Protokoll der Sitzung vom 18.04.2002

(Abg. Ursula Haußmann SPD: Aus der CDU-Zen- trale wahrscheinlich!)

Da fragen Sie einmal bei Ihren Leuten in Berlin nach.

Dramatisch für uns ist, dass Deutschland trotz hoher Ausgaben bei den Sterblichkeitsraten im Zusammenhang mit den häufigsten Erkrankungen nur im Mittelfeld liegt. Eine grundlegende Reform müsste aus unserer Sicht also zunächst einmal die Defizite beseitigen.

Was wird angeboten? Damit bin ich bei dem Papier der SPD, das uns auch vorliegt.

(Abg. Ursula Haußmann SPD: Sagen Sie doch mal etwas zum CDU-Papier! Abg. Brigitte Lösch GRÜNE: Ich habe kein SPD-Papier!)

In dem Papier wird angeboten, zwei neue Behörden einzurichten. Das klingt zunächst einmal ganz toll.

(Abg. Dr. Noll FDP/DVP: Das ist immer toll!)

Wir brauchen allerdings in der gesetzlichen Krankenversicherung gewiss gewiss! keine neuen Behörden. Wir brauchen auch gewiss keine neuen Wettbewerbsbeschränkungen, sondern die Kassen müssen in die Lage versetzt werden, über die Gestaltung des Beitragssatzes hinaus für die Versicherten attraktive Angebote zu machen.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU Abg. Dr. La- sotta CDU: Mehr Gestaltungs- und Wahlmöglich- keiten!)

Durch das ganze Papier zieht sich ein roter Faden, der doch sehr interessant ist, nämlich eine Tendenz zur Gleichschaltung der Krankenkassen. Es begann bei den Veränderungen zum Risikostrukturausgleich; die Probleme sind ja auch auf den RSA zurückzuführen. Im neuen Papier ist auch zu sehen, dass die SPD eigentlich eine Einheitskrankenkasse will. Ich sage hier in aller Deutlichkeit, dass wir das unter keinen Umständen mittragen werden. Wir bekennen uns zur Pluralität der Krankenkassen. Wir wollen keine Einheitskasse. Sie können sich die versteckten Wege sparen, sie über den Risikostrukturausgleich anzustreben.

(Beifall bei der CDU und der FDP/DVP Abg. Drexler SPD: Haben Sie einmal in die Schweiz ge- schaut?)

Lieber Herr Drexler, ich wohne in der Nähe der Schweiz. Die Schweiz hat keine Einheitskrankenkasse.

(Abg. Drexler SPD: Das habe ich doch gar nicht gesagt!)

Ich habe das gerade gehört.

(Abg. Drexler SPD: Ich habe doch nicht gesagt, dass die eine Einheitskasse haben!)

Wir werden den Menschen sagen, mit welchen konkreten Vorstellungen wir in die Bundestagswahl gehen. Wir werden auch keine Grund- und Wahlleistungen einführen, sondern die Versicherten werden weiterhin ihren Arzt frei wählen können.

(Zuruf von der SPD: Schauen Sie mal Ihr Wahl- programm an!)

Wir wollen aber einige andere Wahlmöglichkeiten einführen.

(Zurufe von der SPD)

Sie sollten aktuellere Papiere lesen und nicht die alten.

(Abg. Drexler SPD: Die haben wir gelesen! Stoi- ber!)

Es gibt andere Alternativen.

(Zuruf von der SPD: Für Stoiber gibt es andere Al- ternativen!)

Es gibt zum Beispiel die Möglichkeit, Wahltarife einzuführen. Die Wahltarife würden dazu führen, dass die Leute eine Beitragssatzsenkung wählen können. Die Beitragssatzsenkung ist aber gleichzeitig verbunden mit der Frage, welchen Eigenanteil sich der Einzelne zutrauen möchte.

(Abg. Drexler SPD: Ah ja! Abg. Ursula Hauß- mann SPD: Ah ja! Nachtigall, ich hör dir trapsen!)

