Protokoll der Sitzung vom 15.11.2018

Da ging es um die Sachpolitik, Herr Gräff. Wo waren Sie da eigentlich?

[Torsten Schneider (SPD): Da hat er seine Rede geschrieben!]

Die Koalitionsfraktionen haben diese Fragen gestellt, die Koalitionsfraktionen haben sich mit der Senatorin darüber unterhalten. Im Übrigen, keiner – es werden jetzt noch andere Redner und Rednerinnen nach mir folgen – der Opposition hat zu diesem StEP Wohnen, über den die Gesellschaft im Begleitkreis mitdiskutiert hat, auch nur eine einzige Frage gestellt.

[Stefan Evers (CDU): Schauveranstaltung!]

Frau Kollegin Spranger! Gestatten Sie eine Zwischenfrage des fraktionslosen Kollegen Wild?

Danke schön!

Jetzt zur letzten Sitzung, die wir hier gemeinsam im Parlament hatten. Da haben Sie an diesem Pult gefordert, weniger mietpreisgebundene Wohnungen auf den

Buckower Feldern zu errichten. Die Hälfte aller Berlinerinnen und Berliner hat Anspruch auf so eine Wohnung.

[Torsten Schneider (SPD): Schämt euch mal!]

Für diese Menschen neue Wohnungen zu bauen, kommt Ihnen trotzdem nicht in den Sinn.

[Zuruf von Stefan Evers (CDU)]

Sie kritisieren, dass der Wohnungsneubau nicht vorankommt, und gleichzeitig wollen Sie preiswerte Wohnungen verhindern.

[Torsten Schneider (SPD): Unerhört!]

Das passt doch vorne und hinten nicht, verehrte CDUFraktion!

[Beifall bei der SPD und der LINKEN – Beifall von Harald Moritz (GRÜNE)]

Wenn man wissen will, wie Sie sich Wohnungsneubau vorstellen, muss man sich eigentlich nur Ihren Landesparteitag genauer anschauen.

[Beifall von Stefan Evers (CDU) und Christian Gräff (CDU) – Bravo! von der CDU]

Da würde ich nicht so klatschen, Herr Gräff! Ich würde erst einmal nicht so klatschen. Ich nenne Ihnen ein Beispiel, über das wir hier so oft gesprochen haben: Private Investoren erhalten nur dann Baurecht, wenn sie verbindlich mindestens 30 Prozent bezahlbare Mietwohnungen schaffen. Und was will die CDU? – Die will diesen Anteil günstiger Wohnungen reduzieren, nämlich von 30 auf 25 Prozent.

[Zuruf von Ülker Radziwill (SPD)]

Außerdem wollen Sie Investoren entlasten und dafür dem Berliner Steuerzahler ordentlich in die Tasche greifen – darauf haben Sie sich hier im Übrigen gerade noch verständigt.

[Torsten Schneider (SPD): Unerhört! Umverteilung!]

Wenn es nach Ihnen ginge, würden die Kosten für Schulen und Kitas, die bisher in städtebaulichen Verträgen

[Zuruf von Oliver Friederici (CDU)]

an die Investoren gehen, vom Land Berlin bezahlt.

[Oliver Friederici (CDU): Da haben Sie unrecht!]

Das ist keine soziale Wohnungspolitik! Das ist unverantwortlich. Deshalb, liebe CDU, entlarven Sie sich selbst.

[Beifall bei der SPD – Vereinzelter Beifall bei der LINKEN und den GRÜNEN]

Unser Ansatz beim Wohnungsbau als rot-rot-grüne Koalition ist ein anderer. Wir brauchen Wohnungsneubau, der die Menschen in den Mittelpunkt stellt. In Berlin leben 100 000 alleinerziehende Mütter und Väter, jeder siebte Mensch ist von Armut bedroht. Für diese Menschen müssen wir Wohnungspolitik machen,

[Sibylle Meister (FDP): Da muss man Wirtschaftspolitik machen!]

denn die Starken in der Gesellschaft kommen meist gut auf dem Markt zurecht. Es sind die Schwächeren, es sind die Durchschnittsverdiener, und um die haben wir uns zu kümmern.

[Stefan Evers (CDU): Dann kümmert euch! – Kurt Wansner (CDU): Habt ihr mit denen schon mal gesprochen?]

Ja, natürlich! Wenn Sie gestern dabei gewesen wären, hätten Sie die Senatorin dazu auch gehört. Ja, es stimmt, der Wohnungsbau geht langsamer voran, als wir es uns vorgenommen haben. Aber seien Sie versichert: Da steuern wir und setzen alle Hebel in Bewegung, um den bezahlbaren Wohnungsbau zu beschleunigen.

[Stefan Evers (CDU): Lächerlich!]

Jetzt einfach noch einmal einige Beispiele: Wir schaffen 100 neue Stellen in den Senatsverwaltungen

[Zuruf von Christian Gräff (CDU)]

und in den Bezirken, um den Wohnungsbau zu beschleunigen.

[Zuruf von Kurt Wansner (CDU)]

Wir verkürzen – das ist längst Beschlusslage, Herr Gräff – die Geltungsdauer von Baugenehmigungen und Bauvorbescheiden,

[Heiko Melzer (CDU): Sie müssen erst einmal Baugenehmigungen ausstellen!]

um Spekulation zu unterbinden und damit Wohnungen schneller entstehen zu lassen.

[Sebastian Czaja (FDP): Wann werden die verkürzt?]

Den StEP Wohnen habe ich schon erwähnt. Das heißt, wir arbeiten in konkreter Sacharbeit nicht nur hier im Parlament, sondern in den Ausschüssen ganz klar dafür, dass wir den Mieterinnen und Mietern helfen, nicht denjenigen, die sich nur private Wohnungen leisten können,

[Zuruf von Stefan Evers (CDU)]

sondern denjenigen, die den großen Teil in Berlin ausmachen, die Mieterinnen und Mieter, für die sind wir da. Für die ist diese Koalition da, nämlich Rot-Rot-Grün. – Herzlichen Dank!

[Beifall bei der SPD, der LINKEN und den GRÜNEN – Kurt Wansner (CDU): Frau Spranger! Ich glaube, das war die falsche Rede!]

Für die AfD-Fraktion hat jetzt der Abgeordnete Laatsch das Wort. – Bitte schön!

Gute Unterhaltung, meine Damen und Herren! – Man muss Frau Spranger wirklich zugestehen, dass sie eine sehr tapfere Frau ist. Wer diese Wohnungspolitik, die wir hier im Moment in Berlin erleben, noch verteidigen muss, der hat wirklich ein Herz. Frau Spranger, ich gratuliere Ihnen zu dieser Tapferkeit! Aber da ist wirklich nichts mehr zu gewinnen.

[Beifall bei der AfD – Beifall von Andreas Wild (fraktionslos)]

Ich will Ihnen jetzt nicht alles erzählen, was Ihnen Herr Gräff schon erzählt hat, aber eines muss ich noch einmal aufgreifen: München, bekannt dafür, sämtliche Flächen verbraucht zu haben, 39,5 Prozent Zuwachs bei Baugenehmigungen. Berlin, ziemlich viel Grün, ziemlich viel freie Flächen, 5,6 Prozent Minus bei Baugenehmigungen.

(Iris Spranger)