Protokoll der Sitzung vom 01.02.2006

Das wird nachher noch einmal wichtig bei den Konsequenzen, die daraus zu ziehen sind.

Bemerkenswert an diesem Vorgang ist allerdings noch, dass das eigentlich zuständige Wirtschaftsministerium so lange ahnungslos war, bis das Staatsministerium die Gnade hatte, es in Kenntnis zu setzen. Die FDP/DVP – das zeigt sich auch an diesem Beispiel wieder – ist in der Landesregierung schlicht irrelevant. Die Offenheit, mit der Herr Pfister seine Einflusslosigkeit in dieser Sache bekannt hat, hat mich allerdings verblüfft.

Was sind unsere Handlungsempfehlungen? Unsere Schlussfolgerungen sind klar: Das Land muss raus aus dem Messegeschäft. Wir Grüne hatten einfach Recht:

(Abg. Drautz FDP/DVP: Das stimmt doch gar nicht!)

Der Bau von Messen und ihr Betrieb sind keine Aufgaben des Landes. Dies verschlingt Unsummen, die an anderer Stelle fehlen. Ordnungspolitisch ist der Einstieg des Landes als Messebetreiber und Messeveranstalter der beinahe größte Sündenfall, den wir als Gesellschafter mit 50 % Anteil an der SMK in diesem neuen Jahr haben. Es ist grundverkehrt, wenn die öffentliche Hand so stark in den Markt eingreift.

(Beifall bei den Grünen)

Die Fakten sind eindeutig: Herr Hofer, es gibt gar keinen Messemarkt.

(Abg. Hofer FDP/DVP: Sie sind halt irrelevant!)

Der Messesubventionswettlauf treibt absurde Blüten in Deutschland. Von den größten fünf Messeplätzen der Welt liegen vier in Deutschland. Die Messeplätze mit überregionaler Bedeutung haben ihre Hallenkapazität in fünf Jahren um 8 % erhöht.

(Abg. Drautz FDP/DVP: Aber nicht die Regional- messen!)

Die vermietete Fläche bei den überregionalen Messen ist aber in fünf Jahren um 8 % geschrumpft, und bei den regionalen Messen ist der Rückgang noch dramatischer.

In diesen Verdrängungs-“Un“-markt hinein setzen Sie nun mit 243 Millionen € Landesgeldern die neue Messe auf die Filder. Diese Messe will gefüllt sein, und dass dabei im Zweifelsfall anderen Standorten in Baden-Württemberg geschadet wird, das haben wir ja nun deutlich gesehen. Das können wir leider nicht mehr rückgängig machen.

(Abg. Hofer FDP/DVP: Glücklicherweise!)

Die mindeste Konsequenz aus den Vorgängen in Sinsheim muss aber sein, dass das Land aus der SMK aussteigt und seine Anteile privatisiert. Was würde dann passieren? Dazu hat sich Herr Kromer Anfang Januar in der „Wirtschaftswoche“ eindeutig geäußert:

Bei Privatisierung müssten die Messegesellschaften die Hallenmieten auf das internationale Niveau anheben. Das würde bedeuten, dass wir unsere Quadratmeterpreise, die heute unter 200 € liegen, verdoppeln oder verdreifachen müssten.

(Abg. Hofer FDP/DVP: Das ist in ganz Deutsch- land so!)

Genau das ist der Punkt. Dieser Wettbewerb wird in allen Bundesländern mit staatlichen Subventionen und in den Kommunen mit staatlicher Unterstützung angeheizt.

(Abg. Hofer FDP/DVP: Stimmt!)

Das führt dazu, dass das immer mehr Mittel verschlingen wird. Wir haben bei der Diskussion über den Hockenheimring gesehen, wohin es führt, wenn bei diesem scharfen Wettbewerb keine schwarzen Zahlen mehr geschrieben werden. Dann muss man immer mehr nachschießen.

(Zuruf des Abg. Hofer FDP/DVP)

Das ist eine Spirale ins Endlose, wogegen wir bei unseren Kernaufgaben wie etwa beim Hochschulbau einen Sanierungsrückstand von etwa 2,4 Milliarden € haben.

