Protokoll der Sitzung vom 06.10.2004

Ich zitiere gerne, und gerne zitiere ich auch mich selbst.

(Abg. Drexler SPD: Was? – Glocke der Präsiden- tin)

Herr Abg. Theurer, Zwischenfragen werden auf die Redezeit nicht angerechnet.

(Abg. Walter GRÜNE: Das sollte man aber wissen, wenn man schon mehr als drei Tage im Parlament ist! – Abg. Fleischer CDU: Nein, nein, das ist in der Praxis meistens nicht so!)

Dann gestatte ich die Zwischenfrage.

Erstens: Herr Kollege Theurer, ist Ihnen eigentlich nicht bekannt, dass Empfänger von Sozialhilfeleistungen von der Rundfunkgebühr befreit sind? Das Gleiche gilt auch für diejenigen, die mit ihrem Verdienst maximal 50 % über dem Sozialhilfesatz liegen.

Zweitens: Wie verträgt sich das, was Sie da sagen, eigentlich insgesamt mit der Beschlussfassung der FDP, die überhaupt keine Gebührenerhöhung haben will?

(Abg. Walter GRÜNE: Aha!)

Können Sie das einmal erläutern?

Zur ersten Frage: Mir ist bekannt, dass man sich von der Rundfunkgebühr befreien lassen kann.

(Abg. Birgit Kipfer SPD: Man ist befreit, qua Ge- setz! – Zuruf des Abg. Wintruff SPD)

Ja, das ist richtig, aber man muss auch zu einer bestimmten Stelle gehen und sich das bestätigen lassen.

Die entscheidende Frage ist doch: Welche Haushalte trifft es besonders, und wie wirkt es sich aus? Gehen wir doch einmal in die Praxis. Tatsache ist doch, dass die Menschen ein Medienbudget haben. Das zeigen auch die neueren Untersuchungen.

(Abg. Birzele SPD: Das stimmt doch gar nicht! Alle Intendanten haben dem widersprochen!)

Es gibt zunehmend Menschen, die zum Beispiel ihre Tageszeitung abbestellen und dann gemeinsam mit Nachbarn eine Zeitung abonnieren, weil man zunehmend mehr Geld für den Internetzugang und die Nutzung anderer Medien ausgibt.

(Abg. Birgit Kipfer SPD: Was sagen Sie denn zur Kabelgebühr?)

Man kann nicht so tun, als stünde die Gebühr für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht auch in einem Zusammenhang mit dem privaten Rundfunk und anderen Medien. Hier gibt es nämlich Substitutionsprozesse, und es gibt auch eine Konkurrenz.

(Abg. Junginger SPD: Jetzt kommt es allmählich raus!)

Wir müssen darüber reden, ob in der jetzigen Situation nicht steigender Einkommen den Normalbürgerinnen und Normalbürgern eine Gebührenerhöhung zumutbar ist oder nicht. Darüber muss man hier im Parlament sprechen können.

(Beifall bei der FDP/DVP – Zuruf der Abg. Ruth Weckenmann SPD – Abg. Wintruff SPD: Absurd!)

Wir sind auch für eine Erhöhung der Rundfunkgebühr. Die FDP/DVP-Fraktion hat nicht beschlossen, dass wir keine Erhöhung haben wollen.

(Abg. Wintruff SPD: Das ist doch absurd!)

Ich möchte abschließend wiederholen, was ich im Ständigen Ausschuss gesagt habe. Die Anhörung – –

(Glocke der Präsidentin)

Herr Kollege Theurer, gestatten Sie noch eine Zwischenfrage des Herrn Kollegen Birzele?

(Unruhe)

Ich möchte gern im Zusammenhang zu Ende kommen,

(Abg. Teßmer SPD: Dann stellen Sie mal den Zu- sammenhang her, Herr Kollege!)

aber, Herr Kollege Drexler, ich gestatte Ihnen auch eine Zwischenfrage. Bitte schön.

Es war der Kollege Birzele, der eine Zwischenfrage stellen wollte.

Bitte sehr, Herr Kollege.

Herr Kollege Theurer, halten Sie eine Kürzung des Zuschusses des Landes bei Waldorfschulen in der fünften und sechsten Klasse in Höhe von 11 € im Monat pro Schüler für sozialverträglich, aber eine Differenz von 0,23 €, über die hier diskutiert wird, für sozial unakzeptabel?

(Heiterkeit bei der SPD – Abg. Alfred Winkler SPD: Auszeit! – Unruhe)

Ich persönlich halte die Auswirkung der Kürzung von Zuschüssen, die wir im Moment im Rahmen der Haushaltsplanberatungen vornehmen müssen, auf die Bürgerinnen und Bürger des Landes für genauso problematisch wie die Auswirkung der Kürzungen, die die Bundesregierung und der Bundestag im Moment vornehmen müssen.

(Zuruf von der SPD: Sie haben aber zugestimmt!)

Genau deshalb meine ich, dass die Gebührendiskussion nicht unabhängig von der Gesamtsituation, von der Entwicklung der öffentlichen Haushalte und von der Belastungsfähigkeit der Bürgerinnen und Bürger gesehen werden kann. Genau das sage ich,

(Zuruf des Abg. Drexler SPD)

und ich bin froh, Herr Kollege Birzele, dass wenigstens Sie mich verstanden haben.

(Beifall des Abg. Dr. Noll FDP/DVP – Lachen der Abg. Birzele und Fischer SPD)

Ich komme damit zum Schluss. Die Anhörung der Vertreter der KEF – so habe ich im Ständigen Ausschuss ausgeführt – und der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten hat eine Fülle weiterer Erkenntnisse gebracht,

(Abg. Drexler SPD: Aha!)

so auch die, dass neben den kleinen Anstalten – also dem Saarländischen Rundfunk und Radio Bremen – nur die fusionierten Anstalten – also der Südwestrundfunk und Radio Berlin-Brandenburg – für die nächsten Jahre eine Verringerung ihrer Planstellen vorsehen. Der NDR konnte auf einen bereits vollzogenen Stellenabbau verweisen. Von anderen Anstalten ist aber offenbar nichts dergleichen zu vermelden.

Dies bietet Anlass, dem Südwestrundfunk Anerkennung für seine Anstrengungen im Bereich der Kostendämpfung, der Effizienzsteigerung und des Stellenabbaus zu zollen.

(Abg. Fischer SPD: Was hat das denn mit dem An- trag zu tun? – Zuruf des Abg. Junginger SPD)

Die Fusion erweist sich auch vor diesem Hintergrund immer wieder als richtig. Es besteht aber auch Anlass zu der Frage, warum nicht überall die gleichen Anstrengungen zu verzeichnen sind. Dies muss an dieser Stelle auch einmal gesagt werden.

(Zurufe der Abg. Dr. Noll FDP/DVP sowie Drexler und Fischer SPD)

Ich meine, dass alle Argumente für den Antrag der Fraktion der CDU und der Fraktion der FDP/DVP sprechen.

(Beifall bei der FDP/DVP und des Abg. Scheuer- mann CDU – Abg. Ruth Weckenmann SPD: Das war jetzt nur Quatsch!)

Was wahr ist, muss wahr bleiben.

Das Wort erteile ich Herrn Abg. Walter.