Ich glaube, dass wir auch unter Beweis stellen werden, dass wir dort, wo Aufklärungsbedarf besteht, wirklich keinerlei Nachsicht gegenüber denen üben, die Doping betreiben oder die Doping erst möglich machen.
Aber ich halte es auch für richtig, keine pauschale Diffamierung vorzunehmen. Die allermeisten Sportlerinnen und Sportler sind Menschen, die sich in dem Bestreben, in einem fairen Wettkampf zu hohen Leistungen zu kommen, engagieren. Sie haben die richtige Einstellung zu ihrem Sport, zu ihrem Gegenüber im Sport, zu ihrem Partner; sie haben auch die richtige Einstellung zu ihrer Gesundheit.
Das alles ist nur möglich, weil wir ein riesengroßes Netz von Ehrenamtlichen im Sport haben. Diese Ehrenamtlichen werden noch in diesem Jahr eine weitere Aufwertung ihrer Arbeit erfahren, und zwar durch eine bereits angekündigte neue Bundesgesetzgebung im steuerlichen Bereich, die weitere Erleichterungen für Übungsleiter und andere Ehrenamtliche bewirken wird. Damit ist eine Initiative des Landes Baden-Würt temberg, die wir mehrfach im Bundesrat vorgetragen haben, von der Bundespolitik aufgenommen worden. Wir sind sehr froh, dass damit auch ein weiteres Dankeschön an die Ehrenamtlichen im Sport erfolgt.
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Wie so oft, liebe Kolleginnen und Kollegen von der Opposition, reden Sie vieles schlecht. Ich habe über 20 Jahre Sport unterrichtet. Ich weiß, dass die Sportlehrer engagiert arbeiten und dass der Sport sehr ernst genommen wird.
(Abg. Ursula Haußmann SPD: Für Ihre Sonntagsre- de können sie sich nichts kaufen! – Abg. Karl-Wil- helm Röhm CDU zur SPD: Übrigens auch alte Sport- lehrer! Da verwahre ich mich gegen Ihre Unterstel- lung! Kommen Sie einmal in meinen Unterricht! – Heiterkeit – Gegenruf des Abg. Thomas Blenke CDU: So alte?)
Richtig. Auch ältere Sportlehrerkollegen machen einen sehr guten Unterricht. Ich warne Sie, solche Vorverurteilungen vorzunehmen.
Meine Damen und Herren, zum Sportland gehört nicht nur ausreichend Bewegung, sondern auch gesunde Ernährung. Das sind nicht nur Themen in Lifestyle-Magazinen, sondern diese Themen beherrschen mittlerweile auch Nachrichtenmagazine wie „Stern“ und „Focus“. Ich empfehle Ihnen, liebe männliche Kollegen, bei Gelegenheit den hochinteressanten Leitartikel im „Focus“ zu lesen. Er heißt „Verflixter Bauch“.
Tatsache ist – das hat Kollege Walter vorhin auch gesagt –, dass heute jedes fünfte Kind, jeder dritte Jugendliche und jeder zweite Erwachsene übergewichtig ist. Tatsache ist auch, dass es eine Hochrechnung gibt, die besagt, dass dieses Über
Meine Damen und Herren, daraus wird klar: Bewegung tut not! Sie ist für eine ganzheitliche und gesunde Entwicklung gerade unserer Kinder notwendig. Zu einer gesunden Lebensweise gehört neben Bewegung eben auch ausgewogene, gesunde Ernährung. Denn nicht nur zu wenig Bewegung macht dick, sondern auch zu viel und ungesundes Essen. Das ist nicht nur ein kosmetisches und optisches Problem. Es ist vor allem bei Jugendlichen auch das Problem, dass Krankheitsbilder entstehen, die sonst erst im höheren Alter auftreten, wie HerzKreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Gelenk- und Haltungsschäden. Es kommt zu verminderter geistiger und körperlicher Leistungsfähigkeit. Das verringert das Selbstwertgefühl und führt eventuell auch zu psychischen Störungen. Daher müssen wir alles tun, um unsere Kinder fit zu machen, um sie gesund und leistungsfähig auf ihren Lebensweg zu schicken.
Aber klar ist für uns alle, dass das Fundament dafür im Elternhaus gelegt wird; denn es ist zuerst einmal Aufgabe der Eltern, ihre Kinder zu erziehen und sie zu ernähren. Dort lernen die Kinder, was gegessen und getrunken wird. Wer zum Frühstück einen Schokoriegel und eine Cola bekommt, der weiß nicht, wie ein gesundes Frühstück aussieht.
(Abg. Winfried Kretschmann GRÜNE: Was folgt denn aus allem, was Sie uns hier in Form eines Gruß- worts sagen?)
Die Erziehungseinrichtungen wie Kindergärten und Schulen können dabei begleiten und Impulse setzen. Dort müssen wir unsere Chancen nutzen, unsere Kinder und Jugendlichen zu beeinflussen. Wir können dort vieles reparieren, was im Elternhaus versäumt wird.
