Ganz Europa öffnet sich neuen Energietechniken - teilweise gezwungenermaßen, auch als Ergebnis der gescheiterten deutschen Energiewende -, und ganz Europa findet Lösungen, nur wir nicht; wir gehen unseren Sonderweg. Polen zum Beispiel will sechs Kernkraftwerke bauen. Wer bezahlt sie mit? Wir natürlich, weil sich die Polen das Geld von der EU holen.
Sie hier sagen immer: Das ist alles unsicher. Wo werden wir den Müll hinbringen? - Was sagen Sie denn dann den Polen? Wenn das polnische Kernkraftwerk 30 km oder 100 km von unserer Grenze entfernt steht, ist das auch nicht sicher für uns - wenn Sie so an die Sache herangehen.
Wir wollen immer mehr Energie nutzen - wir wollen elektrische Autos und Digitalisierung; überall brauchen wir mehr Strom -, schalten aber alles ab. Das haut nicht hin! Und wenn Sie in Europa ins Ausland fahren, zum Beispiel nach Norwegen, stellen Sie fest, dass man dort nicht mehr gut auf uns zu sprechen ist,
Ich habe den energiepolitischen Sprechern die Folien vom 3. Freiberger Kongress zur Energiewende zukommen lassen. Auf den letzten Kongressen, auf denen ich war, konnte man den Wandel erkennen: Früher haben in Leipzig alle geschrien: Erneuerbare Energien! Etwas anderes gibt es nicht mehr. - Jetzt fängt man - langsam, aber stetig - an, auch mal ein kleines bisschen Kritik zu äußern.
Von den vier oder fünf Fachvorträgen dort wurde einer von Prof. Dr. Antonio Hurtado - er ist Professor an der TU Dresden - gehalten. Er hat sämtliche Kernreaktortypen vorgestellt - das war sehr interessant - und weiß, dass der Neubau von Kraftwerken in Deutschland zurzeit nicht so schnell umsetzbar ist.
Wir reden ja nicht davon, dass morgen irgendwo ein Kernkraftwerk gebaut werden soll. Wir reden davon, dass wir weiter daran forschen.
Ein anderer Professor, der oben in Greifswald das Wendelstein-7-X-Projekt mitbegleitet, war nicht happy und hat gehofft, dass sich die Politik irgendwann ändert und ein bisschen massiver in die Forschung investiert.
Wie gesagt: Wir müssen etwas tun, sonst können wir die Energiewende nicht vollziehen. So, wie sie jetzt vonstattengeht, kann es nicht weitergehen. Wir sehen es ja: Heute früh hatten wir wieder das Thema Wasser. Wasserstoff ist für mich sowieso vom Tisch, denn wenn wir kein Wasser haben, können wir auch keinen Wasserstoff produzieren.
Wenn man dann Ländern wie Namibia oder anderen Ländern in Afrika, die jetzt schon nichts zu essen und nicht so richtig Wasser haben, anbietet, dass sie für uns Wasserstoff produzieren, ist das auch unlauter. Das ist genauso wie mit den ganzen seltenen Erden und Metallen für die Elektroautos.
Was mich aber zum Beispiel wirklich erstaunt hat, ist, dass die Bundesministerin Stark-Watzinger laut einem Artikel ein Memorandum von der Expertenkommission zu Laserfusion bekommen hat, in dem es darum geht, den Weg für ein Fusionskraftwerk zu ebnen. Da scheint im Hinter- und Untergrund also doch schon ein bisschen was zu passieren.
Sie können jetzt wieder sagen: Kernenergie ist so teuer und gefährlich! - Aber eins kann ich Ihnen sagen: Sie wird sowieso kommen; darum kann ich mit Ihnen wetten.
Sie wird kommen. Sie wird nicht unter der jetzigen Grünenregierung in Berlin kommen, aber wenn irgendwelche anderen mal das Sagen haben, wird sie kommen. Denn wenn wir weiter ein Energieland und eine Industrienation bleiben wollen, müssen wir unsere Energiepolitik komplett ändern. - Danke.
