Protokoll der Sitzung vom 25.04.2007

Unsere Sprachenkonzeption berücksichtigt die besondere his torische und geografische Situation der Rheinschiene als Grenzregion zum Elsass.

(Unruhe)

Der Französischunterricht schafft die Ausgangsbasis für ein noch intensiveres und langfristig erfolgreiches kulturelles und wirtschaftliches Zusammenleben über den Rhein hinweg. Dies wird im Übrigen – gerade am Oberrhein – durch zahlreiche öffentliche Organisationen wie Metropolregion oder Europaregionen – Euregios – auch gestützt. Aber ich sage auch ganz deutlich – –

(Glocke des Präsidenten)

Herr Minister, gestatten Sie eine Zwischenfrage der Frau Abg. Rastätter?

Ich würde sie nachher, wenn sie alle meine Aussagen kennt, gern fragen, ob sie dann noch eine Zwischenfrage hat. Ich möchte meine Ausführungen jetzt einmal am Stück halten.

Ich sage auch ganz deutlich: Die frühe und konsequente Orientierung hin zum Erlernen von Französisch ist keine Ent

scheidung gegen Englisch. Es ist eine Entscheidung für Sprachenvielfalt

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: So ist es!)

und für eine bestimmte Abfolge des Sprachenlernens.

(Zuruf von der SPD: Gegen Latein!)

Vor der Einführung des Fremdsprachenunterrichts in der Grundschule haben alle Schülerinnen und Schüler mit der ers ten Fremdsprache, sei es nun Englisch oder Französisch, erst in Klasse 5 begonnen. Wenn heute Fremdsprachenkenntnisse aus der Grundschule hinzukommen, ist dies immer ein Gewinn und keine Benachteiligung.

(Beifall bei der CDU – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Bravo!)

Im Übrigen ist es auch ein Gewinn im Vergleich zu allen anderen Bundesländern. Es gibt kein anderes Bundesland, in dem ab Klasse 1 eine Fremdsprache verpflichtend unterrichtet wird.

(Abg. Gunter Kaufmann SPD: Das ist ja auch nicht der Streitpunkt! – Gegenruf des Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Gott sei Dank!)

Auch an der Rheinschiene haben alle Schülerinnen und Schüler ein Englischangebot, das sie gut und angemessen auf Studium, Beruf und internationale Mobilität vorbereitet. An den Hauptschulen ist Englisch ab Klasse 5 Pflichtfremdsprache. Hauptschülerinnen und Hauptschüler können ab Klasse 5 neben der Pflichtfremdsprache Englisch einen freiwilligen französischen Zusatzunterricht im Umfang von drei Wochenstunden besuchen, der bis zum Abschluss der Hauptschule oder der Werkrealschule führt und auf Wunsch durch ein französisches Sprachenzertifikat ergänzt werden kann.

An allen Realschulen an der Rheinschiene gibt es ab Klasse 5 Englisch. Wer Englisch wählt, kann ab Klasse 7, wie überall im Land, Französisch als zweite Fremdsprache hinzuwählen. Vor allem für diese Schülerinnen und Schüler wurden für die Klassen 5 und 6 Brückenkurse in Französisch eingerichtet.

Das heißt, wir haben ganz einfach in einer Region, die Sie auch topografisch sehr gut als deutsch-französische Region erkennen können – der Blick auf Google Earth hilft Ihnen da ein Stück weiter –, mehr Französischunterricht in Grundschulen, Hauptschulen und Realschulen als früher. Das wird genau der Situation des Oberrheinraums gerecht.

Die Rückmeldungen aus den Pilotverbünden zeigen, dass in diesem und im letzten Schuljahr die freiwilligen Französischangebote von mehr als der Hälfte der Schülerinnen und Schüler der Haupt- und Realschulen wahrgenommen wurden. Da diese Schülerinnen und Schüler oft in der Region verbleiben, bieten sich ihnen mit guten französischen Sprachkenntnissen im Grenzgebiet interessante Ausbildungs- und Berufsperspektiven. Die notwendigen Lehrerstunden für diese Angebote werden den Schulen bedarfsgerecht direkt zugewiesen. Sie belasten den Pool der unteren Schulaufsichtsbehörden nicht.

Die Fremdsprachenkonzeption Baden-Württembergs basiert auf Mehrsprachigkeit und Kontinuität. Daher wird die Grund

schulfremdsprache Französisch bzw. Englisch verpflichtend in Klasse 5 des Gymnasiums weitergeführt. Eine spezielle Rolle spielen dabei die humanistischen Gymnasien, weil in diesen in der Regel vier Fremdsprachen gelernt werden und deswegen andere Sprachenfolgen möglich sind; aber das ist ein Ausnahmefall.

(Abg. Renate Rastätter GRÜNE: Aber die müssen kein Französisch lernen!)

Die Schülerinnen und Schüler erwerben in der Grundschule Sprachkompetenzen und Lernstrategien, die zu Beginn des gymnasialen Unterrichts weiterentwickelt und beim eigenverantwortlichen und selbstständigen Üben genutzt werden. Nach der vorwiegend kommunikativen Ausprägung der Fremdsprache in der Grundschule erfolgt jetzt eine zunehmende Systematisierung und Vertiefung.

An den Gymnasien an der Rheinschiene beginnt der Englischunterricht in der Mehrzahl der Schulen in Klasse 5.

