Einen täglichen Kontrollanruf im Rathaus mache ich nicht. Schließlich habe ich Stellvertreter. Ich will nur echtes Vogelgezwitscher hören.
In Amerika hieß es früher, wenn man zur Armee sollte: „Join the army, see the world.“ Hier heißt es: „Join the Senat, see the world.“ Sie sind ein Weltmeister im Weltreisemachen, Herr Wowereit!
Sie haben es aber auch sehr geschickt gemacht. Uns ist das aufgefallen. Es war taktisch unglaublich geschickt. Damit der rechte SPD-Flügel mitmacht, durfte Herr Böger nach Rio und durfte an der Copacabana plantschen. Er ließ sich dann auch noch fotografieren, der Senatsbademeister.
Man denkt unwillkürlich an das Foto, wie der alte Noske im Wannsee geplantscht hat, als man sie dort sah.
Toll ist, dass er die PDS auch bedient hat. Herr Flierl durfte mitfahren. Das ist aber nun furchtbar schief gegan
Soweit würde ich nicht gehen. Es ist aber bezeichnend für den Zustand dieser Koalition. Lassen Sie mich diesen Kurzbeitrag mit einem Zitat eines berühmten Vorgängers von Ihnen abschließen. Dieses Zitat sollten Sie zukünftig beherzigen. Der Soldatenkönig Friedrich Wilhem I hat gesagt:
Der liebe Gott hat Euch auf den Thron gesetzt, nicht zu faulenzen, sondern zu arbeiten und Ihre Länder wohl zu regieren.
Haben Sie denn nicht vorher gewusst, dass Sie damit Ihre Partei in eine tiefe ideologische Verstörung stürzen?
Der Kollege Brauer hat heute den ganzen Tag noch nichts gesagt. Er ist immer noch verstört. Wie konnte Ihnen denn das passieren?
Herr Wowereit, im Ernst, es ist fatal, dass Sie hier ein falsches Bild abgeliefert haben. Während in Berlin die Luft brennt, während hier die Hochschulen um das Überleben kämpfen, während Sie den Menschen schlimmste finanzielle und soziale Einschnitte zumuten, sitzen Sie in mexikanischen Hotelzimmern und essen Salzbrezeln und bewundern Boygroups, wie wir der Zeitung entnehmen können.
Sie verjuxen Ihre Zeit und verjuxen das Geld der Steuerzahler. Statt sich die Vormittage mit irgendwelchen Clown-Interviews zu füllen, sollten Sie sich lieber um die Berliner Probleme kümmern! Statt auf dem Wagen der Christopher-Street-Parade zu fahren, sollten Sie nach München fahren und sich darum bemühen, dass Siemens nicht noch weitere Arbeitsplätze abbaut. Das ist das, was die Stadt von Ihnen will.
Ja, das ist Ihnen peinlich, dass es so hochkommt, Herr Over. Ich weiß das, aber es muss auch einmal gesagt werden.
Herr Wowereit, jeder macht Fehler, jeder von uns. Auch dem Regierenden Bürgermeister konzedieren wir diese Fehler. Eines darf der Regierende Bürgermeister jedoch nie tun: Er darf sich nie lächerlich machen. Das haben Sie mit dieser Reise getan!
Ich staune auch über den Beifall der PDS. Sie hat sich offenbar noch rechtzeitig einbekommen. – Einen Moment, ich muss mein Handy abstellen.
Das sind die ersten Presseanfragen zu der Rede! – Ein so besonderer Mann wie der Kollege Doering hat Sie
Danke schön, Herr Wellmann! – Für die Fraktion der PDS hat Frau Michels das Wort. – Bitte schön, Frau Michels!
Sie klatschen eigentlich jetzt an der falschen Stelle. Als wir den Antrag auf dem Tisch hatten, dachten wir zunächst, Sie meinten es ernst. Bei einem ernsthaften Antrag hätten Sie sogar noch unsere Zustimmung bekommen.
Ein ernster Antrag wäre es gewesen, wenn Sie meinen, ein Recht darauf zu haben, „über Ziele und Ergebnisse der Mexikoreise Auskunft zu erhalten“. Das, was Sie jetzt hier tun, ist ein PR-Gag für die „Bild-Zeitung“. Herr Hahn hat pausenlos diese Zeitung quasi zum offiziellen Dokument für das Abgeordnetenhaus erklärt, obwohl er es besser wissen müsste. Sie gehören zu denen, genauso wie Herr Wellmann, die eigentlich wissen, wie solche Reisen ablaufen. Insofern finde ich ihre Reaktion komisch. Ich muss schon sagen, dass Sie in meinen Augen die Provinzposse, die in der Tat in den letzten Tagen und Wochen abgelaufen ist, heute hier durch Sie nur verlängert und fortgesetzt wurde.
Um es deutlich und ungeschminkt für meine Fraktion vorweg zu sagen: Das, was in den letzten Tagen hier abgelaufen ist, ist in der Tat eine Provinzposse, aber nicht nur in diese eine Richtung, die Sie in den Medien so postuliert haben, in Richtung des Regierenden Bürgermeisters. Sie geht vielmehr in verschiedene Richtungen. Das sollten wir einmal ein wenig auseinandernehmen.
Zum einen mache ich nicht den Fehler und laufe in die Falle der Medienschelte, wie Herr Gaebler versucht war zu tappen. Ich sage Ihnen auch für meine Fraktion und das auch ganz ungeschminkt, die Presse- und Medienar