Diese Fort- und Weiterbildung, meine Damen und Herren, liegt ja in unser aller Interesse und ist doch – oder sollte ich mich etwa täuschen? –
In diesem Zusammenhang erinnere ich an eine Feststellung des nationalen Koordinators von PISA, Professor Baumert. In seinen Empfehlungen für die notwendige Bildungsreform weist er neben der eben genannten Eigenverantwortlichkeit der Schulen und der Verpflichtung zur Rechenschaftslegung und Kontrolle auf ein drittes Element hin. Er meint damit die Professionalisierung der Lehrerschaft.
Gerade die zentrale Aufgabenstellung der zu gründenden Landesakademie zielt ja genau auf die Professionalisierung der Lehrerschaft ab.
Als Schulleiter bin ich mit den Stärken und Schwächen der derzeitigen Lehrerfort- und -weiterbildung vertraut und stehe deshalb voll und ganz hinter der Idee der Landesakademie. Ich meine, dass eine Ressourcenoptimierung, wie sie mit einer federführenden Landesakademie mit weitgehenden Kompetenzen möglich ist, höchst erstrebenswert ist.
Meines Erachtens bietet eine Zentralstelle jedoch noch weitere Vorteile. Sie führt als zentraler Ansprechpartner der Institutionen, denen sie primär dienen soll, zu größerer Effizienz bei der Planung und Bündelung der doch recht diversifizierten Angebote in den Bereichen der allgemein bildenden Schulen und natürlich auch der Schulen mit spezifischem Bildungsauftrag.
Eine Landesakademie ermöglicht meines Erachtens auch die Zusammenführung und Optimierung des Know-hows und der speziellen Kompetenzen der Mitarbeiter, die an den bereits bestehenden Lehrerakademien beschäftigt sind.
Gestatten Sie mir noch einige kurze Bemerkungen zur Konstellation Landesakademie, Schulen und Lehrerfortbildung – Letztere natürlich auch ein in der Öffentlichkeit recht kontrovers diskutiertes Thema.
In der öffentlichen Diskussion ist das Thema Lehrerfortbildung häufig mit dem Thema Unterrichtsausfall verbunden, und die Forderung, die Fortbildung primär in die Ferienzeit zu verlegen, damit weniger Unterricht ausfällt, ist recht populär.
Aus meiner Sicht als Schulleiter bietet eine federführende Landesakademie in Zusammenarbeit mit den an den Schulen noch zu benennenden Fortbildungsbeauftragten große Chancen. Die Fortbildungsbeauftragten signalisieren der Landesakademie den Bedarf an Fortbildungsveranstaltungen. Die Landesakademie ihrerseits zeichnet für das Konzept und die Durchführung der Maßnahmen – natürlich in Übereinstimmung mit den Bildungsstandards – verantwortlich und sorgt für den reibungslosen Ablauf der Kursangebote.
Wünschenswert aus der Sicht der CDU-Fraktion wäre eine multilaterale Funktion der Fortbildungsbeauftragten an den Schulen.
So sollte die Landesakademie die Fortbildungsbeauftragten in die Planung und natürlich auch in die Gestaltung ihres Angebotes einbeziehen. Die Fortbildungsbeauftragten ihrerseits sorgen dann in den Schulen für eine Multiplikatorenwirkung der Kurse.
Ich bin sicher: Eine gut geplante und gut durchstrukturierte Zusammenarbeit zwischen Schulen und Landesakademie schlägt auch auf die Qualität der einzelnen Fortbildungsmaßnahmen durch.
In aller Kürze: Gute Fort- und Weiterbildungskurse können an den Schulen stark motivierte Lehrerinnen und Lehrer zeitigen. Für einen so erzeugten Motivationsschub wäre ich als Schulleiter gern bereit, den durch Fortbildungsmaßnahmen teilweise verursachten Unterrichtsausfall in Kauf zu nehmen. Und noch etwas: Durch Fortbildungsmaßnahmen zusätzlich motivierte Lehrerinnen und Lehrer würden meines Erachtens auch für ein rasches Ende der öffentlichen Diskussion über Fortbildung und Unterrichtsausfall sorgen.
Fazit unserer Fraktion: Die Neustrukturierung der Akademie für Lehrkräftefortbildung ist für die CDU-Fraktion ein weiterer wichtiger Baustein im bildungspolitischen Reformprozess unseres Landes. Wir unterstützen den vorgelegten Gesetzentwurf.