(Abg. Renate Rastätter GRÜNE: Eben!)

Manche Schulen haben sich für einen Beginn in Klasse 6 entschieden,

(Abg. Renate Rastätter GRÜNE: Nein! So gut wie keine!)

manche für einen Beginn zwischen den Klassen 5 und 6. Die Schülerinnen und Schüler können am Gymnasium wie bisher in Englisch hervorragende Kompetenzen erwerben, die der Bedeutung der englischen Sprache in der Welt gerecht werden.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: So ist es!)

Dies gilt auch dann, wenn Englisch auf der Grundlage von Französisch und Latein als dritte Fremdsprache gelernt wird. Die frühe und konsequente Orientierung hin zum Erlernen des Französischen ist eben keine Entscheidung gegen Englisch. Wenn Sie das Budget für die erste und zweite Fremdsprache an den Gymnasien betrachten, sehen Sie, dass hier landesweit für beide Sprachen 40 Wochenstunden vorgesehen sind.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: So ist es!)

Es wird fast überall im Land genauso viel Englisch wie Französisch und genauso viel Französisch wie Englisch an den Gymnasien gelernt werden. Es ist einfach irreführend, wenn man immer wieder versucht, den Eindruck zu erwecken, dass Englisch benachteiligt würde und dass Schülerinnen und Schü ler nicht genügend Englisch lernen könnten.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU sowie des Abg. Dr. Hans-Peter Wetzel FDP/DVP – Abg. Karl-Wil- helm Röhm CDU: Das ist der entscheidende Punkt!)

Die andere Frage ist: Werden Schüler irgendwo benachteiligt, wenn es um Latein geht? Jede Schülerin und jeder Schüler eines Gymnasiums an der Rheinschiene kann Latein lernen und dabei den höchstmöglichen Abschluss, das große Latinum, erreichen. Damit sind sie auch nicht gegenüber den Schülern im württembergischen Landesteil benachteiligt; denn auch diese können im Gymnasium nicht mehr als das große Latinum erwerben.

Nun zur Frage, was denn aus dem Angebot der Kombination von Französisch und Latein zum Start geworden ist, das den Eltern die Möglichkeit gibt, sich für ihre Kinder für Englisch als dritte Fremdsprache zu entscheiden. Bisher ist schon sichergestellt, dass an mindestens zehn Gymnasien genau diese Sprachenfolge angeboten wird, weil die Eltern ihre Kinder hierzu angemeldet haben und weil sie sich hierüber sicherlich auch mit ihren Kindern verständigt haben.

Ich bin mir im Übrigen sicher, dass dieses Sprachenmodell in den kommenden Jahren gut akzeptiert wird und dass es seine pädagogische und didaktische Sinnhaftigkeit beweisen wird.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Jawohl!)

Diejenigen, die das Sprachenlernen wissenschaftlich untersuchen, kommen immer wieder zu dem Ergebnis, dass das Englischlernen auf der Basis von Latein und Französisch sehr viel leichter fällt als dann, wenn Englisch als erste Fremdsprache unterrichtet wird.

(Zuruf des Abg. Volker Schebesta CDU – Abg. Re- nate Rastätter GRÜNE: Es wird nur nicht angenom- men!)

Ich bin gespannt darauf, ob sich diese wissenschaftlich gestützten Annahmen auch an unseren Schulen bestätigen werden.

(Abg. Renate Rastätter GRÜNE: Es wird nicht ange- nommen! Es nützt nichts!)

Es wird angenommen, Frau Kollegin Rastätter. Die Schulen haben uns diese Rückmeldung gegeben. Wir haben bereits zehn Schulen, an denen das sicher ist.

(Abg. Renate Rastätter GRÜNE meldet sich zu einer Zwischenfrage.)

Ich habe Ihnen bereits gesagt, dass Sie Ihre Zwischenfrage nach dem Ende meiner Rede stellen können; dann haben Sie genügend Informationen von mir bekommen.

Ich bin davon überzeugt, dass mit den Angeboten und den Modellen auch an der Rheinschiene die unterschiedlichen Wünsche der Eltern und der Schülerinnen und Schüler bezüglich der Fremdsprachen Französisch, Englisch und Latein in Einklang gebracht werden können. Die sowohl von der SPD als auch von den Grünen geforderte, von ihnen so benannte „Wahlfreiheit“ bei der ersten fortgeführten Fremdsprache an Gymnasien besteht zum jetzigen Zeitpunkt weder an der Rhein schiene noch im württembergischen Landesteil. Die Rheinschiene ist hier in keinem Punkt benachteiligt.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: So ist es! Ja, in keinster Weise!)

Auch die Eltern im württembergischen Landesteil können für ihre Kinder nur unter den angebotenen Sprachenfolgen in den verschiedenen Schulprofilen wählen.

(Zuruf des Abg. Gunter Kaufmann SPD – Gegenruf des Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Ihr seid privile- giert! Bei euch wächst auch noch der Wein! – Gegen- ruf des Abg. Gunter Kaufmann SPD)

Sie können jedoch nicht individuell eine Sprachenfolge auswählen; das hat es noch nie und nirgendwo gegeben.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: So ist es! Wer will das auch bezahlen? Russisch? Chinesisch? Italie- nisch? – Gegenruf des Abg. Gunter Kaufmann SPD)

Da machen Sie den Eltern etwas vor. Das ist nicht redlich, Herr Kollege Kaufmann.