Protokoll der Sitzung vom 18.05.2000

(Abg. Moser SPD: Und wie viel suchen sie?)

Diese 120 Leute kommen aus exakt 16 Nationen.

(Abg. Moser SPD: Und wie viel suchen sie?)

Aus 16 Nationen! Vor Einführung der Greencard sind die also zu einer Arbeitserlaubnis und zu einer Aufenthaltserlaubnis gekommen. Wenn Sie handeln wollten, hätten Sie schon vor Wochen, als zum ersten Mal das Thema Greencard aufkam, vonseiten der Bundesregierung einen Brief an die Arbeitsverwaltung und an die Ausländerverwaltung schreiben können: erstens großzügiger sein und zweitens schneller Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis erteilen.

(Lebhafter Beifall bei der CDU – Abg. Moser SPD: Alles verlogen! – Weitere Zurufe, u. a. der Abg. Dr. Hildebrandt Bündnis 90/Die Grünen und Wintruff SPD)

So wäre das Problem anstandslos zu lösen gewesen.

Wider besseres Wissen sagen Sie, dass ich mich dagegen wehren würde, dass es zur Zuwanderung von Fachkräften komme. Aber das ist für mich die dritte Priorität und nicht die erste. Das habe ich dem Bundeskanzler und der Branche gesagt sowie in zahlreichen Interviews, und bei dieser Meinung bleibe ich: erstens, zweitens und drittens.

Und jetzt komme ich zum Dritten.

(Heiterkeit bei der SPD – Abg. Dr. Salomon Bünd- nis 90/Die Grünen: Ich habe gedacht, wir sind auf einer Versteigerung!)

Ja, jetzt komme ich zum Dritten.

Innenminister Schily ist zu Recht zititert worden. Wenn ich es richtig sehe, ist er jetzt in der SPD.

(Zuruf des Abg. Dr. Schäfer Bündnis 90/Die Grü- nen – Abg. Haas CDU: Das tut weh, sehr weh! – Abg. Dr. Salomon Bündnis 90/Die Grünen: Tata, tata, tata! – Unruhe)

Also ich muss sagen, wenn ich Ihre Wahlergebnisse der letzten elf Wahlen sowie der letzten Wahl am letzten Sonntag betrachte,

(Abg. Bebber SPD: Sie müssten sich einmal hö- ren!)

dann würde ich nicht so laut „Tata, tata, tata!“ rufen,

(Beifall bei der CDU und Abgeordneten der FDP/ DVP)

sondern dann würde ich mich anstrengen, dass ich nicht auch in Baden-Württemberg ein Drittel der Wähler verliere, so, wie Sie bei jeder Wahl in den letzten drei Jahren ein Drittel Ihrer Wähler verloren haben. Das würde ich machen, nicht wahr?

(Abg. Bebber SPD: Wir sind doch hier nicht im Kindergarten!)

Ich bin bei der dritten Priorität. Innenminister Schily sagte im November 1998: „Die Grenze der Belastbarkeit Deutschlands durch Zuwanderung ist überschritten.“ Bun

(Ministerpräsident Teufel)

deskanzler Schröder wurde auf dieses Interview von Schily angesprochen und sagte im November 1998: „Zusätzliche Zuwanderung nach Europa ist nicht verkraftbar.“

(Zuruf des Abg. Deuschle REP)

Dies, meine Damen und Herren, ist exakt unsere Auffassung. Warum macht die Bundesregierung dann genau das Gegenteil, nämlich zusätzliche Zuwanderung? Mit uns kann man über Zuwanderung nach unseren Maßstäben,

(Lachen bei Abgeordneten der SPD)

also über erwünschte Zuwanderung von Fachkräften für die volle Bandbreite dort, wo Bedarf besteht, also in allen Branchen, reden,

(Abg. Dr. Salomon Bündnis 90/Die Grünen: Das ist der Spagat, wo es reißt! – Zuruf der Abg. Chris- tine Rudolf SPD)

wenn es an anderer Stelle zu einer nennenswerten Rückführung von Zuwanderung nach Deutschland kommt.

