reagiert, hätten Sie nicht eine ganze Generation von Schülerinnen und Schülern als Versuchskaninchen beim G 8 missbrauchen müssen.
Wir wollen heute von Ihnen wissen: Wie viele Stellen werden bis 2011 überhaupt frei? Da gibt es ja ganz unterschiedliche Berechnungen. Nehmen Sie zum Beispiel die Berechnung des Statistischen Landesamts. Da kommen Sie auf 2 000 frei werdende Lehrerstellen aufgrund zurückgehender Schülerzahlen bis 2011.
Jetzt hören wir, dass davon 1 840 Lehrerstellen für Ganztagsschulen weggenommen werden sollen. Wir wollen wissen: Wann kommen die? Wir haben ja schon 200 Ganztagsschulen. Die werden offensichtlich überhaupt nicht mit Lehrerstellen bedacht. Die sind schon jetzt in Betrieb – nicht die Brennpunktschulen, sondern die, die jetzt gerade gebaut werden. 200 sind jetzt schon da. Im vergangenen Jahr haben sie nichts gehabt. Sie kriegen wohl dieses Jahr auch nichts. Ob sie im nächsten Jahr etwas kriegen, wissen wir auch nicht. Es wird nur eine Zahl in die Diskussion geworfen. Es werden wie immer Schlagzeilen produziert.
Was kommt unten heraus? Wie viele werden denn frei? Wir hören da die gigantischsten Zahlen von Stellen, die bis 2011 frei werden. Sie müssen ja noch 1 100 Stellen pro Jahr bis 2008 zur Verfügung halten, damit Sie die Vorgriffsstundenmodelle abarbeiten können. Wo sind die 1 100 Stellen drin?
Weiter: In einem Land, das 2 800 000 Schulunterrichtsstunden ausfallen lässt, nehmen Sie 800 Lehrerstellen weg, die wir dringend für die Unterrichtsversorgung brauchen, und ziehen sie heran, um ehrenamtliche Jugendbegleiter zu bezahlen. Das ist doch ein Irrsinn. Wenn keine Schulstunde ausfallen würde, wäre dies richtig. Aber bei uns fallen massiv Schulstunden aus.
Heute, nicht irgendwo aus der Zeitung, wollen wir wissen: Wie viele werden frei? Was wird für dieses Modell, was für die ausgefallenen Stunden verwendet, damit überhaupt diejenigen aus solchen Familienverhältnissen eine Chance haben, bei denen die Eltern nicht das Geld haben, Nachhilfe zu bezahlen, bei denen die Eltern nicht die Chance haben, nachmittags zu helfen, damit diese Kinder nach ihrer Begabung gefördert werden und nicht wegen ihrer sozialen Herkunft nachher nicht für einen höheren Bildungsabschluss qualifiziert sind?
Herr Präsident, sehr geehrte Damen und Herren! Es ist schon interessant, zu sehen, wie viele der Kollegen aus Ihrer Fraktion, Herr Drexler, Interesse an Ihren bildungspolitischen Ausführungen heute Morgen so kurz vor dem Wahltermin haben.
(SPD-Abgeordnete zeigen zur CDU-Fraktion. – Abg. Birzele SPD: Wer im Glashaus sitzt! – Abg. Capezzuto SPD: 60 müssten da sein! Wo sind sie denn? 20 sind es vielleicht!)
Ist es die von Ihnen beantragte Aktuelle Debatte? Ist es Ihr Thema? Ist es Ihr Wahlkampfschlager? Ist es Ihr Fraktionsvorsitzender?
(Beifall bei der CDU – Abg. Seimetz CDU: Sehr gut! – Abg. Marianne Wonnay SPD: Das war jetzt aber ein gewaltiger Beginn!)
Nach diesem negativen Blick in die Schulen und der Frage von Ihnen: „Was kommt raus?“ schauen wir uns doch einmal an, was tatsächlich rauskommt.
Erstens: Die Kinder in Baden-Württemberg haben bei PISA besser als die in vielen anderen Bundesländern abgeschnitten.
