sehr breites Angebot an Berufs- und Studienorientierungsmaßnahmen, ganz wesentlich initiiert auch aus dem „Treffpunkt Schule - Wirtschaft“ der Kolleginnen und Kollegen der SPD-Fraktion, aber auch weiteren Initiativen landauf, landab.
Es gibt von den 20, 25 verschiedenen Projekten - wir haben alle Angebote, die man sich nur wünschen kann - jedoch nur zwei, die verbindlich den Schülerinnen und Schülern in Brandenburg zugute kommen. Das erste ist der WAT-Unterricht und das zweite ist die Praxiswoche in der 9. Klasse. Dies ist uns darüber sind wir uns einig - zu wenig gewesen. Deshalb der Antrag, ein Konzept zur systematischen Studien- und Berufsorientierung vorzuschlagen.
Dies liegt heute auf dem Tisch. Wir nehmen es zur Kenntnis und begrüßen dieses Konzept. Es ist ein guter Einstieg in den weiteren Ausbau der Berufs- und Studienorientierung an brandenburgischen Schulen. Ich möchte allerdings hinzufügen, bevor wir noch einmal zur Soljanka zurückkommen, liebe Frau Kollegin: Es kann nicht Aufgabe von WAT-Lehrern - Wirtschaft, Arbeit, Technik - sein, Schülerinnen und Schüler einer Brandenburger Schule von Berufs wegen auf das Leben vorzubereiten. Es muss gelebtes Konzept der kompletten Schule, der
Schulleitung und vor allem auch des Schulleiters oder der Schulleiterin sein. Nur dann, wenn der Motor in der Schule dabei ist, funktioniert es auch im gesamten Team der Schule.
Nicht zu vergessen ist die Unterstützung der Eltern. Ich selbst begleite eine Ausbildungsmesse in der Ost-Uckermark sehr erfolgreich. Übrigens, die Teilnahme der Eltern hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Unser Ziel ist a) mehr Verbindlichkeit, und b) müssen wir frühzeitiger ansetzen. Das sagt auch das Konzept aus, das Holger Rupprecht heute hier vorgelegt hat. Frühzeitiger heißt, schon ab Klassenstufe 7 verbindliche Punkte für die Studien- und Berufsorientierung einzusetzen.
Zurück zur Soljanka. Ich bin ein Fan von herzhafter Soljanka und koche sie übrigens auch gern. Es müssen landesweit zumindest ein paar weitere Zutaten hinein. Frau Große, hallo, hören Sie mir noch zu? Es geht gerade um Soljanka.
Wir haben 17 Zutaten von Holger Rupprecht angeboten bekommen. Alle 17 Zutaten gelten nicht für irgendwelche Schulen, sondern für alle, egal in welcher Region. Ich will aber nur drei Hauptzutaten - zumindest zur Verbesserung - nennen, ohne die eine Soljanka gar nicht schmecken kann. Vielleicht ist die Soljanka auch ein guter Bogen zu dem, was wir mal hatten. Denn wir hatten - ich bin in Schwedt in der Uckermark aufgewachsen - zu früheren Zeiten durchaus gute Berufs- und Studienorientierung in Schulen.
Ich möchte nur darauf hinweisen, dass wir einige Grundzutaten jetzt verbindlich für alle Schulen hinein tun.
Ein zentrales Anliegen - Leipziger Allerlei schmeckt übrigens auch gut - ist die Berufs- und Studienorientierung an allen Schulen. Das wird eingeführt. Dazu werden Konzepte erarbeitet. Zweitens: Ab Klassenstufe 7 werden verbindliche Praxistage eingeführt. Drittens: Als Zutat drei von 17 Zutaten wird der Berufswahlpass für alle Schülerinnen und Schüler eingeführt, und zwar systematisch, sodass er ab der 7. Klasse nicht nur im Regal steht, sondern mit ihm gearbeitet werden kann. Hinzu kommt, dass Lehrer qualifiziert werden müssen, um mit dem Berufswahlpass von der 7. bis zur 10. oder 13. Klasse systematisch umgehen zu können.
Das vorgelegte Konzept ist aus Sicht der SPD-Fraktion ein guter Beitrag. Es ist sicherlich noch kein Abschluss, aber konzeptionell ein sehr, sehr wesentlicher Baustein, um die Situation für unsere Schüler und die brandenburgische Wirtschaft insgesamt deutlich zu verbessern. - Herzlichen Dank.
Herzlichen Dank, Herr Abgeordneter. - Ich begrüße die Schülerinnen und Schüler der Europaschule „Marie & Pierre Curie“. Herzlich willkommen!
Es ging hier nicht um Kochrezepte, sondern wir behandeln zurzeit das Konzept zur Berufs- und Studienorientierung im Land Brandenburg. - Ich gebe jetzt der Abgeordneten Fechner das Wort.
Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Frau Hackenschmidt, die Landesregierung hat es diesmal tatsächlich fertiggebracht und uns sogar termingerecht ein Konzept vorgelegt. Diesem kann man so allerlei entnehmen. So erfahren wir zum Beispiel auf Seite 7, dass die Landesregierung die Schulform Oberschule für einen unattraktiven Lernort hält. Wörtlich steht dort:
„Ein zentrales Ziel von IOS“ - also der Initiative Oberschule - „ist es, die im Jahr 2005 neu eingeführte Schulform Oberschule zu einem attraktiven Lernort für alle Schülerinnen und Schüler zu entwickeln.“
Daraus schlussfolgere ich, dass die Oberschule noch kein attraktiver Lernort ist. Damit wird die Meinung meiner DVUFraktion bestätigt, dass es nicht ausreicht, dem Kind einen neuen Namen zu geben, um die Probleme zu lösen. Immerhin, Sie haben es erkannt, und vielleicht gelingt es der Initiative Oberschule, ihr zentrales Ziel zu erfüllen, aus der Oberschule einen attraktiven Lernort für alle Schüler zu machen.
Damit komme ich zu einem großen Manko dieses Konzepts. Die Sozialdemokraten können es anscheinend nicht lassen, Kinder als Versuchskaninchen zu betrachten und mit ihnen herumzuexperimentieren; denn so, wie Sie es in diesem Konzept beschreiben, sind etliche Ihrer Programme vor allem Experimente am lebenden Objekt.
Beispiel: INNOPunkt 18. Sie haben eine Hypothese aufgestellt, aufgrund dieser wollen Sie jetzt ausprobieren, ob sich lernmüde Jugendliche, ob sich potenzielle Schulabbrecher besser motivieren lassen, wenn die Schüler frühzeitig an die Anforderungen und Möglichkeiten der Arbeits- und Berufswelt herangeführt werden. Das ist zweifellos ein sehr interessantes Experiment. Aber nennen Sie es wirklich Konzept, wenn Sie mit den Zukunftschancen der Jugendlichen herumexperimentieren?
Meine Damen und Herren! Insgesamt muss sich die Landesregierung keine Sorgen machen, dass dieses Konzept vor der nächsten Landtagswahl auf der ganzen Linie scheitert; denn es gibt, glaubt man Zeitungsberichten, inzwischen mehr Lehrstellen als ausbildungsfähige Schulabgänger. Es ist also vergleichsweise egal, was in dem Konzept steht und was davon umgesetzt wird. Manche Betriebe werden so händeringend nach Auszubildenden suchen, dass Sie ihnen vielleicht auch Privatlehrer spendieren werden, um das nachzuholen, was die Brandenburger Schule den Schülern nicht beigebracht hat. Die Anforderungen an die Schulen, dass alle Schüler die Grundkenntnisse und Grundfertigkeiten erlernen und auch beherrschen, die sie für eine Berufsausbildung oder ein Studium benötigen, vermisse ich auch in diesem Konzept. Da - da stimmt die DVU-Fraktion mit vielen Ausbildungsbetrieben, den IHK und Handwerkskammern überein - liegt das große Problem viel zu vieler Brandenburger Schulabgänger, wenn sie sich um einen Ausbildungsplatz bewerben.
Was nützen Bewerbungstraining, Betriebspraktika und tolle Seminare, wenn der Bewerber nicht richtig lesen, rechnen und schreiben kann. Hier gilt es nach Meinung der DVU-Fraktion zu allererst anzusetzen, damit wir in Zukunft mehr Schulabgänger haben, die den Anforderungen der Ausbildungsbetriebe entsprechen.
Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir alle sind uns, denke ich, einig, dass sich Leistung lohnen soll und sich vor allem schulische Erfolge lohnen müssen. Voraussetzung dafür ist, dass wir einen guten Übergang von der Schule zur Ausbildung, zum Studium und dem Berufsleben schaffen. Das Thema Übergang war in dieser Woche schon einmal aktuell und es wird immer wichtiger; es ist die Basis. Wir brauchen an der Schule mehrere Maßnahmen und Projekte, die dies unterstützen können; denn eines ist klar: Die Chancen auf dem Ausbildungs-, Studien- und dem Arbeitsmarkt werden insgesamt besser. Wir können heute in der „Märkischen Oderzeitung“ unter der Überschrift „Lehrlinge dringend gesucht“ nachlesen, dass sich auch in der Region Brandenburg-Berlin in der Richtung einiges bewegt hat und Optimismus angesagt ist. So sagen unter anderem 42 % der Handwerksunternehmen, dass die Suche nach Auszubildenden schwierig geworden ist, weil das Angebot von der Anzahl her sinkt. Es gibt eine Trendwende, denn immer mehr Handwerker wollen ausbilden, wollen das tun, was wir immer wieder einfordern, nämlich für ihren eigenen Nachwuchs im Unternehmen sorgen.
Wir haben zum Zweiten in der Hochschulplanung - Frau Wanka als Ministerin steht auch persönlich dafür - die Anzahl der Studienplätze für Brandenburg in den nächsten Jahren erhöht. Wir sind dabei, dort mehr Geld zu investieren, um auch die Attraktivität des Studienbereichs zu erhöhen. Die Werbeoffensive, die gerade läuft, wird einen Beitrag dazu leisten, dass die jungen Leute in Brandenburg bleiben und hier studieren wollen.
Wir haben drittens - auch das gilt für Brandenburg - eine Erhöhung der Anzahl der Arbeitsplätze auf dem ersten Arbeitsmarkt. Die Zahl der Arbeitslosen ist gesenkt worden. Ich denke, auch das sind Botschaften, die die jungen Leute brauchen, damit sie einschätzen können, dass Leistung und Erfolg in der Schule sich lohnen, wenn es darum geht, nach Schulabschluss davon profitieren zu wollen.
Meine Damen und Herren, nicht jede Suppe - egal, wie sie heißt, Frau Große - kann schmecken; das ist schon einmal klar.
- Gut, Profikoch. - Es kommt auf zwei Dinge an, nämlich auf ein gutes Rezept und auch darauf, gut zu würzen.