Protokoll der Sitzung vom 14.12.2017

[Beifall bei der LINKEN und den GRÜNEN – Vereinzelter Beifall bei der SPD]

Auch dafür gibt es innovative Ideen. Die Wohnungsbaugesellschaft Stadt und Land hat sich zum Beispiel die Rechte für einen Prototyp in Modulbauweise gesichert, ein Baukastensystem für bezahlbares Bauen und Wohnen, das sich vielfältig stapeln und aneinanderreihen und fast jeder Bausituation anpassen lässt. Das Typenhaus geht in die Pilotphase. Die Entwurfsunterlagen sollen dann kostenfrei auf der Homepage von Stadt und Land anderen Bauherrinnen und Bauherren zur Verfügung stehen. Hier werden Synergieeffekte genutzt. Das serielle Bauen spart Kosten, Zeit und Nerven und geht nicht zulasten der Qualität und des Anspruchs. Mit dem Bündnis für bezahlbares Wohnen sind die kommunalen Wohnungsbaugesellschaften bereits entschiedenes und entscheidendes Korrektiv gegen steigende Mieten.

Darüber hinaus brauchen wir aber auch ein Bündnis zur Sicherung des Fachkräftebedarfs für alle Bereiche des Bauens, Planens und Genehmigens. Wenn wir das Bauen und Sanieren von Wohnungen wollen, gleichzeitig aber auch das von Kitas, Schulen, Brücken, Krankenhäusern und anderem, stellt uns dies vor ein Kapazitätsproblem. Gemeinsam mit dem Bauindustrieverband, dem BBU, Hochschulen und Universitäten sowie vielen anderen wollen wir deshalb ein Fachkräftebündnis ins Leben rufen. Wir bieten dabei finanzielle Planungssicherheit für viele Jahre. Das ist so neu für Berlin, das macht erst neue Kooperationen möglich.

[Beifall bei der LINKEN und den GRÜNEN – Vereinzelter Beifall bei der SPD]

All das zeigt, dass wir von der Überschriftendebatte wegkommen müssen, die langweilt und kein einziges Problem löst. Wir müssen in die Tiefe,

[Heiko Melzer (CDU): Wir sind doch schon in der Tiefe!]

und wir brauchen passende Konzepte für die Stadt. Wir haben im ersten Jahr schon viel angeschoben. Auch diesen Haushalt zu erarbeiten, war eine Kraftanstrengung.

Uns muss aber auch klar sein, wirklich anstrengend wird es, alles, was wir im Haushalt finanziert haben, auch umzusetzen. Ich glaube, dass wir einen guten Modus gefunden haben, Probleme anzusprechen, uns über gemeinsame Erfolge zu freuen, aber auch nichts schönzureden, vor allem aber, bereit für Veränderungen zu sein. Vor uns liegt viel Arbeit. Wir haben mit diesem Haushalt einen Kompass für Sanierungen und Ausbau der sozialen Infrastruktur, des öffentlichen Eigentums und des Gemeinsinns.

[Zuruf von Heiko Melzer (CDU)]

Das ist ein guter Grundstein, auf dem sich bauen lässt, und wir werden bauen.

[Beifall bei der LINKEN, der SPD und den GRÜNEN]

Vielen Dank! – Für die AfD-Fraktion hat jetzt der Kollege Pazderski das Wort. – Bitte schön!

[Beifall von Ronald Gläser (AfD)]

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Sehr verehrte Gäste! Eine Erkenntnis nach über einem Jahr im Parlament erschüttert mich besonders: Es ist nicht der fortschreitende Werteverlust in den bürgerlichen Parteien oder die irrsinnigen sozialistischen Tagträumereien im linken Lager, es ist die Unfähigkeit aller Altparteien, den Wählerwillen zu respektieren und die AfD als neue Opposition zu akzeptieren.

[Beifall bei der AfD – Zurufe von Bündnis 90/Die Grünen: Mimimimimimi! – Zuruf von Heiko Melzer (CDU)]

Ihre Intoleranz uns gegenüber ist der Totengräber der Demokratie.

[Zuruf von Heiko Melzer (CDU)]

SPD, CDU, Grüne und FDP stellen sich mit der eindeutig israelfeindlichen Linken gegen Antisemitismus. Da ist die Glaubwürdigkeit gleich null.

[Beifall bei der AfD]

Wir, die einzige Fraktion, die sich uneingeschränkt gegen den eingewanderten muslimischen Judenhass stellt, werden ausgegrenzt. Warum ist das so? – Es ist so, weil Sie es immer noch nicht verwunden haben, dass die Bürger Ihnen mit ihrer Wahl Mandate und Posten weggenommen haben, auf denen Sie es sich jahrzehntelang bequem gemacht haben.

[Beifall bei der AfD]

Was ist das eigentlich für ein Demokratieverständnis? Eine derartige destruktive Verachtung von Wählern und

Demokratie entspricht nicht meinen Vorstellungen des Parlamentarismus.