Wir waren im Jahr 2000 mit Bayern und im Jahr 2003 mit Bayern und Sachsen in der Spitzengruppe in Deutschland.
(Abg. Drexler SPD: 20 % sprechen nicht Deutsch! – Abg. Ursula Haußmann SPD: Darauf können Sie sich aber nicht ausruhen!)
Zweitens: Wir haben die geringste Jugendarbeitslosigkeit – Thema gerechte Bildungschancen. Wir haben mit die niedrigste Zahl von Jugendlichen ohne Schulabschluss. Wir haben die niedrigste Abbrecherquote in der Berufsausbildung. Das liegt auch an der guten schulischen Ausbildung in Baden-Württemberg.
So viel zu dem Thema „gerechte Bildungschancen“, das eigentlich das Thema Ihrer Aktuellen Debatte war und nicht ein Aufguss von G-8- und Ganztagsschuldiskussion.
Drittens: Im Jahr 2003, Herr Drexler, haben in unserem Bundesland die Kinder der ersten Generation besser als die neu zugewanderten Kinder bei PISA abgeschlossen. Das heißt, dass bei uns die Integration von Schülerinnen und Schülern in der zweiten Generation durchaus gelingt.
Sie haben Zahlen angesprochen. Da lohnt sich ein genauer Blick. Sie haben von PISA-Ergebnissen aus dem Jahr 2000 gesprochen. Im Jahr 2000 wurde Baden-Württemberg bei PISA unter den alten Bundesländern bei der Lesekompetenz als das Land bewertet, bei dem der geringste Zusammenhang zur sozialen Herkunft besteht. Im Jahr 2003 – das ist richtig – haben wir bei der mathematischen Kompetenz einen relativ starken Zusammenhang. Aber wenn man die beiden Dinge zusammen sieht, dann kann man nicht einfach sagen: Die eine Methode ist besser als die andere. Die Methoden wurden zwischenzeitlich gewechselt.
Man muss schon fragen: Welche führt zum richtigen Ergebnis? Man muss – da haben Sie auch Recht – die Ergebnisse von PISA insbesondere mit Blick auf Bildungserfolg und soziale Herkunft als Aufgabe für die Bildungspolitik sehen.
Weil wir sie als Aufgabe für die Bildungspolitik sehen und weil es absolut, wenn auch relativ günstig im Vergleich mit den anderen Bundesländern, in Baden-Württemberg eine Koppelung von Herkunft und Bildungsbeteiligung gibt, deshalb tun wir auch etwas.
Erstens: Sprache. Sie tun so, als geschähe nichts. Im Kindergarten haben wir die Erzieherinnenausbildung umgestaltet.
Wir haben den Orientierungsplan für Bildung und Erziehung auf den Weg gebracht. Wir haben Sprachfördermaßnahmen, und die Hausaufgaben-, Sprach- und Lernhilfen wurden mit 7 Millionen € im Jahr 2006 ausgestattet.
Zweitens: Thema Unterricht. Sie legen immer viel Wert – heute Morgen ist das von Ihnen nicht gekommen – auf Diskussionen über Schulstrukturen. Es gibt viele Wissenschaftler, die im Nachgang zu PISA gesagt haben: Nicht die Schulstruktur, sondern die Art und Weise des Unterrichts ist wichtig.
Wir haben die Bildungsplanreform auf den Weg gebracht. Wir haben mit dieser Bildungsplanreform Wert darauf gelegt, dass nicht – –
(Abg. Birzele SPD: Wann haben Sie die auf den Weg gebracht? – Gegenruf des Abg. Seimetz CDU: Rechtzeitig, Herr Birzele!)
und ist die Bildungsplanreform in dieser Legislaturperiode gemacht worden? Es war auch nicht erst gestern, dass die Bildungsplanreform verabschiedet wurde.
Jedenfalls haben wir es gemacht. Wir haben die Stofffülle und Detailfestlegungen reduziert. Wir wollen, dass die Schulen mehr Gestaltungsspielraum haben, um mit ihrem Unterricht für bessere Schulbildung zu sorgen.