Das gilt für Sport- und Bewegungsangebote, die wir in den Schulen machen. Darauf haben wir seit vielen Jahren großen Wert gelegt. Ich habe vorhin gesagt, was wir im Bereich Sport machen. Zum Thema Ernährung haben wir Schwerpunktprogramme aus dem Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum. Ich erinnere an „BeKi“, und ich erinnere an „Blickpunkt Ernährung“.
Wir haben 2005 von der CDU-Fraktion aus ein Forum „Ernährung und Bewegung“ veranstaltet. Schon da haben wir dieses Thema vertieft aufgegriffen. In der letzten Woche wurde die Adipositas-Akademie Baden-Württemberg gegründet. Auch das ist ein wichtiger Beitrag zur Ernährungserziehung.
Ich freue mich auch sehr, dass Herr Bundesminister Seehofer dieses wichtige Thema „Ernährung und Bewegung“ aufgegriffen hat. Er hat ein Eckpunktepapier vorgelegt. Wir in Baden-Württemberg haben langjährige Erfahrungen und können dem Bund und den anderen Ländern diese zur Verfügung stellen.
Es geht letztendlich darum, wie wir Prävention betreiben. Dabei müssen wir gemeinsam und unter Beteiligung aller gesellschaftlichen Kräfte arbeiten.
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Herr Minister Rau, wenn ich mir gleich eine Bemerkung zu Ihren Ausführungen gestatten darf, dann muss ich sagen: Ihre Rede triefte nur so vor Weihrauch und ging in keinster Weise auf das Thema der Aktuellen Debatte ein.
Ich könnte jetzt auch sagen: Es roch nach Weihrauch; es stank nach Weihrauch. Auf jeden Fall war es viel zu viel Weihrauch, und es klang sehr nach Sonntagsrede. Das hilft dem Sport in keinster Weise.
(Beifall bei der SPD – Abg. Helmut Walter Rüeck CDU: Weihrauch ist doch ein Wohlgeruch! – Zuruf von der SPD: Weihrauch ist gut gegen Schmerzen! – Zuruf der Abg. Elke Brunnemer CDU)
Frau Brunnemer, es geht auch nicht darum, hier Vorverurteilungen zu formulieren. Es geht einfach nur darum – das ist unser Anliegen –, den ganz normalen Schulalltag zu beleuchten und nicht nur die Eliteschulen zu sehen.
Was passiert mit den Kindern, die zu dick sind, die unbeweglich sind oder die nicht schwimmen können? In welchem Sportunterricht werden die denn aufgefangen? Wir alle wissen – das hat eine Untersuchung ergeben –, dass dies in star kem Maße Kinder betrifft, die aus sozial schwächeren Familien kommen. Da kann man das nicht den Eltern überlassen. Da ist es Aufgabe der Schule, dafür zu sorgen, dass sich die Kinder sportlich betätigen. Dazu brauchen wir Ganztagsschulen. Dazu brauchen wir aber auch ausgebildete Fachlehrer: Sportlehrer, die die Kinder mitnehmen und sie nicht einfach auf die Seite schieben und dort sitzen lassen. – Dieser Vorwurf gilt nicht für alle.
Wir müssen doch ganz einfach feststellen, wie die Realität an den Schulen aussieht. Dort ist es einfach so. Deswegen gibt es auch einen so hohen Prozentsatz an dicken, unbeweglichen Kindern. Deswegen haben wir eine hohe Zahl von Kindern, die nicht schwimmen können – weil sie einfach aussortiert werden. Ich denke, es wäre die große Chance von Ganztagsschulen, dies aufzufangen. Aber auch da gilt, was ich zuvor schon gesagt habe: Von nichts kommt nichts. Wir brauchen pädagogisches Personal. Die Schule muss in der Lage sein, sich mit finanziellen Mitteln die Partner einzukaufen, die sie braucht –
und wenn es die Sportvereine sind. Das geht, wie gesagt, nicht ohne Geld. Da vermisse ich nach wie vor das Engagement der Landesregierung und der Regierungsfraktionen.
Natürlich läuft immer irgendwo irgendetwas. Aber das reicht nicht, wenn man sich die Masse anschaut. Uns geht es darum, die Situation im Land wirklich einmal realistisch zu sehen
Jetzt möchte ich noch ganz kurz auf die Dopinggeschichte eingehen. Mein Kollege Martin Rivoir und ich haben am 3. Mai 2007 einen Brief an Herrn Minister Frankenberg geschrieben und ihn aufgefordert, diese Angelegenheit in seine unmittelbare Verantwortlichkeit zu ziehen
und von seinen rechtsaufsichtlichen Möglichkeiten Gebrauch zu machen, die mit § 3 des Universitätsklinikagesetzes in Verbindung mit § 68 des Landeshochschulgesetzes bestehen. Wir halten das für dringend erforderlich –
(Abg. Gundolf Fleischer CDU: Das hat Herr Profes- sor Brandis längst in die Wege geleitet! Der hat es gut gemacht!)
jetzt erst recht, aufgrund seiner aktuellen Äußerungen. Ich hoffe, dass Sie alle das unterstützen und dass die Aufklärung vom Land kommt und nicht immer nur auf den Bund verwiesen wird.