Protokoll der Sitzung vom 17.02.2011

[Christoph Meyer (FDP): Aber nirgendwo saugt ein Land so viel Geld ab!]

Was nicht üblich ist, ist eine Umsatzrendite von 24 Prozent. Die Hamburger Wasserbetriebe haben eine von 13 oder 14 Prozent. Das ist das Problem.

[Uwe Goetze (CDU): Und das höchste Grundwasserentnahmeentgelt!]

An dieses Problem müssen wir ran und nicht die legitimen Kommunalabgaben reduzieren, sondern wir müssen die Gewinnansprüche reduzieren.

[Beifall bei der Linksfraktion – Vereinzelter Beifall bei der SPD]

Das gilt dann auch für das Land Berlin. Ich will hier einen symmetrischen Prozess haben und nicht die Asymmetrie. Sie machen sich zur Lobby der Privaten. Das werden wir nicht mitmachen!

[Beifall bei der Linksfraktion und der SPD – Uwe Goetze (CDU): Reduzieren Sie das Grundwasserentnahmeentgelt! – Zuruf von Christoph Meyer (FDP)]

Vielen Dank, Herr Senator! – Das Wort für die Fraktion der Grünen hat die Kollegin Kosche für fünf Minuten.

Herr Präsident! Vorab möchte ich einer Bitte des „Berliner Wassertisches“ folgen.

[Gregor Hoffmann (CDU): Das geht nicht! Es dürfen nur Abgeordnete reden!]

Der „Berliner Wassertisch“ hat mich gebeten, seinen Dank an die Landesabstimmungsleiterin, Frau Dr. Michaelis-Merzbach, besonders dafür zu übermitteln, dass sie und ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen stets freundlich und hilfsbereit als Ansprechpartner in diesem schwierigen Prozess des Volksentscheids zur Verfügung standen, und Frau Michaelis-Merzbach zu bitten, den vielen Helferinnen und Helfern vom Sonntag diesen Dank zu überbringen.

[Beifall bei den Grünen und der Linksfraktion – Vereinzelter Beifall bei der SPD]

Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Der Volksentscheid zum Berliner Wasser hat das enorme Misstrauen der Berlinerinnen und Berliner zu den Transparenzaussagen des rot-roten Senats zum Ausdruck gebracht. Der Berliner Senat führt in der Broschüre zum

Volksentscheid, die wir alle bekommen haben, aus, der Volksentscheid sei überflüssig, es habe sich alles schon erledigt, es werde alles schon gemacht, man müsse zur Abstimmung gar nicht erst gehen. – Dann sagen knapp 666 000 Berlinerinnen und Berliner dieser rot-roten Regierung: Wir glauben euch das nicht. Herr Wowereit! Herr Wolf! Das haben Ihnen mehr Wählerinnen und Wähler gesagt, als Ihnen 2006 den Regierungsauftrag gegeben haben. Das ist eine eindeutige Vertrauenskrise, die sich hier auftut.

[Beifall bei den Grünen – Mieke Senftleben (FDP): Eine Klatsche!]

Zur Abstimmung stand der erste Schritt in der aktiven Auseinandersetzung um das Berliner Wasser. Diese Abstimmung aber ist kein Selbstzweck, sondern sie enthält auch einen Auftrag, dessen Einhaltung überwacht werden muss. Deswegen ist klar: Dieser Senat hat nicht das Vertrauen, allein die Rekommunalisierung des Berliner Wassers zu betreiben. Dieser Senat hat nicht das Vertrauen, allein die Offenlegung aller Vertragstexte, Nebenabreden und Absprachen zur Teilprivatisierung

[Dr. Wolfgang Albers (Linksfraktion): Absprachen?]

der Berliner Wasserbetriebe zu betreiben. Er hat auch nicht das Vertrauen, allein die Personen zu bestimmen, die jetzt alles suchen und bewerten sollen.

[Beifall bei den Grünen – Lars Oberg (SPD): Quatsch!]

Mehr Wählerinnen und Wähler als 2006 die derzeit amtierende Regierung ins Amt gewählt haben, haben am vergangenen Sonntag ein Transparenzgesetz zur Berliner Wasserwirtschaft verabschiedet. Die Berlinerinnen und Berliner durften abstimmen, weil die Bürgerinitiative „Berliner Wassertisch“ vier Jahre lang für dieses Anliegen gekämpft hat. Deswegen ist dieses Ergebnis auch ein großer Erfolg für die direkte Demokratie, die dieses Parlament gewollt und beschlossen hat.