Für den Standort Sinsheim gibt es nun Bemühungen der Landesregierung, dass Schall einige Messen dort belassen soll, damit der Messebetrieb aufrechterhalten werden kann. Das zeigt zweierlei: Der Untersuchungsausschuss und damit wir als Opposition haben bewirkt, dass noch einmal Bewegung in die Sache kommt und für Sinsheim noch nicht aller Tage Abend sein muss.

(Abg. Drautz FDP/DVP: Das glauben aber auch nur Sie!)

Es zeigt aber vor allem, dass Schall keineswegs – wie Sie von der Regierungskoalition behaupten – auf jeden Fall von Sinsheim wegwollte, sondern dass die Landesregierung darauf Einfluss hatte und hat.

(Abg. Dr. Schüle CDU: Sie haben doch immer ge- sagt: Sie hat es nicht!)

Ihre Schutzbehauptung, Sie hätten das nur gemacht, damit er nicht in ein anderes Bundesland gehe, ist durch die aktu

ellen Ereignisse in sich zusammengefallen. Herr Schall ist ein Unternehmer, der rechnet. Er hat dank Ihrer Unterstützung jetzt einen Vertrag in der Tasche, der ihm eine komfortable Ablösesumme garantiert, die das Land als Gesellschafter der SMK letztlich zur Hälfte bezahlen muss.

(Zuruf des Abg. Hofer FDP/DVP)

Die Konsequenz aus dem ganzen Poker darf jedoch auf keinen Fall sein, dass das Land noch tiefer in das Messegeschäft einsteigt und aus Steuergeldern eine Halle in Sinsheim kauft. Davor können wir nur warnen.

(Beifall des Abg. Dr. Witzel GRÜNE – Glocke der Präsidentin)

Herr Abgeordneter, ich darf Sie bitten, zum Ende zu kommen.

Ich komme zum Schluss. Der letzte Satz, Frau Präsidentin: Die Lehre aus dem Fall Sinsheim ist klar:

(Zuruf des Abg. Hofer FDP/DVP)

Mehr Markt und weniger Staat beim Messegeschäft. Das bekommt Baden-Württemberg nur mit uns.

(Beifall des Abg. Dr. Witzel GRÜNE – Abg. Drautz FDP/DVP: Eine einsame Stimme, die klatscht! – Vereinzelt Heiterkeit – Beifall bei Ab- geordneten der Grünen)

Das Wort erteile ich Herrn Minister Pfister.

Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren!

(Abg. Birzele SPD: Frau Präsidentin!)

Der Kollege Kretschmann hat hier ordentlich Wahlkampf gemacht. Das ist sein gutes Recht. Das soll er machen.

(Abg. Birzele SPD: Herr Minister: Frau Präsiden- tin! – Abg. Kretschmann GRÜNE: Wo habe ich Wahlkampf gemacht?)

Das ändert aber nichts an der Tatsache und an der Feststellung: Es gibt in der Geschichte des Landes Baden-Württemberg Untersuchungsausschüsse, die nötig waren. Dieser war aber kropfunnötig.

(Beifall bei der CDU und der FDP/DVP – Abg. Göschel SPD: Ebenso wie das Wirtschaftsminis- terium!)

Deshalb ist es gut, dass jetzt endlich ein Endpunkt und Schlusspunkt gesetzt wird.

(Abg. Kretschmann GRÜNE meldet sich zu einer Zwischenfrage.)

Dieser Untersuchungsausschuss war Zeitverschwendung, nichts anderes. Das haben wir Ihnen aber von Anfang an gesagt. – Ich werde keine Zwischenfragen zulassen.

(Minister Pfister)

Wir haben Ihnen von Anfang an gesagt, Sie hätten sich diese Zeit sparen können.

(Abg. Kretschmann GRÜNE: Aber es sind doch gar keine Zuschauer da! Da sind doch keine Wech- selwähler! Wie soll ich da Wahlkampf machen?)

Ich hatte Ihnen im Wirtschaftsausschuss zugesagt, Ihnen die notwendigen Materialien zur Verfügung zu stellen. Das habe ich auch getan.

Im Übrigen beweist dieser Abschlussbericht aus meiner Sicht ganz eindeutig und klar, dass es genau so war, wie es die Landesregierung immer wieder dargelegt hat. Das heißt, die Landesregierung hat – da hat Herr Kollege Göschel Recht –

(Abg. Göschel SPD: Das Wirtschaftsministerium weiß von nichts!)