(Beifall bei der CDU – Abg. Moser SPD: Und wa- rum weist ihr dann die Bosnier für die Handwerker aus? Warum weist ihr sie aus?)

Da herrscht im Übrigen völlige Übereinstimmung innerhalb der Koalition. Also nicht zusätzliche Quoten draufgesattelt, sondern ein Gesamtkonzept, das wir schon – das sage ich auch den Kollegen der FDP/DVP – auf dem Landesparteitag

(Zuruf des Abg. Bebber SPD)

der CDU Baden-Württemberg im Jahr 1991 in Ulm mit genau den Inhalten, die jetzt diskutiert werden, gefordert haben. Es ist ein Gesamtkonzept mit einer nennenswerten Reduzierung des Zugangs.

(Zuruf der Abg. Birgit Kipfer SPD – Abg. Bebber SPD: Was ist denn jetzt los? – Abg. Drautz FDP/ DVP: Herr Ministerpräsident, warum haben Sie sich dann seither so verhalten? – Demonstrativer Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Das will ich Ihnen gern sagen. Herr Kollege Drautz, diese Frage hätte nicht kommen dürfen.

(Lachen bei der SPD und beim Bündnis 90/Die Grünen – Abg. Dr. Salomon Bündnis 90/Die Grü- nen: Die stand nicht in der Koalitionsvereinba- rung!)

Wissen Sie, warum sie nicht hätte kommen dürfen? Weil Sie ganz genau wissen, warum eine solche Lösung in der früheren Bundesregierung nicht zustande gekommen ist: weil Sie einen Bundesinnenminister Baum, weil Sie einen Herrn Hirsch, weil Sie eine Frau Leutheusser-Schnarrenberger hatten.

(Lebhafte Zurufe von der SPD – Abg. Birgit Kip- fer SPD: Kanther! – Zurufe von der CDU: Natür- lich! Eben! – Unruhe)

Ich sage es doch in aller Sachlichkeit. Aber es ist doch wahr. 1991 und 1992 war das nicht nur mit der SPD nicht möglich,

(Abg. Dr. Salomon Bündnis 90/Die Grünen: Da war der Baum schon nicht mehr dran!)

sondern es war auch mit der FDP auf Bundesebene nicht möglich, zu einer Änderung des Asylrechts zu kommen

(Zurufe von der CDU – Abg. Deuschle REP: Hört, hört! – Abg. Dr. Schlierer REP: Interessant!)

und zu einem Gesamtkonzept für die Rückführung von Zuwanderung von Menschen, die nicht verfolgt sind und deren Asylantrag abgelehnt wird.

(Abg. Christine Rudolf SPD: Da gab es noch keine Änderung!)

Es bedurfte der Landtagswahl in Baden-Württemberg im März 1992,

(Zuruf des Abg. Dr. Reinhart CDU)

und es bedurfte des Einzugs der DVU in den Landtag von Schleswig-Holstein – am gleichen Tag war Landtagswahl in Schleswig-Holstein –, bis SPD und FDP bereit waren, in einer fünf Tage und vier Nächte dauernden Sitzung zu einer Änderung des Grundgesetzes beim Asylgrundrecht zu kommen. Das ist doch einfach die Wahrheit.

(Lebhafter Beifall bei der CDU – Zurufe der Abg. Drautz FDP/DVP und Dr. Hildebrandt Bündnis 90/ Die Grünen)

Deswegen ist es eine ganz und gar sachliche Antwort, die ich auf Ihre Frage gegeben habe.

(Abg. Christine Rudolf SPD: Nein, das war über- haupt keine Antwort! – Zuruf der Abg. Birgit Kip- fer SPD)

Herr Kollege Drautz, Sie wissen auch, dass es bei dieser Frage eines Gesamtkonzepts, einer Änderung der Verfassung, einer europäischen Harmonisierung –

(Zurufe der Abg. Pfister FDP/DVP und Scheuer- mann CDU)

was wirklich unsere Punkte von 1991 waren; ich kann sie Ihnen zustellen –