Protokoll der Sitzung vom 24.01.2019

[Zuruf von Katrin Schmidberger (GRÜNE)]

Wie entsteht so ein Eindruck? – Ich sage es Ihnen – indem man durch eine totalistische Brille guckt, die man seit der DDR-Zeit, seit 1989 nicht abgesetzt hat.

[Beifall bei der AfD – Bravo! von der AfD – Zuruf von Katina Schubert (LINKE)]

Vor anderthalb Jahren haben Sie mich noch ausgelacht, als ich gesagt habe, die wollen einen anderen Staat. Vielleicht fangen Sie an zu begreifen, dass das so ist, wie ich es Ihnen gesagt habe. Und ich habe Ihnen auch gesagt, gleich daneben sitzen grün verkleidete Kommunisten.

[Beifall bei der AfD – Zuruf von Katrin Schmidberger (GRÜNE) und Dr. Wolfgang Albers (LINKE)]

Vielleicht schauen Sie sich jetzt mal an, was die dazu sagen – nämlich genau das Gleiche. Und jetzt schauen wir uns mal den Inhalt dieser Geschichte an. Wie sieht denn das eigentlich aus? Wir haben hier so drei große institutionelle Vermieter. Da sind einmal die Genossenschaften, die bieten den günstigsten Wohnraum, dann die Landeseigenen und Unternehmen wie die Deutsche Wohnen. Wie weit liegen die denn auseinander? – Die liegen in einer Mitpreisrange von ungefähr 10 Prozent. Was soll denn da der Grund für die Enteignung sein? Das frage ich Sie ernsthaft.

[Dr. Wolfgang Albers (LINKE): Die 10 Prozent zum Beispiel!]

Die Mietpreise unterscheiden sich also kaum, und sie gehen ungefähr in Stufen von 5 Prozent auseinander.

Wir schauen noch mal auf die DDR. Wozu hat das denn geführt, wenn der Staat Wohnraum enteignet, private Eigentümer erpresst, indem er ihnen niedrige Mieten aufdrängt und gleichzeitig hohe Qualität abverlangt, also etwas, was man nicht leisten kann? Die Bürger haben versucht, ihr Eigentum, diese Lasten loszuwerden. Diese Form der Erpressung erleben wir doch derzeit in Berlin auch wieder. Da sollen maximale ökologische Bedingungen erfüllt werden, da soll bester Wohnraum zur Verfügung gestellt werden, und das alles natürlich zu Tiefstpreisen, also eine Möglichkeit, die es so gar nicht gibt.

[Zuruf von Harald Wolf (LINKE)]

Warum macht man das? – Weil man die Vermieter mürbe kochen will, damit sie abschussreif für die Enteignungsbanden hier in diesem Haus werden.

[Beifall bei der AfD – Lachen bei der SPD und der LINKEN – Zuruf von der LINKEN: Was haben Sie heute Morgen getrunken?]

(Christian Gräff)

Ja, mir ist es heute Morgen gut gegangen, glauben Sie es! – Jetzt schauen wir uns doch mal die Verfassung an! Da steht ja zunächst mal Artikel 3, Gleichbehandlungsgrundsatz. Wie kommen Sie auf die Idee, dass Sie irgendjemandem sein Eigentum wegnehmen können und dem anderen nicht? Das frage ich Sie. Das ist der erste Punkt.

Dann haben wir den Artikel 14, auf den Sie sich beziehen. Da steht u. a., Eigentum verpflichtet. Ja, natürlich verpflichtet Eigentum, passiert auch jeden Tag. Schon wenn Sie es kaufen, zahlen Sie Grunderwerbsteuer, und da ist die Verpflichtung.

[Beifall bei der AfD – Zuruf von Katrin Schmidberger (GRÜNE)]

Dann beziehen Sie sich auf Artikel 15, zum Allgemeinwohl könnte man enteignen. Schauen wir uns mal an, wie das jetzt passiert! Sie nehmen aus einer Gesellschaft, die ganz viele Eigentümer hat, das Eigentum, also die Wohnungen raus und stecken sie in eine landeseigene, genauso privatwirtschaftlich organisierte Gesellschaft wieder rein. Da ist dann eben nur ein Eigentümer, das ist das Land. Können Sie mir mal erklären, da entsteht nicht ein einziger Quadratmeter neuer Wohnraum, wo da der Nutzen für die Allgemeinheit sein soll?

[Beifall bei der AfD]

Lächerliche 80 000 von 3,5 Millionen Bewohnern dieses Landes sind davon betroffen. Was soll denn der Scherz? Das ist doch wohl ein Witz. Da ist überhaupt kein allgemeiner Nutzen enthalten, in keiner Weise. Also hat Herr Gräff völlig recht, was Sie hier machen, ist absolut verfassungsfeindlich, aber ich habe nichts anderes von den beiden kommunistischen Parteien erwartet. Hoffentlich begreifen Sie jetzt endlich, dass Sie hier rote und grüne Kommunisten in diesem Raum haben und einen völlig hilflosen Bürgermeister. – Herzlichen Dank!