[Beifall bei den Grünen – Dr. Gabriele Hiller (Linksfraktion): Nicht alle!]

Die Umsetzung der Rekommunalisierung des Berliner Wassers muss jetzt in konkrete Schritte überführt werden. Wir sind der Meinung, dass sie mit einer Bürgerbeteiligung überwacht werden müssen. Denn die Umsetzung dieses Auftrags vom Sonntag kann nicht allein denjenigen übertragen werden, denen zuvor das Misstrauen ausgesprochen worden ist.

[Beifall bei den Grünen]

Diese Aufgabe müssen dieses Parlament und die Zivilgesellschaft mit übernehmen.

[Christian Gaebler (SPD): Sollen wir die Neuwahlen vorziehen oder was?]

Ich möchte noch kurz auf Herrn Lederer eingehen. – Herr Lederer! Ich sage es ganz offen: Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht.

[Dr. Klaus Lederer (Linksfraktion): Wann habe ich denn gelogen?]

Ich sage es Ihnen jetzt. Wir haben als Partei zum letzten Mal am 19. Januar 2011 beschlossen, dass wir alle hinter diesem Volksentscheid stehen. Der Parteitagsbeschluss steht auf unserer Homepage.

[Dr. Klaus Lederer (Linksfraktion): Wann habt ihr das denn übernommen?]

Das ist eine andere Frage.

[Ah! bei der SPD und der Linksfraktion]

Aber wir haben es beschlossen, und Sie haben behauptet, wir hätten es nicht beschlossen.

[Christian Gaebler (SPD): Hauptsache, der Parteitag beschließt! – Weitere Zurufe von der SPD und der Linksfraktion]

Von 2006 bis 2009, in der Zeit als Barbara Oesterheld im Landesvorstand war, haben wir das jedes Jahr beschlossen.

[Zurufe von der SPD und der Linksfraktion]

Meine Damen und Herren! Würden Sie der Rednerin bitte die Möglichkeit geben, weiter zu sprechen!

[Christian Gaebler (SPD): Aber die Frage ist schon interessant!]

Danke schön! – Wir haben einen Antrag vorgelegt, den Sie nicht wollen. Bündnis 90/Die Grünen bitten darum, diesem dringlichen Antrag heute Ihre Zustimmung zu geben. – Ich danke Ihnen!

[Beifall bei den Grünen]

Vielen Dank! – Das Wort für die FDP-Fraktion hat der Kollege Schmidt.

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Struktur der Wasserbetriebe ist vermurkst, die Preise sind zu hoch und dafür hat das Volk zu Recht die rote Karte gezeigt.

[Beifall bei der FDP]

Darüber sind wir uns alle einig.

Was ich in der Debatte sehr stark vermisst habe, ist ein Hinweis, wie es jetzt in der Situation weitergehen soll. Herr Henkel und Herr Ratzmann haben Vergangenheitsbewältigung gemacht und auf dem Senat herumgeprügelt, Herr Müller hat ein Bündel von Optionen angeboten aber nicht gesagt, was er eigentlich will.

[Martina Michels (Linksfraktion): Herr Wolf hat das gesagt!]

Ich denke, wir haben als Parlament auch die Aufgabe, jetzt mal einen Weg zu weisen, wohin es gehen soll.

[Uwe Doering (Linksfraktion): Herr Wolf hat das extra für die FDP gesagt!]

Wir wollen vor allem niedrige Wasserpreise, denn das ist das, was die Bürger auf die Barrikaden getrieben hat, nicht Rekommunalisierungsdebatten. Den Leuten, die abgestimmt haben, ist das Wasser zu teuer.

[Beifall bei der FDP – Zuruf von der Linksfraktion: Woher wissen Sie das eigentlich?]

Zu der Debatte von eben, Herr Wolf: Es geht nicht darum, dass der Senat jetzt an einer Stelle, wo er es nicht will, sparen muss. Es geht nur darum, dass Sie auf den übermäßigen Anteil, die dreiste Übersteigung Ihres Gewinnanteils, schon mal als erste kleine Stufe verzichten könnten. Das wäre der Einstieg in die Wasserpreissenkung.

[Beifall bei der FDP]