Ja, natürlich. Und Sie kennen auch die fünf bis sechs Gründe, warum es Klassen mit weniger als 10 Unterrichtsstunden pro Woche gibt. Ich komme gleich noch darauf zu sprechen.
Wir haben Klassen mit 13 und mehr Wochenstunden, insgesamt 1 297. Wir haben 2 152 Klassen mit 12 Unterrichtsstunden und über 3 800 Klassen mit 10 und 11 Unterrichtsstunden, meine Damen und Herren. Das heißt, die Mehrheit der Schülerinnen und Schüler in Baden-Württemberg,
die überwältigende Mehrheit hat in der Berufsschule 10 bis 13 Wochenstunden und mehr. Das wird so bleiben. Zu den Klassen mit unter 10 Stunden wissen Sie: Es gibt Klassen mit Schülern, die bereits eine Ausbildung abgeschlossen haben und deshalb eine Reduzierung von 4 bis 5 Wochenstunden erhalten. Es gibt die variable Verteilung von Unterrichtszeiten auf die Schuljahre.
Es gibt Situationen, in denen der fachpraktische Unterricht dem dualen Partner überlassen bleibt, um die Anschaffung der notwendigen Werkstattausrüstung und von Geräten zu vermeiden. Es gibt Klassen mit Prüfungswiederholern, die unter 10 Wochenstunden haben. Natürlich gibt es auch Situationen vor Ort, die dies erfordern: Raummangel,
Probleme bei der Abstimmung zwischen Betrieb und Schule – ich nenne das Stichwort Gastronomie. Aber ich sage noch einmal: Die strukturellen Defizite sind über die Jahre nicht größer geworden.
Meine Damen und Herren, das Entscheidende ist doch nicht die buchhalterische Auflistung von Wochenstunden. Das Entscheidende ist, dass dabei eine Ausbildung herauskommt, die in Übereinstimmung von Schule und Betrieb geschieht und zu einer Beschäftigung führt.
(Beifall bei der CDU – Abg. Wintruff SPD: Woher wissen Sie denn das? Dann brauchen wir auch gar keinen Unterricht mehr zu geben!)
Wir werden in diesen Tagen die neue Stichprobe über den Unterrichtsausfall in Baden-Württemberg veröffentlichen. Auch das unterscheidet uns übrigens von vielen anderen: Wir machen transparent, wo wir Probleme haben und wo wir aktuell etwas verbessern müssen.
Deshalb ist es wahr: Wir haben im gesamten Bereich des beruflichen Schulwesens 4,5 % Unterrichtsausfall, 4,5 % gemessen an 13 Wochenstunden – das ist die Latte – und an 32 bis 35 Wochenstunden in Berufskollegs und beruflichen Gymnasien.
Der zweite Punkt, meine Damen und Herren, ist der Fachkräftemangel. Es stimmt, dass es Branchen gibt, in denen Studienabsolventen heute lieber in die Wirtschaft gehen als in die Schule. Aber auch hier haben wir die ersten Schritte getan und nehmen selbstverständlich auch Absolventen von Fachhochschulen. Ich bin Ihrer Meinung: Wer eine Fachhochschule besucht hat, darf nicht automatisch im öffentlichen Dienst besoldungsmäßig benachteiligt werden.
Da würde ich mich für Unterstützung auf der Bundesebene bedanken. Dort wird das Dienstrecht gemacht, und dort brauchen wir Veränderungen, nicht in Baden-Württemberg.
Frau Ministerin, da ich jetzt erst drankomme, muss ich noch einmal auf Ihre vorherige Äußerung zurückkommen. Ich habe einmal ausgerechnet: Wenn wir nach Ihrer Argumentation die Latte auf 12 Unterrichtsstunden legten – Sie legen ja großen Wert darauf, dass die anderen Bundesländer das auch tun –, dann kämen bei 12 Sollstunden immer noch 8,1 % Unterrichtsausfall aufgrund struktureller Defizite plus 4 % durch krankheitsbedingte Ausfälle heraus; dann wären wir bei 12 %. Dazu kämen noch 2,9 % als Vertretungsunterricht hinzu. Bei 12 Unterrichtsstunden ergibt sich ein Fehlbedarf, der zwischen 12 und 15 % liegt. Ich frage Sie: Halten Sie auch das noch für normal?
Herr Wintruff, das strukturelle Defizit kann, wenn ich das Soll von 13 auf 12 Stunden reduziere, nicht zeitgleich größer werden.
(Abg. Wintruff SPD: Da sind es 14 %! Wir reden über Teilzeit! – Gegenruf des Abg. Döpper CDU: Hören Sie doch mal zu! – Weitere Zurufe)
Das will ich überhaupt nicht. Ich sage Ihnen nur: Auf 12 Wochenstunden kommt in anderen Ländern kaum jemand.