[Heiterkeit und Beifall bei der AfD – Lachen von Jörg Stroedter (SPD)]

Für die Linksfraktion hat der Abgeordnete Dr. Nelken das Wort.

[Frank-Christian Hansel (AfD): Jetzt kommt die Nelkenrevolution!]

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Sehr geehrte Kollegen von der CDU! Als ich den hier zu besprechenden Antrag gelesen habe, habe ich spontan gedacht: Muss man sich jetzt Sorgen um die politische Verfassung der Berliner CDU machen? Ist die CDU verfassungsrechtlich auf Abwegen?

[Zuruf von der AfD: Schon lange!]

Dann lassen Sie heute Herrn Gräff reden, der bei Justiz, Verfassungs- und Rechtsfragen nun nicht wirklich die Spitze Ihrer Fraktion ist.

[Christian Gräff (CDU): Aber Sie! Das sieht man ja!]

Die interessante Frage ist: Sie wollen das Begehren nach einer Vergesellschaftung von Unternehmen auf der Basis von Gesetzen – so steht es da nämlich – per Parlamentsbeschluss als verfassungsfeindlich, als Verfassungsbruch brandmarken lassen,

[Zuruf von Stefan Evers (CDU)]

obwohl gerade das in Artikel 15 als elementares Grundrecht festgeschrieben ist.

[Stefan Evers (CDU): Artikel 15 hat seine Funktion in einer Marktwirtschaft!]

Sie berufen sich auf den Schutz des Eigentums in Artikel 14 der Verfassung von Berlin,

[Zuruf von Stefan Evers (CDU)]

obgleich dort schon in Satz 2, der dem ersten Satz folgt, steht, dass das Eigentumsrecht begrenzt ist. Im nächsten Absatz stehen die Sozialbindung und die Verpflichtung, den Gebrauch des Eigentums ans Allgemeinwohl zu binden.

[Zuruf von Stefan Evers (CDU)]

Herr Evers! Sie sind ja Jurist. – Im Folgenden wird darauf hingewiesen, dass zur Sicherung des Allgemeinwohls auch eine Enteignung möglich wäre. Es gibt in diesem Lande Gesetze und Verfahren, Kollege Evers!

[Zurufe von Stefan Evers (CDU) und Sebastian Czaja (FDP)]

Und es gibt sogar Behörden zur Umsetzung. Berlin hat eine Enteignungsbehörde, die nicht Rot-Rot-Grün erfunden hat. Die gibt es schon lange in diesem Lande.

[Zuruf von Stefan Evers (CDU)]

Sie beantragen also, dass das Haus ein Bekenntnis ablegt, dass der Gebrauch der Verfassungsrechte ein Verfassungsbruch ist.

[Torsten Schneider (SPD): Das ist die Wahrheit!]

Umgangssprachlich würde man sagen: Was haben Sie geraucht?

[Beifall bei der LINKEN, der SPD und den GRÜNEN]

Übrigens, Kollegen von der CDU, in dem von Ihnen gebrandmarkten Gesetz zur Vergesellschaftung von Grund und Boden – Klammer auf: Rekommunalisierungsgesetz – konnte ich gar nichts von willkürlichen und massenhaften Enteignungen oder Verstaatlichungen finden. Auch das von Ihnen in Ihrem Antrag kolportierte Ansinnen, dass ein ganzer Wirtschaftszweig zu verstaatlichen wäre, findet sich in diesem Entwurf überhaupt nicht. Es geht um große Eigner, die Wohnungsbestände von

(Harald Laatsch)

mehr als 3 000 Wohnungseinheiten zum Zwecke der Profitwirtschaft halten.

[Zuruf von Sebastian Czaja (FDP)]

Über dieses Problem haben wir hier in diesem Haus schon gesprochen.

[Sebastian Czaja (FDP): Lesen Sie mal das Kleingedruckte!]

Wir wissen, dass es auf dem Immobilienmarkt ganz unterschiedliche Eigentümer gibt, die unterschiedlichen Ökonomien folgen. Auf dem Berliner Immobilienmarkt sind Wohnungsunternehmen klassischer Art und Weise, die ihre Erträge aus Bewirtschaftung der Bestände ziehen wollen, überhaupt nicht mehr leistungs- und handlungsfähig. Weil im Augenblick ganz andere den Berliner Wohnungsmarkt dominieren und die Preise bestimmen, kommen die klassischen Wohnungsunternehmen überhaupt nicht mehr zum Zuge, also hat der Staat ja durchaus ein Problem, dass er handeln muss, und zwar zum Schutze der Wohnungswirtschaft.

[Beifall bei der LINKEN – Beifall von Jörg Stroedter (SPD) – Zuruf von Sebastian Czaja (FDP) – Georg Pazderski (AfD): Die Kommunisten kennen nur Enteignungen!]

Das Problem, Herr Czaja, des Auseinanderfallens von Realwirtschaft und Kapitalhandel gibt es in sehr vielen Wirtschaftszweigen. Bei der Wohnungswirtschaft gibt es nur ein Problem,