Protokoll der Sitzung vom 10.02.2000

Meine Damen und Herren! Ich eröffne die 82. Sitzung des 12. Landtags von Baden-Württemberg und begrüße Sie.

Urlaub für heute habe ich Frau Abg. Thon und Herrn Abg. Mayer-Vorfelder erteilt.

Krank gemeldet sind die Herren Abg. Dr. Döring, Herbricht, List und Dr. Schäfer.

Dienstlich verhindert ist Herr Staatssekretär Rückert.

Meine Damen und Herren, heute hat Herr Kollege Sieber Geburtstag. Er ist leider noch nicht im Haus. Ich werde ihm anschließend im Namen des ganzen Hauses gratulieren und ihm Glück wünschen.

(Abg. Hans-Michael Bender CDU: Wir bereiten uns darauf angemessen vor!)

Meine Damen und Herren, wir treten in die Tagesordnung ein. Ich rufe Punkt 1 der Tagesordnung auf:

Dritte Beratung des Gesetzentwurfs der Landesregierung – Gesetz über die Feststellung des Staatshaushaltsplans von Baden-Württemberg für die Haushaltsjahre 2000 und 2001 (Staatshaushaltsplan 2000/01) – Drucksachen 12/4849, 12/4850

Für diese Dritte Beratung des Haushalts 2000/2001 hat das Präsidium eine Gesamtredezeit von 15 Minuten je Fraktion bei gestaffelten Redezeiten festgelegt.

In der Allgemeinen Aussprache erteile ich Herrn Abg. Dr. Scheffold das Wort.

Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich hatte gestern Abend Gelegenheit, an einer Aufführung des chinesischen Staatszirkus teilzunehmen.

(Zuruf von den Republikanern)

Das hat mich daran erinnert, dass, wenn man dem chinesischen Kalender folgt, auf das Jahr des Hasen das Jahr des Drachen folgt.

(Abg. Maurer SPD: Aber Sie sind das nicht, der Drache, oder?)

Alle zwölf Jahre ist das Jahr des Drachen, alle 60 Jahre – und so ist es jetzt – das Jahr des goldenen Drachen.

(Abg. Deuschle REP: Denken Sie da an Ihre Ehe- frau? – Abg. Moser SPD: Was sind denn jetzt Sie?)

Das sind in den meisten Jahren gute Zeiten. Sie sind geprägt von Mut, Zuversicht und Erfolg.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, auch wir schlagen heute mit der Verabschiedung des Haushalts für die Jahre 2000/2001 ein neues Kapitel in der Landesgeschichte auf.

(Abg. Maurer SPD: Das Jahr des Hamsters!)

Wir sind davon überzeugt, dass es gute Jahre werden. Sie sind geprägt von unserem Mut, von unserer Zuversicht. Sie sind geprägt von dem Erfolg in den vergangenen Jahren, und wir werden auch in den zukünftigen Jahren Erfolg haben.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir bewähren uns in schwieriger Zeit.

(Abg. Maurer SPD: Das ist gewiss wahr!)

Das neue Jahrtausend wird mit einem aufgeblähten Staat beginnen.

Das sagt Roman Herzog.

Der Staat leidet unter dem Mythos der Omnipotenz und der Unerschöpflichkeit seiner Ressourcen. Man könnte auch sagen, die Bürger überfordern ihren Staat.

(Abg. Rapp REP: Oder der Staat seine Bürger!)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, dieser Aufgabe müssen wir uns stellen, und wir tun es hier im Land BadenWürttemberg.

(Abg. Maurer SPD: Ganz stark!)

Wir bedauern, dass wir dabei von der Bundespolitik keine große Unterstützung erhalten.

Die Steuerreform der Bundesregierung, die jetzt in die Wege geleitet wurde, begrüßen wir als einen Schritt in die richtige Richtung.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des Abg. Kuhn Bündnis 90/Die Grünen)

Wir haben ihn schon immer gefordert, meine sehr verehrten Damen und Herren.

(Abg. Kuhn Bündnis 90/Die Grünen: Guter Mann!)

Der Beifall ist völlig verfrüht, meine Damen und Herren von den Oppositionsfraktionen.

(Abg. Moser SPD: Nein, nein! Sie können jetzt aufhören! – Abg. Kuhn Bündnis 90/Die Grünen: Sie können sich wieder setzen! Dann war das die beste Rede, die Sie bisher gehalten haben!)

Dieser Schritt ist nicht mutig genug. Er weist nicht weit genug in die Zukunft. Er entlastet nicht genug, er entlastet nicht schnell genug, und er entlastet vor allem nicht alle gleichmäßig. Insbesondere den Mittelstand entlastet er nicht genügend.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, das ist ja nicht das Urteil der CDU. Ich lese hier von Mario Ohoven, Präsident des Bundesverbands mittelständischer Unternehmen, die Steuerreform habe die primären Ziele einer Steuerreform in Teilen glatt verfehlt. Das ist ein vernichtendes Urteil.

(Zuruf von der SPD: 16 Jahre!)

Wenn Sie die Ereignisse der vergangenen Tage betrachten, erfährt dieses Urteil eine intensive Unterstützung. „Viel Kritik an der EZB nach der Zinserhöhung“ heißt es. „Ökonomen halten Analyse für fragwürdig.“ Meine sehr verehrten Damen und Herren, die Europäische Zentralbank hat die Zinsen erhöht. Sie hat das aber nicht deswegen getan, weil der innere Geldwert des Euro gefährdet wäre, weil die Preisstabilität in Europa gefährdet wäre. Vielmehr hat sie die Zinsen deswegen erhöht, weil der äußere Geldwert des Euro nicht stimmt, weil der Euro gegenüber Dollar und Yen schwächer geworden ist. Das ist ein gefährliches Zeichen, weil es in die Richtung weist, dass die Konjunkturkräfte bei uns nicht genügend Auftrieb haben,

(Abg. Rapp REP: Das haben wir Ihnen schon vor fünf Jahren gesagt!)

weil es in die Richtung weist, dass die Politik die Rahmenbedingungen in Europa nicht richtig setzt. Dazu gehört insbesondere auch die Politik in Deutschland, die Europa maßgeblich prägt, weil Deutschland das wirtschaftsstärkste Land in Europa ist.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, wer in dieser Zeit immer nur mehr fordert, hat die Herausforderungen unserer Zeit nicht verstanden. Diesen Vorwurf mache ich insbesondere Ihnen von den Oppositionsfraktionen. Sie fordern mehr Lehrer, Sie fordern mehr Polizei, Sie fordern mehr Hochschullehrer, Sie fordern sogar mehr Steuerbeamte, Herr Kollege Moser.

(Abg. Kuhn Bündnis 90/Die Grünen: Haben wir mehr Polizei gefordert?)

Das ist übrigens ein ganz merkwürdiger Vorgang, Herr Kollege Moser. Sie haben gesagt, mehr Stellen für Steuer

beamte, Betriebsprüfer, Steuerfahnder finanzierten sich ja selbst.

(Zurufe von der SPD, u. a. Abg. Maurer: Jawohl!)

Das ist ein sehr merkwürdiger Vorgang.

(Zuruf des Abg. Moser SPD)

Sind denn dann mehr Stellen für Lehrer und Polizisten nur deswegen nicht gerechtfertigt, weil sie sich nicht selbst finanzieren?

(Oh-Rufe von der SPD – Zuruf des Abg. Brecht- ken SPD)