[Heiko Melzer (CDU): Thema verfehlt!]

In den vergangenen Monaten haben sich die Abgeordneten der AfD ausführlich mit dem Doppelhaushalt befasst.

[Lachen bei der SPD, der LINKEN und den GRÜNEN – Zuruf von Anja Kofbinger (GRÜNE)]

Über 390 Berichtsanträge und – reden Sie nur, wir wissen, was Sie auf die Reihe gebracht haben, nichts haben Sie auf die Reihe gebracht – 419 Änderungsanträge vonseiten der AfD-Fraktion zum Doppelhaushalt zeigen, wie ernst wir die parlamentarische Arbeit nehmen.

[Dr. Wolfgang Albers (LINKE): Sie haben sich nicht einmal gemeldet! – Zuruf von Anja Kofbinger (GRÜNE)]

Ich bitte jetzt wieder um mehr Ruhe!

An den großen Linien der Budgetverteilung kann eine Oppositionspartei leider viel zu wenig ändern. Zum einen fehlen ihr die Mehrheiten, zum anderen ist sehr vieles im Haushalt bereits per Gesetz festgelegt.

[Anja Kofbinger (GRÜNE): Was für ein Geschwafel!]

Was politisch gestaltet werden kann, nur etwa 5 Prozent des Haushaltsvolumens, ist eher bescheiden. Deshalb ist es erforderlich, zielgerichtet und effizient mit den vorhandenen fiskalischen Spielräumen umzugehen, um nicht doch noch wie Griechenland zu enden.

Griechenland hatte bei Einführung des Euros, ähnlich wie Berlin heute, durch drastisch fallende Zinsen die Chance, aber auch die moralische Pflicht, Schulden abzubauen, effektiv in die Infrastruktur zu investieren und die Effizienz der staatlichen Strukturen bei nachhaltiger Entwicklung des Personals und der Entlohnung zu steigern. Stattdessen hat man in Athen weitergemacht wie immer, den Staatsapparat bis zur Grenze der Belastbarkeit aufgebläht, Investitionsgelder verplempert, die Schulden und Immobilienpreise im Schatten von gefälschten Zahlen explodieren lassen und sich bei exzessiver Ausdehnung des Sozialstaates dauerhaft auf die Rolle des Nettozahlungsempfängers innerhalb der EU eingestellt. Das Ergebnis dieser Politik ist hinlänglich bekannt, ebenso, wer die Zeche am Ende zahlen musste. Trotzdem schlägt RotRot-Grün in Berlin einen ähnlichen Weg ein.

Soll der Berliner Konsolidierungsleidensweg des letzten Jahrzehnts völlig umsonst gewesen sein? Wir fordern ein grundlegendes Umdenken.

(Carola Bluhm)

[Dr. Wolfgang Albers (LINKE): Wer ist bei Ihnen eigentlich „wir“?]

Berlin muss von der Hauptstadt der Armut zur Hauptstadt des Wohlstandes mit europäischem Vorbildcharakter werden.

[Beifall bei der AfD]

Dazu gehört auch, dass falsche Prioritäten im Haushalt korrigiert werden. Doch die Koalition hat unseren Änderungsantrag zur Erstellung einer Studie über die fiskalischen Auswirkungen ungesteuerter Zuwanderung auf den Haushalt Berlins auf Basis des Konzepts der Generationenbilanz der Stiftung Marktwirtschaft einfach abgelehnt.

[Katina Schubert (LINKE): Gott sei Dank!]

Man interessiert sich im Senat offensichtlich gar nicht dafür, was auf Berlin in den kommenden Jahren an Belastungen zukommt, weil man lieber jeden, der aus welchen Gründen auch immer, zu uns kommt, mit offenem Geldbeutel aufnehmen möchte. Die sogenannten Gesamtausgaben Asyl explodierten in 2017 von geplanten 478 Millionen Euro um 85 Prozent auf jetzt unglaubliche 886 Millionen Euro.

[Steffen Zillich (LINKE): Ist doch Quatsch!]

Laut Statusbericht des Senats können die über zusätzlichen 400 Millionen Euro angeblich durch veranschlagte Pauschalen in Kapitel 2930 abgefangen werden.

[Steffen Zillich (LINKE): Genau!]

Das werden wir uns sehr genau anschauen.

Die „Neue Zürcher Zeitung“ titelte erst kürzlich, die Flüchtlingskosten sind ein deutsches Tabu, und die Sorgen der Menschen wegen der drückenden Kosten der Flüchtlingskrise werden meist ignorant übergangen.

[Zurufe]

Hören Sie doch einfach einmal zu!

[Glocke des Präsidenten]

Ich bitte wieder einmal um etwas mehr Ruhe.

Der Kopf kann nicht durch den Kehlkopf ersetzt werden. Das habe ich hier schon einmal gesagt. Das ist bei Ihnen der Fall.