Protokoll der Sitzung vom 15.12.2010

Dann müsste man auf der Großdemonstration sagen: „Wir warten ab, was der Stresstest ergibt“, und verlangt das auch.

(Abg. Dr. Klaus Schüle CDU: Richtig! – Zuruf von den Grünen: Nichts verstanden!)

Nein, ich höre nur: „K 21 machen.“ Wenn Sie die Rede draußen halten, dann – –

(Abg. Siegfried Lehmann GRÜNE: Sie haben nichts verstanden!)

Ich habe viel verstanden. Ich habe schon viel verstanden.

(Abg. Franz Untersteller GRÜNE: Wenn man den Stresstest ernst nimmt, kann man doch nicht weiter machen wie bisher! – Gegenruf des Abg. Winfried Scheuermann CDU: Wieso denn nicht? Sie sind doch sonst nicht so!)

Das macht doch niemand.

(Unruhe)

Das Gewässermanagement hat doch nichts mit dem Stresstest zu tun. Der Fildertunnel hat nichts mit dem Stresstest zu tun.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU und der FDP/DVP)

Das gilt vor allem dann, wenn die Ausschleifung zweispurig stattfinden soll. Das ist doch so.

(Abg. Brigitte Lösch GRÜNE: Schreien Sie doch nicht so! – Vereinzelt Heiterkeit)

Ich höre gerade von Herrn Lehmann, dass er nicht zuhört.

(Heiterkeit – Abg. Werner Wölfle GRÜNE: Können Sie hören, dass er nicht zuhört? – Abg. Siegfried Leh mann GRÜNE: Ich höre aber zu!)

Ich höre, dass er nicht zuhört, und ich weiß, dass er Lehrer ist, und wenn ich leiser spreche, hört er erst recht nicht zu.

(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU und der FDP/DVP – Abg. Dr. Dietrich Birk CDU: Sehr gut! – Zuruf des Abg. Werner Wölfle GRÜNE)

Herr Kollege Wölfle, hätten Sie mich als Schlichter vorge schlagen, hätte ich nach langem Nachdenken angenommen, klar.

(Heiterkeit und Beifall bei der SPD, der CDU und der FDP/DVP)

Meine Damen und Herren, es lie gen keine Wortmeldungen mehr vor.

(Zurufe: Schade! – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Es ist auch alles gesagt!)

Die Aktuelle Debatte unter Tagesordnungspunkt 2 ist damit beendet.

(Unruhe)

Ich rufe Punkt 3 der Tagesordnung auf:

Große Anfrage der Fraktion der FDP/DVP und Antwort der Landesregierung – Sportwirtschaft in Baden-Würt temberg – Drucksache 14/6188

Es gelten folgende Redezeiten: für die Aussprache eine Re dezeit von fünf Minuten je Fraktion und für das Schlusswort eine Redezeit von fünf Minuten.

Das Wort in der Aussprache erteile ich Frau Abg. Berroth.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Joachim Ringelnatz hat einst formuliert:

(Unruhe – Abg. Hagen Kluck FDP/DVP: Ruhe!)

Sport stärkt Arme, Rumpf und Beine, kürzt die öde Zeit, und er schützt uns durch Vereine vor der Einsamkeit.

Mit unserer Großen Anfrage wollen wir zeigen, dass Sport weit mehr ist und dass alles, was drum herum dazugehört, un serem Land auch viel mehr bringt als die Vereinsarbeit, die an sich schon wichtig ist und über die wir hier öfter einmal re den.

Unser Dank gilt der Landesregierung, die uns eine sehr aus führliche Antwort auf unsere Große Anfrage gegeben hat. Der Dank gilt auch allen Institutionen, die dafür zugeliefert haben.

Ich möchte ein paar wichtige Aussagen aus der Antwort der Landesregierung auf die Große Anfrage zitieren, z. B. die Ant wort zu Frage 5: 35 % der Bevölkerung sind in Sportvereinen organisiert, 18 % nehmen kommerzielle Sportangebote wahr, und nach dem Sportentwicklungsbericht Baden-Württemberg treiben ca. 20 % der Baden-Württemberger unorganisiert Sport, das heißt, sie gehen im Wald joggen und Ähnliches – auf eigene Initiative, ohne Anleitung. Auch wenn man be denkt, dass es vielleicht Leute gibt, die in allen drei Gruppen enthalten sind, muss man doch sagen: Nahezu zwei Drittel der Baden-Württemberger sind sportlich aktiv.

Das ist eine wesentliche Grundlage für das, was auch wirt schaftlich um das Feld Sport herum dazugehört. Es gibt z. B. 18 000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in der Sport wirtschaft. Der Umsatz der Branche beträgt rund 3,5 Milliar den €. Das ist mehr, als das Bekleidungsgewerbe, und etwa gleich viel, wie das Druckgewerbe an Umsatz hat.

Dabei ist eine unterschiedliche Wachstumsdynamik zu beob achten. Besonders stark zugenommen haben die Sportdienst leistungen. Im Jahr 2008 ist hier eine Zunahme im Vergleich zum Jahr 2000 um 70 % zu verzeichnen. Dazu gehören der Betrieb von Sportanlagen, Profisportmannschaften und Renn ställe, Sportveranstalter und Sportschulen. Auch bei der Zahl der selbstständigen Berufssportler und Trainer ist ein deutli cher Anstieg zu beobachten.