Meine Damen und Herren, auf der Zuhörertribüne hat inzwischen der neue Generalkonsul von Frankreich mit Sitz in Stuttgart, Herr Dr. Henri Reynaud, Platz genommen. Herr Dr. Reynaud hat am 1. September 2003 die Nachfolge von Generalkonsul Francis Etienne angetreten.
Herr Generalkonsul Dr. Reynaud, ich heiße Sie hier im Landtag von Baden-Württemberg herzlich willkommen und wünsche Ihnen eine erfolgreiche Amtszeit in Stuttgart.
Unter anderem, Herr Scheuermann. – Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren! PISA lässt wieder einmal grüßen.
Ein Paradigmenwechsel von einer bisher inputorientierten Bildungsplanung unseres Schulwesens hin zu einer stärkeren Betonung von überprüfbaren Ergebnissen der schulischen Bildungsarbeit ist überfällig, wenn wir im internationalen Vergleich nicht noch weiter zurückfallen wollen.
Hierfür brauchen wir Lehrerinnen und Lehrer, die nicht nur Wissen angehäuft haben, sondern im Besonderen über methodische, soziale, kommunikative und personale Kompetenzen verfügen, die für die Erziehungs- und Bildungsarbeit in der modernen Gesellschaft unerlässlich sind.
damit einhergehend auf der anderen Seite aber auch eine breite, langfristig angelegte qualifizierte Lehrerfortbildung.
Diese Lehrerfortbildung sollte nach unseren Vorstellungen insbesondere in den ersten Jahren der Lehrertätigkeit, also in der Berufseinstiegsphase, verstärkt werden.
Der ebenfalls erforderliche breite Kompetenzzuwachs für die gesamte Lehrerschaft bedingt ein neues Konzept der Lehrerfortbildung, das Praxis und Forschungsergebnisse miteinander verbindet und schulnahe Fortbildung mit den jeweiligen Schulentwicklungen verzahnt.
Zentrale Angebote müssen dabei zur Unterstützung abgerufen werden können. Das ist eine der Aufgaben der neuen Landesakademie.
Meine Damen und Herren, es fehlt nach wie vor das Angebot, das alle Lehrkräfte gleichermaßen erfasst. Dabei sind nach unserer Erkenntnis viele Lehrerinnen und Lehrer bereit, sich auch außerhalb des Deputats fortzubilden. Es überrascht uns nun, dass die Landesregierung mit ihrem Gesetz zur Errichtung der Landesakademie für Lehrkräftefortbildung dem Landtag einen isolierten Baustein eines solchen Fortbildungskonzepts serviert, es aber versäumt, die damit verbundene neue Ausbildungskonzeption darzustellen.
Frau Ministerin Schavan, wir kritisieren deshalb, dass es im Vorfeld der Einbringung dieses Gesetzentwurfs keine Diskussion über die Funktion der neuen Landesakademie für Lehrkräftefortbildung als rechtsfähiger Anstalt des öffentlichen Rechts gegeben hat. Wir kritisieren, dass die Institution, die den Schulen bei ihrem Streben nach Autonomie helfen soll, selbst in geradezu sklavischer Abhängigkeit vom Kultusministerium gehalten werden soll und Kunden bzw. Abnehmer in dem vorgesehenen Gremium kaum vertreten sind.
Wir kritisieren, dass wegen der vorgesehenen Kostenneutralität die finanziellen und personellen Ressourcen für einen Fortbildungsschub schon jetzt erkennbar nicht vorhanden sind. Und wir kritisieren, dass die Verknüpfung mit der Lehrerbildung und den Hochschulen nicht einmal thematisiert wird. Sie haben dies vorhin einfach angefügt; in dem gesamten Text findet sich kein einziger Hinweis auf die Verknüpfung mit der Lehrerbildung an den Hochschulen. Dabei ist es dringend erforderlich, dass die zersplitterte und in die verschiedenen Einheiten Hochschule, Seminar und Schule getrennte Lehrerbildung endlich einmal zugunsten eines integrierten Ansatzes überwunden wird.
Wie wenig gerade dieser Gedanke anfänglich berücksichtigt wurde, beweist die später hinzugekommene Korrektur des Gesetzentwurfs. Erst auf Anregung des Landesschulbeirats ist die Liste von Einrichtungen, mit denen die Landesakademie in Kooperation treten kann, um die Staatlichen Seminare für Didaktik und Lehrerbildung ergänzt worden.
Meine Damen und Herren, die SPD-Landtagsfraktion steht der Neugründung der Landesakademie für Lehrkräftefortbildung positiv gegenüber.