Protokoll der Sitzung vom 09.12.2010

Nein! Die Kehrseite ist, dass die S-Bahn ähnlich wie im Gebührenrecht dann die real entstandenen Kosten offenlegen und gegen uns geltend machen muss.

[Christian Gaebler (SPD): Die legt die Bahn fest!]

Dazu sagen wir sehr richtig: Die legt nicht einfach die Bahn fest,

[Christian Gaebler (SPD): Natürlich!]

sondern die sind nachprüfbar. Dann kriegen Sie andere Akteure wie die Netzagentur mit ins Spiel, dann kriegen Sie eine andere Diskussion.

[Dr. Wolfgang Albers (Linksfraktion): Sie sind überfordert, Herr Esser!]

Ob Sie dann am Ende als der große Sieger dastehen werden, ist die Frage.

[Dr. Wolfgang Albers (Linksfraktion): Schlicht überfordert!]

Aber eines, Frau Matuschek, abschließend noch zur Frage des Wettbewerbs: Sie sollten wenigstens vier regionale Gebietsmonopole in der Stromversorgung, die es in der Bundesrepublik Deutschland als kommunale und private und gemischte wie RWE schon immer gegeben hat, auseinanderhalten können und von einem oligopolistischen Wettbewerb – das ist immerhin noch einer – auf europäischer Ebene im Verkehrsbereich unterscheiden können.

[Beifall bei den Grünen und der FDP]

Vielen Dank! – Frau Matuschek! Sie haben das Wort!

[Wolfgang Brauer (Linksfraktion): Ob er weiß, was ein Oligopol ist?]

Herr Esser! Erstens habe ich in keinem meiner Redebeiträge die Situation der S-Bahn beschönigt.

[Dirk Behrendt (Grüne): Drum herum geredet!]

Ich habe vielmehr dafür gesprochen, dass wir als Land Berlin die Verantwortung, die wir haben, für einen kommunalen Nahverkehr zu sorgen, auch wahrnehmen wollen, indem wir die Steuerungsinstrumente und das Unternehmen übernehmen.

[Joachim Esser (Grüne): Wie?]

Sie haben mir zwei Jahre lang nicht zugehört.

[Beifall bei der Linksfraktion und der SPD – Zurufe von Felicitas Kubala (Grüne) und Joachim Esser (Grüne)]

Die Auferlegung, Herr Kollege Esser, das predigen Sie schon eine Weile, und wir können darauf immer wieder nur antworten: Die Auferlegung ist dicke Backen machen, mit ungewissem Ausgang, aber was wir schon wissen, keine Lösung für die aktuellen Probleme übrigens.

[Elfi Jantzen (Grüne): Sie machen gar nichts! – Anja Kofbinger (Grüne): Dann lösen Sie doch die Probleme!]

Aber das, was wir wissen, ist, das, was Sie sich auch erhoffen: Kostentransparenz. Die haben wir in dem Sinn über die Netzpreise schon ohne Kündigung des Vertrags.

[Joachim Esser (Grüne): Haben Sie nicht! – Christian Gaebler (SPD): Natürlich haben wir! – Zuruf von Claudia Hämmerling (Grüne)]

Wir haben außerdem nach europäischem Recht bei einer Auferlegung zu berücksichtigen, zu welcher wirtschaftlichen Tätigkeit das auferlegte Unternehmen denn fähig ist. Dann ist es eben nicht mehr die Auferlegung dessen, was wir wünschen, sondern die Anerkenntnis dessen, zu was das Unternehmen fähig ist. Die S-Bahn Berlin ist eben weder jetzt mit Vertrag noch mit Auferlegung zu mehr Verkehrsleistung fähig, sondern eher zu weniger Verkehrsleistung, wenn der Vertrag gekündigt ist und Leistungen auferlegt werden sollen. Das, was Sie den Leuten vormachen, dass damit alles besser wäre, ist genau das Gegenteil dessen, was dann eintreten würde, wenn sich die S-Bahn mit dem Bahnkonzern darauf zurückziehen könnten, welche Leistungen sie überhaupt erbringen könnten, übrigens zu Preisen, die sie – die Bahn – dann festlegen würde.