Herr Kubitzki, es gibt einen Zusammenhang zwischen Kernenergie und Wasser. Wie Sie vielleicht wissen, war ein Großteil der französischen Kernkraftwerke im letzten Sommer gar nicht in Betrieb, weil das Wasser fehlte, um sie zu kühlen. Das wollen wir in Deutschland reproduzieren, um die gleiche Situation zu haben? Zum damaligen Zeitpunkt haben wir aus erneuerbaren Energien erzeugten Strom nach Frankreich geliefert.
Die Mehrheit dieses Hauses ist sich darin einig: Träger der Energiewende und damit der CO2-freien Energieproduktion sind die erneuerbaren Energiequellen Wind, Sonne, Wasser, Geothermie und Biomasse.
Kernkraftwerke, die Kernspaltung zur Erzeugung thermischer Energie nutzen, gehören aus guten Gründen nicht zu den Energieträgern der Zukunft.
Ich möchte hier noch einmal einige wesentliche Aspekte nennen: Bei aller Weiterentwicklung der Sicherheitssysteme - im Falle eines Unfalls in Kernkraftwerken ist die Auswirkung auf Mensch und Umwelt in keiner Weise adäquat zum Nutzen.
Das Endlagerproblem ist in Deutschland seit weit über 70 Jahren bekannt. 1961 ging das Kernkraftwerk Kahl in Bayern als erster Meiler ans Netz. Einen gesicherten Endlagerstandort haben wir bis heute nicht.
Die von Ihnen vorgeschlagene Nutzung der Reststoffe ist völlig ungeeignet, weil mehr radioaktiver Müll entsteht - das hat die Untersuchung des MYRRHA-Projektes durch den Wissenschaftlichen Dienst des Bundestages gezeigt; ich habe darauf schon in meiner Rede vom 11.05.2023 verwiesen.
Das Beispiel Rheinsberg zeigt, dass der Rückbau eines Kernkraftwerks auch 30 Jahre nach seiner Außerbetriebnahme noch nicht beendet ist - ganz abgesehen von den Rückbaukosten, die die Allgemeinheit tragen muss.
Drittens: Nicht zu unterschätzen ist die Gefahr, die von Kernkraftwerken im Falle von militärischen Konflikten ausgeht.
Der Ukrainekrieg zeigt, dass Aggressoren keinerlei Hemmung haben, kritische Infrastruktur als Waffe einzusetzen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich halte es nach wie vor für richtig, Kernkraftwerke in Deutschland abzuschalten und zurückzubauen.
Nun zum Thema Kernfusion: Ich verweise auch hier auf meine Rede vom 11.05.2023. Ja, die Kernfusion könnte eine Quelle sauberer, CO2-freier Energie werden. Deshalb beteiligt sich Deutschland - anders als Sie gesagt haben, Herr Kubitzki - an der dafür notwendigen Forschung in europäischer Arbeitsteilung. In Greifswald arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Plasmaphysik an der Kernfusionsanlage Wendelstein 7-X. Das europäische Forschungskonsortium EUROfusion hat 2020 den Beginn der Konzeptionsarbeiten für das erste europäische Demonstrationsfusionskraftwerk „DEMO“ bekanntgegeben.
Der vorliegende Antrag hat nicht nur fachliche Mängel, sondern adressiert auch die Verantwortung falsch. Deshalb lehnen wir den vorliegenden Antrag ab.
Herr Barthel, etwas anderes habe ich von Ihnen jetzt nicht erwartet. Sie haben vollkommen recht: Na klar hatten die Franzosen im Sommer - das weiß jedes Kind im Dorf - Probleme mit dem Wasser. Sie hatten aber nicht nur Probleme mit der Kühlung ihrer Kernkraftwerke mithilfe von Wasser, sondern etliche waren auch in Revision.