Die Menschen wollen Alternativen im Gesundheitswesen. Die Alternativen können Wahltarife sein

(Abg. Drexler SPD: Also, sehen Sie!)

Wahltarife sind eine sehr günstige Möglichkeit; andere Länder haben sie auch in Versuchen ausprobiert , nach denen das Gesundheitswesen so gestaltet wird, dass die Menschen die Leistungen erhalten, die sie wirklich für sich in Anspruch nehmen möchten.

(Abg. Dr. Lasotta CDU: Richtig!)

Wir werden mehr Transparenz einführen das fehlt in Ihrem Papier fast völlig , und wir werden vor allem die Ungerechtigkeiten wie zum Beispiel die überzogenen Auswirkungen des Risikostrukturausgleichs beseitigen.

(Abg. Ursula Haußmann SPD: Wie denn? Sagen Sie doch, wie!)

Die „kranken“ Krankenkassen brauchen keine Rezepte mit Wasser und keine Wundsalbe und vor allem keine runden Tische. Was wirklich gebraucht wird und da geben Sie uns in dreieinhalb Jahren Gesundheitspolitik keinerlei Antwort , ist eine umfassende Neuausrichtung des Gesundheitswesens. Der mündige Patient steht in Ihrem Papier, und Sie hätten dreieinhalb Jahre Zeit gehabt, die Bürger zu mündigen Patienten zu machen. Aber Sie haben es nicht getan.

(Abg. Drexler SPD: Und Sie haben sogar 16 Jahre Zeit gehabt! Gegenruf des Abg. Dr. Lasotta CDU: Und Sie haben die Reform wieder rückgän- gig gemacht! Wir haben Ihnen 9 Milliarden DM Überschuss gegeben! Gegenruf der Abg. Ursula Haußmann SPD: Das war doch keine Reform!)

Frau Haußmann, hören Sie doch einen Moment mir zu und nicht dem Kollegen Lasotta, der sicher wichtige Einwendungen hat.

(Abg. Drexler SPD: Herr Lasotta hat keine Ah- nung! Zurufe der Abg. Ursula Haußmann SPD und Dr. Lasotta CDU)

Herr Lasotta ist auch Arzt.

(Abg. Drexler SPD: Ja, das merkt man! Abg. Bebber SPD: „Willi Wichtig“!)

Ich sage Ihnen noch einen letzten Satz. Wenn sich deutsche Ärzte bei der Behandlung der Kranken so viel Zeit gelassen und so schlechte Rezepte ausgestellt hätten, müsste man demnächst wohl mit dem Aussterben der deutschen Bevölkerung rechnen. Wir wollen eine andere Gesundheitspolitik, und ich bin sicher, wir werden sie ab dem 22. September auch bekommen.

(Beifall bei der CDU und der FDP/DVP Abg. Drexler SPD: Das ist aber eine gefährliche Aussa- ge! Abg. Fischer SPD: Hochmut kommt vor dem Fall!)

Das Wort erhält Frau Abg. Haußmann.

Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich frage mich, wer bis 1998 regiert hat.

(Beifall bei der SPD)

Herr Hoffmann stellt sich hier hin und attackiert die Bundesgesundheitspolitik,

(Abg. Dr. Lasotta CDU: Wir hatten 9 Milliarden Überschuss!)

ohne konkrete Vorschläge zu machen, wie er es aus seiner Sicht gerne hätte. Kein Wort habe ich dazu gehört.

(Beifall bei der SPD)

Sie verunsichern nur die Patientinnen und Patienten massiv. Diese Politik machen wir nicht mit, Herr Kollege Hoffmann. Das kann ich Ihnen sagen.

(Beifall bei der SPD Zuruf des Abg. Hoffmann CDU)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, zu den solidarischen Stärken unseres Gesundheitssystems zählen nach wie vor ein umfassender Versicherungsschutz für alle, ein unabhängiger Leistungsanspruch, der allein durch das medizinisch Notwendige definiert wird,

(Abg. Drexler SPD: So ist es!)

und eine wohnortnahe Versorgung ohne Wartezeiten.