[Claudia Hämmerling (Grüne): Mir graut vor dem nächsten Winter!]

Da kommt eben heraus: weniger Leistung für mehr Geld, das wollen wir nicht.

[Beifall bei der Linksfraktion und der SPD – Kurt Wansner (CDU): Es reicht jetzt!]

Vielen Dank, Frau Abgeordnete Matuschek! – Das Wort für eine weitere Kurzintervention hat jetzt der Abgeordnete von Lüdeke.

Das grenzt hier schon an eine Zumutung, was hier getrieben wird.

[Beifall von der FDP – Zuruf von der Linksfraktion: Ja, genau!]

Ich weiß, welche Probleme Sie haben, es liegt ja auf dem Tisch,

[Ralf Wieland (SPD): Auf der Straße!]

aber hier wird in einer Art und Weise ein Verwirrspiel betrieben, wie es kaum schlimmer kommen kann. Sie wissen ganz genau – alle hier im Saal wissen es –, dass Sie hier seit zwei Jahren Ihre Probleme nicht lösen. Davon abzulenken mit Diskussionen wie sie Frau Matuschek anfängt und den Leuten etwas über Trassenentgelte und sonst was zu erzählen, das ist völlig wurst.

[Christian Gaebler (SPD): Das macht Frau Hämmerling!]

Ihre Senatorin braucht sich hier auch nicht um irgendwelche Weichen zu kümmern, das ist nicht ihre Aufgabe. Sie hat dafür zu sorgen, dass hier ein Verkehrsangebot in der Stadt sichergestellt wird so wie es bestellt ist und es die Fahrgäste haben wollen.

[Beifall bei der FDP – Vereinzelter Beifall bei der CDU]

Das ist Ihre Aufgabe. Da kümmert man sich nicht um Weichen und alle möglichen Dinge, die daneben liegen. Das ist nicht das Problem. Sie lenken doch hier tatsächlich nur von Ihren ureigensten Problemen ab. Die fallen Ihnen auf die Füße, weil alle Leute inzwischen wissen, was hier in der Stadt gespielt wird.

Die Mitarbeiter, die hier gelobt werden, was völlig in Ordnung ist, können auch für diese Zustände nichts,

[Uwe Doering (Linksfraktion): Aber Sie haben gesagt, es seien zu viele!]

aber Sie müssen schon wissen, dass diese Vergaben es – –

[Zuruf von Jutta Matuschek (Linksfraktion)]

Dass es hier keinen Markt gebe, ist doch völliger Unsinn, Frau Matuschek! Selbstverständlich gibt es auch in diesen Bereichen Märkte. Und selbstverständlich brauchen wir ein Oligopol, wie es der Kollege Esser angesprochen hat, damit wir endlich Wettbewerbsstrukturen bekommen.

[Zuruf von Christian Gaebler (SPD)]

Andere Bahnunternehmen, das sei am Rande bemerkt, beschäftigen auch Mitarbeiter, selbstverständlich. Die zahlen vielleicht sogar mehr, sie sind vielleicht auch rentabler als das, was uns hier als Schmierenschauspiel von der S-Bahn geliefert wird. – Danke!

[Beifall bei der FDP]

Vielen Dank! – Frau Matuschek möchte nicht darauf antworten.

Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor. Die Aktuelle Stunde hat damit ihre Erledigung gefunden.

Nun kommen wir zu

lfd. Nr. 4:

Prioritäten gem. § 59 der Geschäftsordnung

Ich rufe die Priorität der Fraktion Die Linke, Tagesordnungspunkt 7, auf:

Lfd. Nr. 4.1: