Das wissen wir jetzt auch vor dem Hintergrund der Ergebnisse und der gesellschaftlichen Entwicklung. Die Medienüberflutung und auch die Geschwätzigkeit innerhalb der Gesellschaft führen dazu, dass Sprachwahrnehmung, Sprachverständnis und Sprachkompetenz bei den Kindern nicht mehr so vorhanden sind, wie wir das eigentlich voraussetzen, wenn wir an die Grundschule denken. Deshalb besteht dringender Handlungsbedarf.
Wenn wir davon ausgehen, dass bis zu 25 000 Kinder eines Jahrgangs hier einen Förderbedarf haben, dann ist es allerhöchste Zeit, dass Sie ein Gesamtkonzept vorlegen, das Kinder ab dem dritten Lebensjahr bis zum Grundschulalter einschließt und das natürlich auch, abgestimmt in Kooperation mit all den Tätigen und Verantwortlichen, dargestellt und vorgestellt werden muss. Denn wenn ich in die Kindergärten hineingehe, stelle ich fest, dass sie im Moment noch keine Ahnung davon haben, was auf sie zukommt, und noch nicht wissen, wie sich das gestalten soll. Auch die Sprachhilfe vor Ort und die Sprachförderer vor Ort wissen noch nicht, wie sie in dieses System integriert werden.
Meine Damen und Herren, es geht hier um das, was vielfach auch hier in den Debatten schon besprochen wurde: Es geht um die Schlüsselqualifikationen für die Zukunft. Wir können es uns einfach nicht leisten, Kinder auf der Seite stehen zu lassen. Wir brauchen alle für eine Gesellschaft von morgen, für die Zukunft unseres Landes.
Meine Damen und Herren, der Sozialminister – schade, dass er nicht mehr da ist – hat uns das ja in eindrucksvoller Weise bestätigt. Er spricht sich für die Sprachförderung ab dem dritten Lebensjahr aus. Er hat auch angekündigt, dass er bis Anfang dieses Jahres ein Konzept vorlegen wolle.
Jetzt ist die Frage: Wo ist dieses Konzept? Die Frage ist natürlich berechtigt und auch von der Zeit her angebracht.
Wenn Sie nämlich im Herbst dieses Jahres anfangen wollen, dann müssen Sie jetzt langsam wissen, was Sie wollen, und müssen vor allem mit denen, die das umsetzen sollen und müssen, besprechen, was sie denn zu tun haben und was von ihnen verlangt wird.
Sie sagen nun, Sie wollten bis zum Frühsommer oder bis zu den Sommerferien den großen Wurf hier einbringen.
Ich frage Sie: Warum so spät? Ich frage Sie noch einmal: Wer soll sich dann darauf einstellen können?
Vielleicht liegt des Pudels Kern doch darin, wie das Ganze gestrickt ist. Man muss sich das jetzt einmal angucken. Sie haben eine interministerielle Arbeitsgruppe,
Sie haben eine Projektgruppe bei der Landesstiftung, Sie haben Untergruppen und Steuerungsgruppen, Sie haben eine Vielzahl von Beratungsgremien, aber nichts kommt dabei heraus.
Die Erzieherinnen und Erzieher, die Sprachhelferinnen und Sprachhelfer, die Lehrerinnen und Lehrer warten darauf, was Sie konzeptionell vorstellen. Sie wollen ihren Sachverstand in diese ganz wichtige bildungspolitische Aufgabe einbringen, und sie sind natürlich auch noch nicht von den Methoden, die Sie zum Beispiel für die Sprachstandsdiagnose anbieten, überzeugt.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren, das Thema ist natürlich in fünf Minuten nicht erschöpfend zu diskutieren, und deshalb
beruhigen Sie sich; das ist kein Problem – werden wir diesen Antrag an den Schulausschuss überweisen. Ich hoffe, dass wir dort eine differenzierte Diskussion über das Konzept zustande bringen.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Das Ziel, das wir hier einvernehmlich verfolgen, ist klar: Wir wollen Kinder in ihrer Sprachfähigkeit bestens ausbilden. Klar ist inzwischen auch, dass die Sprache die zentrale Rolle für die schulischen und die späteren beruflichen Entwicklungschancen eines Kindes spielt. Gerade die ersten Lebensjahre eines Kindes sind dabei besonders wichtig; das sagen uns die Hirnforscher immer wieder, das sagte auch Professor Pöppel beim CDU-Elternforum im Juni 2002.
Lern- und Entwicklungsprozesse beginnen somit in der Familie und werden später durch Erzieherinnen und Lehrer unterstützt und gefördert. Daher brauchen wir die aktive Mitarbeit der Eltern,
um die Grundlage für den Erwerb von Kompetenzen zu legen, die für einen erfolgreichen Lebensweg notwendig sind.
Wir brauchen die Partnerschaft und die Zusammenarbeit aller, die für Erziehung und Bildung von Kindern Verantwortung tragen. Insbesondere die Sprachförderung im Vorschulalter und in der Grundschule spielt dabei eine wichtige Rolle; das wurde heute ja schon vielfach erwähnt. Wir haben längst die Konsequenzen daraus gezogen
Bereits seit vielen Jahren setzt die Landesregierung einen Schwerpunkt bei der vor- und außerschulischen Sprachförderung von so genannten Kindern mit Migrationshintergrund. Hilfen bei Hausaufgaben, Hilfe beim Erlernen unserer Sprache und Hilfen beim Lernen überhaupt sind für diese Kinder ganz wichtige Angebote. Wenn nämlich in den Familien nur die ausländische Muttersprache gesprochen wird, dann ist es für die Entwicklung eines Kindes ganz entscheidend, dass es über solche Hilfeangebote in unseren schulischen und außerschulischen Alltag hineinwächst. Da gibt es viele ganz hervorragende Projekte und Elterninitiativen, die in der Schule und in deren Umfeld wertvolle Arbeit leisten
Und dass dieses Angebot Früchte trägt, zeigt PISA. Die Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund