Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! PISA scheint gerade für die deutsche politische Szene immer wieder etwas herzugeben. Nirgendwo gibt es große Aufregungen um PISA. In Deutschland bewegt es die Bildungspolitik, die Medien und alle, die sich über irgendetwas ereifern wollen.
(Abg. Zeller SPD: Wer hat denn heute Morgen mehrfach PISA zitiert? War das nicht der Minister- präsident? – Zuruf des Abg. Schmiedel SPD)
Es gibt interessante Erkenntnisse bei PISA. Aber die PISADebatten in Deutschland beginnen interessanterweise jedes Mal mit irreführenden Meldungen. Das ist das wirklich Ärgerliche an der Rezeption der PISA-Erkenntnisse in Deutschland, dass wenige Tage vor Veröffentlichung der gesamten Studie vorab irgendeine Meldung durchgestochen wird, die dann alle Überschriften zur PISA-Debatte beherrscht.
Das ist auch in diesem Jahr wieder geschehen. Die irreführende Meldung ist heute von Herrn Kollegen Zeller wiederholt worden. Er hat behauptet, das Verhältnis zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg habe sich in Deutschland weiter verschlechtert. Herr Professor Prenzel, der Chef des PISA-Konsortiums – –
Es stimmt auch nicht für Baden-Württemberg! – Herr Professor Prenzel, der Chef des PISA-Konsortiums,
hat in Berlin in der Pressekonferenz bei der Vorstellung der Studie ausdrücklich erklärt, dass dieser Schluss falsch sei und dass das durch eine Falschmeldung von dpa in Umlauf gesetzt worden ist. Wir diskutieren jetzt hinter einer Schimäre her. Ich bin nicht bereit, mich solchen Debattenkulturen in irgendeiner Form zu unterwerfen.
Herr Rau, würden Sie zur Kenntnis nehmen, dass nach der PISA-Studie 2000 ein Kind aus einer Akademikerfamilie eine 3,23-mal höhere Chance hatte, ein Gymnasium zu besuchen, als ein Kind aus einer Arbeiterfamilie, während dieser Wert 2003 in Baden-Württemberg bei 4,4 gelegen hat? Das heißt also, hier ist eine deutliche Verschlechterung eingetreten.
(Abg. Zeller SPD: Das ist genau die Zahl, die die Autoren von sich gegeben haben! – Gegenruf des Abg. Fleischer CDU: Seien Sie doch froh, wenn es nicht so ist!)
und deswegen hat Professor Prenzel festgehalten, dass die Dinge nicht vergleichbar seien. Deswegen stimmt es nicht.
(Abg. Zeller SPD: Sie drehen es so hin, wie Sie es brauchen! – Abg. Fleischer CDU: Auch der Zeller ist unvergleichbar!)
Das ist das, was der zuständige Mann, der die wissenschaftliche Leitung bei der Auswertung dieser Daten hatte, erklärt hat.
Es sind einseitige Betrachtungen, die sich dem anschließen. Es gibt auch ungerechte Beurteilungen unserer Schulen. Ich glaube, wenn man in eine solche Debatte einsteigt, dann muss man auch die positiven Botschaften, die für die Schulen unseres Landes, für die Schulen in Baden-Württemberg – für alle Schularten – in PISA enthalten sind, auf jeden Fall in die Debatte mit einbringen. Darauf haben Sie verzichtet,
weil es Ihnen ja darum ging, Ihre Redezeit dazu zu nutzen, um die Schulen mit dem, was sie für die jungen Menschen in unserem Land leisten können, erst einmal schlechtzureden.
(Beifall bei der CDU – Zuruf von der CDU: So ist es! – Abg. Junginger SPD: Sie haben nicht zuge- hört! – Abg. Zeller SPD: Ich gebe Ihnen gern die Rede zum Nachlesen!)
Wir haben in allen Bereichen, die bei PISA untersucht worden sind, die Leistungen gesteigert. Wir liegen in allen Bereichen über dem OECD-Durchschnitt.
Wir liegen in allen Bereichen über dem OECD-Durchschnitt! Wir liegen in der oberen Tabellenhälfte international. Das ist kein Grund, die Schulen dieses Landes schlechtzureden.
und dass die Einheitsschulsysteme, in Nordrhein-Westfalen beispielsweise, erheblich schlechtere Ergebnisse erbringen.
Wenn Sie mir jetzt noch sagen wollen, dass Sachsen ein Gesamtschulsystem habe, dann müssen Sie mir nur noch erklären, wo Sie das hernehmen.
Wir haben bei PISA 2003 schließlich wiederum bestätigt bekommen, dass im Mittelpunkt der Betrachtungen nicht die Schulstruktur, sondern die Frage der Qualität des Unterrichts zu stehen hat.
Das haben Professor Baumert im Jahr 2000 als Chef des Konsortiums und Professor Prenzel im Jahr 2003 ausdrücklich bestätigt.