Ich sage auch nicht, dass ich runter will. Aber ich sage: Ich finde es eine Maßlosigkeit, mit der Sie aus gegebenem Anlass – – Wir sind zwölf Monate vor einem auch für Sie wichtigen Termin. Deshalb finde ich das ja auch alles in Ordnung. Das können Sie ruhig noch zwölf Monate machen.
Aber Sie müssen doch nicht meinen, dass Ihnen irgendjemand in Deutschland glaubt, dass die berufliche Bildung besonders in Baden-Württemberg schlecht sei. Niemand glaubt Ihnen das.
(Lebhafter Beifall bei der CDU und Beifall bei der FDP/DVP – Abg. Wintruff SPD: Da werden Sie sich noch wundern!)
Jetzt komme ich zu Zahlen, die die Opposition immer verschweigt. Die erste Zahl – übrigens auch in der Stellungnahme und in der Kultusministerkonferenz abfragbar –: die beste Relation Lehrer/Schüler – das ist ein wichtiger Faktor – im Teilzeitbereich in den Flächenländern in Baden-Württemberg; im Bereich der Vollzeitschulen die zweitbeste Relation. Die Zuweisung von Lehrerwochenstunden pro Schule – darüber haben wir schon im Schulausschuss gestritten; da haben Sie es mir nicht geglaubt; jetzt haben wir es noch einmal bei der KMK abgefragt; jetzt bekommen Sie es noch einmal schriftlich –: 12,5 Lehrerwochenstunden Zuweisung im Bereich des beruflichen Schulwesens; in NRW 11, in Niedersachsen 10, in Rheinland-Pfalz 10,6. Vergleich allgemein bildende Gymnasien und berufliche Gymnasien: In der Klasse 11 gibt es Verschiedenheit in der Gruppengröße. In den Klassen 12 und 13 ist die durchschnittliche Schülerzahl im Leistungskurs im allgemein bildenden Gymnasium 13, im beruflichen Gymnasium 17, im Grundkurs im allgemein bildenden Gymnasium 17, im beruflichen Gymnasium 19.
Nein. Ich habe es doch gesagt: In der Klasse 11 gibt es neue Gruppenbildungen im beruflichen Gymnasium, während im allgemein bildenden Gymnasium die Schüler hochkommen. Das kann man erklären; das ist doch ziemlich klar. Im Kurssystem in den beiden Klassenstufen der gymnasialen Oberstufe sind sie nahezu identisch. Übrigens – das zeigt sich bei dieser Gelegenheit auch – gute Zahlen: 19,1 Durchschnittsgröße im Grundkurs, 17,4 im Leistungskurs.
Und auch bei den Computern, meine Damen und Herren: Niemand kann zaubern, aber 13 Schüler auf einen Computer ist eine gute Relation.
Das wird auch überall im Bereich des beruflichen Schulwesens gesagt. Jetzt werden wir den nächsten Schritt tun müssen: Mit der Zahl der Computer in unseren Schulen müssen wir verstärkt in die Netzwerkbetreuung investieren, die Gemeinden, die Städte mit uns gemeinsam. Die Schulen brauchen jetzt Hilfe bei der Bewältigung dieser ausgiebigen Hardware.
Wir haben eine Reihe von innovativen Schulprojekten mit dem Computer, die sich jetzt auswirken, die auf andere Schulen übertragen werden. Aber davon zu reden, dass wir im Bereich der Informationstechnik, im Bereich der Ausstattung in einem jämmerlichen Zustand sind, ist weit, weit von der schulischen Wirklichkeit entfernt. Kein Bereich ist so ausgestattet wie der Bereich unserer beruflichen Schulen.
(Abg. Wintruff SPD: Das haben wir doch gestern debattiert! – Abg. Birgit Kipfer SPD: Das ist doch jetzt nicht das Thema!)
Meine Damen und Herren, was tun wir in Zukunft? Wir schaffen zum neuen Schuljahr 800 neue Lehrerstellen, davon 200 für die beruflichen Schulen. Es wird das erste Schuljahr sein, bei dem wir so viele neue Lehrerstellen schaffen, wie es dem Schülerzuwachs entspricht.
Das hat mit den beruflichen Schulen zu tun. Sie werden sehen, dass das auch in den kommenden Jahren so bleibt. Wir brauchen eine Stabilisierung im Blick auf die Lehrerversorgung. Ich sage Ihnen aber auch: Wer sich heute die Ergebnisse der neuen Stichprobe ansieht, der spürt auch ganz deutlich: Es gibt Unterrichtsausfall, der nicht vermieden werden kann.