Ein wichtiger Wirtschaftszweig ist in Baden-Württemberg auch die Herstellung von – ich muss dazusagen: hochwerti ger – Sportbekleidung. Aber auch der Boots- und Jachtbau hat in diesen neun Jahren beim Umsatz um 66 % zugelegt. Das ist eine erstaunliche Zahl.

Ein wichtiger Beitrag zur Sportwirtschaft wird von Sportver bänden und Sportvereinen erbracht. Das erwartet man da ei gentlich gar nicht, weil sich diese nicht an der Gewinnerzie lung orientieren, dies zumindest nicht als Schwerpunkt haben. Dort aber ist der Umsatz in Baden-Württemberg im Ver gleichszeitraum um 62 % gestiegen, obwohl die Entwicklung bundesweit sogar rückläufig war, nämlich minus 1,4 %. Der Umsatz, den die Sportverbände und Sportvereine erzielen, ist mit immerhin 196 Millionen € etwa gleich hoch wie der Um satz bei der Herstellung von Sportgeräten in Baden-Württem berg.

Wichtige Bereiche sind auch Fitness- und Gesundheitskurse und der sport- und gesundheitsorientierte Tourismus. Auch Verlage in Baden-Württemberg kümmern sich wesentlich um das Thema Sport. Der Motorsport ist mit rund 600 Veranstal tungen im Jahr auch kräftig dabei.

Eine noch relativ neue Initiative, die aber sehr effizient ist, ist die vom Wirtschaftsministerium angestoßene Initiative „Part nerbetriebe des Spitzensports“, bei der sich Unternehmen mit Spitzensportlern zusammentun, um diesen zu ermöglichen, parallel eine Berufsausbildung zu machen, die ihnen auch spä ter eine Erwerbsbasis bietet, und trotzdem – was Spitzensport ler nun einmal müssen – regelmäßig in ihr Training zu kom men und regelmäßig an Meisterschaften teilzunehmen, die sehr häufig auch im Ausland stattfinden, weswegen keine re gelmäßige Anwesenheit im Betrieb möglich ist.

Besonders erwähnenswert finde ich die in der Beantwortung der Frage 7 dargestellten Studiengänge, die in Baden-Würt temberg im Schnittbereich von Sport und Wirtschaft angebo ten werden. Das sind immerhin 13 Bachelorstudiengänge und sechs Masterstudiengänge. Außerdem gibt es, was mir bisher auch nicht bewusst war, in Baden-Württemberg zwölf Part nerhochschulen des Spitzensports. Die sollten sich schon noch ein wenig deutlicher in der Öffentlichkeit zeigen.

Beachtlich – das ist die letzte Zahl, die ich herausstellen will – ist auch die Zahl der Messen im Sportbereich. In BadenWürttemberg finden jährlich allein acht Sportmessen am Standort Friedrichshafen und jeweils drei sportorientierte Messen in Freiburg, Karlsruhe, Offenburg und Stuttgart statt. Das ist, denke ich, eine wichtige Vervollständigung unseres Bildes vom Sportland Baden-Württemberg.

(Beifall bei der FDP/DVP und Abgeordneten der CDU)

Für die CDU-Fraktion erteile ich Frau Abg. Schütz das Wort.

(Abg. Dr. Klaus Schüle CDU: Exzellente Frau!)

Herr Präsident, meine sehr geehr ten Damen und Herren! Mit dem Thema „Sportwirtschaft in Baden-Württemberg“ behandeln wir einen relativ selten zi tierten Begriff, der jedoch aus zwei wichtigen Teilen besteht. Das ist zum einen die Wirtschaft mit all ihren Facetten und zum anderen der Sport, von dem wir alle mehr oder weniger etwas verstehen.

Bei diesem Thema sollte beachtet werden, dass der durch schnittliche Umsatz der Unternehmen auf diesem Sektor weit unter dem durchschnittlichen Umsatz aller Unternehmen im Land liegt. Das heißt, im Vergleich zur gesamten Wirtschaft sind im Bereich Sportwirtschaft überdurchschnittlich häufig Kleinunternehmen tätig. Großunternehmen sind im Bereich Sportwirtschaft kaum zu finden. Nur 1,2 % der Unternehmen setzen in diesem Bereich 5 Millionen € oder mehr um.

Mit der vorliegenden Großen Anfrage, die sehr gut ist, ist deutlich geworden, dass der Sport in Baden-Württemberg ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor ist, der maßgeblich zu Wirt schaftswachstum und damit verbunden zu Arbeitsplätzen bei trägt.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, Großveranstaltungen im Sportbereich gelten als Jobmotor. Zahlreiche Branchen kön nen davon profitieren. Nicht zuletzt deswegen wird beispiels weise der Auswahl der Übertragungsorte für Olympia und Fußballweltmeisterschaften große Aufmerksamkeit geschenkt.

(Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Tourismus!)

Nach Expertenschätzungen erfuhr die nationale Volkswirt schaft in Deutschland, insbesondere die seinerzeit kränkeln de Bauwirtschaft, dank der Ausrichtung der Fußballweltmeis terschaft im Jahr 2006 einen gewaltigen Umsatzzuwachs.

(Zuruf des Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP)

Der Nutzen des Sports als Wirtschaftsfaktor ist also unum stritten. Das breite Interesse am Sport macht diesen Aspekt umso attraktiver. Mehr als die Hälfte der 100 umsatzstärksten Firmen in Deutschland nutzen ihn als Marketingplattform.