in die die lernmittelbefreiten Schülerinnen und Schüler ebenso einflossen wie die Kinder mit nichtdeutscher Herkunftssprache, wir dem Problem Rechnung getragen haben, dass es sich hier um ein soziales Problem handelt und nicht, wie immer behauptet, um ein Migrantenproblem.
Nach all diesen Zumessungen liegt die Durchschnittsfrequenz unterhalb der Bandbreite der Grundschulverordnung.
Für das Schuljahr 2010/2011 sind folgende Perspektiven geplant: Es soll eine Bandbreite von 23 bis 26 eingerichtet werden, 21 bis 25 bei über 40 Prozent Kindern nichtdeutscher Herkunft bzw. mit Lernmittelbefreiung. Außerdem gibt es auch eine Menge Geld für DaF-Stunden in diesem Bereich. Dass diese Stunden manchmal missbraucht werden, um Unterrichtsausfall zu vermindern, haben auch wir immer kritisiert.
Mit den sogenannten Deutsch-Garantie-Klassen mancher Schulen in sozialen Brennpunkten habe ich aber genauso Probleme wie der Grundschulverband.
Ich muss nicht immer der gleichen Meinung wie der Regierende Bürgermeister sein, der leider im Moment nicht da ist.
Also, ich muss nicht immer der gleichen Meinung sein. Ich habe auch nicht gesagt, dass ich dagegen bin. Ich habe Probleme damit. Ich kann verstehen, dass die Schulen da die Eltern von bildungsnahen Schichten halten wollen. Aber wenn man das auf Dauer einrichtet, führt das zu einer Ausgrenzungspolitik.
Was ist denn, bitte schön, Herr Ramsegger, Unterschichtenpädagogik? – Das möchte ich an dieser Stelle einmal wissen, und das geht mit uns ganz bestimmt nicht.
Was ich mir persönlich wünschte, wäre eine größere Doppelsteckung, also eine Lehrerin und eine Erzieherin in einer Klasse in der Schulanfangsphase. Hier haben die
Bildungspolitikerinnen und -politiker noch nicht das erreicht, was sie möchten, da die Haushaltspolitiker noch andere Ansichten haben. Das empfehlen im Übrigen auch die von mir erwähnte Studie von Bos und der Grundschulverband.
Das Erschreckendste an der Bos-Studie ist meines Erachtens der Tatbestand, dass Kinder aus AkademikerFamilien eine zweieinhalb Mal so große Chance haben, für das Gymnasium empfohlen zu werden, als Arbeiterkinder. Hier hebt sich Berlin wohltuend ab, da es bei uns keinen messbaren Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Gymnasialempfehlung gibt.
VERA dient der Diagnose, und hier ist es wie in der Medizin: ohne Diagnose keine Behandlung, keine Therapie. Wir müssen erst einmal wissen, wo wir stehen, auch im bundesweiten Vergleich, um dann noch gezieltere Maßnahmen zu ergreifen. Es geht jedoch hier nicht darum, irgendwelche Schulen oder erst recht nicht irgendwelche Lehrerinnen und Lehrer zu stigmatisieren. Das Gegenteil ist der Fall: Wenn durch die Vergleichsarbeiten herauskommt, dass in einer Schule ein besonderer Bedarf besteht, dann muss sie auch besonders gefördert werden. Aber wir können uns aus diesem Vergleich eben auch, weil er bundesweit ist, nicht einfach ausklinken.
Danke, Frau Senftleben! Ich war auch bei Ihrer Rede ganz entzückt, dass Sie meiner Meinung waren! – Es ist an dieser Stelle auch viel Geld in Lehrerfort- und -weiterbildung geflossen.
Allerdings – das möchte ich zum Abschluss noch erwähnen: Ich kann der CDU bei der Formulierung ihrer Aktuellen Stunde einen gewissen Humor nicht absprechen. Darüber habe ich mich sehr gefreut. Aber da wir von der SPD darauf setzen, dass alle Kinder möglichst lange gemeinsam lernen und alle Ausgrenzungsmechanismen gefördert werden, würde ich gerne den Text umändern in: „VERA darf nicht weg! Aber Ayşe und Wladimir müssen auch bleiben!“ – Ich danke Ihnen!
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! – Zunächst einmal etwas zu Frau Dr. Tesch: Immer wenn ich Sie hier reden höre, liebe Kollegin, muss ich an den Vogel Strauß denken, der immer dann, wenn es ihm nicht passt, den Kopf in den Sand steckt und so tut, als wäre alles ok. Er
Ich kann Ihnen sagen: Tausend Lehrerinnen und Lehrer, die ihren Frust mit einem Brief öffentlich kundtun, sagen, dass es in sozial benachteiligten Gebieten brennt. Sie irren sich nicht, denn sie sind vor Ort, im Gegensatz zu Ihnen, Frau Dr. Tesch. Sie müssen jeden Morgen früh um 8 Uhr erleben, wie die Situation ist, und denen sollten Sie mehr Gehör schenken und ihnen nicht vorwerfen, sie wüssten nicht, wie es vor Ort ist.
Um die Berliner Schule steht es nicht gut. Das ist kein Geheimnis, das müsste eigentlich auch der SPD und der Linken inzwischen bekannt sein. In regelmäßigen Abständen bekommen wir das durch internationale wie nationale Studien attestiert. Diese zeigen, wie schlimm es hier ausschaut. Diese zeigen, wie groß die Abhängigkeit des Bildungserfolgs von der sozialen Herkunft ist. Daran hat sich seit neun Jahren rot-roter Bildungspolitik in diesem Hause nichts geändert.
Es gibt auch kaum Veränderungen bei der Quote der Schulabbrecher. Nahezu 30 Prozent der Jugendlichen mit Migrationshintergrund verlassen die Schulen ohne Abschluss. Die Folge ist, dass Berlin zu den Spitzenreitern bei der Arbeitslosigkeit von Jugendlichen mit Migrationshintergrund gehört. Es ist auch ein Alarmzeichen, dass zum Beispiel 50 Prozent der türkischen Jugendlichen in dieser Stadt arbeitslos sind. Daran sollten Sie Ihre Arbeit messen.
Der Unterrichtsausfall stagniert seit Jahren bei ca. elf Prozent, trotz PKB. Das kostenlose Kitajahr und das Kitabildungsprogramm greifen anscheinend nicht. Anders sind die Ergebnisse der Sprachstandserhebungen der letzten Jahre nicht zu erklären. In regelmäßigen Abständen bekommen wir attestiert, dass nahezu ein Viertel aller Schulanfängerinnen und -anfänger nicht der deutschen Sprache mächtig sind. Da ist es auch irrelevant, ob die Eltern aus dem Ausland kommen oder von hier sind. Es ist ein soziales Problem. Sie haben in dieser Frage eben nicht genug getan, sodass sich bei den Sprachstandserhebungen spürbare Verbesserungen zeigen könnten.
Ich will an dieser Stelle, um Missverständnissen vorzubeugen, betonen, dass wir nicht gegen das Kitabildungsprogramm sind – ganz im Gegenteil. Es ist richtig. Aber es reicht eben nicht aus, den Kitas ein Programm aufzuerlegen. Man muss ihnen gleichzeitig auch die personellen und materiellen Mittel geben, damit sie überhaupt das, was richtigerweise im Kitabildungsprogramm festgehalten ist, erfüllen können. Daraus muss die Konsequenz gezogen werden, dass der frühkindlichen und vorschulischen Bildung mehr Gewicht bei den finanziellen Mitteln eingeräumt wird. Das muss ohne ein Kitavolks
begehren geschehen, das Sie dazu treiben musste. An dieser Stelle muss man den Eltern danken, die dieses Kitavolksbegehren initiiert haben. Anders hätten Sie sich leider nicht bewegt.
Die Zahl der Sitzenbleiber ist rückläufig, das ist richtig. Aber wenn man sich genau anguckt, wie sich die Sitzenbleiber verteilen, sieht man, dass in den letzten vier Jahren in der Grundschule die Zahl der Sitzenbleibenden permanent gestiegen ist. Im Schuljahr 2007/2008 waren es zum Beispiel 610 Schülerinnen und Schüler, die sitzen geblieben sind. Im letzten Schuljahr 2009/2010 sind ganze 990 Schülerinnen und Schüler in der Grundschule sitzen geblieben. Das Schlimme ist, dass fast die Hälfte davon in der dritten Klasse die Klasse wiederholen musste. Das heißt: So gut JÜL vom theoretischen Ansatz her auch sein mag – anscheinend läuft da etwas schief. Anders ist nicht zu erklären, warum in der dritten Klasse 515 Schülerinnen und Schüler gleich nach der Schulanfangsphase sitzen bleiben. Das sind alarmierende Befunde und Zahlen, und sie erfordern dringende Maßnahmen. Das sind Ergebnisse desaströser rot-roter Bildungspolitik. Da können Sie sich hinstellen und sagen, was Sie alles Tolles gemacht haben, Frau Dr. Tesch – solange sich an diesen Befunden nichts ändert, bleibt das alles nur leeres Geschwätz.
Wir sind der Meinung, dass genug geredet worden ist. Ich möchte nicht immer wieder dieses Dejà-vu-Erlebnis hier vorne haben, dass immer nur geredet wird, wenn Bildungspolitik auf der Tagesordnung ist. Aber spürbare Maßnahmen, vor Ort spürbare Veränderungen sind von Ihnen nicht eingeleitet worden, und das ist Ihnen vorzuwerfen.
Deshalb ist die Kritik Hunderter Lehrerinnen und Lehrer und die Kritik des Berliner Grundschulverbands mehr als gerechtfertigt. Dabei geht es meiner Meinung nach nicht darum, Vergleichsarbeiten abzuschaffen. Das haben auch die Verfasser des Brandbriefs nicht vorgehabt. Es muss vielmehr darum gehen, welche Konsequenzen wir aus diesen Vergleichsarbeiten ziehen. Was bedeuten sie für die Schulentwicklung? Was bedeuten sie für die Personalentwicklung? Wenn ich Jahr für Jahr durch Vergleichsarbeiten – egal, ob in der zweiten, dritten, neunten oder zehnten Klasse – feststelle, dass es nicht gut um unsere Bildungspolitik steht, muss ich doch diese Vergleichsarbeiten als Werkzeug nutzen, um Verbesserungen einzuleiten, die auch vor Ort nachhaltig wirken und verhindern, dass Schuljahr für Schuljahr Lehrerinnen und Lehrer oder Eltern Brandbriefe schreiben müssen. Auch das ist ein Ergebnis rot-roter Bildungspolitik der letzten neun Jahre.
Ich kann Ihnen an dieser Stelle sagen: Vom Wiegen wird die Sau nicht fetter. Wichtig ist, dass man Konsequenzen daraus zieht und in das System mehr investiert als bisher.
damit die gut gemeinten Reformen – die meisten würden wir mit unterzeichnen – vor Ort greifen. Sie müssen die Schulen dabei unterstützen, dass Sie diesen Weg gehen können. Sie müssen die personellen und materiellen Rahmenbedingungen schaffen, denn Sie sind in der Regierung.
Sie müssen die Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass die Anforderungen, die wir an Schule heute stellen, von den Lehrkräften vor Ort erfüllt werden können. Sonst sind sie alleingelassen, sonst sind sie frustriert, und sonst sind die Kinder und Jugendlichen die Leidtragenden, weil sie tagtäglich Lehrer erleben müssen, die sich von keiner Seite – weder der Politik noch der Gesellschaft – unterstützt fühlen. Das führt zu Ergebnissen, wie vorhin schon zitiert: 30 Prozent Schulabbrecherquote. Das kann sich diese Stadt nicht leisten, da muss sich etwas ändern.
Es reicht auch nicht, dass man Schulen eine durchschnittlich 100-prozentige Personalausstattung gewährt. Das wissen wir alle. Die GEW hat erst kürzlich erklärt, allein für das kommende Schuljahr brauchen wir eine zusätzliche Personaleinstellung von 1 200 Lehrkräften, die notwendig sind, damit überhaupt Unterricht auf dem jetzigen Niveau stattfinden kann – wenn man heute überhaupt von gutem Unterricht sprechen kann. Man muss auch die räumlichen Bedingungen schaffen, damit eine Schule gute Ergebnisse liefert. Die räumliche Ausstattung ist ein weiteres wichtiges Instrument in diesem Zusammenhang. Auch hier muss man feststellen, auch wenn draußen das Schild „Ganztagsschule“ dranhängt, bedeutet dies häufig keine richtige Ganztagsbetreuung, weil die Räume fehlen.